hornblower hat geschrieben:
zwei Dinge verstehe ich nicht. Warum soll eine Röhrenvorstufe in Class A etwas besonderes sein? Ich kenne keine Röhrenvorstufe, die nicht in Class A arbeitet. Ein Ausgangsübertrager in einer Vorstufe ist mir völlig fremd. Ausgangübertrager gibt es im Allgemeinen nur bei Röhrenendverstärkern.
Hallo Andreas,
Class A in Vorverstärkern ist klassische Normalität. Übertrager zwischen den einzelnen Stufen, schaut man Jahrzehnte zurück, ebenfalls nicht ungewöhnlich. Ich erinnere mich an alte Pläne mit 3 Übertragern in einem Monoverstärker.
Ebenfalls aufwändig und deshalb wohl ebenso ausgestorben ist die Möglichkeit, mit einer Anodendrossel statt Widerstand in der Anodenleitung einen höheren Wechselstromwiderstand zur Stromversorgung einzufügen.
Die Übertrager zwischen den Stufen waren bei den ersten Transistorverstärkern noch üblich, bald aber hieß es in der Werbung: eisenlose Transistorendstufe. Wer denkt heute noch 50Jahre zurück...
Hast Du den Ausgangsübertrager in dem Gerät gesehen oder hat Dir das der Entwickler gesagt? Wenn es einen solchen Übertrager tatsächlich geben sollte (es gibt ja auch 1:1 Übertrager), welchen Zweck sollte dieser haben?
Er könnte die hohe Spannung und den niedrigen Signalstrom durch die Röhre in niedrige Spannung bei niedrigerem Ausgangswiderstand transformieren und damit jede Leitung gut ansteuern. Besser als andere Röhrenvorstufen, die um 900 Ohm Ausgangsimpedanz für normal halten.
Eine simple Röhrenstufe mit Übertrager in der Anodenleitung könnte bei Spannungs-Verstärkungsfaktor 1 folgende Vorteile haben:
- Totale Impedanzwandlung - von der Quelle sehr hochohmig abgenommen auf niederohmig zum Kabeltreiber umgesetzt.
- Keine Rückwirkung von Kabel auf den Ausgang des Quellgeräts (wo es zurück über die übliche Gegenkopplung wandern würde), somit gute Entkopplung.
- Der Übertrager trennt die Geräte galvanisch.
- Rauschen und Brummen müssen im Netzteil wirkungsvoll herausgefiltert werden, sonst kann das Klangbild verschlechtert werden. Die Röhrencharakteristik (unlineare Kennlinie) ist im Signalweg.
- Beim Übertrager kann die Polaritätsumkehr der Röhrenstufe aufgehoben werden.
- Der Grad an Gegenkopplung kann an verschiedenen Stellen abgeglichen werden, bis hin zum Verzicht auf Gegenkopplung.
Das Kunststück liegt fast nur in der Wicklung eines geeigneten Ausgangsübertragers und Wahl geeigneten Kernmaterials.
Ich denke, anhand der vorliegenden Texte läßt sich zumindest eine denkbare Variante spekulieren und klar beschreiben: Eingangskoppelkondensator 0,1uF, Gitterableitwiderstand 100k, Katodenwiderstand z.B. 1k (je nach Röhre) mit Bypasselko, um die NF-Gegenkopplung auszuhebeln, in der Anodenleitung der Übertrager (ca. 10kOhm Innenwiderstand), Sekundärwicklung zur Cinchbuchse verkabelt. Als Röhre vielleicht ECC82 (oder ECC88, dann Katodenwiderstand anpassen)
Vor vielen Jahren gab es von Musical Fidelity den CD-Player "PAN", das war ein portables Gerät, Discman von Sanyo, gebaut in ein Hifi-Gehäuse, gefolgt von 2 kleinen Übertragern zu einer Röhrenausgangsstufe. Klang sehr schön. (es gab dann noch separat das legendäre X10D (oder 10XD?) mit 2 KT88).
Der Übertrager als supersimple Filterstufe im CD-Player ist geübte Praxis, da gibt es viele Seiten im WWW drüber.
Aber wie gesagt... alles Spekulation...
Grüße Hans-Martin