AcourateClean und Reclocking mit Mutec MC-3+
Verfasst: 12.01.2014, 19:26
M/S-Codierung/Decodierung mit AcourateClean und
Reclocking durch Mutec 1GHz-Clock MC-3+
Zwei Korrekturverfahren im direkten Hörvergleich
1. Einleitung
Wie die meisten anderen auch habe ich erst auf dem Forumstreffen die Bekanntschaft mit AcourateClean machen können - eine durchaus überzeugende Bekanntschaft.
Umso gespannter war ich darauf, in Ruhe zuhause mit vertrautem Setup zu untersuchen, inwieweit sich Unterschiede zwischen AcourateClean und dem Reclocking mit der Mutec MC-3+ ergeben - und zwar in Hinblick auf die Charakteristik wie auch den Grad der Intensität des jeweiligen Optiumierungsprozesses. Denn auf dem Forumstreffen war mir bereits aufgefallen, dass der Effekt ähnlich bei beiden Verfahren ist.
Insbesondere interessierte mich die Frage, inwieweit man mit AcourateClean die gleiche klangliche Verbesserung erreicht wie mit dem Reclocking. Angesichts der Tatsache, dass Acourate Clean nur ein Drittel einer Mutec Clock MC-3+ kostet, eine in meinen Augen interessante Fragestellung.
Zu den technischen Hintergründen beider Verfahren wurde im Forum schon viel geschrieben, deshalb erspare ich mir das an dieser Stelle und komme gleich zum Hörvergleichs.
2. Versuchsaufbau
Den Hörvergleich habe ich an meinem Setup durchgeführt. Details dazu sind hier zu finden: http://www.aktives-hoeren.de/viewtopic. ... 363#p73363
Ich habe zunächst zwei Verzeichnisse für die Musikfiles eingerichtet, mit "Stereo" und mit M/S" bezeichnet. In beiden befinden sich die gleichen Musikstücke. Im Stereo-Verzeichnis sind die Musikfiles unbehandelt, im M/S-Verzeichnis wurden sie der M/S-Codierung unterworfen. Die Stücke habe ich aus den Playlists der letzten beiden Forumstreffen entnommen.
M/S-Codierung:
Es gibt von Foobar einen einfachen M/S-Codierer (PlugIn) sowie einen Freeware-VST-Codierer der Firma Voxengo; letzten habe ich verwendet. Das Codieren habe ich mit Foobar, in welchem das Voxengo-VST-PlugIn eingebunden wurde, über die sog. "Convert-Funktion" erledigt.
Wenn man den File zusätzlich mit Acourate-Filtern convolven möchte, so kann man im DSP-Manager von Foobar den normalen Convolver (in meinem Falle der Sourceforge-VST-Convolver) und das PlugIn für die M/S-Codierung hintereinander hängen und damit in einem Rutsch durchlaufen lassen (sog. "DSP-Chains"). Ich habe Foobar so konfiguriert, dass ich zuerst das Convolving der Korrekturfilter und dann die M/S-Codierung vornehme, bzw. beim Stereo-Verzeichnis nur das Convolving mit den Acourate-Filtern.
Signalwege:
In meinem Setup habe ich dank mehrerer analoger Ausgänge beim DAC und mehrerer Eingänge beim Preamp die Möglichkeit, mehrere Signalwege parallel zu konfigurieren: ein Signalweg für die M/S-codierten Files, in welchem zwischen DAC und Preamp das kleine AcourateClean-Kästchen mittels hochwertiger Cinchkabel eingeschleift wird, und ein Signalweg für die normalen Stereofiles den ich direkt mit Cinchkabeln gleicher Qualität hergestellt habe. Ein schnelles Hin- Und Herschalten ist somit möglich, während ich zwischen Stereo-Files und M/S-Files wechsele.
