DoctorG - Lautsprecher/Anlagenwerdegang

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DoctorG
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DoctorG - Lautsprecher/Anlagenwerdegang

Beitrag von DoctorG »

Bevor ich loslege möchte ich mich vorstellen im Hinblick auf Musik: Musikalisch war ich von Kind an, spielte Flöte, lernte Trompete (sogar Solos mit Orchester bei Veranstaltungen). Dann spiele ich Gitarre, Klavier, Schlagzeug, E-Bass, singe, komponiere, arrangier, nehme auf und produziere (professionell produzierte Songs, semi-professionelle CD, semi-professionelle Radiosendungen). Es wird Musikern nachgesagt, daß sie besser Lautsprecher beurteilen können, weil sie ja ständig mit dem Klang von Instrumenten direkt konfrontiert sind, ein einleuchtendes Argument. Nun, wie dem auch sei, Lautsprecher waren immer mein Steckenpferd, weil sie der unvollkommenste Teil der Wiedergabekette sind und dadurch die größte Klangwirkung zum Guten oder Schlechten haben!

Der Zweck dieses Dokuments ist es, den „optimalen“ Lautsprecher, bzw. die optimale Anlage allgemein zu finden (auch wenn es ihn nicht gibt), bzw. das „Optimale“ für meine Zwecke (das wesentlich einfacher ist).

Lautsprecher/Anlagenwerdegang der letzten 25 Jahre
(Lautsprecher, die ich längere Zeit besessen und angehört habe)


Onkyo SC400
3 Wege Mitteltonreflexbox (Bass chasis in geschlossenem Gehäuse, Mitteltöner mit Reflexrohr), an Onkyo Receiver: Gefälliger Lautsprecher. War zu lange her um richtige Beurteilung zu geben. Er was besser als der Onkyo SC401!

Tannoy 12“ dual concentric Studiomonitore
12“ Papiermembran mit innenliegendem Hochtöner (Horn). Bassreflex, an Yamaha A720 großer Vollverstärker: Ganz schwer davon loszukommen als Studiomonitore. Man konnte lange mit ihnen hören. Dieter Dierks (Produzent der Scorpions) hatte die von mir ausgeliehen und war begeistert! Hatte sie verkauft, weil ich ab dem Zeitpunkt Hifi hören wollte mit mehr Rums (und meine Studiotätigkeit einstellte)

Yamaha NS-10M
Der Studiostandard!, Geschlossene Box. 6,5“ Papierbass, an Yamaha A720 großer Vollverstärker: Obwohl eindeutig der Studiostandard zum mischen, bin ich NIE mit den Boxen zu Recht gekommen. Vielleicht lag es am Verstärker, oder an den Kabeln. Es tat mir einfach nach relativ kurzer Zeit in den Ohren weh.

TDL Studio 3
Transmissionline (2 verschieden lange Kanäle) mit D’Appolito Anordnung von ca. 2 x 20cm Bässen und ein Metallhochtöner, an Rotel Vorverstärker, zwei Rotel Endstufen in Biwiring: Die TDL Studio 3 hatten mich begeistert für Hifihören. Die Fenster wackelten durch den Bass der durch die kleinen Chassis in Verbindung mit der Transmissionline schnell und präzise rüberkamen. Großes Klangbild. Nachdem ich einen SR60 Grado Kopfhörer mit anhörte, der irgendwie alles echter wiedergab, verkaufte ich die TDL (zuviel Hype) – außerdem hatte ich den Verdacht, daß ich ständig die 2 Transmissionlinekanäle-töne hörte. Zu „Hifi“, nicht genügend Wahrheit.

Lowther Acusta
Lowther 22,5 cm Breitbänder in backloaded Horngehäuse, an Rogers Röhrenvollverstärker: Diese Boxen begeisterten mich. Total lebendig, schnell und alles sehr DEUTLICH! Der einzigste Grund warum ich die Kombination verkaufte: die Bündelung der hohen Frequenzen. Wie ein Tunnel war der Sound. War man im Tunnel tat es überdies noch im Ohr weh. War man außerhalb des Tunnels, war man als ob man neben dem Geschehen war. Es brauchte einen großen Hörabstand um sie zu genießen: zu viele Meter!

NAIM IBL aktiv
Geschlossene Box, KEF Papierbass 20 cm?, Scanspeak softdome, ferro fluid, Aktiv mit NAIM Endstufen, NAIM aktiver Frequenzweiche, NAIM = Britisches HighEnd (sehr teuer und hochwertig) Sehr schnelle, lebendige Wiedergabe und kontrolliert. Bass hat gefehlt. Musik wirkt echt, aber irgendwie herausgepresst (so klingt Naim an sich). Kein große „Soundstage“. Obwohl gut, da wollte ich nicht wieder hin.

Yamaha MSP-5 aktiv
Aktiver 2 Wege Studiomonitor mit 5.5“ Tieftöner und Metallkalotte (Titanium?). Bassreflex, Aktiv, Sehr auflösend. Problem: keine genug tiefen Bässe! Dann habe ich mir zwei Yamaha Hifi-Subwoofer gekauft und die jeweils drunter gestellt. Immer noch nicht zufrieden! Der Bass wummerte. Die Hochtöner waren zu spitz. Die Bassreflexöffnung blies mir Luft an den Kopf im Nahfeldbereich. Außerdem veränderte die Yamaha ihren Klang bei höherer Lautstärke. Abgesehen davon war es ein guter Lautsprecher.

Fostex 6301 aktiv
Mini aktiver 10 cm Breitbänder. Geschlossen. Aktiv, Umwerfender Klang für so einen kleinern Lautsprecher. Aber genauso wie bei Lowther: Abstrahlung: Tunnelförmig. Entweder man ist im Tunnel und wird bombardiert, nur dann darf man sich nicht bewegen (oh Schreck, sonst kippt das Klangbild! Sehr unbequem!), oder man ist außerhalb und man schaut von außen zu.

