Hallo Stephan,
Zunächst mal vorweg: Gert hat die Elkos nach bestimmten Kriterien ausgesucht, darunter ist ein besonders niedriger Innenwiderstand. Ein größerer Strom verursacht daran einen entsprechend niedrigen Spannungsabfall und auch nur geringe Eigenerwärmung.
Die von Hans bemerkte Erwärmung zeigt allerdings in seiner Anwendung einen praktischen Fall an, der von der Simulation spürbar abweicht.
Ich habe mir mal spontan ein Datenblatt eines LL Elkos herausgesucht, der von Vishay BC components stammt. BC entstand aus einer Fusion von Beyschlag, unserem Husumer Elite-Widerstandshersteller, und dem Giganten Philips, letztlich in das Vishay Portfolio übernommen wie auch Roederstein.
https://www.distrelec.de/Web/Downloads/ ... ng_tds.pdf
Daraus entnommen: 10000µF Vishay BC Components LL-Typ 16V I ripple Nennwert* 1,6A (ESR allerdings 0,047Ω, deutlich mehr als die von Gert verwendeten 0,010Ω)
10000µF 63V I ripple* 3,6A ESR 0,020Ω
Reverse Voltage <1V
*für 2000 Betriebsstunden bei 105°C Umgebungstemperatur, die angeschlossene Tabelle zeigt die Verlängerung der Lebensdauer um das 80-fache bei 45°C.
Nur 10° mehr, schon sind es nur noch 40-fache Lebensdauer. Verdoppelt man den Ripple, liest man bei 45° nur noch 20-fache Lebensdauer, bei zugleich doppeltem Strom nochmal halbiert auf 10-fach.
Als Roederstein noch nicht Vishay hieß, nannte mir ein Entwicklungsing. am Telefon 5% als zulässig für verpolten Betrieb (nach meinem Gedächtnis, es liegt immerhin gute 25 Jahre zurück).
https://de.wikipedia.org/wiki/Elektroly ... schpolung)
nennt 0,6V, bei Raumtemperatur bis 1,5V
Vishay sagt <1V im verlinkten Datenblatt.
Thel nennt (von NominalBetriebsspannung ausgehend) 15-20% für die Umpolspannung. Worauf dieser Wert wohl basiert?
Das Datenblatt der von Thel eingesetzten 303EC nennt zwar eine sehr (ungewöhnlich hohe) Wechselstrombelastbarkeit für die 15000µF, aber keine Umpolspannungsgrenze.
So bleibe ich bei maximal 2 Dioden in Reihe (wie Gerts kurzgeschlossener Brückengleichrichter), womit man in dem Rahmen bleibt, den Wikipedia bei Raumtemperatur nennt.
Und bedenkt man, dass Gert 2 gleiche Elkos in Antiserie schaltet, womit an jedem Elko etwa die Hälfte der gemeinsamen Spannung abfällt, die Diodenstrecken aber auf 1,4V deckeln, bleibt an jedem Elko 0,7V zu erwarten. Und das gilt selbst bei Wikipedia als sicher!
Anders bei Thel, der 3 Dioden mit 2,1V einsetzt, also bei seinem Elkopaket diese Spannung als Limit zulässt, egal wie die Elkos gepolt sind. Er bietet das DC-Filter nicht mehr als Fertigprodukt an, auf einem Umweg nur noch als Bausatz - damit ist das Risiko / die Haftung beim Fertigsteller, Inbetriebnehmer.
Ich interpretiere die Erwärmung bei Hans als wie auch immer verursachte Überforderung der Elkos in dieser Konstellation, abweichend von Gerts Simulation. Es obliegt dem Benutzer, seinen gesunden Menschenverstand zumindest für Rückfragen einzusetzen... oder Belüftungsöffnungen zwecks Kühlung der Elkos auf Raumtemperatur in einem solchen Fall einzusetzen - im Interesse der Lebensdauer der Elkos.
Nach Saphirnadeln (DUAL: 50 h, Diamantnadeln 400 +), Tonköpfen (Magnetband), Antriebsriemen folgen Elkos als bekannte Verschleißteile bei Elektronikhardware.
Dann laufen immer noch die antiparallelen Dioden, also kein Grund zur Besorgnis, wenn die DC-Filterwirkung ausbleibt, es geht nichts kaputt als Folgeschaden.
Grüße
Hans-Martin