Um generelle Unterschiede zwischen beiden Signalwegen auszuschließen, habe ich auf beiden Signalwegen Stereo-Files zur Probe gehört, nachdem ich zuvor auf dem AcourateClean-Signalweg die Clean-Funktion im Kästchen deaktiviert habe.
Beim Reclocking kam die bewährte Mutec-Clock MC-3+ zum Einsatz, der besseren Vergleichbarkeit wegen nur eine einzelne (also nicht meine Kaskade).
3. Hörvergleich
Die typischen Merkmale des durch Jitter verursachten Störspektrums im analogen Klang bilden sich für mich unter anderem ab in folgenden vergleichenden Parametern:
Konfiguration 1: ohne AcourateClean und ohne Reclocking (Stereo-Codierung).
Konfiguration 2: mit AcourateClean ohne Reclocking (M/S-Codierung)
Konfiguration 3: mit Reclocking ohne AcourateClean (Stereo-Codierung)
Konfiguration 4: mit Reclocking und mit AcourateClean (M/S-Codierung)
Dazu hörte ich im Vergleich jeweils die ersten 30 Sekunden eines vertrauten Stückes mehrmals hintereinander in den wechselnden Konfigurationen.
Konfiguration 1:
Zunächst einmal das offensichtlichste: Konfiguration 2,3 und 4 hören sich allesamt besser an als Konfiguration 1. Nun geht es aber an die Differenzierung, worin sich die Korrektur-Charakteristiken jeweils unterscheiden:
Konfiguration 2:
Im Vergleich zu Konfiguration 1 habe ich folgende Veränderungen wahrgenommen:
Tonal: Die Bassabbildung wirkt ein wenig schlanker, Mitten werden ausdrucksstärker, Höhen werden feiner/weicher. Tonal ausgewogener - vor allem im Mittenbereich bei Natur-Instrumenten und Gesangsstimmen, die dadurch natürlicher und körperhafter wirken.
Detailabbildung: Details kommen ein wenig deutlicher zur Geltung
Räumlichkeit: Hier geschehen aus meiner Sicht die deutlichsten Verbesserungen in Hinblick auf Lokalisationsschärfe sowie im Hinblick auf die Stabilität und Kontur der Phantommitte. Das Klangbild wirkt aufgeräumter. Instrumente bekommen mehr ihre natürliche Größe zurück. Im Vergleich dazu wirken die Instrumente im Konfiguration 1 etwas aufgeblähter. Die Breite der Bühne bleibt unverändert, die Tiefe nimmt ein Stück zu.
Natürlichkeit/Lebendigkeit:
Das Klangbild wird ruhiger und sauberer. Die Musik lässt einen entspannter zurücklehnen. Bei komplexen Orchesterpassagen behält man leichter den Überblick und die Durchhörbarkeit.
Konfiguration 3:
Im Vergleich zu Konfiguration 1 und 2 habe ich folgende Veränderungen herausgehört:
Tonal: Die Bassabbildung wirkt konturierter als in Konfiguration 2 (erst recht im Vergleich zu Konfiguration 1). Die Mitten und vor allem Höhen wirken weicher und natürlicher als im Konfiguration 1 (ähnlich wie in Konfiguration 2. Das gesamte tonale Spektrum wirkt mehr aus einem Guss als in Konfiguration 1 aber auch bei Konfiguration 2.
Detailabbildung: Deutlich bessere Detaildarstellung als in Konfiguration 1 und einen Tick besser als Konfiguration 2 vor allem im Bass- und Höhenbereich. Mittendetails in etwa gleich wie mit Konfiguration 2.
Räumlichkeit: Mehr Rauminformation als in Konfiguration 1 und ein wenig besser als in Konfiguration 2. Zunahme der Lokalisationsschärfe, allerdings nicht so ausgeprägt wie mit AcourateClean in Konfiguration 2. Phantommitte deutlicher als in Konfiguration 1 etwas weniger ausgeprägt als mit Konfiguration 2. Hier ist eindeutig die Stärke von AcourateClean hörbar. Die Bühne hingegen ist beim Reclocking deutlich hörbar breiter und tiefer als mit oder ohne AcourateClean. Es ist mehr Raum um die Instrumente herum. Dagegen wirkt es bei Konfiguration 1 und 2 enger und kompakter.