Yamaha NS-1000m
3 Wege Geschlossene Box mit Papierbasschasis (12“) und Berillium Mittel und Hochtöner, * Zwei Experience Electronics Mono-Röhrenendstufen 100W der Kanal. * Crown PSA-2, Monster PA Endstufe
* Roland SRA-5000 28kg Studioendstufe (extrem hochwertig, vermutlich von Yamaha gebaut), Hörabstand 2.5m, als Masteringmonitore. Sehr auflösend. Guter Überblick über das Geschehen. Röhrenendstufen hatten den Bass nicht richtig kontrolliert (prinzipbedingtes Problem von Röhrenendstufen: oder RIESIGE Transformatoren ($$$$$). Crown PSA-2 diskret aufgebaut war sehr „Rock’n Roll“ (ganz nach vorne, bei Unterdrückung wichtiger Musikinformationen), Roland Studioendstufe war super ausgewogen, ohne „Hifi“ zu wirken....Habe sie verkauft, obwohl sie irgendwie nicht schlecht waren. Aber ich meine irgendwie klarer hätte es gehen können. Meine Vermutung: Passive Weiche….

Backes & Müller BM6 aktiv
3 Wege aktiv geregelt. 10“ Papierbass, 10 cm Alumitteltöner, Metallkallotte. Geschlossene Box, Aktiv. Und zwar die alte BM6 Verstärker die „technisch“ klangen. Ich war angelangt! Das Non-Plus Ultra. Alle Töne waren kontrolliert und „richtig“ wiedergegeben. Die Musik füllte den Raum so realistisch wie ich es noch nie von einem Lautsprecher gehört habe. Einmal kam ich rein und es lief Radio. Ich war einfach schockiert an der Präsenz, als ob da jemand (live) sprach! So muß es sein! Verkaufte sie nur, weil sie trotz kompletter Überholung (!) kaputt ging, und bei Musikproduktionen der Aufwand der Reparatur, immer ein zweites Pärchen bei sich zu haben, etc. zu groß ist. Womöglich würde ich da zurückgehen, vielleicht auf die BM6 nächstes Modell (ca. 1980) mit der verläßlicheren Endstufe. Kritikpunkt: BM6 da sind die Chasis nicht untereinander angeordnet: aber durch ein anderes Gehäuse ließe sich dies lösen (siehe BM8). Auch: Irgendwie durch den Alu-Mitteltöner alles etwas metallisch…

Backes & Müller BM12 aktiv

4 Wege aktiv geregelt, 2 x 10“ Papierbass, 10cm Alumitteltöner, Metallkallotte, Superhochtöner. Geschlossen, Aktiv, die alten „technisch“ klingenden Verstärker, Wie BM6 vom Charakter her, nur mit mehr Rums. Der Superhochtöner hat noch nach oben erweitert, ich wüßte aber nicht in wiefern dies eindeutig besser war als bei der BM6 ohne Superhochtöner. Anders ja, aber besser?

Samson Resolv 50a, 2 x Tapco SW-10 aktiv
Samson: 2 Wege aktiv box, Metallkallotte, 10cm Polybass, Bassreflexschlitz aber zugeklebt, d.h . geschlossen! Tapco: 10” Subwoofer, je unter der Box, unter 100 Hz. Geschlossene Box, Aktiv, Die Samson lösen einzigartig auf. Man hört auf eine Art allumfassend was auf der Aufnahme drauf ist. Und zwar ohne zu nerven oder weh zu tun. Die Tapco haben eine stabilen Bass. Habe alle möglichen Aufstellungen probiert. Direkt auf meinem Schreibtisch vor mir, 1m Hörabstand, am besten, und zwar wenn die Subwoofer direkt unter den Samson stehen, klingt es gleich 100 mal besser (man brauch bloß die Samson danebenstellen, schon ist es merklich schlechter). Mußte leider die Samson verkaufen. Im Nahfeld stört mich das starke Rauschen der Hochtönerverstärker. Außerdem klingt es, nach langer Hörzeit, „zu schön“ und irgendwie wenig echt. Das sind die neuen „Chip“ Endstufen, die zwar alle Frequenzbereiche schön ausleuchten, aber es wirkt künstlich. Es fehlt Realität.

Weitere Lautsprecher

Habe ich natürlich privat, auf Messen, Hifi-Studios, (ich war in ALLEN Hifi-Studios Londons!), Musikgeschäfte (ALLE Studiomonitore!!!) angehört. Allerdings richtig bewerten kann man erst wenn man den Lautsprecher einige Zeit zu Hause hat und ihn regelmäßig über längere Zeit anhört. Daher die (vorläufige) Kurzbewertungen.

Flächenstrahler (Martin Logan, Apogee, etc.)
Hat mich nie beeindruckt. Entweder haben sie aufs Ohr geknallt (extreme Bündelung), oder waren sie „luftig“ mit unendlichen „schönen“ (unrealistischen) Höhen und keinen Bässen. Der Bass-Sub der Logans hat dies auch nicht rausgerissen. Dieses ganze Prinzip scheint meines Erachtens ein falscher Weg zu sein, was „Realismus“ betrifft.

Offene große Schallwand mit Breitbänder
Ein Jordan http://www.ejjordan.co.uk Alu Breitbänder hat mich da sehr angesprochen. (Größe?). Auch scheinbar keine starke Bündelung??? Messerscharf aufgelöst aber angenehm. Alles hat irgendwie zusammengespielt (Breitbänder eben). Diese Richtung ist interessant. Ein Breitbänder an einem Verstärker ist ja im Prinzip ein Aktives System!

Studiomonitore mit Bändchenhochtöner (Adam, Samson)
Die bündeln zu stark, obwohl sehr frei und realistisch zum Teil im Klang. Sehr auflösend.

