Pete Seeger - We Shall Overcome (Pop)

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
Franz
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Pete Seeger - We Shall Overcome (Pop)

Beitrag von Franz »

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Die LP-Version enthielt lediglich einen Auszug von 13 Aufnahmen des wohl wichtigsten Konzertes seiner Karriere. John Hammond, Seegers Produzent bei Columbia, nahm das Konzert auf Anregung Harold Leventhals auf. Es wurde Petes erfolgreichste Veröffentlichung auf Columbia und zeigte sein Charisma als Sänger, Aktivist, Träumer und Idealist (Leslie Berman in den Liner Notes). Die CD-Wiederveröffentlichung enthält erstmals das komplette Konzert mit allen Ansagen. Mit nur drei Mikrofonen am 8. Juni in der berühmten New Yorker Carnegie Hall aufgenommen, bieten die beiden klangtechnisch digital neu gemischten und aufgearbeiteten CDs eine unglaublich dichte Atmosphäre. Antikriegslieder wie Hirsch Gliks „Schtille Di Nacht“, das spanische „Viva La Quince Brigada“ und Lieder der Bürgerrechtsbewegung gegen Rassendiskriminierung wie „We Shall Overcome“, „If You Miss Me At The Back of the Bus“ stehen neben traditionellen Liedern. Seeger bringt jeweils drei Songs von zwei jungen, damals noch relativ unbekannten Liedermachern, Tom Paxton (u. a. einen seiner ersten Topical Songs „What Did You Learn On School Today“) und Bob Dylan („Who Killed Davey Moore“, „Farewell“ und „Hard Rain“), sowie von der Liedermacherin Malvina Reynolds „Mrs. Clara Sullivan’s Letter“ und „Little Boxes“ (der einzige Chartshit, den Seeger als Solist hatte).

Dies stellt ein quasi historisches Tondokument von überwältigender Authentizität dar. Wer dieses Konzert heute sich anhört, bekommt eine Ahnung davon, was sich in den Staaten in jenen Jahren sowohl politisch wie auch in der Bürgerrechtsbewegung abgespielt hat. Für mich ein musikalisches Monument jener Jahre, gar ein Vermächtnis Pete Seegers.

Gruß
Franz
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Thomas K.
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Beitrag von Thomas K. »

Hallo Franz,
gibt es also doch noch jemanden ausser meiner Frau und mir, der Pete Seeger mag.
Hast Du eigentlich noch weitere Empfehlungen von ihm?
Deine Empfehlung werde ich mir auf jeden Fall bestellen, mich würde aber Dein Urteil zu dieser
http://www.amazon.de/Pete-Seeger-Schaub ... 160&sr=8-1
interessieren, falls Du sie kennst.

Grüße
Thomas K.
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Franz
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Beitrag von Franz »

Hallo Thomas,

leider kenne ich diese Aufnahme noch nicht, weiß nur, daß er dort die gleichen Stücke gesungen hat wie sie auf vielen anderen Einspielungen auch vorhanden sind. Die Atmosphäre muß allerdings eine besondere gewesen sein, und das macht ja bekanntlich dann auch den besonderen Reiz einer Aufnahme aus. Pete Seeger live wird immer ein Erlebnis sein, der Mann hatte etwas zu sagen und zu singen.

Einen Tipp will ich dir aber in diesem Zusammenhang noch geben, hatte an anderer Stelle schon mal darauf hingewiesen, nämlich hier: http://www.aktives-hoeren.de/viewtopic.php?f=17&t=144

Die gehört in jede gut sortierte Sammlung, umwerfende Räumlichkeit, berauschende atmosphärische Dichte. Am besten als Platte. :)

Gruß
Franz
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Bernd Peter
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Beitrag von Bernd Peter »

Hallo Franz,

da fehlt dann nur noch die dritte schöne Aufnahme aus der Carnegie Hall, die von Peter, Paul and Mary.

Und wie paßt das sonst zu Seeger?

Mary Allin Travers wurde am 9. November 1936 in Louisville, Kentucky, als Tochter eines Journalisten geboren. Zur Folkmusik führte sie Pete Seeger, der im gleichen Haus lebte wie die Familie. Travers arbeitete an einem Album Seegers mit und auch bei zwei Konzerten in der Carnegie Hall. Aber erst die Begegnung mit Yarrow und Stookey machte Mary Travers zur selbständigen, erfolgreichen Künstlerin.

Peter, Paul und Mary bahnten Bob Dylan den Weg und trugen seinen Song "Blowin' in the Wind" bei einer Demonstration im August 1963 in Washington vor. Mit ihrer Opposition gegen den Vietnam-Krieg beeinflussten sie nicht nur die Jugendszene, sondern wirkten auch in den amerikanischen Mainstream hinein.