Lebendigkeit/Natürlichkeit: Das Klangbild wirkt ähnlich beruhigt und aufgeräumt wie in Konfiguration 2 mit AcourateClean. Insgesamt aber atmet die Musik mehr, wirkt luftiger und losgelöster als in Konfiguration 1 und 2. Der musikalische Fluss ist noch stärker ausgeprägt als in Konfiguration 2 mit AcourateClean, und auch die Durchhörbarkeit, das Eintauchen in die Details geschieht durch die größere Luftigkeit besser als mit AcourateClean.
Konfiguration 4:
Hier möchte ich gar nicht in die Darstellung einzelner Klangparameter einsteigen. Denn im Zusammenwirken von AcourateClean und Reclocking kann ich feststellen, dass das beste aus beiden Welten zusammenkommt. Alle klanglichen Parameter legen nochmal zu. Was das eine VErfahren nicht ganz so gut bewerkstelligt wie das andere, wird hier gegenseitig ausgeglichen. Das drückt sich vor allem in der Raumabbildung aus: Nun ist das Klangbild räumlich noch klarer definiert, mit felsenfester Phantommitte, breiter Bühne mit großer iefenstaffelung, aber zugleich auch luftig, losgelöst. Man fühlt sich mehr eingehüllt und involviert. Wenn man sich darauf eingehört hat, fällt es sehr schwer, die Frage zu beantworten, auf welche der beiden Maßnahmen man eher verzichten würde. Wahrscheinlich hängt es letztlich von der Hörpräferenz ab. Ich glaube, ich würde dem Reclocking mehr den Vorrang geben, einfach wegen dieser breiteren und tieferen Bühne und der Luftigkeit im Klangbild, die durch AcourateClean alleine nicht entsteht. Aber zum Glück brauche ich mich nicht zu entscheiden.
4. Weiterführende Tests
1. Reclocking-Kaskade:
Ich probierte aus, inwieweit meine Reclocking-Kaskade aus 3 hintereinander geschalteten Mutec-MC-3+ Acourate-Clean überrunden würde. Ergebnis: Ja, das tut sie locker in allen Disziplinen, und legt in allen Disziplinen nochmal ein gutes Stück zu.
Erstes Aber: Die Kosten sind entsprechend hoch.
Zweites Aber: Setze ich in meiner Reclocking-Kaskade zusätzlich noch AcourateClean ein, dann hört man auch dann noch eine weitere Verbesserung in den stärkeren Disziplinen von AcourateClean durch: Lokalisationsschärfe, Stabilität der Phantommmitte sowie eine weitere Beruhigung des Klangbildes.
2. Linetreiber:
Hier ging es mir ausschließlich darum, ob der in den Signalweg eingeschleifte AcourateClean-Prozessor mit integriertem Linetreiber der neuen Generation (lt Aussagen von Hanno Sonder u.a. anderer OP-Amp) klangliche Einbußen insbesondere in puncto Detailauflösung und Dynamik bewirkt.
Im direkten A/B-Vergleich über meine beiden DAC-Preamp-Signalwege (einmal direkte ACSS-Verkabelung, einmal mit eingeschleiftem AcourateClean-Prozessor mit deaktiviertem AcourateClean ergaben sich keine hörbaren Einbußen. Der Linetreiber ist absolut klangneutral in jeder Disziplin. Inwieweit dies auch auf den direkten Antrieb von Aktiv-Lautsprecher zutrifft, konnte ich leider nicht testen, da meine Adam Tensor ausschließlich symmetrische Signaleingänge haben.