Wilson Puppy, Bowers & Wilkins und andere High End Geräte
Die schlechte Seite des Hifi ist: “immer suchen, aber niemals zur Wahrheit zu gelangen” und das Ganze zu horrenden (Mond) Preisen. Die Korrelation hoher Preis gleich hohe Klangqualität existiert in den Köpfen der Verkäufer aus offensichtliche Gründen. Leider glauben die Kunden denen. Eine Wilson Puppy hörte sich mit meinen Ohren z.B. nicht besonders gut an. Eine (sehr) große Bowers & Wilkins mit einer dicken Burmester Endstufe (ich will nicht wissen wieviel die kostet) klang wie ein besseres Kofferradio (der Verkäufer, der auch Backes & Müller verkaufte, gab es mir selbst zu!!!!). Um es noch zu toppen: Ein Hifi-Fritze, der auch schon viel (sehr teueres) besessen hat, und in den Hifi-Zirkeln ein und ausgeht (und da angeblich schon viel gehört hat) legte sich Saba Greencones zu mit Class D amp (T-Amp!) (100 EUR insgesamt). Er fragte sich, wofür er denn dieses ganze Geld die ganzen Jahre ausgegeben hatte…. (ich habe kein Problem (auch viel) Geld für etwas auszugeben, das sich lohnt, aber nicht für imaginäre Nutzen!). Was Class D amps betrifft, was ich bisher gehört habe, einschließlich Hypex (der Erfinder) empfand ich eher als „unrealistisch“ zu „schön“.

Genelec Studiomonitore
Die 1030, bzw. 8030 (?) sind gut, obwohl nur Zweiwege und Bassreflex. Allerdings sind die Metall-Hochtöner zu hart auf’s Ohr, vor allem wenn man mal aufdreht. Manche andere Genelecs sind sehr bescheiden.

2 Wege Studiomonitore mit 8“ Bass und Hochtöner (Yamaha, Mackie, etc.)
Klingen aufs erste imposant, weil der Badewannenfrequenzgang spontan gefällt. Bei längerem Hören erkennt man, daß die Mitten nicht gescheit von den 8“ Basslautsprechern wiedergegeben werden können….. Absolut nicht zu empfehlen! Solche Lautsprecher machen meines Erachtens „Sound“ aber keine Musik. Mixe? Ich weiß von manchen Alben die auf solchen Boxen gemischt worden sind. Genauso klingen die: „Pack die BadeWANNE ein…“

Meine (subjektiven) Ergebnisse der letzten 25 Jahre

Man hört immer ein Prinzip, ob man will oder nicht. Jedes Prinzip hat Vor und Nachteile. Klar, es ist das gute Design bzw. Umsetzung eines Prinzips das zählt. Allerdings kommt man nicht um die PHYSIK drum herum. Meines Erachtens gilt folgendes:

A) Grundsätzlich unterliegen passive Anlagen den aktiven. Aus diesem Grund interessieren mich passive Lautsprecher so gut wie nicht mehr, denn (fast) jeder passive Lautsprecher auf aktiv hochgerüstet klingt gleich freier, lebendiger, man kann viel lauter hören, ohne daß etwas verzerrt. Ich habe dies unzählige Male selbst ausprobiert und erfahren. Passive Lautsprecher klingen meist „passiv“, d.h. flach, nicht so klar (natürlich: Ausnahmen bestätigen die Regel – siehe Ende des Artikels).

B) Die optimale Wegeanzahl sind 3! Und zwar in folgenden Größen: Bass-Chasis 10“ (12“ ist schon zu groß und träge), Mitteltöner: 10 cm, Hochtöner. Zweiwegesysteme sind immer ein fauler Kompromiß, bzw. ich habe noch keine gehört die mich im gesamten Frequenzspektrum ab Midfield (Hörabstand 2,5m und mehr) überzeugt hätten, selbst eine neue (2006) geregelte Backes und Müller Zweiwege muß kämpfen, dem geregelten 3 Wegesystem nachzukommen (und sie schafft es nicht!). Diese 3 Chassisgrößen leuchten das geforderte Frequenzspektrum schön aus!

C) Materialien der Chassis. Das kommt natürlich auf die Gesamt-Konstruktion drauf an. Bisher haben mir z.B. oft Metallhochtöner besser gefallen weil sie (oft) um einiges mehr auflösen. Bei entsprechenden (QUEST!!!!) Studiomonitoren mit Papierhochtönern, hört man nur die Hälfte, als z.B. bei den Samson Resolv 50a Metallhochtönern, bzw. es kann eine Funktion mit von den Endstufen beeinflußt sein. Allerdings haben mir Kevlar Chasis, Plastikchassis, etc. mir nie gefallen. Papier (Holz) hat irgendwie mehr mit Instrumenten zu tun…. So banal dies jetzt klingt (und Metall mit hohen Tönen übrigens auch). Mit der Zeit hört man doch den Eigenklang der Materialen, auch wenn Techniker alles dransetzen um dies auszublenden.

D) Frequenzgang: Die E-Bass Seite ist ca. 40 Hz. Unter 40 Hz kann man bei Tönen wenig Klangcharakter hören. Das ist so. Es ist dann nur tief und brummt, das wärs! 40 Hz hat eine Wellenlänge von 8,6m. Wer hat einen Raum mit einer Diagonalen von fast 9 Metern, um diesen gängigen Ton (wenn ein Lied in der gängigen Tonart E-Moll gespielt wird) sauber wiederzugeben??? Also: NICHT 20 Hz bis 20 KHz, sondern 40 Hz bis 20 khz (bzw. 16khz). Alles andere sind Spezialistenanwendungen (Baue dir erst einen großen Raum, damit du dir den einen Orgelpfeifenton in dem einen Lied mit 20 Hz reinziehen kannst….- Klar, durch Tricks bzw. guter Aufstellung kann man auch in kleineren Räumen tiefe Töne ohne Brummen hören…). Aber, und hier ist der Punkt: eine Anlage die KEINE 40 Hz bringt ist doch verkrüppelt! Wie oft spielt der (E-)Bass das E bei 40 Hz. Oft! Der Lautsprecher sollte 40 Hz gut bringen (Ziel: 0 dB Abweichung im Frequenzgang!!!!!), darunter kann er gerne abfallen, soll er sogar. Wofür Chassis unnötig belasten, bzw. teuer für etwas auslegen, das nichts bringt.

