Verfasst: 26.10.2009, 09:07
Betreff Regelung:
ich selbst hab mich bisher nicht mit der Regelung eines Chassis befasst und bin derzeit noch etwas konfus. Weil ich im Schubladendenken meiner Kenntnisse und Erfahrungen hinsichtlich der Lageregelung von Maschinen gefangen bin.
Also zuerst einmal: was beschreibt die wav-Datei eigentlich? Eine zeitliche Folge von Amplituden. Ich geh davon aus dass das Signal der Position der Membran entspricht. Ein Signal mit einem konstanten Sprung sollte dann zu einem konstanten Hub des Chassis führen. Oder?
Demzufolge wäre dann unser Musiksignal eine Lagesollwertgröße.
Für ein daraus folgendes Lageregelungssystem gilt für mich dasselbe wie bei allen anderen Lageregelungssystemen. Um es vernünftig zu machen wird das System mit mehreren unterlagerten Regelkreisen aufgebaut. D.h. unterhalb der Lageregelung gibt es eine Geschwindigkeitsregelung und darunter eine Beschleunigungsregelung. Letztere entspricht bei Motoren auch der Stromregelung.
Jeder Regelkreis besitzt dann einen Messwertgeber (bezüglich Zustandsgrössenbeobachter mit abgeleiteten bzw. geschätzten Messgrössen ist seltenst etwas in der Praxis zu finden, damit quält man die Studenten in der Vorlesung). Natürlich gibt es dann auch einen Regler, welcher auch bei modernsten Maschinen relativ simpel ist. Also Stromregelung mit PI-Regler, dasselbe bei Geschwindigkeitsregelung. Der I-Anteil sorgt einfach dafür dass keine bleibende Regelabweichung auftritt. Der Lageregler braucht aufgrund des integrierenden Charakters der Regelstrecke nur einen P-Anteil (proportional-Anteil bzw. eine simple Verstärkung der Regelabweichung).
Bei derart gestalteten Regelkreisen ergibt sich bei einer maximalen Verstärkung des Lagereglers (darüber hinaus wird das System schwingfähig) ein Schleppabstand s = v/g (s=Schleppabstand, V=Geschwindigkeit, g= Gain [meisten als kv Kreisverstärkung bezeichnet]). Was de facto schon einen gewissen Nachteil der Regelung aufzeigt: auch wenn man s so klein wie möglich zu machen versucht, es ergibt sich bei Änderungen der Führungsgrösse, hier Lagesollwert, immer eine Abweichung!
Jeder überlagerte Regelkreis ist immer langsamer als der untergeordnete. Um z.B. bei hochdynamischen Maschinen eine Verbesserung für den Schleppabstand hinzubekommen wird parallel zu den einzelnen Regelkreisen eine Vorsteuerung aufgeschaltet. D.h. dass nicht der Lageregler allein die Geschwindigkeit berechnet, sondern dass am Regler vorbei eine Geschwindigkeit als Führungsgrösse aufgeschaltet wird. Wir könnten hier ja z.B. das wav-Signal differenzieren mit dem Ergebnis den Geschwindigkeitsregler füttern (Geschwindigkeitsvorsteuerung). Und das klappt auch mit der Beschleunigung und der hieraus resultierenden Beschleunigungsvorsteuerung.
Zuletzt gibt es in der Aufbereitung des Lagesollwerts heute noch eine Look-Ahead-Logik, welche erkennt, dass die Regelstrecke nicht in der Lage ist, das geforderte Verhalten aufzubringen. Dann wird das Führungssignal (Lage, Geschwindigkeit,Beschleunigung) so beinflusst, dass eben langsamer gefahren wird und damit das Ziel erreicht wird. Dies ist bei Lautsprechern nicht machbar, die Einhaltung des Zeitablaufs ist ein Muss.
So, das war nun ein längerer Text über Lageregelung wie ich sie verstehe. Nun finde ich aber nicht wirklich eine Beschreibung über geregelte Chassis die dieser Standardstruktur entspricht. Meines Erachtens macht es aber z.B. nicht wirklich Sinn, die Position der Membran zu messen und zu regeln, wenn nicht die Struktur darunter angepasst ist. Also müsste man doch erst einmal den Strom regeln (vielleicht tut das ja schon ein gegengekoppelter Verstärker). Irgendwo muss der Strom dann ja auch gemessen werden. Ich meine dann aber auch den Strom im Chassis und nicht vor der Frequenzweiche. Und dasselbe wäre dann mit der Membrangeschwindigkeit durchzuführen. Und wenn eben diese Regelkreise passen, dann gibt es die Lageregelung obendrauf.
Tja, vielleicht seh ich das als Maschinenbauer zu schlicht, ich kann eben nicht locker ein Regelkonzept aus einem Schaltplan ablesen. Nichtsdestotrotz würde ich mal gerne wissen, wer so ein Konzept einer Lageregelung bei LS-Chassis mal durchgängig aufgebaut hat.
Gert, ich vermute, Du könntest hier weiter aufklären.
