...vom "Kardioid" ausgehend:
FoLLgoTT hat geschrieben:
Denn das, was ein Kardioid macht, ist Moden gewichten. Je nach Ausrichtung gewichtet er die drei Dinemsionen unterschiedlich.Das Extrem ist ein unbedämpftes SBA. Es schaltet alle Moden bis auf eine Dimension aus.
Hallo Nils,
diesen direkten Vergleich (oder die Richtung ...) würde ich so nicht ganz mittragen, denn Systeme mit Dipol-Komponente können Eigenmoden - wie ich oben schon schrieb - auch von Druckminima im Raum aus anregen. Außerdem regt die Monopol-Komponente des Kardioids ja auch weiterhin noch Moden in Quer- und Hochrichtung an.
Ein System, welches sowohl Druck- als auch Schnellekomponenten anregt, hat also auf Längsmoden (bei Ausrichtung parallel zur längeren Achse des Raums) einen ausgleichenden Effekt, weil es diese weniger selektiv anregt. Diesen Effekt kann ein SBA nicht haben, da es ein reiner "Drucksender" ist. Mit- entscheidend wird beim Vorhandensein einer Dipolkomponente jedoch auch,
wo sich der Empfänger im Raum (relativ zum Sender) aufhält:
Vgl. hierzu u.a. "Modal Coupling of Directional Subwoofers in Rectangular Rooms" von Phillip Feurtado,
https://etda.libraries.psu.edu/paper/18841/
Kap. 4.2 S. 64 zeigt eine beispielhafte Anordnung für einen einzelnen "Dipol-Sender" und den "Hörer", die in einem Quader-Raum einen flachen Frequenzgang ermöglicht.
Es müssen für ausgewogene Frequenzgänge nun Anregungsort und Hörplatz - vor allem in der Tiefe des Raums entlang der Längsachse - aufeinander abgestimmt werden.
Ein gesondert positionierbares Subwoofersystem - welches tatsächlich kein Kardioid sein muss - erachte ich allerdings als vorteilhafter, um dies zu erreichen.
"Echte DBAs" übersteigen hingegen - leider - für die meisten Hörer den zuträglichen Aufwand im Raum, und das gilt selbst für die meisten "kompromisslosen Hörer", trotz der akustischen Attraktivität dieser Lösung.
Praktikable Quelle/Senke Systeme mit "Richtungsselektivität" sind jedoch grundsätzlich auch mit z.B. 2-4 Dipol Subwoofern im Raum möglich ...
Ich sehe den Kardioid auch nicht als idealen oder universellen "Systembaustein"
für Subwoofer in Kleinräumen (was jedoch immer situationsabhängig ist), sehr wohl aber hat er m.E. gut anwendbare Eigenschaften oberhalb der Schröderfrequenz bzw. im Transitionsbereich eines Raums:
Dafür müsste man allerdings mit der Kardioid Charakteristik im Tiefton bis deutlich an die Schröderfrequenz herankommen, also tief genug herunter ...
Anordnungen, die ein vergleichbares Bündelungsmaß wie der Kardioid allein mit der Größe der Schallquelle - oder in 2 Dimensionen verteilten Schallquellen - erreichen wollen, werden daher in der Ausdehnung recht groß und damit unpraktikabel für viele Hörer: Denn sie wachsen flächenmäßig mit dem Quadrat der Wellenlänge. Da hört Praktikabilität irgendwo im oberen Tiefton dann meist auf ... :
Mit Lösungen wie bei Genelec "8351" ist z.B. bei gegebenen Abmessungen unterhalb 300Hz
http://www.genelec.com/documents/public ... t_2014.pdf
naturgemäß nicht mehr viel zu holen, ein wenig Bündelung passiert noch in der Vertikalebene bis 200Hz, herunter aber das war's dann: Will man deutlich weiter in den Tiefton mit der Richtwirkung (horizontal und vertikal), dann werden "Array" Ansätze unangenehm groß.
Der Kardioid ist daher auch ab 80 ...100Hz aufwärts eine techn. attraktive Lösung, weil er "Richtwirkung kompakt" (m.E. als einziges Konzept ...) auch bei tiefen Frequenzen bieten kann.
FoLLgoTT hat geschrieben:Messungen vom Bassbereich haben wir von der kii Three leider nicht. Mir sind zumindest keine bekannt.
Nicht direkt, aber die "grüne" Kurve für "10 Grad hoch" (vertikal) auf S.13 unten im "Audio" Test, könnte indirekt Hinweise auf die Frequenz geben, unterhalb derer man zu einer monopolaren Abstrahlung übergeht:
http://kiiaudio.com/phocadownload/AUDIO ... EE_web.pdf
Wenn man dieses Indiz hernehmen dürfte, dann könnte man sich spätestens unterhalb ca. 70 ... 80 Hz deutlich einer rein monopolaren Abstrahlung annähern. Das wäre sowohl ökonomisch (Verschiebevolumen) als auch raumakustisch (erwartbare Schröderfrequenzen in Kleinräumen) im Rahmen meiner Erwartungen.
Mit 2D-Array-Ansätzen allein ist die 100Hz Marke für "nennenswerte Richtwirkung in beiden Ebenen" nicht erreichbar, wenn gleichzeitig "zahme" Abmessungen ("Kompaktbox", "Standbox mit schlanker Front", ...) gewünscht sind.
Grüße Oliver