E) Boxenprinzip: Bassreflex, Transmissionline haben für meine Ohren diese bösen, bösen Phasenprobleme, die mir spätestens nach längerem Anhören auf den Keks gehen (es ist im Grund wie ein Auspuff…wo gegenphasiger Müllklang dir zeitlich nachgereicht wird um das Klangbild zu verschmutzen, wegen ein paar dB im oberen Bassbereich). Geschlossene Boxen hingegen klingen in der Regel immer sauberer, d.h. sauber! Ein Horn ist faszinierend und kann unheimlich groß und wahnsinnig dynamisch klingen. Die Verfärbungen und die Größe einer solchen Box sind allerdings schwer zu händeln. Die Offene Schallwand habe ich in Form eines aktiven Linkwitz Systems Linkwitz Orion http://www.linkwitzlab.com gehört (mit Nelson Pass Verstärkern!): ein klares NEIN! Wenn man richtig aufdreht geht was ab, ansonsten ist die Musik so wenig definiert – dafür fügt sie sich wunderbar in den Raum ein, kein Bass brummen! Aber mir fehlt der Druck bei der Musik. (Nur) Geschlossene Gehäuse bauen Druck im Raum auf, das finde ich angenehmer. Die Musik ist „griffiger“. Daher: geschlossene Gehäuse!

F) Frequenzgangbereinigung: Habe ein Behringer Teil besessen, das 31 band selbständig mit Meßmikro digital einmißt, d.h. den Frequenzgang ausgleicht, mit großem Erfolg. So etwas wollte ich nicht mehr missen. Allerdings bei meinem nächsten DA Wandler, der wesentlich besser klang als der Behringer, konnte ich diese Frequenzgangglättung nicht mehr einsetzen, und der Witz war: der neue Wandler ohne Frequenzbereinigung klang insgesamt besser als der ganze Behringeraufbau. Es gibt Software (Audiolens von http://www.juicehifi.com/ scheint das einfachste und beste zu sein), wonach man diesen Frequenzgang per PC vor dem DA Wandler glättet. Allerdings hat man das Problem, daß man dann nicht mit den Instrumenten direkt in die Boxen kann bei ausgeglichenem Frequenzgang (ohne Zeitverzögerung). Erst neulich lernte ich von der Membran-Vorauskorrektur (TPS) nach http://www.pfleid.de: http://www.hifi-klangservice.de. Das wäre es, eine analoge Schaltung zwischen vor und Endstufe die die Fehler des Lautsprechers ausgleicht. (Das ist das Gleiche wie der Fehlerausgleich bei neuen Digitalkameras, die bereits intern die Fehler des Objektivs ausgleichen: GENIAL! Keine Nachbearbeitung mehr nötig: Keine Tonnen/Kissenverzerrungen mehr!!!). Allerdings habe ich dies noch nicht angehört und meine jetztiges System (siehe unten) macht dies quasi „ohne“ auf natürliche Weise.

G) Röhrenverstärker haben eine oft dreidimensionale lebendige Abbildung und sind sehr reizvoll mit einer persönlichen Note. Um rauszufinden was auf der Aufnahme ist, taugen sie im Allgemeinen wenig (es sei denn jemand konstruiert so was!). Außerdem haben sie keine gute Kontrolle über den Bass als Endstufen (Dämpfungsfaktor!!!). Da will ich nicht wieder hin als Abhöre. Außerdem sind die meisten Kunstwerke (deren Preise jenseits von gut und böse sind) mit offenen (gefährlichen) Röhren. Der Tanz ums goldene Kalb. Ich möchte Werkzeuge: möglichst klein, handlich und unauffällig und KEINE Wartung! Maximal einen Röhrenvorverstärker.

H) Kabel: nach VIELEM Suchen und ausprobieren, ein Studioguru höchster Güte, der auch nicht vor extrem Hochpreisigem zurückschreckt, empfahl mir Sommer 238, bzw. 238+ ein Mikrofonkabel zu allen Mikro und Line-Anwendungen. Diese Kabel klingen echt und groß. Da sie sehr günstig sind, mache ich an Kabeln nicht mehr rum, sondern nehme nur noch diese. Das ist ein großes Glück beim Ausprobieren neuer Produkte, weil es die Anzahl der Variablen sehr einschränkt.

I) Strom: Habe so ein passives Teil von Bürklin auch von dem Studioguru empfohlen bekommen mit hoher HF Dämpfung. Es nimmt etwas die Dynamik, macht aber das Klangbild sauberer, musikalischer. Also, insgesamt ein Gewinn. Mich interessiert da noch mehr! Power-Conditioners, etc. Ein Hifi-Typ der eine große Backes oder Silbersand-Anlage besaß mit teuerster Elektronik vorne dran, sagte mir am Telefon, daß ein Power-Conditioner, der die Stromkurve nochmals aufbaut (teuer) so viel verbesserte, daß er viele seiner (hohen) Investitionen bezweifelte! Abgesehen davon helfen die richtigen Strom-Leisten (habe verschiedene ausprobiert, eine billige von Reichelt klang am besten, BESSER als die Kopp Professionelle für Rackeinbau) Doch das sind insgesamt relativ unwichtige Punkte.

J) Stecker: Mag keine Stecker mit Silberkontakten. Die ganz normalen (billigen) vernickelten (oder was?!) klangen am natürlichsten. Auch gefallen mir klanglich in der Regel keine Goldkontakte. Wobei auch dieses alles kleine, meist relativ unwichtige Punkte sind.

K) Stromphase. Einfach den D/A Wandler Stromstecker um 180 Grad drehen. Eine Art klingt besser (kräftiger, aussagestärker, homogener), die andere schlechter. Die bessere nehmen. Klangtuning für lau! Genauso auch die Aktivboxen, bzw. den Verstärker und die KOMBINATIONEN davon! Ein Gerät festsetzen in der Phase, dann die anderen einmal so rum und dann andersrum. Es ist dumm dies nicht zu machen.