3. Test mit einem Netbook:
Da mein Audio-PC Setup schon ziemlich hochgezüchtet ist, führte ich den Test Durchgang 1-4 nochmal durch mit einem Netbook (Asus 1011P) mit kleinem Atomprozessor, Windows 8.0 und JPlay im Single-PC Modus. Er wurde wie auch mein Dual-PC-Setup über ein gertifziertes Hiface an den Rest der weiteren Kette angeschlossen.
Ergebnis: Es kamen die gleichen Verbesserungen heraus - allerdings mit viel größeren Unterschieden im Vergleich zum Durchgang 1 (ohne AcourateClean und ohne Reclocking), und - das soll auch erwähnt werden - im Gesamtergebnis bei weitem nicht auf dem gleichen klanglichen Niveau wie mit meinem AudioPC-Setup. Als grobe Orientierung: Mit 3- fachem Reclocking und mit AcourateClean am Netbook kommt man in etwa auf das Klangniveau des AudioPC-Setup ohne AourateClean und ohne Reclocking. Das mag verdeutlichen, wie die Reihenfolge der Optimierungsmaßnahmen im Idealfall aussehen sollte...
Es macht aber (leider) auch dieses Mal wieder deutlich, dass keine Maßnahme eine andere komplett ersetzen kann, sondern sie sich in gewissem Umfang allesamt positiv addieren.
5. Fazit
Die M/S-Codierung/Decodierung mit AcourateClean und das Reclocking via Mutec MC-3+ haben in ihren klanglichen Auswirkungen eine gemeinsame Schnittmenge, vor allem was das aufgeräumte und beruhigte Klangbild anbelangt. Darüberhinaus haben sie aber auch Stärken gegenüber dem jeweils anderen Korrekturprinzip: Während AcourateClean, das Klangbild klarer in seinen räumlichen Strukturen definiert (vor allem die Phantommitte), bringt das Reclocking mit der Mutec MC-3+ mehr räumliche Ausdehnung in Breite und Tiefe, sowie mehr Fluss ins Spiel.
Diese Unterschiede erklären sich aus dem technischen Hintergrund des jeweiligen Verfahrens: AcourateClean kann ausschließlich jene Komponenten des Störspektrums reduzieren, die sich auf Kanal-Interferenzen beziehen (sei es durch Jitter oder andere Faktoren bedingt) also nicht auf andere Komponenten des Jitters, die sich ja ebenfalls im Störspektrum niederschlagen. Reclocking hingegen reduziert jene Komponenten des Störspektrums, die sich auf Jitter beziehen (wozu u.a. auch Kanalinterfrenzen gehören), kann aber keine der anderen Ursachen von Kanal-Interferenzen (z.B. durch Kanalabweichungen im DAC/Ausgangsstufe o.ä.) auskorrigieren, wie dies AcourateClean kann.
Auch in ihren formalen Eigenschaften gibt es Unterschiede: Die MC 3+ ist teurer, braucht aber kein zusätzliches Handling der vorhandenen Musikfiles, um seine segensreiche Wirkung zu entfalten. Umgekehrt formuliert: Acourate Clean setzt ein zusätzliches Handling der Musikfiles in Form von Convolving für die M/S-Codierung voraus, ist dafür aber deutlich preiwerter - und man erhält obendrein noch einen Linetreiber dazu.
Weil sich beide Verfahren in ihrer Wirkung nur in begrenztem Umfang überlappen, in anderen aber auch positiv addieren, gehören sie aus meiner Sicht beide in ein Setup oder sollten zumindest in der Kombination ausprobiert werden.
Grüße
Fujak
Reclocking durch Mutec 1GHz-Clock MC-3+
Zwei Korrekturverfahren im direkten Hörvergleich
1. Einleitung
Wie die meisten anderen auch habe ich erst auf dem Forumstreffen die Bekanntschaft mit AcourateClean machen können - eine durchaus überzeugende Bekanntschaft.
