seit Freitag Abend ist der G-ADS/1 DAC fest bei mir eingezogen. Der Name ist doch etwas unhandlich. Ein gertifizierter Linn Akurate DS/1 mit G-DAC. Geht das nicht kürzer? Für mich ist es ganz unbescheiden "der Titan". Dieser also ist zurück von seiner jüngsten Operation.
Gert hatte mir ja freundlicherweise einige Zeit seinen geliehen, während er meinen - nach einem zügigen Umbau zum G-DAC - bei sich hatte. Ich bilde mir ein, dass mein G-DAC (Nr. 4) einen Tick besser klingt als Gerts G-DAC (Nr. 1). Ohne direkten Vergleich ist das sicher nicht feststellbar. Und vermutlich ist es auch einfach Blödsinn. Jedenfalls scheint Nr. 4 [mindestens] auf demselben Niveau wie Nr. 1 zu spielen und das, obwohl ich zusätzliche symmetrische Eingänge für meine Surround-Lösung habe. Solche Features führen gerne mal zu Komplikationen (z.B. Masseführung etc.) und können damit kontraproduktiv sein, wenn es um die Qualität geht. Aber Gert hat das sehr gut gemacht und alle Klippen umschifft!
Und jetzt? Es klingt fantastisch gut. Die AGM 5.4 scheinen auf solches Futter nur gewartet zu haben. Von der Kombination G-ADS/1 DAC und AGM 5.4 könnt Ihr Euch ja selbst ein Bild machen in Zweibrücken. Ich jedenfalls bin sehr, sehr zufrieden mit dem erreichten Niveau und ich bin davon überzeugt, dass ich ohne Euch alle in diesem Forum und vor allem ohne die Unterstützung von Gert und Michael nicht annähernd soweit wäre wie jetzt.
Und war das richtig, diesen Weg so zu gehen? Mir kommt der Nisius in den Sinn...
Eigentlich ist das genau die Leitlinie, die ich beim Aufbau meiner Kette verfolgt habe: Auf die Wandler kommt es an. Ich muss mir dazu lediglich den Wandler "Tonabnehmer" durch "DAC" ersetzen. Wie auch immer man das einschätzen mag, aber jedenfalls kann ich mir nicht vorwerfen, den Wandlern zuwenig Ohrenmerk zukommen gelassen zu haben.Heinz Joseph Nisius: HiFi hören (1979), S.15 hat geschrieben:Auch wird deutlich, daß die einzelnen Komponenten unterschiedlich stark für das klangliche Gesamtergebnis [...] verantwortlich sind. Tonabnehmersysteme und Lautsprecher sind besonders qualitätskritisch. Das liegt daran, daß sie als Wandler die schwierigste Aufgabe zu erfüllen haben: Energie von einer Form in eine andere zu wandeln. Schwierig insofern, als es technisch einfacher zu bewerkstelligen ist, ein (z.B. elektrisches) Signal zu "verarbeiten", als es ohne Verfälschung in eine andere Form zu überführen. Tonabnehmersysteme wandeln mechanische Information (Signale) in elektrische um; Lautsprecher "erzeugen" aus elektrischer Leistung (gemessen in Watt) Schalleistung. Deshalb ist beim Kauf einer HiFi-anlage den sogenannten Wandlern besonderes "Ohrenmerk" zu schenken!
Und was kommt nun?
Musik, Musik, Musik
Obwohl ich selbst - aus gutem Grund - keinen Lötkolben in die Hand nehme, haben Design und Aufbau doch sehr viel mehr Zeit gekostet hat, als ich geplant hatte. Dennoch - das alles ist für mich kein Selbstzweck. Das Ziel ist es, damit Musik zu hören (so trivial das klingt).
Ungläubig höre ich in meine alten Aufnahmen hinein, erlebe manche Enttäuschung aber auch viele positive Überraschungen. Das Album
Quelle*)
"Dialbolus in Musica" (Accardo spielt Paganini) ist von wesentlich besserer Qualität als bereits geahnt. Mir war es immer schon ein Rätsel, dass man Paganini überhaupt spielen kann. Aber wenn ich das so höre, wird das Rätsel eher noch größer. Der rasante, ansatzlose Wechsel zwischen den verschiedenen Stricharten, die unglaubliche Trefferquote was die Reinheit der Töne betrifft und die Sicherheit bei den Flageolett-Tönen - unfassbar!
*)Ich verlinke hier die jpc-Seiten, weil das so schön einfach geht und weil da auch die Bilder separat verlinkt werden können. Natürlich gibt es zum Kaufen auch andere Quellen.
Bei großorchestraler Besetzung geht vieles von der Struktur der Komposition unter. Mit großem Genuss höre ich Klavierbearbeitungen, wie Bruckners Adagio aus der 7.Sinfonie in beeindruckender Weise gespielt von Fumiko Shiraga
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Es ist, als könnte man die Bleistiftskizze eines großen Ölgemäldes einsehen. Bei Bruckner erscheint es mir so, als käme man in den Kölner Dom, der ganz aus Stahlstreben und Glas gebaut wäre, ganz ohne Steine. Nur Struktur.
Schön sind auch die Lisztschen Klaviertranskriptionen der Beethoven-Sinfonien wie z.B. bei dieser Aufnahme
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Später höre ich die Orchesterversionen mit anderen Ohren. Ich höre die Struktur besser heraus und erkenne neue Details.
Schließlich entdecke ich nach und nach den Jazz für mich. Als eingefleischter Klassikfan seit frühester Kindheit, bin ich später mit Jazz-Lifeaufführungen in Berührung gekommen. Ich habe etwas übrig dafür, wenn die Musiker improvisieren und sich die Bälle zuwerfen - musikalisch gesprochen. Als Tonkonserve hat mir der Jazz nie richtig Spaß gemacht. Gerade das, was diese Life-Stimmung ausmacht, in der die Musik entsteht, hat mir bisher gefehlt. Das ist jetzt völlig anders geworden. Offenbar hilft mir die neue Wiedergabequalität, die Stimmung besser zu erleben, so dass ich mit wachsendem Genuss eine für mich völlig neue Welt entdecke. Wie neu das für mich ist, seht Ihr, wenn ich mal ein Beispiel nenne von einem Stück, was ich vor kurzem kennengelernt habe (wahrscheinlich als der Einzige hier im Forum, der es noch nicht kannte: Disk2 Track9 "Matilda, Matilda" ):
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In diesem Sinne - hier kann ich noch so vieles von Euch lernen und für mich entdecken!
Beste Grüße
Harald
P.S. Und Optimierungsmöglichkeiten gibt es natürlich auch - im nächsten Jahr, oder so.