L) Die Kette: Alles muß stimmen. Guter DA, guter Stecker, gutes Kabel, guter Stecker, Guter Amp, gutes Kabel und vor allem der gute Lautsprecher! Ich hatte das Privileg einen Hifi-Fritzen kennenlernen zu dürfen der (relativ schlechte, das er selbst eingestand und relativ große Bowers und Wilkins) mit Riesenaufwand zum Klingen brachte (er hatte ALLES was höchsten Rang und Namen besaß in der Kette vor den Lautsprechern ausprobiert und sich offenbar das beste/passende gewählt!!!). Mit Erfolg: da war ein guter natürlicher Klang: REALISMUS! Die Kette als Gesamtes ist wichtig! (Anekdote: mein mitgebrachter 250 EUR Zero-Oversampling CD-Player klang seinem 2000 EUR CD-Player fast EBENBÜRTIG: wie man sieht: hohe Preise sind halt oft…. lachhaft).

Neueste Entwicklung und Erkenntnisse

Da ich nun mein semiprofessionelles Studio einrichten will, braucht es gute Monitore. In dieser Branche kommt man an den Yamaha NS-10M nicht herum (obwohl ich damals vor über 20 Jahren froh war sie verkauft zu haben). Die Forscher Newell und Holland fanden bereits im Jahre 2001 heraus (googeln!), daß die NS-10M im Vergleich zu 36 (!!!) anderen Studiolautsprechern (ALLES was Rang und Namen hatte) in 3 Punkten siegten. Ausgerechnet sind diese 3 Messgrößen, die Entscheidenden für gutes Monitoring (leider hat die professionelle Audio-Branche selbst das ignoriert, bzw. nicht begriffen, obwohl man seit Jahren von den NS-10M wegkommen will, aber irgendwie nicht kann – der Grund ist der folgende): 1. die geringsten Verzerrungen 2. Schnellste Step-Response und 3. reinster und schnellster abklingende Wasserfall. Verzerrungen verändern den Klang negativ, das weiß jedes Kind, die geringsten sind die besten. Step-Response, die „Schnelligkeit des Lautsprechers/Chassis“ sind von größter Wichtigkeit die Aufnahme zu beurteilen, bzw. Musik zu hören wie sie ist! (bei ALLEN Musikinstrumenten ist der Einschwingvorgang der Entscheidende die Instrumente zu auseinanderzuhalten, bzw. zu charakterisieren! Streicher wenn sie am schwingen sind, sind fast reine Sinusse, daher klangen die ersten Synthesizer so echt bei langen Streichereinsätzen… folglich ist der Einschwingvorgang des Instrumentes ENTSCHEIDEND und im Lautsprecher nur durch eine schnelle Step-response darzustellen). Der schnelle und reine Wasserfall (Abklingverhalten des Systems) ist der Grund warum die NS-10 so extrem deutlich und klar klingen. Einfacher Test für alle daheim: Volles Orchester oder Band (mit vielen Bässen) bei hoher Zimmerlautstärke laufen lassen, dann auf Pause drücken. Bei den NS-10 hört die Musik sofort auf – wie aufgesogen. Bei anderen Lautsprechern (wie gewohnt) das normale Abklingverhalten. Genau dieses ist es was ja immer mitschwingt und somit die Musik verschmiert. Dieser Effekt kann, je nach Geschmack die Musik unterstützen (es klingt voller), hat aber mit Realität nichts zu tun. Und wie bei jedem Effekt: nach einer Zeit geht es den Sensiblen auf den Keks.

Auf jeden Fall kaufte ich mir ein gut erhaltenes Paar NS-10M, aber die spätere Studio Version die nicht so spitz wie die ursprünglichen NS-10 klingen (die ich damals hatte). Doch nicht genug damit. Nach ca. über 10 Endstufen vorne dran die Ernüchterung – wäre es nicht für die letzte ausprobierte, wären die NS-10 wieder im Ebay drin….. Schockierend der Einfluß der vorherigen Komponenten der Kette, die im Moment wie folgt aussieht:

1. DA Wandler: Digidesign M-Box 2. (Verglichen mit 1000 EUR Lavry und der so hochgelobten 1000 EUR Benchmark und EINIGEN anderen…. Kein Vergleich! Digidesign M-Box 2 und Yamaha DA2X DEUTLICH über allen anderen…)

2. Sommer 238 Kabel (ja ich habe andere Kabel probiert! Da war die „Magie“ wieder WEG!)

3. Adcom GFA-555 Mk 1 (first generation Nelson Pass). Andere Endstufen waren zum Teil SCHRECKLICH! Das ganze System kippte! Nur mit dieser Endstufe KEINE Hörermüdung (was bei den eher spitzen NS-10 „normal“ ist)

4. Auch von dem obigen HighEnd Studioguru empfohlen: Sommer Meridian 2 x 6mm2 (ca. 3,5m lang). Jetzt kommts: ich hatte noch die GLEICHEN Sommer Meridian 2 x 1,5mm2 in ca. 1m Länge. JEDER Techniker sagt jetzt es wäre egal. KEINESFALLS! Mit den dünnen kurzen Meridian „tat“ die Anlage nicht. Mit den dicken langen Meridian habe ich MERKLICH das Empfinden von „Realismus“ – mit den dünnen Kabeln war es halt eine So-So Anlage. (Eigentlich dürfte ich so was nicht öffentlich auf Foren schreiben, es glaubt mir vermutlich sowieso niemand…).