Umso gespannter war ich darauf, in Ruhe zuhause mit vertrautem Setup zu untersuchen, inwieweit sich Unterschiede zwischen AcourateClean und dem Reclocking mit der Mutec MC-3+ ergeben - und zwar in Hinblick auf die Charakteristik wie auch den Grad der Intensität des jeweiligen Optiumierungsprozesses. Denn auf dem Forumstreffen war mir bereits aufgefallen, dass der Effekt ähnlich bei beiden Verfahren ist.
Insbesondere interessierte mich die Frage, inwieweit man mit AcourateClean die gleiche klangliche Verbesserung erreicht wie mit dem Reclocking. Angesichts der Tatsache, dass Acourate Clean nur ein Drittel einer Mutec Clock MC-3+ kostet, eine in meinen Augen interessante Fragestellung.
Zu den technischen Hintergründen beider Verfahren wurde im Forum schon viel geschrieben, deshalb erspare ich mir das an dieser Stelle und komme gleich zum Hörvergleichs.
2. Versuchsaufbau
Den Hörvergleich habe ich an meinem Setup durchgeführt. Details dazu sind hier zu finden: http://www.aktives-hoeren.de/viewtopic. ... 363#p73363
Ich habe zunächst zwei Verzeichnisse für die Musikfiles eingerichtet, mit "Stereo" und mit M/S" bezeichnet. In beiden befinden sich die gleichen Musikstücke. Im Stereo-Verzeichnis sind die Musikfiles unbehandelt, im M/S-Verzeichnis wurden sie der M/S-Codierung unterworfen. Die Stücke habe ich aus den Playlists der letzten beiden Forumstreffen entnommen.
M/S-Codierung:
Es gibt von Foobar einen einfachen M/S-Codierer (PlugIn) sowie einen Freeware-VST-Codierer der Firma Voxengo; letzten habe ich verwendet. Das Codieren habe ich mit Foobar, in welchem das Voxengo-VST-PlugIn eingebunden wurde, über die sog. "Convert-Funktion" erledigt.
Wenn man den File zusätzlich mit Acourate-Filtern convolven möchte, so kann man im DSP-Manager von Foobar den normalen Convolver (in meinem Falle der Sourceforge-VST-Convolver) und das PlugIn für die M/S-Codierung hintereinander hängen und damit in einem Rutsch durchlaufen lassen (sog. "DSP-Chains"). Ich habe Foobar so konfiguriert, dass ich zuerst das Convolving der Korrekturfilter und dann die M/S-Codierung vornehme, bzw. beim Stereo-Verzeichnis nur das Convolving mit den Acourate-Filtern.
Signalwege:
In meinem Setup habe ich dank mehrerer analoger Ausgänge beim DAC und mehrerer Eingänge beim Preamp die Möglichkeit, mehrere Signalwege parallel zu konfigurieren: ein Signalweg für die M/S-codierten Files, in welchem zwischen DAC und Preamp das kleine AcourateClean-Kästchen mittels hochwertiger Cinchkabel eingeschleift wird, und ein Signalweg für die normalen Stereofiles den ich direkt mit Cinchkabeln gleicher Qualität hergestellt habe. Ein schnelles Hin- Und Herschalten ist somit möglich, während ich zwischen Stereo-Files und M/S-Files wechsele.
Um generelle Unterschiede zwischen beiden Signalwegen auszuschließen, habe ich auf beiden Signalwegen Stereo-Files zur Probe gehört, nachdem ich zuvor auf dem AcourateClean-Signalweg die Clean-Funktion im Kästchen deaktiviert habe.
Beim Reclocking kam die bewährte Mutec-Clock MC-3+ zum Einsatz, der besseren Vergleichbarkeit wegen nur eine einzelne (also nicht meine Kaskade).
3. Hörvergleich
Die typischen Merkmale des durch Jitter verursachten Störspektrums im analogen Klang bilden sich für mich unter anderem ab in folgenden vergleichenden Parametern:
- Tonal: schärfere Höhen und obere Mitten, kräftigerer (aufgeblasener) Bass mit Tendenz zum Dröhnen und Wummern.
