Moin Uli,
moin Eberhard,
moin Forenten,
hier
uli.brueggemann hat geschrieben:Frage an die Kompromisslosen: wenn doch im Fachwerkbau Verstrebungen als Dreieckskonstruktionen bevorzugt werden (wegen Stabilität), wieso gibt es im Lautsprecherbau dann immer Parallelogramme (welche scheren können) ?
und da
Zwodoppelvier hat geschrieben:Du meinst, man sollte die Öffnungen in den Versteifungsplatten besser als Dreicke ausführen ? Volle Zustimmung, fände ich auch vorteilhafter.
ist sie wieder, die Frage nach der Perfektion oder Qualität. Oder, anders herum ausgedrückt, nach der Leidensfähigkeit und -bereitschaft der Beteiligten. Es reicht nämlich nicht, sich schiefe und in der Schiefe ggf. nochmal schiefe Verstrebungen oder Wände auszudenken, sondern am Ende muss alles -- und das auch noch fugenlos! -- zusammenpassen. Und da wird's kitzlig. Kann ich noch recht simpel mit Excel (ja, ja, dort gibt es trigonometrische Funktionen! Aber meistens tut es auch der gute alte Pythagoras, also geeignetes Potenzieren der richtigen Größen) einfache Schrägen berechnen -- also eine schräge Wand oder Strebe in einem rechtwinkligen Raum -- bin ich bezüglich einer schrägen Wand in der Schräge schon aufgeschmissen. Da wüsste ich jetzt so auf Anhieb nicht, wie man das berechnet.
Und berechnen muss man das. Berechnen heißt, es in ein kartesisches Koordinatensystem einfügen, denn nur so kann ich die Säge einstellen: Sägeblattwinkel, Anschlagabstand, Anschlagwinkel. Und je mehr davon nicht im rechten Winkel sind, desto mehr muss ich beachten. Anschlagabstand auf Unterkante Brett, Oberkante Brett oder Achse (Mitte) Brett? Und, die Schwenkachse des Sägeblattes läuft nicht durch den Schnittpunkt des Sägeblattes mit dem Sägetisch (dann liefe die Achse auf dem Sägetisch entlang und wäre damit mächtig im Weg), sondern befindet sich deutlich darunter. Dann darf man also in Tabellen des Herstellers der Säge nachsehen, wieviel Millimeter man den Anschlag "falsch" einstellen muss, um zum gewünschten Resultat zu kommen. Und das ganze muss mindestens auf einen, sage ich mal, drittel Millimeter genau sein, sonst kann ich mich gleich erschießen.
Ach ja, das ganze, also die Sache mit diesen Tabellen, gilt natürlich nur für die vom Sägenhersteller vorgesehene Sägeblattdicke. Inzwischen hat man vielleicht ein Sägeblatt mit hartmetallbestückten Zähnen im Zick-Zack-Muster, damit auch die abgewandte Seite nicht ausfranst (ich kenne mich da nicht hundertprozentig aus, aber ich weiß, dass es da eine eigene Welt gibt, in der man sich ohne weiteres verlieren kann), vielleicht hat man aber auch nur deshalb ein Fremdfabrikat genommen, weil das Original-Sägeblatt unverschämt teuer ist. Und dieses andere Sägeblatt ist halt dicker (oder dünner). Natürlich hat man den Sägeschlitten anschließend entsprechend neu justiert, damit man die Anschläge weiterhin problemlos verwenden kann. Solange der Schnitt nur rechtwinklig ist. Aber wehe, man verlässt die Welt der rechten Winkel.
Abhängig von der Dicke des Sägeblattes müsste ich also noch in einer zweiten Tabelle nachsehen, inwieweit ich die Werte der oben erwähnten Tabelle noch modulieren muss. Und, was soll ich Euch sagen: diese zweite Tabelle gibt es natürlich nicht! Das wäre ja auch noch schöner, wenn sich der Sägenhersteller gleich selbst ins Knie schießt, indem er dem Kunden die Entscheidung für Fremdsägeblätter auf diese Weise auch noch schmackhaft macht.
Vielleicht habe ich auch Glück und muss mich nicht durch Tabellen quälen, sondern darf besonders ausgefeilt gestaltete Nomogramme deuten. Macht positiv Verrückten wie uns ja keine Schwierigkeiten, stimmt.
Und schließlich kann man nicht-rechtwinklige Leimflächen nicht einfach mit Leim- oder Schraubzwingen zusammenzwingen, sondern muss immer noch die zweite (und ggf. dritte) Kraftrichtung mit zusätzlichen Zwingen abfangen, damit man den Körper nicht durch zusammenpressen in der einen Richtung in den anderen Richtungen wieder auseinandersprengt. Das ganze muss mit Gefühl entsprechend der vorhandenen Winkel gemäß des jeweils vorliegenden Kräfteparallelogramms geschehen. Macht positiv Verrückten wie uns ja auch keine Schwierigkeiten, logo.
Wer das jetzt beim ersten Lesen nicht auf Anhieb lückenlos verstanden hat, der bleibe bitte beim rechten Winkel. Allen übrigen wünsche ich beim fröhlichen Gehäusebauen weiterhin, was André Heller die Moderatorin seiner Varieté-Show "Begnadete Körper" weiland vor jeder einzelnen Darbietung hat sagen lassen:
André Heller hat geschrieben:Möge die Übung gelingen.
Herzliche Grüße
PETER