KSTR hat geschrieben:
Das ist eine sehr berechtigte Frage und eine Antwort könnte sein, dass der LS zu sehr tiefen Frequenzen sinnvollerweise wieder in Richtung Kugelcharakteristik 'degeneriert'. Wenn die weitgehend destruktive Schall'addition' einen Großteil des Hubes zu verschlingen droht macht es keinen Sinn mehr das Prinzip vollständig anzuwenden, das wird man sicher bedacht haben. Das ist dann immer noch besser als ein reiner Monopol.
Hallo Klaus,
genau wie Du es beschreibst, so wird's wohl laufen. Der LS wäre damit ein Kardioid, jedoch nur im mittleren und oberen Bassbereich.
Ich kenne u.a. eine PA-Firma, die ein Patent auf ein passives Element hält und diese Elemente auch praktisch einsetzt, welche genau denselben Zweck erfüllen.
Dieses Grundkonzept - ob aktiv oder passiv realisiert - ist eine "wirtschaftliche Variante", wenn man einen Kardioid etwa oberhalb der Schröderfrequenz vieler Wohnräume wünscht, aber den zugehörigen "Dipol Zuschlag" im tiefen und mittleren Bass nicht zahlen will oder kann, weil man z.B. ein "Kampfpreis" Produkt anbieten möchte.
(Dipolkomponente erfordert 8-fachen Hub bei halber Frequenz im Tiefton, Monopol nur den 4-fachen.)
Bei einer (Dipol-) Pfadlänge um 40cm wird das Erzeugen einer Dipol-Komponente spätestens unterhalb 60Hz extrem "hubintensiv", wer hier nicht mit entsprechendem Verschiebevolumen ausgestattet ist, für den ist das Spiel daher bereits bei moderaten Pegeln schnell zu Ende.
Die "Äquivalenzfrequenz" eines solchen Dipols (bzw. einer gedachten "Dipol-Komponente"), wo er gleichen Schalldruck auf Achse wie ein Monopol bei gleichem Hub aufbauen kann, liegt hier bei 40cm Tiefe so um die 120Hz.
Damit man eine "echte" Dipolkomponente, die keine Nebenmaxima im Polardiagramm hat, auch in höheren Basslagen aufbauen kann, dürfte die Pfadlänge ca. 1/3 der abgestrahlten Wellenlänge nicht wesentlich überschreiten. Von daher existiert auch eine obere Grenze, wo der Einsatz der Dipol-Komponente noch wirklich sinnvoll ist. Die liegt hier irgendwo merklich oberhalb von 200Hz.
Der Frequenzbereich, in dem die "Kii" potentiell als Kardioid arbeiten kann, ist also "raumakustisch interessant" und gleichzeitig ist das Konzept sehr wirtschaftlich (zumindest für den Hersteller ...), denn extreme zu installierende Verschiebevolumen werden vermieden, durch die eher konventionelle Auslegung im tiefen und mittleren Bass.
Im Bereich unterhalb der Schröderfrequenz kann dieses Konzept natürlich spezialisierte Mutlisubwoofersysteme oder Subwoofersysteme mit Richtwirkung nicht ersetzen, die im Gegensatz zu Monopolen eine bessere Steuerung der Modenanregung im Raum ermöglichen und auch von der Position im Raum gesondert von den Haupt-LS optimiert werden können:
Im Bereich unterhalb der Schröderfrequenz zumindest größerer Hörräume, dürfte die Kii sich wie jede "übliche Box" im Tiefton verhalten.
Aber der Höreindruck bezüglich der Tieftonqualität wird durch die mittleren und höheren Basslagen entscheident mitgeprägt.
Wer selbst mit Dipolen und Kardioiden arbeitet, der weiß das ...
Trotzdem zeigt dieser hier besprochene LS m.E. ansatzweise, wohin die Reise geht, denn LS ohne Kontrolle der Richtwirkung im Tiefton werden im HiFi- und besonders im High End Bereich nicht mehr lange ganz vorn mitmischen können bzw. nur um den Preis extremer Akustikmaßnahmen in den weitaus meisten Wohn- und Hörräumen, und die will normalerweise kein Hörer - zumal im Tiefton - so gern freiwilllig mitmachen. Erst recht nicht mehr, wenn sich - in einigen weiteren Jahren - noch mehr herumgesprochen hat, daß es im Tiefton auch anders gehen könnte.
Grüße aus Reinheim
Oliver