- Detailabbildung: Details Höhen klingen verschliffen, Sybillanten verzischelt und scharf, Bass unpräzise und ohne klare Konturen, Abnahme der Rauminformationen durch weniger Feintransienten
- Räumlichkeit: Abnahme der Lokalisationsschärfe, Instrumente wirken größer aber auch undeutlicher, diffusere bzw. leicht wandernde Phantommitte (z.T. auch je nach Tonhöhe), geringere Breite und Klangbühne, geringere Tiefenstaffelung, weniger Raum zwischen den Instrumenten wahrnehmbar.
- Natürlichkeit / Lebendigkeit: Unruhiges Klangbild, wird besonders bei Natur-Lautstärke (Orchester-Aufnahmen) schnell nervig. Kein oder wenig ausgeprägter musikalischer Fluss. Alles wirkt eher holzschnittartig analytisch und leblos. Geringes emotionales Involviertsein in das musikalische Geschehen.
Konfiguration 1: ohne AcourateClean und ohne Reclocking (Stereo-Codierung).
Konfiguration 2: mit AcourateClean ohne Reclocking (M/S-Codierung)
Konfiguration 3: mit Reclocking ohne AcourateClean (Stereo-Codierung)
Konfiguration 4: mit Reclocking und mit AcourateClean (M/S-Codierung)
Dazu hörte ich im Vergleich jeweils die ersten 30 Sekunden eines vertrauten Stückes mehrmals hintereinander in den wechselnden Konfigurationen.
Konfiguration 1:
Zunächst einmal das offensichtlichste: Konfiguration 2,3 und 4 hören sich allesamt besser an als Konfiguration 1. Nun geht es aber an die Differenzierung, worin sich die Korrektur-Charakteristiken jeweils unterscheiden:
Konfiguration 2:
Im Vergleich zu Konfiguration 1 habe ich folgende Veränderungen wahrgenommen:
Tonal: Die Bassabbildung wirkt ein wenig schlanker, Mitten werden ausdrucksstärker, Höhen werden feiner/weicher. Tonal ausgewogener - vor allem im Mittenbereich bei Natur-Instrumenten und Gesangsstimmen, die dadurch natürlicher und körperhafter wirken.
Detailabbildung: Details kommen ein wenig deutlicher zur Geltung
Räumlichkeit: Hier geschehen aus meiner Sicht die deutlichsten Verbesserungen in Hinblick auf Lokalisationsschärfe sowie im Hinblick auf die Stabilität und Kontur der Phantommitte. Das Klangbild wirkt aufgeräumter. Instrumente bekommen mehr ihre natürliche Größe zurück. Im Vergleich dazu wirken die Instrumente im Konfiguration 1 etwas aufgeblähter. Die Breite der Bühne bleibt unverändert, die Tiefe nimmt ein Stück zu.
Natürlichkeit/Lebendigkeit:
Das Klangbild wird ruhiger und sauberer. Die Musik lässt einen entspannter zurücklehnen. Bei komplexen Orchesterpassagen behält man leichter den Überblick und die Durchhörbarkeit.
Konfiguration 3:
Im Vergleich zu Konfiguration 1 und 2 habe ich folgende Veränderungen herausgehört:
Tonal: Die Bassabbildung wirkt konturierter als in Konfiguration 2 (erst recht im Vergleich zu Konfiguration 1). Die Mitten und vor allem Höhen wirken weicher und natürlicher als im Konfiguration 1 (ähnlich wie in Konfiguration 2. Das gesamte tonale Spektrum wirkt mehr aus einem Guss als in Konfiguration 1 aber auch bei Konfiguration 2.
Detailabbildung: Deutlich bessere Detaildarstellung als in Konfiguration 1 und einen Tick besser als Konfiguration 2 vor allem im Bass- und Höhenbereich. Mittendetails in etwa gleich wie mit Konfiguration 2.
