Hallo zusammen,
vielleicht kann ich zwischen den letzten Beiträgen etwas vermitteln: Ich weiß, der Hinweis kommt immer wieder, aber viele Fragen klären kann mein Artikel, der auch unter
http://www.acousence.de unter Aktuelles als PDF zu finden ist.
In kurzer Zusammenfassung: Man kann zeigen, dass 44,1kHz Abtastrate für eine korrekte Musikübertragung NICHT ausreichen. Genauso kann man aber zeigen, dass bei 96kHz die Theorie perfekt umgesetzt ist. Die 192kHz bringen in der Praxis nochmal einen kleinen Nutzen, weil die Wandler technisch besser realisiert werden können.
Alles was über 192kHz hinaus derzeit versucht wird zu verkaufen, ist reiner Marketing Unsinn. Und weil das die Konsumenten nur wieder verunsichert, kann ich solche Firmen auch nur aufs schärfste kritisieren. 32Bit ist völliger Quatsch, zwar wichtig für die digitale Signalbearbeitung (da kommen sogar 48 oder 64Bit zum Einsatz und machen durchaus Sinn), aber nicht für den Konsumenten und einen Tonträger. Kein AD-Wandler-Chip dieser Welt gibt mehr als 24Bit aus und wie man immer hört, ist mehr physikalisch auch gar nicht machbar.
Genauso höhere Abtastraten als 192kHz: Unsinn! Bei aller Liebe zu HD-Audio, es wird hier kein „immer höher, weiter ...“ geben. Manch einer versucht so auf billige Art und Weise Leute zu fangen, aber genauso wie man klar den Mangel des CD-Formats belegen kann, kann man klar die nochmal höheren Abtastraten widerlegen. Wirklich wichtig ist, wie hier auch schon bemerkt, der Schritt von 44,1/48 auf 96kHz, da erst bei 96kHz die Theorie korrekt in die Praxis umgesetzt ist. Alles darüber, 24/192, kann noch einen kleinen Zugewinn bringen, und da das heute technisch überhaupt kein Problem darstellt, nehme ich dieses Plus gerne mit und möchte dann lieber gleich nur noch in diesem Format arbeiten. Die technische Seite funktioniert bei 192kHz dann aber so perfekt, eine weitere Verdopplung muss man nun wirklich nicht mehr anstreben. Das ist eigentlich alles.
Ein ganz anderes Thema ist die Qualität der Aufnahmen: Wenn Franz sagt, er hätte sehr viele gut klingende CDs und viel Vergnügen beim Hören der solchen, dann ist das kein Widerspruch, so schlecht ist das Format ja dann auch nicht. Auch wenn er sagt – das Argument kam auch schön öfter – dass bei vielen CDs das technisch Machbare nicht ausgereizt wird, dann hat er absolut recht. Nur das ist dann meiner Meinung nach eine Diskussion, die nur sehr bedingt etwas mit der Diskussion um bessere Formate zu tun hat.
Thematisieren sollte man daraus lernend nur folgendes: Selbst wenn plötzlich unsere gesamte Branche anfangen würde, nur noch 24/192 Downloads anzubieten, werden deshalb nicht automatisch die Aufnahmen besser. Unsere Branche hat sich in der Vergangenheit beim Versuch neue Medien zu etablieren – DVD-A und SACD – wenig rühmlich verhalten und das wird auf breiter Front vermutlich wieder passieren.
Beispiel: Ich habe mir gerade eine nagelneue Einspielung einer 5. Mahler auf SACD gekauft, handwerklich gut gemacht, keine Frage, aber ein ziemlich synthetischer Sound (typisch 48kHz und billig digital gemischt) und nur mäßige Aussagekraft. Eine Spektralanalyse zeigte dann einen sauberen Schnitt bei 22kHz, d.h. Hier wurde CD-Qualität auf SACD gebannt. So sonderlich viele SACDs besitze ich nicht, aber den gleichen Test habe ich mal quer durch die Sammlung gemacht, ungefähr die Hälfte zeigte ein ähnliches Bild.
Es kommen zwei Dinge zusammen: 1. Die professionelle Welt hat bis heute noch nicht wirklich verstanden, worin der Mangel des derzeitigen Industriestandards 44,1/48kHz liegt und weiß folglich auch gar nicht, wofür Medien mit besseren Möglichkeiten eingesetzt werden könnten.
2. Dies ist bei Auftraggebern noch viel weniger verstanden und deshalb bekommt ein Produktionsdienstleister auch nicht mehr Budget für eine bessere Aufnahmequalität. Den Kollegen, die obige SACD produziert haben, würde deshalb auch keinen Vorwurf machen. Das Label hat es vermutlich so gewollt: Wenn nur für billige Produktionstechnik bezahlt wird, dann ist es halt so.
An dieser Stelle ist es dann durchaus folgerichtig, dass LINN ihr Marketing für die DS-Player hauptsächlich auf die Funktion als „der bessere CD-Player“ ausrichtet. Also z.B. Franz kann ich nur sagen, dass ich Dir die Laune am CD-hören gar nicht nehmen will. Was Dir heute gefällt, daran habe Vergnügen, aber vielleicht hast Du noch mehr Vergnügen mit den lieb gewonnenen Aufnahmen, wenn die CDs auf Festplatte gerippt wären. Das könnte zunächst eine Hauptmotivation für den Einsatz eines Festplattenplayers sein.
Soviel Realist bin ich dann schon: Die höhere Audioauflösug wird für den Nutzer zunächst nur eine zusätzliche Option darstellen, die bei bestimmten Neuproduktionen genutzt werden kann. Mir persönlich ist es allerdings dennoch ein großes Anliegen, dass die technischen Voraussetzungen für eine solche Option auf möglichst breiter Front Einzug halten, weil wir nur so endlich mal den Übergang zu echter Innovation in unserem Bereich bekommen können.
Vielleicht bekommt dann das produzierende Gewerbe auch mal wieder mehr Geld für bessere Qualität und dann gibt es immer mehr Aufnahmen, die tatsächlich besser als CD klingen. Der Weg ist allerdings noch weit. Und sobald die Großen den Markt entdecken, droht wieder die gleiche allein vom Marketing getriebene Abzocke wie in der Vergangenheit. Vielleicht ist der Download aber auch gerade deshalb eine echte Chance, weil sich niemand hinter dem exklusiven Schein eines neues Formats (SACD, BluRay ...) verstecken kann. Möglicherweise erfährt der Inhalt gerade durch den Wegfall der Verpackung einen neuen Auftrieb.
Wie Franz bedauere ich auch den Wegfall des Kulturgutes LP und das treibt mich immer noch an, die eine oder andere LP machen zu wollen. Genau genommen ist dieses Kulturgut doch aber eigentlich schon mit der CD gestorben, oder? Schade, aber das ist eben der Gang der Dinge. Entscheidend für die Zukunft ist glaube ich viel mehr, dass wir inhaltlich eine Umkehr der Entwicklung hin bekommen, wer weiß, wenn uns das gelingt, gibt es vielleicht in Zukunft auch mal wieder einen physischen Träger mit ähnlicher Wertschätzung und Anmutung wie die LP.
Grüße Ralf