Liebe Freunde der sauberen IV-Konvertierung,
weiter im Text. Das Konzept ist jetzt natürlich maßgeschneidert für einen IV-Trafo. Erinnert Euch, die mechanische Trennung der digitalen und analogen Welt ist erfolgt und muss jetzt irgendwie auf die elektrische Trennung der beiden Schaltungsteile ausgeweitet werden. Ich habe mich einige Zeit damit beschäftigt, was der Markt dafür an Übertragern bietet - es gibt da einiges von Jensen, Lundahl und Sowter, was mir interessant erschien. Hängen blieb ich beim Sowter Typ 9545:
Ja, ich weiß, ist auch der teuerste, kostet das eineinhalbfache der Lundahls, aber was soll's. Brian Sowter finde ich auch persönlich sehr nett, er hat sich per Mail sehr interessiert gezeigt an meinem Vorhaben und eifrig mit mir diskutiert. Der Sowter 9545 hat einen Frequenzgang, der von 5Hz bis 50kHz innerhalb +-0,25dB verläuft! Ein Trafo! Das muss man sich erst mal klarmachen. Er hat eine Induktivität von 6H, das ist gewaltig. Mumetallkern. Vollgeschirmt mit zusätzlichem innerem Schirm. Zwei bifilar gewickelte Primärwicklungen - das ist ideal! An jeder Primärwicklung kann ein DA-Wandlerzweig differenziell andocken, so dass die Addition der beiden Mono-DACs auch noch gleich ganz nebenbei vom Übertrager übernommen wird. Die Sekundärwicklung hat einen Mittelabgriff - so liefert er ein symmetrisches Signal. Und er verstärkt das Signal gleich um 20dB, also Faktor 10, weil die Windungsverhältnisse 1+1:5+5 sind. Die beiden Primärspulen werden jede von einer DAC-Hälfte beliefert, also ist das Übersetzungsverhältnis 1:10.
Allerdings liefert so ein Übertrager sein Signal an einen ganz genau berechneten Sekundärwiderstand, der ja, wie weiter oben beschrieben, mit dem Quadrat des Übersetzungsverhältnisses, also hier 100, an die Primärseite, also die DAC-Ausgänge, tranformiert wird. Deshalb wird hier oft das (extrem hochohmige) Gitter einer Verstärkerröhre angeschlossen, um keine weiteren, das Ergebnis verfälschenden Ströme durch die nachfolgende Verstärkerstufe zu ziehen. Aber alles was recht ist, zum Röhrenfreak werde ich nicht, keine Sorge. Jetzt geht es darum, die Spannung nochmal um ca. Faktor 4 zu verstärken und gleichzeitig den Trafoausgang nicht zu belasten. Das nun ist eine Paradedisziplin eines OPs. Nur, weil ein OP da vorne am Stromausgang des DACs nichts verloren hat, heißt das noch lange nicht, dass man hier keinen einsetzen dürfte. Es wäre etwas merkwürdig, hier Bedenken zu haben, und am Ende dann spielen zwei Aktivboxen das Musiksignal ab, in denen geschätzte 50 OPs in jeder verbaut sind. Die HF ist weg, und der OP kann ganz in Ruhe seiner Verstärkungsaufgabe nachkommen. Die Quellimpedanz ist niedrig, im Wesentlichen der Innenwiderstand der Sekundärwicklung, und wenn der OP ein bisschen verstärken darf, ist das umso besser, weil er weniger gegengekoppelt werden muss.
Das Platinchen mit diesen OPs drauf kriegt gleich noch einen Job. Es ersetzt die bisherige Eingangsplatine, um dem G-ADS1 DAC im Standby die Eingänge zu den Ausgängen durchzuschleifen, und unterdrückt Ein- und Ausschaltplopps mit diesen kleinen Goldkontaktrelais:
Die Übertrager kommen nun in den Alublock:
Der kommt dann in den ADS1. In der Mitte sieht man die Schrauben des DAC-Boards, das von unten angeschraubt ist:
Die Übertrager schweben nun über einer Stelle des Akurate-Boards, an der eh keine Bauteile sind:
Der Ausgang des kleinen Zwischenverstärkers geht nun direkt in die bisherige Ausgangstufe. Fertig verdrahtet sieht das dann so aus:
Was messtechnisch ideal funktioniert, ist das Anti-Aliasing-Filter. Bei der Abtastfrequenz von 352,8 bzw. 384kHz darf möglichst nichts mehr durchgehen. Linn macht das in seiner Filterstufe so, dass ein moderat steiles Filter bei ca. 60kHz anfängt abzuschneiden. Bei den Übertragern kann man die Filterfrequenz einfach dadurch einstellen, dass man den IV-Widerstand nicht nur auf der Sekundärseite einsetzt, sondern den geforderten Wert durch eine Mischung aus primär- und sekundärseitigem Widerstand zusammensetzt. Rechenbeispiel zur Verdeutlichung:
Nehmen wir an, der IV-Widerstand sollte 100 Ohm sein (in Wirklichkeit ist er kleiner, aber ich nehme mal ein rundes Beispiel). Nun kann man den so realisieren, dass man primärseitig 100 Ohm nach Masse hinmacht und auf der Sekundärseite offen lässt, also einen unendlichen Widerstand. Oder man lässt primärseitig offen und setzt sekundärseitig n² mal 100 Ohm, also 10kOhm ein. Oder eben eine Mischung, z. B. die Parallelschaltung aus 200 Ohm primärseitig und n² mal 200 Ohm sekundärseitig. Oder 150 Ohm plus n² mal 300 Ohm oder 300 plus n² mal 150 etc.
Auf diese Weise habe ich die -3dB-Frequenz des Filters auf 65kHz eingestellt, also ähnlich wie im Originalfilter. Aber ohne irgendeinen Kondensator im Signalweg! Viel mehr als 65kHz lässt der Übertrager eh nicht zu - aber 65kHz ist schon ein Wort für einen Trafo. Aber eins ist klar, die Klangqualität steht und fällt natürlich mit der Qualität des eingesetzten IV-Trafos. Allerdings ist es nicht gerade schwierig, den Klang eines OPs an dieser Stelle zu toppen.
Für das DAC Upgrade kann man nun also einen G-ADS1 nehmen und die Hauptplatine ein bisschen umstricken, so dass die Versorgung der dort sitzenden Clock-Spannungsregler aus dem Linnnetzteil erfolgt. Dann werden die DA-Wandler entfernt und die Verkabelung für den neuen DAC vorgenommen. Dann werden auf dem neuen Subchassis DAC, Übertrager, Zwischenverstärker und die modifizierte Hauptplatine montiert. Die Hauptplatine des Linn muss man leider komplett ausbauen, weil man an die Unterseite der Buchsenanschlüsse muss, um die Masseverbindungen zu kappen und neue zu schaffen. Dann müssen neue Kabelverbindungen für die Ausgänge rein und man kann alles zusammenbauen. Bleibt zu hoffen, dass dann alles funktioniert. Der gezeigte Prototyp jedenfalls funktioniert prächtig.
Bleibt die Frage: Wie klingt das?
Viele Grüße
Gert