Horse Tea hat geschrieben:
1. Mit verschiedenen Boxen- und Sitzplatzpositionen (wenn überhaupt möglich) orientierende Messungen machen. Diese werden an Hand der Frequenzkurven (und des Phasenverhaltens?) beurteilt und die beste Position ausgewählt.
Hallo Horst-Dieter
Das Thema Phasenverhalten hat Uli auf seine Weise in jeder Beziehung durchleuchtet. Daran gemessen wäre mein Beitrag sehr gering, aber eins ist gewiss: Jede Auslöschung ist mit einem Phasenproblem verbunden, ist unkorrigierbar und eignet sich weder als Hörplatz noch als Boxenstandort (wenn man es eindimensional betrachtet). Praktisch würde ich den Raum abgehen und den besten Hörplatz finden, dann die Boxen verschieben, bis der Klang am ausgewogensten ist. Mit Raumkorrektur hat man einerseits tolle Möglichkeiten, aber Dips/Auslöschungen sind unkorrigierbar. Deshalb ist eine Auftrennung von Bässen wandnah (weniger als 1/4 Wellenlänge der Übergangsfrequenz) und digital verzögerten Hauptlautsprechern (mehr als 1 Wellenlänge von der Wand entfernt) aufgestellt. Ich halte ein 2.2 System für sehr überzeugend, nur das kann einen FG frei von Auslöschungen liefern, die Auslöschung des Sitzplatzes mit seiner Rückwand bleibt allerdings, und das regt zu weiteren Überlegungen an.
Wollte man sich alles messtechnisch erschließen, bräuchte man sehr lange, dann doch lieber eine Simulation.
2. Nun wird diese Raumsituation mit einer Zielkurve optimiert. Hier meine zweite Frage: Sieht diese dann immer (bei allen Räumen und LS) gleich aus? Daran habe ich weiter oben im Thread gezweifelt.
Bezüglich des Bassbereiches hast Du klare Vorschläge gemacht und dies mit Deinen Hörerfahrungen und der vom Tonneister angenommenen mittleren Abhörsituation beim Hörer begründet.
Egal ob Brüel&Kjaer, Floyd E. Toole, TacT, auch Acourate hat mt steigender Frequenz eine fallende Tendenz der Zielkurve. Ich bevorzuge zwischen 150Hz und 10kHz etwa -3 oder -4dB Abfall.
Hier meine dritte Frage: Wo ist in den Graphiken von Markus genau die 1. Modenfrequenz (rechts und links)?
Die krasse Verschiedenartigkeit der L und R Messergebnisse im Bass lässt natürlich Zweifel an ihrer Zuverlässigkeit aufkommen, aber eine Raumunsymmetrie ist natürlich ebenso denkbar, bei der Türen und Fenster auf der einen Raumhälfte (Dämpfung), oder aber ein L-förmiger Raum die Parameter durcheinanderwirbelt. In einem symmetrischen Raum sollte man von gepaarten Boxen auch gleichwertige Messergebnisse erwarten können, das ist hier aber offensichtlich nicht der Fall.
Ich tippe auf 1. Mode bei 20 Hz (nicht mehr per LS angeregt), und 40Hz, 60Hz, 80Hz sind erkennbar, demnach hätte der Raum etwa 8,60m Länge. Wenn man die Raummaße kennt, auch die gegebenen Koordinaten des Hörplatzes und der LS-Platzierung, wird alles überschaubarer. Ausnahmen mögen die Regel bestätigen, aber das ist nur ein Spruch, mir ist bisher eigentlich immer noch eine messtechnische Bestätigung der Raumlänge und des Hörplatzes untergekommen.
Und: Zwar benutze ich im Moment auch das Trinnovverfahren, habe aber auch mit Carma/Audionet gearbeitet, wo ein sanfter Höhenabfall (aus der Erinnerung heraus kontinuierlich etwa -3dB von 1-20 kHz) als Zielkurve vorgegeben wird. Das empfand ich als angenehm, frage mich aber auch hier, ob das nicht auch wieder vom LS abhängt.
Natürlich hängt das auch vom LS ab, was er raustut, aber am Sitzplatz auch von dem Mikrofon und was dort als Direktschall und von Reflexionen ankommt.
Eine Messung ist entweder per kalibriertem Messmikrofon (dadurch dieses mit linearem FG) am Hörplatz höhenärmer und fällt oberhalb 10kHz schnell ab, oder es ist mit mehreren Mikrofonpositionen (s.:Trinnov ST-2) und Zeitfensterung auf den Direktschall ausgerichtet, und die Messung zeigt am Ende das, was vom Lautsprecher unter reflexionsfreien ("schalltoten") Bedingungen gemessen wurde, also ein recht linearer FG der Quelle. Es obliegt dem Hersteller, den Benutzer über seine Arbeitsweise und Strategie aufzuklären. Oder zuindest anzuregen, dass der Benutzer sich jemand kommen lässt, der das System beherrscht und vor Ort einrichtet. Da der Grundpreis der Hardware nicht gerade das Sonderangebot der Stunde ist, sollte man eine daran gemessen kleine Reserve einplanen - oder mangels eigener Geduld gleich die Finger davon lassen.
Ich weiß nicht, wie großzügig der Verkäufer mit dieser Dienstleistung angesichts des Umsatzes umgeht, aber wer ein solches System gebraucht zum stark verlustbehafteten Preis erwirbt, kann weder auf diese Großzügigkeit setzen, noch auf eine Relation des Preises der Dienstleistung zum Gebrauchtmarktpreis, der das Alter ber+cksichtigt. Schließlich sind die Löhne und Kosten zwischenzeitlich gestiegen. Und der Gebrauchtpreis spiegelt die Wettbewerbssituation im Markt von Angebot und Nachfrage - und auch den technischen Fortschritt, wenn ein neueres verbessertes Gerät vom selben Hersteller oder Mitbewerber zu finden ist.
Bei mir hat es 6 Monate gebraucht, bis ich auf meiner steilen Lernkurve aus eigener Kraft zufriedenstellende Ergebnisse hatte. Vor 17 Jahren waren aber noch weniger Stellschrauben im Spiel als bei Trinnov.
Wer sich auf ein Korrektursystem "eingeschossen" hat, kann idR innerhalb von weniger als 2 Stunden vor Ort eine überzeugende Performance liefern, vom Auspacken des Gerätes an gerechnet.
Es ist also gut, das Korrektursystem zu kennen, zu wissen, wie die Messung zustandekommt, auf was man sich eigentlich einlässt, wie man die Zielkurve gestalten muss, unter Berücksichtigung des Mikrofons, der Messmethode, der Glättungsalgorithmen, der Raumeigenheiten, des persönlichen Geschmacks /Bedarfs des Benutzers, und nicht zuletzt, der Eigenschaften des Lautsprechers, der all das verzerrungsarm liefern soll, was das System per Korrektur plus die Musik von ihm verlangen.
Die von Markus erstellten Grafiken zeigen für mich keine nennenswerten Veränderungen oberhalb 500Hz zwischen vorher/nachher. Was also macht das System, wenn man es wie eingestellt hat?
Alles, was nicht den Erwartungen entspricht, muss untersucht werden, bis dessen Ursache gefunden ist. Ob das System selbst eine Störung hat, oder die eigene vereinfachende Modellvorstellung eigentlich unvollständig ist, wird sich hoffentlich klären lassen. Steile Lernkurve erwünscht!
Grüsse Hans-Martin