Räumlichkeit: Mehr Rauminformation als in Konfiguration 1 und ein wenig besser als in Konfiguration 2. Zunahme der Lokalisationsschärfe, allerdings nicht so ausgeprägt wie mit AcourateClean in Konfiguration 2. Phantommitte deutlicher als in Konfiguration 1 etwas weniger ausgeprägt als mit Konfiguration 2. Hier ist eindeutig die Stärke von AcourateClean hörbar. Die Bühne hingegen ist beim Reclocking deutlich hörbar breiter und tiefer als mit oder ohne AcourateClean. Es ist mehr Raum um die Instrumente herum. Dagegen wirkt es bei Konfiguration 1 und 2 enger und kompakter.
Lebendigkeit/Natürlichkeit: Das Klangbild wirkt ähnlich beruhigt und aufgeräumt wie in Konfiguration 2 mit AcourateClean. Insgesamt aber atmet die Musik mehr, wirkt luftiger und losgelöster als in Konfiguration 1 und 2. Der musikalische Fluss ist noch stärker ausgeprägt als in Konfiguration 2 mit AcourateClean, und auch die Durchhörbarkeit, das Eintauchen in die Details geschieht durch die größere Luftigkeit besser als mit AcourateClean.
Konfiguration 4:
Hier möchte ich gar nicht in die Darstellung einzelner Klangparameter einsteigen. Denn im Zusammenwirken von AcourateClean und Reclocking kann ich feststellen, dass das beste aus beiden Welten zusammenkommt. Alle klanglichen Parameter legen nochmal zu. Was das eine VErfahren nicht ganz so gut bewerkstelligt wie das andere, wird hier gegenseitig ausgeglichen. Das drückt sich vor allem in der Raumabbildung aus: Nun ist das Klangbild räumlich noch klarer definiert, mit felsenfester Phantommitte, breiter Bühne mit großer iefenstaffelung, aber zugleich auch luftig, losgelöst. Man fühlt sich mehr eingehüllt und involviert. Wenn man sich darauf eingehört hat, fällt es sehr schwer, die Frage zu beantworten, auf welche der beiden Maßnahmen man eher verzichten würde. Wahrscheinlich hängt es letztlich von der Hörpräferenz ab. Ich glaube, ich würde dem Reclocking mehr den Vorrang geben, einfach wegen dieser breiteren und tieferen Bühne und der Luftigkeit im Klangbild, die durch AcourateClean alleine nicht entsteht. Aber zum Glück brauche ich mich nicht zu entscheiden.
4. Weiterführende Tests
1. Reclocking-Kaskade:
Ich probierte aus, inwieweit meine Reclocking-Kaskade aus 3 hintereinander geschalteten Mutec-MC-3+ Acourate-Clean überrunden würde. Ergebnis: Ja, das tut sie locker in allen Disziplinen, und legt in allen Disziplinen nochmal ein gutes Stück zu.
Erstes Aber: Die Kosten sind entsprechend hoch.
Zweites Aber: Setze ich in meiner Reclocking-Kaskade zusätzlich noch AcourateClean ein, dann hört man auch dann noch eine weitere Verbesserung in den stärkeren Disziplinen von AcourateClean durch: Lokalisationsschärfe, Stabilität der Phantommmitte sowie eine weitere Beruhigung des Klangbildes.
2. Linetreiber:
Hier ging es mir ausschließlich darum, ob der in den Signalweg eingeschleifte AcourateClean-Prozessor mit integriertem Linetreiber der neuen Generation (lt Aussagen von Hanno Sonder u.a. anderer OP-Amp) klangliche Einbußen insbesondere in puncto Detailauflösung und Dynamik bewirkt.
