Hallo,
bei der Beschäftigung mit dem Fozgometer und Feickerts softwareunterstützter Messung kommt mir folgender Gedanke: Azimuth wird auf der Basis von Kanaltrennung eingestellt, minimales Übersprechen ist das Ziel, welches man erreicht, wenn die Spulen senkrecht zu den Rillenflanken angeordnet sind, zugleich sind die Nutzsignale beider Kanäle dann maximal. Mit der Azimuth-Drehung ändern sich die Phasenlagen des Übersprechsignals von vertikal (gegenphasig) auf horizontal (gleichphasig) für den einen Kanal, beim anderen entsprechend umgekehrt.
Spinne ich diesen Gedanken weiter, ist die Selbstverständlichkeit gleichen Frequenzgangs und Phasenverhaltens auf beiden Kanälen - echte Mono-Schallplatte vorausgesetzt- zumindest an den beiden HTA-Nulldurchgängen bei 120mm und bei 64mm Radius auch mit einem Minimum bei der Kanaldifferenz verbunden.
Daraus ließe sich folgende Methode ableiten: Man schließt einen passiven LS in Brücke an die + Anschlüsse einer Stereo-Endstufe an, womit das Monosummensignal weitgehend unterdrückt wird. Nur die Differenz wird hörbar. Mit dem Balanceregler werden Kanalabweichungen der beiden Systemkanäle und auch die Abweichungen im Lautstärkepoti ausgeglichen. Aus dem Lautsprecher hört man nun die Kanaldifferenz (sollte bei Monorille nicht vorhanden sein) und diese wird per Azimuthdrehung kompensiert, minimiert.
Jegliche Vertikalbewegung wird als Differenzsignal auftreten, deshalb sind Erschütterungen und Rumpeln zu vermeiden. Singles sind meist frei von Höhenschlägen, aber wenn alt, meist auch verschlissen durch häufiges Abspielen mit minderwertigen Tonabnehmern oder abgeschliffenen Nadeln, wodurch Kanaldifferenzen von den beiden Rillenflanken auftreten, also Rillenlaufgeräusche.
Es versteht sich, dass der VV weit aufgedreht wird (Aussteuerungsgrenzen wegen Verzerrungen beachten!), deshalb ist es sinnvoll, bei jeder Tonarmbewegung das Audiosignal irgendwo in der Kette vor dem Lautsprecher zu unterbrechen.
Bei mir hat sich ein ähnliches Verfahren bei der Tonkopfjustage (Tonbandgerät) bewährt, alternativ habe ich den Wiedergabekopf vorübergehend umgelötet, und die Summenbildung zeigt dann Kammfiltereffekte bei falscher Justage, mit RosaRauschen sofort hörbar.
Beim Tonabnehmer würde das dem einkanaliges Umpolen (rot<>grün tauschen) und Monotaste Drücken entsprechen. Die ist heute selten geworden, wirkt meist vor dem LS-Poti und die Wirkung des Balancepotis beschränkt sich auf den nachfolgenden Signalpfad, gleicht nicht eventuelle Pegeldifferenzen beim System aus. Deshalb ist dieser Weg nicht so gut.
Tonabnehmersysteme haben zwischen 25-35dB Übersprechen, daraus läßt sich erwarten, dass der Einstellbereich des Lautstärkepotis reichen könnte. Prinzipiell käme man mit haushaltsüblichen Hilfsmitteln zu einem ordentlichen Ergebnis.
Ich stelle diese einfache Vorgehensweise mal zur Diskussion, werde sie am Wochenende noch einmal selbst weitergehend prüfen. Aus dem Feickert-Youtube habe ich die Idee mitgenommen, eine MiniWasserwage selbst mittels Geodreieck um 0,5° Striche zu ergänzen.
Pause.
Jetzt habe ich gerade in einem Quick&Dirty Durchgang mit einer ungespielten Karajan-Mono-Aufnahme den Azimuth variiert und konnte den beschriebenen Effekt deutlich hören, verkippt spricht stärker über, senkrecht findet man ein Grundton-Minimum, bei dem das Rillengeräusch dominiert sowie die isolierten schrillen Höhen, wie sie als Übersprechprodukte den Erwartungen entsprechen.
Azimuth-Einstellung nach Gehör
ohne spezielle Hilfsmittel (nur eine echte Mono-Schallplatte)!
Grüße Hans-Martin