Verfasst: 14.07.2022, 20:06
Hallo Harald,nihil.sine.causa hat geschrieben: ↑12.07.2022, 23:16 Aber vielleicht doch noch einmal zurück zu dem eigentlichen Anlass für diesen Thread. Habt ihr euch denn das Malion-Quartett angesehen? Hier nochmals der Link:
https://www.youtube.com/watch?v=8fwW09Zwrg4
Aus meiner Sicht ist das eine ganz besondere Inszenierung der Großen Fuge. Goethe schreibt von der Gattung des Streichquartetts "Man hört vier vernünftige Leute sich unterhalten, ..." Das kenne ich von vielen Streichquartett-Aufführungen und -Aufnahmen. Das Malion-Quartett geht weit darüber hinaus. Es wird sehr emotional und packend.
ich habe mir das Video noch mal in Ruhe angeschaut und ein wenig im Internet dazu recherchiert, da ich mich gefragt habe, warum wird das Werk so theatralisch inszeniert. Ist das ein Marketing-Gag (eines noch recht unbekannten jungen Quartetts) oder steckt mehr dahinter? Schließlich wird den 4 Musikern hier auch ein gewisses schauspielerisches Talent abgefordert.
Schnell findet sich auf der Hompage eine Erklärung: mit dem (zumindest dem Namen nach) mit der Cellistin verwandten Fotograf und Regisseur Andreas Kessler wurde die Frage erörtert, wie die große Fuge „verständlich“ zu verfilmen sei und wie „Musik im Netz" überhaupt vermittelbar sein könnte. Ihre Antwort darauf ließ diesen Film entstehen:
Mit "Andreas Kessler wurde deutlich, dass eine Lichtstudie mit Sonnenlicht die geeignete assoziative Kraft sein könnte, da die körperlich-sinnliche Erfahrung durch das Einwirken der Sonne in jedem Menschen allgegenwärtig ist.
Auf der Insel Krk in Kroatien sind die unterschiedlichen Licht- und Dunkelphasen besonders gut zu erleben/einzufangen. Das Quartett resp. die Musik, der Fixpunkt der Aufnahmen, wechselt je nach Lichtstimmung den Ort (Dunkelheit, Sonnenaufgang, Zenit, blaue Stunde, Sonnenuntergang, Nacht…), bleibt aber an jedem neuen Ort in der selben statischen Position sitzen, die Kamera dreht sich gemäß der Erde um das erklingende Musikwerk und erst im Zenit der Strahlkraft erblickt die Kamera die Gesichter der Spielenden, stehen sich Musik und leuchtende Kraft Auge in Auge gegenüber. Musikalisch wird hier der heftigste Gipfel der Fuge erklingen, bevor das Licht bricht und die Schatten länger werden, der Tag verklingt, der Mond aufsteigt, Musik und Spieler im Dunkel verschwinden."
Interessante Idee - und Danke für diesen Tipp, Harald!
Viele Grüße
Jörg