5. Yamaha NS-10M Studio (die neueren).

Ergebnis? Ich sitze hier im Nahfeld (weniger als 1m von den Boxen) vor meinem Schreibtisch (die NS-10 sind liegend auf einer Holzbox – habe sie aufrecht probiert: keine Chance – „tut nicht!“ – es „verzerrt“ irgendwie). Newell und Holland fanden heraus, daß eine Platte (Mischpult) wohl als Quasi-„Horn“ den Bass unterstützen und den Frequenzgang somit begradigen (trotz „böser“ Kammfiltereffekte funktioniert es in meinen Ohren und der Horde an Toningenieuren weltweit!). Und: es ist so. Problemlos hört man das E (40Hz) einer E-Bass Saite (und weil Nahfeld OHNE Raumproblematiken) und ein volles Schlagzeug, alles in einer großen Deutlichkeit, da die NS-10 die Mitten wunderschön auflösen. Man kann sehr leise hören (durch diese Art der Endstufe) OHNE Verlust an Details oder Charakter, und man kann recht laut machen OHNE daß es in irgendeiner Weise weht tut. Bei deutlich über Zimmerlautstärke setzen Verzerrungen ein (passives System und zu schwache Endstufe). Ein weiterer einfacher Test für jedermann: Anlage laufen lassen, aus Zimmer gehen bei offener Türe ein paar Schritte weiter und sich fragen wie tut’s. Nicht im Kopf nachdenken, sondern wie EMPFINDET man die Musik. Bei dieser Anlage empfinde ich im Moment: „Hey, da spielt ne Band live!“ Anlage Test bestanden! Realismus vorhanden! (ja, die klaren Mitten!)

Aktiv hören? Im Moment erfüllt mir diese passive Anlage den Einsatzweck voll und ganz: hier der weitere Test für jedermann: Verschiedene Musiken laufen lassen: je unterschiedlicher die klingen umso besser die Anlage. Klingt alles gleich und ausgewogen ist ein „Schönredner“ in der Anlage drin. In meiner Anlage klingen dünne Mixe dünn, fette Mixe fett, sind die Höhen auf der Aufnahme beschnitten, kommt das ganze ohne Höhen aus dem Lautsprecher, ergo bei den Bässen (ich weiß wie Testtitel auf anderen Anlagen und Kopfhörern klangen…). Und das ganze so, daß es nie „schlecht“ an sich klingt. Die Musik wird musikalisch dargestellt. Das Dargebotene beeindruckt mich. So ist es gewöhnlich nur bei aktiven Anlagen, die irgendwie (oft) besser die Musik so lassen wie sie ist.

Im Insgesamtvergleich der letzten, ja jetzt bereits fast 30 Jahren, ist bestimmt schwer herzustellen aus der Erinnerung. Aber eines ist sicher, so wie ich es jetzt hier habe ist „gut“. Ich scheue mich „Spitze“ zu sagen, da oft Anlagen als „Spitze“ oder „phänomenal“ dargestellt werden, und selbst nach Abzug einer subjektiven Einschätzung, ist es oft so, daß ein bestimmter EFFEKT den die Anlage produziert als „Spitze“ oder „Phänomenal“ genannt wird. Wenn jemand ein gutes Instrument hat und gut spielen kann und man steht davor, denkt man: WOW, das klingt – Aber nicht mehr. Wieso sollte dann bei einer Anlage es „besser“ sein? Somit habe ich über die Jahre gelernt, die Skala von: unbrauchbar/schlecht bis nur „GUT“ oder „Sehr Gut“ gehen zu lassen. Es stellt Musik, bzw. Audio (Sprache, etc.) realistisch dar, so wie es auf der Aufnahme ist. Mit Realismus meine ich eine Richtigkeit der Musikdarstellung die dem Original entspricht. Dafür ist die Richtigkeit der unzähligen (nur ZUM TEIL technisch erfaßbaren Variablen – sorry Techniker!) zuständig. Klar, was einer als realistisch empfindet, empfindet der andere nicht unbedingt als realistisch. Aber es gibt unter Kennern (z.B. Musiker die ihre und andere Instrumente vom Klang her kennen!) insgesamt schon einen gewissen Grundkonsenz (oder frag einfach mal deine Frau oder Freundin, die sagt dirs!). Somit (aus der Sicht von Technikern) lege ich subjektiv die Variablen fest (siehe oben: geringe Verzerrungen, Wasserfall, etc.), die ich als wichtig für eine richtige/realistische Wiedergabe erachte. Und: es ist so.

Wenn ein Endstufenkonstrukteur/Spezialist/aktiver Frequenzweichenspezialist unter den Lesern dieses Eintrags ist, bitte bei mir melden. Danke. Der Grund hierfür dürfte sich aus dem Zusammenhang ergeben. Der logische Schritt weiter….

Ein anderes Mal mehr über verschiedene anderer aktive Lautsprecher, die bei mir im Moment herumstehen...
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axxxxx

Beitrag von axxxxx »

Moin,
erstmal, damit Du dir nicht verloren und ungeliebt vorkommst.
Habe mich gerade mal im Schnellmodus durch Dein CV durchgefräst - schon sehr beeindruckend, aber auch nüchtern, auf den Punkt.

Eine sehr schöne Vorstellung, die viel Raum für Anmerkungen läßt (soweit wir das im Vorstellungsthread noch dürfen....Papi dürfen wir noch? :mrgreen: ).

Morgen werde ich es nochmal in Ruhe lesen.

Gruß,
Kai
freiheit
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Beitrag von freiheit »

Hallo erst mal

Interessanter Werde(Leidens; Freudens; Weg)gang.

Das mit den Kabeln und dem Strom ist für mich wohl die wichtigste Erkentniss.
Wird auch sofort umgesetzt.

Auf eines bist du gar nicht eingegangen. 8)
Was hörst du den für Musik?
Und was war denn over all deine liebste quelle?
30 jahre beinhaltet ja auch noch vinyl, oder?
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Fujak
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Beitrag von Fujak »

Hallo Doc,

auch von mir: welcome to the club. :cheers: Eine beeindruckende Informationsfülle und -dichte in Deinem Vorstellungsthread, wow. Da ist Stoff für viele Diskussionen drin.

Grüße
Fujak
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Fujak
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Beitrag von Fujak »

Hallo Kai,

aufgrund Deiner Frage ein kurzer moderativer Hinweis: Ein Vorstellungsthread ist in erster Linie der Thread des Vorstellenden. Das bedeutet, dass Diskussionen, Anmerkungen und Kommentare natürlich erwünscht sind, aber auf die Themen des Threaderstellers und vorrangig im Dialog mit dem Thread-Ersteller fokussiert bleiben sollten. Also: Ready for take off.

