hier hatte ich ja angekündigt:
Der Deckel des Oppo HA-1 will aber gar nicht runter. Das Gerätchen wehrt sich heftig. Wie geht der denn eigentlich auf, frage ich mich ratlos, nachdem ich keine Schrauben finde, die damit in Zusammenhang stehen könnten. Irgendwie geht alles auf, tröste ich mich, und endlich dämmert's mir: Erst mal die aufgeklebten Gummifüßchen unten wenigstens zur Hälfte abheben, dann kommt man an die Schrauben der Gerätefüßchen dran. Füße weg, und siehe da, acht Schrauben liegen offen. Vier für das Gitter unten, das auch weg muss, und vier, die die massive Gehäuseschale, die einen erheblichen Anteil am Gesamtgewicht hat, mit dem Chassis verbinden. Alle raus, und das Gitter purzelt auch schon. Wie aber bitte schön geht die Gehäuseschale nun runter? Geringe logische Fähigkeiten genügen, um zu erkennen, dass man sie wohl nach hinten abziehen muss. Geht aber nicht, da ist die Rückwand im Weg:Fortepianus hat geschrieben:Als nächstes kommt der Deckel runter.
(Das Bildchen stammt von der englischen Oppo-Homepage.) Also gut, alle Schrauben da hinten raus, sind ja nur 22 Stück . Tatsache, das Rückwandblech geht ein Stück runter und baumelt jetzt noch an einem Käbelchen, das zur Bluetooth-Antenne geht. Die Gehäuseschale rührt sich aber noch keinen mm. Mal etwas beherzter hingefasst und mit einem Ruck jetzt's plötzlich. Jetzt ist auch die Rückwand ganz weg, denn bei dem Manöver hat's leider das hauchdünne Koaxkäbelchen zur Antenne abgerissen.
Das Lehrgeld für Lektion 1 (wie geht das blöde Ding auf?) ist damit bezahlt .
Nun kann man zwar über Bluetooth Musik an den HA-1 senden, was manchen interessieren wird, nicht aber mich. So denke ich im ersten Moment, was soll's, lass' die Antenne halt weg, bis mir einfällt, dass die Fernbedienung per iPhone, die sehr nett gemacht ist, auch über Bluetooth geht und ich darauf eigentlich nicht verzichten will. Wer schon mal diese superwinzigen Koaxkäbelchen mit schätzungsweise 1mm Außendurchmesser versucht hat, irgendwo anzulöten oder gar zu reparieren, ohne eine nenneswerte HF-Stoßstelle zu produzieren, weiß, womit ich die nun folgende Stunde verbracht habe . Kurzfassung: Läuft wieder.
Nun will ich aber endlich die Audioabteilung unten sehen. Dazu muss allerlei Platinenmaterial in Etage 1 entfernt werden, zum Glück ist alles gut lösbar gesteckt. Die Verarbeitung im Innern ist 1a. So, endlich sehe ich die DAC-Abteilung auf der Hauptplatine. Die hätte ich aber auch gerne rausgeschraubt, sonst komme ich ja nicht unten dran. Standbytrafo raus. Ringkerntrafo raus. Unzählige Gehäuseschrauben und Bolzen raus. Noch mehr Steckverbinder abziehen. Und siehe da, die Platine, die über die gesamte Grundfläche geht, wackelt endlich.
Habt Ihr als Kinder auch diese Metall-Geduldspiele gemacht?
Wozu dieses Training gut war, weiß ich jetzt: Es gibt immerhin genau eine Variante, die ich nach vielen Sackgassen finde, wie man die Hauptplatine zerstörungsfrei dem Chassis entwinden kann, ohne auch noch die Frontplatte komplett zu zerlegen. Voilà:
Was sofort auffällt: Die Netzteilfraktion für die Analogabteilung ist viel dicker dimensioniert als im Oppo 105, und der diskret aufgebaute Kopfhörerverstärker in der vorderen Hälfte ist unglaublich aufwändig gemacht. So manche Leistungendstufe für Lautsprecher erblasst da vor Neid.
Aber schauen wir mal zum Herzstück des DAC, dem Sabre ESS9018:
Im Detail mit dem USB-Mikroskop:
Das erinnert zwar alles ein bisschen an den 105, im Detail sieht's dann aber doch anders aus. Die Versorgung der Analogspannungspins des Sabre ist aber fast gleich aufgebaut wie im 105, und die hatte ich dort mit gutem Grund ersetzt. Der Analogausgang ganz hinten kommt mir ebenfalls ziemlich bekannt vor:
Diese dicken Elkos ohne Vorspannung im Signalweg direkt vor den Ausgangsbuchsen löte ich in Gedanken bereits aus und ersetze sie durch eine geeignete Schaltung mit BurrBrown-Buffern.
Aber wie sieht die Clockabteilung aus? Zur Erinnerung, so war das im 105er:
54MHz, und damals hatte ich in einer kleinen Versuchreihe herausgefunden, dass das so ungefähr die schlechteste Wahl der Frequenz ist, mit der man den ASRC im Sabre betreiben kann, weshalb er im G-Oppo mit 80MHz läuft.
Im HA-1:
Schau an, mit vollen 100MHz, das ist das Maximum, was der Sabre verträgt. Die höhere Frequenz braucht Oppo schon deshalb, weil der HA-1 sonst keine 192k am Digitaleingang nehmen würde. Der DAC-Chip will nämlich mindestens 386 mal Samplingfrequenz des Eingangssignals dafür, was 74,112MHz sind für 192k. Ich vermute, dass die besser geeignete Taktfrequenz, von der insgesamt deutlich kräftigeren Spannungsversorgung abgesehen, einer der Hauptgründe dafür ist, warum der HA-1 vom Stand weg den Oppo 105 als DAC klar schlägt.
Ansonsten finden sich zwei gute alte Bekannte, nicht nur aus dem 105er, wieder:
Der sehr gute OP LM4562 und die symmetrische Variante LM49724. Und noch eine ganze Handvoll von symmetrischen BB-OPs, die im 105 nicht drin sind:
Jeder OP ist im HA-1 von der Hauptversorgung mit kleinen Widerständen und guten Elkos entkoppelt, das ist alles sehr schön gemacht. Ich frage mich, warum eigentlich der HA-1 digital angesteuert so viel besser klingt als am Analogeingang. Ich habe da ein steile Arbeitshypothese, aber dazu muss ich erstmal ein paar Messungen machen.
Viele Grüße
Gert