Im direkten A/B-Vergleich über meine beiden DAC-Preamp-Signalwege (einmal direkte ACSS-Verkabelung, einmal mit eingeschleiftem AcourateClean-Prozessor mit deaktiviertem AcourateClean ergaben sich keine hörbaren Einbußen. Der Linetreiber ist absolut klangneutral in jeder Disziplin. Inwieweit dies auch auf den direkten Antrieb von Aktiv-Lautsprecher zutrifft, konnte ich leider nicht testen, da meine Adam Tensor ausschließlich symmetrische Signaleingänge haben.
3. Test mit einem Netbook:
Da mein Audio-PC Setup schon ziemlich hochgezüchtet ist, führte ich den Test Durchgang 1-4 nochmal durch mit einem Netbook (Asus 1011P) mit kleinem Atomprozessor, Windows 8.0 und JPlay im Single-PC Modus. Er wurde wie auch mein Dual-PC-Setup über ein gertifziertes Hiface an den Rest der weiteren Kette angeschlossen.
Ergebnis: Es kamen die gleichen Verbesserungen heraus - allerdings mit viel größeren Unterschieden im Vergleich zum Durchgang 1 (ohne AcourateClean und ohne Reclocking), und - das soll auch erwähnt werden - im Gesamtergebnis bei weitem nicht auf dem gleichen klanglichen Niveau wie mit meinem AudioPC-Setup. Als grobe Orientierung: Mit 3- fachem Reclocking und mit AcourateClean am Netbook kommt man in etwa auf das Klangniveau des AudioPC-Setup ohne AourateClean und ohne Reclocking. Das mag verdeutlichen, wie die Reihenfolge der Optimierungsmaßnahmen im Idealfall aussehen sollte...
Es macht aber (leider) auch dieses Mal wieder deutlich, dass keine Maßnahme eine andere komplett ersetzen kann, sondern sie sich in gewissem Umfang allesamt positiv addieren.
5. Fazit
Die M/S-Codierung/Decodierung mit AcourateClean und das Reclocking via Mutec MC-3+ haben in ihren klanglichen Auswirkungen eine gemeinsame Schnittmenge, vor allem was das aufgeräumte und beruhigte Klangbild anbelangt. Darüberhinaus haben sie aber auch Stärken gegenüber dem jeweils anderen Korrekturprinzip: Während AcourateClean, das Klangbild klarer in seinen räumlichen Strukturen definiert (vor allem die Phantommitte), bringt das Reclocking mit der Mutec MC-3+ mehr räumliche Ausdehnung in Breite und Tiefe, sowie mehr Fluss ins Spiel.
Diese Unterschiede erklären sich aus dem technischen Hintergrund des jeweiligen Verfahrens: AcourateClean kann ausschließlich jene Komponenten des Störspektrums reduzieren, die sich auf Kanal-Interferenzen beziehen (sei es durch Jitter oder andere Faktoren bedingt) also nicht auf andere Komponenten des Jitters, die sich ja ebenfalls im Störspektrum niederschlagen. Reclocking hingegen reduziert jene Komponenten des Störspektrums, die sich auf Jitter beziehen (wozu u.a. auch Kanalinterfrenzen gehören), kann aber keine der anderen Ursachen von Kanal-Interferenzen (z.B. durch Kanalabweichungen im DAC/Ausgangsstufe o.ä.) auskorrigieren, wie dies AcourateClean kann.
Auch in ihren formalen Eigenschaften gibt es Unterschiede: Die MC 3+ ist teurer, braucht aber kein zusätzliches Handling der vorhandenen Musikfiles, um seine segensreiche Wirkung zu entfalten. Umgekehrt formuliert: Acourate Clean setzt ein zusätzliches Handling der Musikfiles in Form von Convolving für die M/S-Codierung voraus, ist dafür aber deutlich preiwerter - und man erhält obendrein noch einen Linetreiber dazu.
Weil sich beide Verfahren in ihrer Wirkung nur in begrenztem Umfang überlappen, in anderen aber auch positiv addieren, gehören sie aus meiner Sicht beide in ein Setup oder sollten zumindest in der Kombination ausprobiert werden.
Grüße
Fujak