Hallo Thorben,
Thor_7 hat geschrieben:Freue mich immer wenn ich einen neuen Bericht von Dir entdecke und bin schon ganz auf die Fortsetzung gespannt!
danke! Dann mal schnell weiter im Text.
Gestern verbrachte ich einen sehr vergnüglichen Musikabend an der Anlage im Hörraum. Wenn ich drei Musikalben mit auf die einsame Insel nehmen dürfte und das aus drei verschiedenen Genres sein müsste, würde ich mich wahrscheinlich so entscheiden:
1. Klassik
Beethovens letzte drei Sonaten, op.109, 110 und 111. 110 und 11 habe ich selbst früher gespielt und kenne ich wie meine Hosentasche. Meine Lieblingseinspielung sind die Liveaufnahmen von Pollini 1975. Die wurde später als SACD aufgelegt und fand von dort den Weg auf meine Festplatte in 176/24. Der Steinway klingt verdammt echt, und es fand keine nennenswerte Dynamikkompression statt.
2. Jazz
Chick Corea mit dem Album "Eye of the Beholder". Knackiges Schlagzeug, musikalisch ziemlich anspruchsvoll, aber dabei sehr melodisch. Höre ich relativ oft in letzter Zeit. Tolle Aufnahme von 1988, ebenfalls wenig in der Dynamik komprimiert. Ich finde es das mit weitem Abstand beste Album von Chick Corea. Leider nur in CD-Auflösung verfügbar, aber die Möglichkeiten von 44.1/16 sind hier gut ausgenutzt.
3. Rock/Pop
Amused to Death von Roger Waters in 192/24. Dazu brauche ich wahrscheinlich nicht viel sagen, das kennen fast alle hier. Surroundsound aus zwei Lautsprechern vom Feinsten.
Alle Alben sind passend in der Lautstärke für den arfi-dac2 gefaltet, ebenso für den G-ADS2 DAC in MS. Ich höre immer drei Varianten:
a) arfi-dac2 direkt an den AGM
b) G-ADS2 DAC mit -12dB Absenkung und MS-Option
c) G-ADS2 DAC 0dB auf Lautstärke 75 ohne MS-Option
Für Variante c nehme ich die Files, die eigentlich für den arfi gefaltet sind. Bei Pegelschalter auf 0dB und MS aus ist der G-DAC innerhalb von 0,05dB gleich im Pegel wie der arfi. So kann man den G-DAC auch ohne MS vergleichen, denn er profitiert ganz deutlich von der MS-Kodierung und kann diese sozusagen nativ dekodieren.
Ich höre den ersten Satz von op. 109 - er ist relativ kurz und auch deshalb gut geeignet für Vergleiche. Zuerst der arfi. Das klingt anders, als ich es gewohnt bin! Der Klavierklang ist runder, aber sehr schön. Fast ein bisschen, wie wenn man den Steinway gegen einen Fazioli ausgetauscht hätte. Sehr schöne und tiefe Bühne. Das klingt klasse. Jetzt der G-DAC mit MS. Der Flügel wird wieder zum Steinway. Strahlender, offener und griffiger als beim arfi. Ganz sauber fokussierte Töne, und eine Feinauflösung zum Greifen, wenn Maurizio Pollini Luft holt vor den Fortissimo-Anschlägen. Dritte Variante: Der G-DAC ohne MS. Das ist jetzt klar schlechter als beide Vorstellungen zuvor. Die saubere Fokussierung, die der G-DAC mit MS bietet, verschwimmt etwas. Das wäre nun aber nicht so tragisch. Etwas anderes ist viel ausgeprägter: Die Musik klingt einfach langweiliger als mit den anderen beiden Varianten.
Chick Corea, Eye of the Beholder. Der arfi hat einen sauberen Punch im Bass. Und wieder fällt die sehr tiefe Bühne auf. Jetzt der G-DAC mit MS. Wieder griffiger, ein besseres Wort fällt mir nicht ein für diese ein wenig steileren Transienten und die etwas hellere Grundstimmung. Er zeigt etwas mehr Kante. Seinen Bass habe ich ein bisschen kräftiger in Erinnerung - ich glaube, meinem G-DAC fehlt sein geliebtes PC3-Netzkabel, das jetzt der arfi hat. Aber man gibt Gästen ja auch im Zweifel das bessere Glas, wenn die Zahl der Weingläser aus der Riedel Sommelier-Serie im Haushalt geringer ist als die Zahl der anwesenden Personen. Der G-DAC ohne MS rutscht wieder hinter den arfi zurück, der Klang ist etwas diffuser und auch lahmer.
Amused to Death. Der arfi wieder sehr räumlich, aber die E-Gitarre ist für meinen Geschmack ein bisschen zu weich. Wenn dann am Ende von "What God Wants III" das Gewitter reinknallt, kann das der G-DAC mit MS einfach besser, die Attacke fährt mir in die Knochen. Beim arfi bleibt das ein bisschen abgerundeter. Man darf aber nicht vergessen, dass der arfi-dac2 ja eigentlich ein Gerät ist, das einen Vorverstärker dahinter will. Der Analogausgang ist nämlich rein passiv. Das ist ganz ähnlich wie im G-DAC, 2x PCM1794A als DAC-Chip und dann eine passive I/U-Wandlung mit sehr guten Übertragern. Danach geht's beim arfi direkt nach draußen, wohingegen im G-DAC eine aufwändige Analogstufe mit ganz dickem Netzteil und fetten Ausgangstreibern folgt. Dass die mehr Attacke können, verwundert wahrscheinlich niemanden.
Der Hörtest war natürlich sehr interessant für mich, um zu sehen, wo der G-ADS2 DAC mit und ohne MS steht. Aber im Grunde ging es eigentlich um etwas ganz anderes: Ich wollte hören, ob die aufgebaute Anlage rund um den arfi-dac2 das Potenzial bietet, Klangunterschiede zwischen den beiden Digitalquellen G-DAC (wie beim Test oben) und G-Hub (folgt bald) herauszuarbeiten. Aber ja!
DHL hat eben geklingelt und diverse BNC-Einbaubuchsen vorbeigebracht. Im G-Hub habe ich gestern bereits das passende Loch für die vorgesehene WBT nextgen reingemacht, nämlich 12mm im Durchmesser. Und siehe da, die isolierte Neutrik-BNC-Buchse passt da ganz genau rein. Das verdrahte ich gleich und halte dann mal neugierig den Oszi dran.
Viele Grüße
Gert