llucki hat geschrieben:
Außerdem meine ich, eine Änderung im Umgang mit dem Thema zu beobachten. Noch vor wenigen Monaten war es vom Charakter der Diskussionen meist um analog versus digital gegangen, während es sich dazu zu wandeln scheint, dass das Analoge den Exotenstatus verliert und anerkannter wird, dass beide Arten ihr Vor- und Nachteile haben und nebeneinander existieren dürfen. Seht ihr das auch? Oder liegt es daran, dass ich nur Ausschnitte der Diskussionen gelesen habe?
Hallo Ludger,
eine "gegenseitige Toleranz" aller Präferenzen wäre hier wohl die Zauberformel ...
Da ich über einen befreundeten Händler einige Hörer kennengelernt habe, die auch oder ausschließlich analog hören, führe ich bei Demos meiner Lautsprecher gelegentlich als Option auch analog vor, was früher kaum der Fall war.
Dabei geht es mir gar nicht so sehr darum, etwa objektive Unterschiede digitaler vs. analoger Quellen herauszustellen, sondern einfach nur darum, diese Hörer einzubeziehen, ihr klangliches Urteil zu würdigen und ihnen Wege aufzuzeigen, wie man eine (zunächst) rein analoge Kette weiterentwickeln kann.
Wenn passive LS oder analog aktive (hier im genannten Kreis selten) vorhanden sind, dann heißt das noch nicht, daß z.B. auf einen digital gefilterten aktiven (Dipol-) Subwoofer verzichtet werden muss.
Entscheidend ist hier jedoch u.a., daß eine
für die Raumsituation passende Hochpasscharakteristik der vorhandenen Stereo Haupt-LS eingestellt wird. Wenn rein analog gearbeitet werden soll, dann bieten sich hier oft passive Line Level Filter ("PLLXO") (*) an, die auf die jeweiligen Anforderungen zugeschnitten werden können.
Je nach Raum ist eine gewisse Überlappung zwischen Subwoofer-System und Haupt LS oft hilfreich, so daß für Raum und jeweilige Haupt-LS (vom ESL bis zur konventionellen 2-Wege Regalbox ...) angepasste Hochpassfilter mit meist moderater Flankensteilheit benötigt werden. Eine solche Anforderung ist mit PLLXOs oft sehr gut und passend zu erfüllen.
Der Subwoofer wird dann mittels aktiver Technik den "flexiblen Part" übernehmen, indem sein Aufstellungsort und seine Filtercharakteristik an die Abhörsituation angepasst werden. Man bekommt auf diese Art oft bis zur Schröderfrequenz des Raums viele Situationen im Tiefton auch dann gut in den Griff, wenn man für die Haupt LS eine rein analoge Kette bestehen lässt, auf die manche Hörer besonderen Wert legen.
Insbesondere bei vielen - auch historischen - ESL und anderen Flächenstrahlern wirkt sich nicht nur die ausgewogenere Raumanregung im Tiefton mit einem angepassten Subwoofersystem vorteilhaft aus, sondern der jeweilige ESL klingt auch insgesamt "relaxter", weil er im Tiefton durch moderate Hochpassfilterung sehr viel Membranhub "einspart".
Dadurch wird der Dynamikbereich vergrößert und das Verzerrungsniveau oft erheblich abgesenkt. Dies wirkt sich sich u.a. sehr subtil auf die empfundene Transparenz im Mittelton solcher Systeme aus:
"Ruhe" und "Stabilität" im Klangbild bzw. der räumlichen Abbildung nehmen bei vielen Aufnahmen deutlich zu.
Dazu ist bei mir in diesem Jahr noch eine Vorführung geplant, bei der u.a. ein Paar Quad "ESL 57"
- ein sehr seltenes Paar als Leihgabe in einem praktisch fabrikneuen Originalzustand - zeigen wird, wozu es in Verbindung mit einem derartigen System aus "passivem Line Level Filter" für den ESL und einem darauf abgestimmten neuartigen digital-aktiven Dipol-Subwoofer in der Lage ist.
Die dort eingesetzten Schallwandler werden also vom Konzept quasi
ein halbes Jahrhundert überspannen und ebenso eine Brücke zwischen analoger und digitaler Technik aufzeigen.
Künstliche "Gräben" zwischen Anschauungen und Hörgewohnheiten würden die Beschäftigung mit hochwertiger Musikwiedergabe nach meiner Überzeugung eher uninteressanter als interessanter machen ...
Grüße Oliver
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(*) Diese werden zwischen Vor- und Endstufe eingeschleift, arbeiten rein passiv und können im Bedarfsfall auch an exotische Eingangs- bzw. Ausgangsimpedanzen bestimmter Vor- Endstufenkombinationen angepasst werden.