Handtuch hat geschrieben: ↑21.02.2023, 08:18Mir sind auch die unfruchtbaren, endlosen Diskussionen aus manchen Foren, dass rein physikalisch betrachtet Kabel/Leitungen keinen Einfluss auf den Klang haben können, nicht unbekannt.
Hier habe ich jedoch, auch dank dieses Forums, schon andere Erfahrungen gemacht.
Hallo Christian,
leider gibt es viel zu viele Diskussionen und YouTube-Videos (...debunking..), wo Leute, die gerade bis 3 zählen können, meinen, dass sie mit ihren rudimentären Kenntnissen die -hier gemeint- Kabel-Welt erklären können. Wer auf seine Ohren vertraut, macht Beobachtungen und findet erstaunliche Zusammenhänge, die sich auch in Blindtests wiederholen lassen.
Am erstaunlichsten fand ich, dass die Laufrichtung der Kabel tatsächlich für mich erkennbar war. Das hatte ich so nicht erwartet.
Bei den anderen Tests mit der Schirmung waren die Unterschiede geringer, wenn auch für mich hörbar.
Am klanglich stimmigsten für mich klang der Vorschlag von Van den Hul, egal, ob ich jetzt am CD-Player oder am Verstärker den Schirm auf Masse legte.
Die "quasi-symmetrische" Beschaltung ist nicht auf van den Hul zurückzuführen, die ist schon viel länger Praxis, und seine Empfehlung, den Schirm quelleseitig aufzulegen sollte man in der eigenen Anlage kritisch überprüfen. Da traue ich dem etablierten Lehrbuchwissen mehr, nachdem die Abschirmung dorthin zu legen ist, wo die Erdung die niedrigste Impedanz findet. Das ist ein gutes Argument, vdH steht hingegen ohne Begründung da*(s.u.). Also ganzheitlich betrachten, Hörvergleich zählt.
Wie sich das in anderen Hörräumen mit anderen Anlagen bemerkbar macht, kann ja jeder für sich selbst ausprobieren.
Aus diesem Grund schreibe ich auch explizit „für mich“. Meine Tests erheben absolut keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit.
Das Gute an solchen authentischen Praxisberichten ist die Anregung zur Nachahmung, und dass man auf die eigenen Ohren vertrauen darf und sollte. Und das aus gutem Grund:
Ob jetzt der Einfluss der Laufrichtung stärker wahrnehmbar war als die Verschaltung der Schirmung, habe ich bewusst nicht weiter untersucht, kann ich aber nach in zwei Wochen noch nachreichen. Das Versuchskabel ist ja in dieser Form noch vorhanden und in aktuell Verwendung.
Ich habe am CD-Player einen relativ niedrigen Ausgangswiderstand, da brummt nichts, wenn die Schirmung des Kabels "floatet".
Die ohne angeschlossenen Schirm festgestellte Laufrichtung (besserer Fokus, bessere vorn-hinten Staffelung, weniger Zischeligkeit) und die mit Schirmung nach denselben Kriterien bevorzugte Laufrichtung muss nicht übereinstimmen.
*) Ich habe da (allgemein, nicht vdH gemeint) schon Kabel gefunden, bei denen die Laufrichtung mehr von der Laufrichtung des Schirms abhängig war als von der Laufrichtung der Innenleiter. Deshalb meine Empfehlung, 2 Kabelsätze mit unterschiedlich aufgelegtem Schirm unter ansonsten identischen Bedingungen herzustellen, und diese in jeweils beiden Laufrichtungen zu testen. Das gibt 4 unterschiedliche Hördurchgänge, von denen sich eine Konstellation als beste herausstellen kann. Die anderen 3 Varianten kann man denen überlassen, die - wie oben schon geschrieben - nur bis 3 zählen wollen.
Auf der Suche nach dem besten Klang ohne Mehrkosten sollte man auf seine Ohren nicht verzichten.
Um das Jahr 2000 veröffentlichte -nur gegen Honorar- der britische Journalist Ben Duncan seine messtechnische Untersuchung bei Jenvig SA (Supra-Kabel). Man findet deshalb nur sehr wenig darüber im WWW. Duncan stellte fest, dass die Laufrichtungen sich in unterschiedlichem HF-Rauschen wiederfinden. Das weltweite Interesse war damals sehr gering. Bei Digitalkabeln hat Robert Harley (stereophile, 1990/1992) unterschiedliche Jitterwerte bei beiden Richtungen gemessen (SPDIF hat auch was mit HF zu tun, Ex-Mitforent KSTR wollte es auf die Verbindung Kabel-Stecker zurückführen, dann aber hätte man nur 50% Wiederkehrgenauigkeit).
Die Kabelklangleugner lassen sich auch von zitierten messtechnischen Nachweisen nicht bekehren, auch mal ergebnisoffen hinzuhören.
Und die Kabelklanghörer wählen fernab aller theoretischer Erwägungen ganz einfach die bevorzugte Variante nach Hörvergleich, wozu ich explizit ermuntern will.
Grüße
Hans-Martin