Gruß

Bernd Peter
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Franz
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Beitrag von Franz »

Ja, Bernd Peter,

damit schließt sich ein Kreis. Danke für diesen Hinweis. :cheers:

Übrigens: Diese Aufnahme nimmt damalige Themen wieder auf:

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Review von Dani Fromm

In Mavis Staples begegnet man einer lebenden Legende: Bereits seit den 50er Jahren als Mitglied der Staple Singers unterwegs, blickt sie neben den Soul- und Gospel-Hits, die die Gruppe bis in die 80er hinein landete, auf eine beeindruckende Solo-Karriere zurück. Mit "We'll Never Turn Back" setzt sich Mavis Staples nun ein weiteres Denkmal in den Annalen der Musik. Hier meldet sich eine Zeitzeugin zu Wort, deren Werk eine einzige Demonstration von Unbeugsamkeit, Kraft und ungebrochenem Optimismus darstellt. Mavis Staples' Botschaft transportiert die Hoffnung auf eine bessere Welt. Ist das noch zeitgemäß? weiterlesen

Ry Cooder, der "We'll Never Turn Back" produzierte, verpasst zahlreichen Traditionals ein frisches Gewand, ohne ihnen ihre Erdgebundenheit zu nehmen. Der Respekt vor dem Ausgangsmaterial bleibt nicht nur spürbar, er steht zu jedem Zeitpunkt im Vordergrund. Songs wie der Titeltrack, eröffnet von einer einsamen, vibrierend scheppernden Basssaite und Gesang, behalten trotz überarbeitetem Arrangements ihren archaischen Charakter und scheinen über Wurzeln bis zum Erdmittelpunkt zu verfügen. Repetitive Strukturen, die immer weiter ausgeschmückt werden, verströmen Sicherheit und Entschlossenheit.

"Down In Mississippi" heißt uns ein schwerer Bluesrhythmus willkommen, dem der Backgroundgesang von Ladysmith Black Mambazo, einem Chor aus Südafrika, zusätzliche Tiefe verleiht. Erdig und handgemacht der Sound, zu dem der Blick stolz und ohne Reue über die eigene Vergangenheit gleitet. Mavis Staples personalisiert traditionelle Lyrics, indem sie ihre Gedanken und Erinnerungen einflicht, und brilliert mit einer Stimme, in der gelebtes Leben, Erfahrung und Weisheit mitschwingen.

Das Duett "In The Mississippi River" greift das klassische Gospel-Konzept des Wechselgesangs auf. Die musikalische Grundlage entstammt auch hier dem Blues: Gitarre und Bass geben den Ton an, die Drums fungieren lediglich als Rhythmusgeber. In "On My Way" korrespondieren in gleicher Weise Leadgesang und Chor, auch hier werden die Harmonien dem Blues entlehnt. Druck- und schwungvoll geht es dagegen in "99 And 1/2" zur Sache. Mavis Staples gibt und verlangt einhundert Prozent. Ihr Ruf nach "Freedom now!" dürfte schwer zum Verstummen zu bringen sein.

Filigrane Gitarren begleiten das melodie-, aber weniger rhythmuslastige "My Own Eyes", in dem Mavis Staples zum Weinen schön ihre eigene Geschichte Revue passieren lässt: "I would tell you no lies, I leave that to the politicians." Dieses Zusatzes hätte es nicht bedurft, um zu verdeutlichen, dass Mavis Staples allem voran eines ist: Durch und durch authentisch und glaubwürdig. In "I'll Be Rested" geht es ebenfalls ruhiger zu. Rys Sohn Joachim Cooder sorgt für flächigere, etwas modernere, dafür weniger bluesige Untermalung. Mit "Jesus Is On The Main Line" setzt eine von einem phantastischen Basslauf getragene Gospelhymne wie aus dem Bilderbuch einen würdigen Abschluss. "Sing Hallelujah and never get tired."

Wenn in "Turn Me Around" gegen Ungerechtigkeit, Hass, Krieg, Intoleranz, Diskriminierung und Unterdrückung angesungen wird, wenn "We'll Never Turn Back" klug und wohlüberlegt zu friedlichem, aber bestimmten Widerstand, zu Beharrlichkeit und Standhaftigkeit aufruft, dann ertönt der Soundtrack des Civil Rights Movements erneut. Dies ist Musik im Sinne Gandhis, im Sinne von Malcolm X und Dr. Martin Luther King. Deren Kampf ist noch lange nicht zu Ende sondern aktuell wie eh und je, und er erfordert hundertprozentigen Einsatz. "99 and 1/2 just won't do."
http://www.laut.de/Mavis-Staples/Well-N ... 28Album%29

Gruß
Franz
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Thomas K.
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Beitrag von Thomas K. »

Hallo Franz,

herzlichen Dank für die Tips, das Weavers Konzert werde ich mir mitbestellen.
Da ich ein beinharter Digitalo wie Fujak bin, wird es nicht die Platte sein.
Wobei ich zugeben muß, daß diese Konzerte aus der Vordigitalaera von Platte natürlich authentischer sind.

Grüße
Thomas
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Franz
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Beitrag von Franz »

Thomas, ich habe inzwischen beide Versionen vorliegen und kann somit vergleichen. Die CD-Ausgabe ist sehr gut. Abgehört über den gertifizierten Sonos kommt kaum noch der Drang auf, sie als Platte aufzulegen. Musik pur, rein und unverfälscht. Du kannst also getrost mit der CD hören. Mit Platte hören zu wollen, hat für mich nun eher nostalgischen Reiz und Charme.

