Verehrte Herrschaften,
nun kenne ich den ZP90 ja so allmählich recht gut. Allerdings habe ich keinen Schaltplan des Gerätes, sondern habe mir die relevanten Schaltungsteile mit der Lupe und Messgeräten erschlossen. Den Clockteil kenne ich natürlich exakt, das habe ich alles genau ausgemessen. Allerdings wußte ich bisher im Analogteil des Originals so manchen Bauteilwert nicht genau, weil sich Kondensatoren und Spulen im eingebauten Zustand nicht richtig messen lassen. Ist auch nicht so wichtig, wenn man die Schaltung eh durch etwas Eigenes ersetzt, wie ich das bisher beim Analogupgrade gemacht habe. Nun hat mich die genaue originale Schaltung aber doch genauer interessiert - aus zwei Gründen. Erstens wollte ich der Sache auf den Grund gehen, warum meine Schaltung deutlich besser klingt. Und zweitens hat meine Schaltung den Nachteil, dass sie auf der Zusatzplatine aufgebaut ist. Das ist zwar mit Geduld und Spucke hinzukriegen, ohne dass die recht erheblichen HF-Störstrahlungen durch die drei Antennen da reinstrahlen, aber das ist jedesmal ein furchtbares Gefummel, da kommt es auf mm an beim Verlegen der Leitungen und ich muss allerlei Schirmmaßnahmen treffen. Viel einfacher wäre es, wenn ich - wie bei der Originalschaltung - die Bauteile in SMD-Ausführung auf der Originalplatine unterbringen könnte. Dort sind sie optimal geschirmt, weil flach direkt über dem schirmenden Grundblech angeordnet - außerdem ist die Platine mit ordentlichen Masselayern ausgestattet. Also habe ich in den sauren Apfel gebissen, einen ZP90 geschlachtet und im Analogteil jedes dieser teilweise sehr winzigen Bauteile einzeln ausgelötet und vermessen. Nun, dadurch bin ich nun im Besitz eines vollständigen Schaltplans mit allen Bauteilwerten dieses Analogteils. Ich habe mir nun die kleine Mühe gemacht, die komplette Analogschaltung mit einem PSpice-Programm zu simulieren, und dasselbe mit meiner Schaltung zu machen. Klar, über die Aussagekraft von Messwerten einer Schaltung lässt sich natürlich vortrefflich streiten. Aber nicht, wenn derart eklatante Unterschiede zu finden sind wie hier. Zunächst die Fourieranalyse eines 1kHz-Sinustons bei einem Pegel von -20dB (1/10) unter Vollausteuerung. Hier die Originalschaltung:
Die y-Achse ist der Pegel in dB. Interessant ist der Klirrfaktor, der sowas wie die Aufsummierung der Harmonischen K2-K9 darstellt. 0,13%, nun, das ist nicht gerade berühmt. Schauen wir das mal bei meiner Schaltung an:
Das ist schlicht um Faktor 1000 besser. Klar, wird nun der Kritiker sagen, das ungeübte Ohr hört weder 0,13% noch ein Tausendstel davon. Gut, schauen wir uns also mal den Klirr bei Vollausteuerung an, zunächst wieder das Original:
Eieiei, über 50% Klirr! Das nenne ich mal glatt übersteuert, das ist ja furchtbar. Das geht übrigens zum allergrößten Teil auf das Konto der nicht gerade elegant eingesetzten Muting-Transistoren. Das hört nun wirklich jeder. Bei meiner Schaltung:
Das schöne an der Aktion ist, dass ich nebenbei begriffen habe, wie ich ein noch besseres Analogupgrade machen kann. Die Bauteile der originalen Schaltung muss man dazu allerdings fast vollständig abräumen. Nun kann ich aber meine Schaltung auf die Originalplatine löten, so dass ich das Störstrahlungsproblem nicht mehr habe. Das geht aber nur ohne die bisher verwendeten BurrBrown-Buffer im Ausgang. Die sind aber nur wichtig, wenn längere Kabel verwendet werden, wie z. B. beim direkten Anschluss an Aktivboxen. Bei den üblichen 0,5-1m, die zu einem VV anfallen, würde ich auf die Buffer verzichten und dafür die schön geschirmte Lösung auf der Originalplatine bevorzugen. Auf der Zusatzplatine, auf der auch die neue Clock des Digitalupgrades sitzt, befindet sich dann nur noch das Mutingrelais für die Analogausgänge mit zugehöriger Ansteuerung.
Das bedeutet im Klartext: Ab sofort mache ich beim Analogupgrade die neue Schaltung auf die Originalplatine, dafür keine Buffer mehr rein. Das ist ein erheblicher Lötaufwand, aber ich lasse den Aufpreis zum Digitalaupgrade bei den bisherigen 200 Euro. Wenn jemand die Buffer zusätzlich benötigt, weil er lange Kabel (sagen wir 3-10m) zu Aktivboxen treiben will, kann ich das aber immer noch zusätzlich machen (nochmal plus 100 Euro).
Das wird die meisten aber eh nicht betreffen - in den allermeisten Fällen wird der ZP90 sowieso an einem externen DAC betrieben, und da ist das Analogupgrade unerheblich. Für diejenigen, die den analogen Ausgang nutzen, könnte das aber interessant sein.
Viele Grüße
Gert