Grüsse, Uli
ich selbst hab mich bisher nicht mit der Regelung eines Chassis befasst und bin derzeit noch etwas konfus. Weil ich im Schubladendenken meiner Kenntnisse und Erfahrungen hinsichtlich der Lageregelung von Maschinen gefangen bin.
Also zuerst einmal: was beschreibt die wav-Datei eigentlich? Eine zeitliche Folge von Amplituden. Ich geh davon aus dass das Signal der Position der Membran entspricht. Ein Signal mit einem konstanten Sprung sollte dann zu einem konstanten Hub des Chassis führen. Oder?
Demzufolge wäre dann unser Musiksignal eine Lagesollwertgröße.
Für ein daraus folgendes Lageregelungssystem gilt für mich dasselbe wie bei allen anderen Lageregelungssystemen. Um es vernünftig zu machen wird das System mit mehreren unterlagerten Regelkreisen aufgebaut. D.h. unterhalb der Lageregelung gibt es eine Geschwindigkeitsregelung und darunter eine Beschleunigungsregelung. Letztere entspricht bei Motoren auch der Stromregelung.
Jeder Regelkreis besitzt dann einen Messwertgeber (bezüglich Zustandsgrössenbeobachter mit abgeleiteten bzw. geschätzten Messgrössen ist seltenst etwas in der Praxis zu finden, damit quält man die Studenten in der Vorlesung). Natürlich gibt es dann auch einen Regler, welcher auch bei modernsten Maschinen relativ simpel ist. Also Stromregelung mit PI-Regler, dasselbe bei Geschwindigkeitsregelung. Der I-Anteil sorgt einfach dafür dass keine bleibende Regelabweichung auftritt. Der Lageregler braucht aufgrund des integrierenden Charakters der Regelstrecke nur einen P-Anteil (proportional-Anteil bzw. eine simple Verstärkung der Regelabweichung).
Bei derart gestalteten Regelkreisen ergibt sich bei einer maximalen Verstärkung des Lagereglers (darüber hinaus wird das System schwingfähig) ein Schleppabstand s = v/g (s=Schleppabstand, V=Geschwindigkeit, g= Gain [meisten als kv Kreisverstärkung bezeichnet]). Was de facto schon einen gewissen Nachteil der Regelung aufzeigt: auch wenn man s so klein wie möglich zu machen versucht, es ergibt sich bei Änderungen der Führungsgrösse, hier Lagesollwert, immer eine Abweichung!
Jeder überlagerte Regelkreis ist immer langsamer als der untergeordnete. Um z.B. bei hochdynamischen Maschinen eine Verbesserung für den Schleppabstand hinzubekommen wird parallel zu den einzelnen Regelkreisen eine Vorsteuerung aufgeschaltet. D.h. dass nicht der Lageregler allein die Geschwindigkeit berechnet, sondern dass am Regler vorbei eine Geschwindigkeit als Führungsgrösse aufgeschaltet wird. Wir könnten hier ja z.B. das wav-Signal differenzieren mit dem Ergebnis den Geschwindigkeitsregler füttern (Geschwindigkeitsvorsteuerung). Und das klappt auch mit der Beschleunigung und der hieraus resultierenden Beschleunigungsvorsteuerung.
Zuletzt gibt es in der Aufbereitung des Lagesollwerts heute noch eine Look-Ahead-Logik, welche erkennt, dass die Regelstrecke nicht in der Lage ist, das geforderte Verhalten aufzubringen. Dann wird das Führungssignal (Lage, Geschwindigkeit,Beschleunigung) so beinflusst, dass eben langsamer gefahren wird und damit das Ziel erreicht wird. Dies ist bei Lautsprechern nicht machbar, die Einhaltung des Zeitablaufs ist ein Muss.
So, das war nun ein längerer Text über Lageregelung wie ich sie verstehe. Nun finde ich aber nicht wirklich eine Beschreibung über geregelte Chassis die dieser Standardstruktur entspricht. Meines Erachtens macht es aber z.B. nicht wirklich Sinn, die Position der Membran zu messen und zu regeln, wenn nicht die Struktur darunter angepasst ist. Also müsste man doch erst einmal den Strom regeln (vielleicht tut das ja schon ein gegengekoppelter Verstärker). Irgendwo muss der Strom dann ja auch gemessen werden. Ich meine dann aber auch den Strom im Chassis und nicht vor der Frequenzweiche. Und dasselbe wäre dann mit der Membrangeschwindigkeit durchzuführen. Und wenn eben diese Regelkreise passen, dann gibt es die Lageregelung obendrauf.
Tja, vielleicht seh ich das als Maschinenbauer zu schlicht, ich kann eben nicht locker ein Regelkonzept aus einem Schaltplan ablesen. Nichtsdestotrotz würde ich mal gerne wissen, wer so ein Konzept einer Lageregelung bei LS-Chassis mal durchgängig aufgebaut hat.
Gert, ich vermute, Du könntest hier weiter aufklären.
Grüsse, Uli