Gruß
Franz
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Unicos
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Beitrag von Unicos »

Hallo Franz,

danke fuer die Mavis Staples Empfehlung. Sehr gute CD.

Gruss

Thomas
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Franz
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Beitrag von Franz »

Um auf das Pete Seegers Konzert noch einmal zurückzukommen: Es handelt sich dabei um eine historische Aufnahme, nichts Audiophiles. Aber hört euch mal an, wie es ist, wenn bei manchen Stücken der ganze Saal mitsingt. Das geht richtig unter die Haut. Wo erlebt man heute noch so etwas in der Form? Dabei sind die Zuhörer äußerst diszipliniert und stimmen textkundig mit ein, wenn Pete Seegers sie dazu animiert. Und das kommt für mich derart ergreifend schön, selbst bei dieser eher durchschnittlichen Klangqualität, daß man den Atem anhält beim Zuhören. Das sind so Momente, wo mir das Musikhören so richtig Freude macht, weil ich merke, da hat sich etwas Großartiges an jenem Abend in der Carnegie Hall abgespielt. Wunderbar ist das! Hier habe ich noch den Auftritt von Pete Seeger mit den Weavers am gleichen Ort entdeckt: Hört mal rein. :cheers:

http://www.youtube.com/watch?v=IrhwcrEdsL4

Gruß
Franz
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Bernd Peter
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Beitrag von Bernd Peter »

Hallo Franz,

Du bist ein echter Musikliebhaber mit Hintergrund.

Erzähl bitte weiter, das macht Spaß.

Gruß

Bernd Peter
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Franz
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Beitrag von Franz »

Danke, Bernd Peter. Freut mich, daß meine kleinen musikalischen Ausflüge bei einigen hier auf Interesse stoßen. Hier kann man einmal den musikalischen Hintergrund und den Werdegang von Pete Seeger nachlesen. Ein höchst interessanter Mann und Musiker war dieser Seeger. Stets hatten seine Lieder etwas Bodenständiges, Folkloristisches, aber auch eine politische Botschaft. Er war jemand, der untrennbar mit der Geschichte der Bürgerrechtsbewegung verbunden war und sie in seinen songs mit begleitete. Den staatlichen Autoritäten war und blieb er suspekt.

http://www.musicline.de/de/artist_bio/Seeger,+Pete

Gruß
Franz
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hornblower

Beitrag von hornblower »

Hallo zusammen,

habe mir diese CD gekauft, in der Hoffnung, dass ich einen ähnlichen Ohrenschmaus erleben würde, wie bei dem Konzertmitschnitt von Harry Belafonte an gleicher Stelle zuvor. Leider wurde ich ziemlich enttäuscht. Ich muss das so hart sagen, auch wenn mancher im Forum das anders sehen mag. Überdies gefällt mir die Gattung American Soft Protest Song nicht, wie sie hier aus jedem Song förmlich herausquillt. Ich will es kurz machen und biete die CD zum Kauf an. Z.Z. liegt der Preis bei Amazon bei ca. 29 €. Interessenten bitte per PN an mich wenden. Der Preis liegt bei 15 € zzgl. Versand. Die CD ist 1x gespielt.

Grüße Andreas
Franz
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Beitrag von Franz »

Ja, Andreas. Das ist nichts für Audiophile, ist eher als eine historische Aufnahme zu bezeichnen. Folk - genauer gesagt, hier Protestfolksongs muß man mögen. Da kommt es mehr auf den textlichen Inhalt an, obwohl mir auch die Musik sehr gut gefällt. Hab aber dazu - auch zu Bob Dylan oder Joan Baez - eine gewisse Affinität seit meiner Jugend.

Gruß
Franz
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hornblower

Beitrag von hornblower »

Hallo Franz,

auch mit Bob Dylan etc. konnte ich nie wirklich etwas anfangen. Bei mir ging das Ende der 60er ganz stark in Richtung Leonard Cohen, aber das schrieb ich ja bereits. Gerade dem Kindesalter entsprungen, faszinierte mich seine Musik. Meine Klassenkameraden hörten damals Led Zeppelin, Uriah Heep, Deep Purple etc. Ich war da ganz klar in der Minderheit. :)

LG Andreas
Franz
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Beitrag von Franz »

Ja, so hat wohl jeder seine ganz eigenen Musiklinien, die er entwickelt. Ich hab eigentlich immer querbeet gehört, Jazz und Klassik entdeckte ich leider erst mit der Wahl meiner Lautsprecher. Da entdeckte ich plötzlich, daß mir auch Jazz und Klasik etwas sagt. :cheers:

Leonard Cohen mochte ich auch schon immer, überhaupt ruhige Liedermacher. Da gab es noch Jim Croce oder Gordon Lightfoot, Cat Stevens oder auch James Taylor. Ach, ich könnte so viele aufzählen. Die Musikwelt bietet ein Füllhorn an toller Musik, man muß sie nur für sich entdecken. :cheers:

Gruß
Franz
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Antworten