Grüße
Fujak
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Rossi
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Beitrag von Rossi »

Hallo Dottore,

eine sehr schöne und interessante Vorstellung! Alles auf den Punkt, kein Voodoo und sonstiges Gedöns, ich mag sowas. :cheers:

Hoffe noch mehr hier von Dir zu lesen,

Gruß,
Stefan
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KlausR.
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Beitrag von KlausR. »

DoctorG hat geschrieben:Die Forscher Newell und Holland fanden bereits im Jahre 2001 heraus (googeln!), daß die NS-10M im Vergleich zu 36 (!!!) anderen Studiolautsprechern (ALLES was Rang und Namen hatte) in 3 Punkten siegten.
Genau!

“The Yamaha NS10M – 20 years a reference monitor: Why?”, Proceedings of the Institute of Acoustics 2001, vol. 23, pt.8, S.29

Wer sich das mal durchlesen will, PN genügt.

Klaus
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Bernd Peter
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Beitrag von Bernd Peter »

Hallo,

wenn ich es richtig verstehe, bist Du

- Nahfeldhörer

- die Teile sind zum Teil älterer Bauart

- die Kombination deiner Kette führt insgesamt zu einem für Dich sehr guten Ergebnis.

Liege ich richtig, wenn Du damit sagen möchtest, es muss nicht alles vom Neusten und Teuersten sein, die richtige Mischung machts?

Gruß

Bernd Peter
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

DoctorG hat geschrieben:Wenn ein Endstufenkonstrukteur/Spezialist/aktiver Frequenzweichenspezialist unter den Lesern dieses Eintrags ist, bitte bei mir melden. Danke. Der Grund hierfür dürfte sich aus dem Zusammenhang ergeben. Der logische Schritt weiter….
Hallo DoctorG,

ich melde mich. Herausforderungen sind dazu da, angenommen zu werden. :-)

Also, einiges kommt mir da sehr bekannt vor, auch wenn ich nicht 1000 Lautsprecher hatte und nicht im Studio und nicht ...

Meine für mich wichtigen Basiserkenntnisse:
  • Der Frequenzgang als Ergebnis einer Fouriertransformation zeigt einen eingeschwungenen Zustand. Musik ist aber kein eingeschwungenener Zustand. Daher sind auch Begriffe wie Kammfiltereffekt nicht zielführend sondern täuschen über die Realität hinweg.
  • betreibe jedes Chassis in dem Bereich, in dem es spielen will. Alles andere bringt nur Klirr. Klirrarme Systeme können sogar extrem laut gut ertragen werden (was aber trotzdem nicht gesund ist, also Achtung!)
  • zwei LS müssen kohärent spielen. Genauer: was am Ohr ankommt muss kohärent sein. Das erfordert Symmetrie, Symmetrie und Symmetrie.
  • ein hochdynamischer Hochtöner hat nun einmal kürzere Einschwingzeiten als ein Tieftöner. Masse ist Masse, Physik ist Physik. Um auf den Punkt zu spielen muss also das Schnellere verzögert werden. Daraus resultiert eine unvermeidliche Latenz. Gottseidank beim reinen Hören unwichtig. Wenn Live-Effekte (Video, Studio, Musiker ...) dabei sind, hilft nur eine optimale Konstruktion und allenfalls noch eine minimalphasige Frequenzgangkorrektur (Eingehen von Kompromissen)
  • das Ausschwingen sollte kontrolliert sein. Da hilft definitiv eine Membranregelung (welche ich leider nicht habe und noch vermisse :cry: )
und
  • es lohnt sich, zu messen und zu korrigieren. Man weiss was man hat und was man bekommt (bzw. bekommen hat).
Wie wäre es mit einem Test? Messmikro und Aufnahme der Pulsantworten am Hörplatz mit http://www.acourate.com/AcourateLSR2Setup.exe. Ich erstell damit Korrekturfilter und bearbeite zwei zur Verfügung gestellte wav-Tracks. Das sollte beim "logischen Schritt weiter" helfen. Herausforderungen müssen angenommen werden, denn auch das bringt einen nur weiter. :D

Grüsse, Uli
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DoctorG
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Beitrag von DoctorG »

freiheit hat geschrieben:Was hörst du den für Musik?
Eigentlich "alles". Schwerpunkt gute Lieder (wo gesungen wird) mit Band oder Orchester. Stil egal.
Und was war denn over all deine liebste quelle?
Plattenspieler

Einige besessen. Aber ums kurz zu machen: Als ich auf dem großen Linn dann eine Test LP mit einem 1khz Ton laufen lies und es eierte (und ich diesen Test in Hifi Studios mit Linn und anderen wiederholte) wurde mir bewußt, daß sehr viel was vom Klang her Plattenspielern zugeschrieben wird, einfach auf diese leichten Tonhhöhenveränderungen zugeschrieben werden MUSS! Mit Schock erkannte ich, daß dies in der Presse und in den Foren ÜBERHAUPT nicht erkannt wurde.... Ein großer Technics Direct Drive schaffte Abhilfe (nicht der Disco Plattenspieler, ein oder zwei Stufen darüber..) da war der Ton so gut es ging konstant (das Loch der Platte ist eben nie 100%ig mittig) ein RIESEN Unterschied zum Linn. Allgemein haben Gummiband betriebene Plattenspieler dieses Problem: doch: es hilft nur ausprobieren! Große Masse des Teller kann eventuell den 1khz Ton gerade darstellen.

Wenn Tonhöhenschwankungen des Testtons beim Plattenspieler vorhanden sind, sind die natürlich IMMER, bei jeder Musik vorhanden. Das ist wieder ein EFFEKT (Definition siehe oben), das mit Realismus nichts zu tun hat, auch wenn es subjektiv "besser" klingt.... Man hat ja dann keine Wiedergabekette, sondern eine (manipulierte) Soundkette. Diese Denke existiert bei der Aufnahme (wie trimmt man was hin, daß es gut klingt) aber doch nicht bei der WIEDERGABE!!!!

Dieser Test hat mich traurig gestimmt, wieviel "Voodoo" den Klangsuchenden verkauft wird.

Apropos Linn (oder war es ein großer Thorens? was ja nichts anderes war wie ein Linn Nachbau, bzw. der Linn war ein Thorens Nachbau) Auf jeden Fall hatte ich einen SME 3009 (?) von SME für nicht wenig Geld RESTAURIERT (!!!) Arm drauf und das in der Presse hochgelobte beste MM Goldring cartridge. Dann kaufte ich mir DENSELBEN Plattenspieler nochmal mit einem UNrestaurierten gleichen SME Tonarm und einem billigen, ich glaube es war ein Linn, Cartridge. Es kam so wie es kommen musste: Beide Plattenspieler nebeneindander an der damaligen aktiven NAIM Anlage. Der mit dem biligen Cartridge klang BESSER. Mit "besser" meine ich besser und nicht anders.

Viele Hifi Entscheidungen werden aufgrund von "klingt anders" gefällt, weil man sich an sein altes System mit deren Fehlern gewöhnt hat und dann hört man ein anderes System das anders tut und man findet es besser. Nein, von dem rede ich nicht: Besser bedeutet vom inneren Empfinden her: "HEY da kommt mehr MUSIK raus!" Es klingt REALISTISCHER (Definition siehe oben). Das billige Cartridge hat mehr Realismus gehabt als das detailierte Goldring - und - es lag NICHT an der Musik. Grundsätzlich wenn was realistischer klingt, klingt es bei JEDER Musik realistischer.

Bandmaschinen

Es kam bei mir nur zur Revox A77 38cm/s voll restauriert auf ein gutes Band eingemessen. Hat mir nicht gefallen. Ein muffiger (Eigen)Klang irgendwie. Telefunken M5 oder M15 hatte ich mal angehört aber die Hörsituation war so gestaltet, das ich keine verlässliche Bewertung abgeben kann.

Cassette

Die meisten Decks die ich mir zulegte brauchten Wartung (grosses Nakamichi, grosses Tascam, etc.) manchmal so aufwendig, dass ich das Deck verkaufte. Unter allen die ich hörte war das professionelle Denon DN-790R "echt gut". Es feuert da richtig aus den XLRs hinten raus. Ausgewogen, realistisch, gut.

CD-Player

Viele besessen. Bin, wie die meisten, mit der Zeit und den Modellen "mitgegangen". Als die 1-Bit Maschinen die Oversampling Maschinen ablösten wurde das Klangbild "seidiger" und "flacher". Ein Realittäsverlust. Mit viel Zucker gesüßter Klang. Das wichtige bei CD-Playern sind die Ausgangsstufen (eingebaute Verstärker). Oft haben professionelle (teure) Teile mit XLRs hinten Ausgangsstufen drin die Pegel machen. Dann hat man weniger Kabelprobleme hinten raus. Aber CD wurde für mich uninteressant, bis auf einen kurzen Stint mit den Zero-Oversampling Playern. Die fand ich "nicht schlecht". Habe modifizierte Philips oder Marantz vom Ebay gekauft. Sie waren damals in dieser sehr guten Kette einem 2000 EUR Player "ebenbürtig" für ein Zehntel des Preises!

MP3

Das iPhone, iPod Touch, etc. tut mit der einen Art der SANSA Ohrstöpseln gut. Auch sonst kann man gegen das iPhone/iPod Touch nicht viel sagen. Apropos MP3. Ich glaube es war die Stereoplay die WAV files und regenerierte 256 Rate MP3 im Blindtest verglich. Kein Unterschied! Ich höre im Allgemeinen einen Unterschied bei MP3 und WAV, MP3 klingt enger. Aber hier ist der Unterschied zu dem was danach in der Kette kommt, gering! Bei MP3 ist es wichtig den richtigen Codex zu haben (Fraunhofer) und zwar dann, ganz wichtig, auf langsamste Weise die WAV Dateien runterbrutzeln lassen... Braucht dann bei mir recht lange, aber bei 192er Rate habe ich aufgehört zu testen. 128 = Artefakte, 160 = Artefakte kaum noch hörbar, 192 Artefaktfrei. Somit habe ich alle MP3 daheim auf 192 runtergebrutzelt. Auch REINE SPRACHE. Bei niedrigerer Rate höre ich schlechteres "Sprach-Timing" und die Zischlaute wirken künstlicher. Das ist aber jetzt Spitzfindig. Aber um Musik klein zu konservieren war mir diese 1:7 Ratio an Platz bei geringem Verlust der 192er Rate gut genug! Es ist der Unterschied zwischen einem und einem anderen CD Player. Also, fast vernachlässigbar.

Wandler

Wie bereits erwähnt, M-Box 2 sehr gut. Yamaha DA-2X straffer und härter, dafür klarer, das Klangbild "stabiler". Halte nicht viel von dem 1000 EUR Lavry und dem 1000 EUR Benchmark.

Software

Hier das verwirrende: eigentlich müsste bei einem WAV File die Software NULL ausmachen (Übertrag der einzelnen Daten auf den Wandler). Wie dem auch sei, WinAmp klang besser als Windows Media Player. Samplitude als professionelles DAW sehr gut (ausgewogen, klar, realistisch), Tracktion dagegen dumpf, etc. Neulich auf der Londoner AES Messe hatte einer ein Plug-in für iTunes zur Soundverbesserung (kein Effekt, sondern bessere Anpassung), es gab einen kleinen Unterschied. All diese Tests vor ein paar Jahren waren eindeutig. Aber es kommt noch verwirrender (für mich): Bei weiteren Tests, vor ca. 1 Jahr war ein zu vernachlässigender Unterschied zwischen Softwareprogrammen (iTunes, Windows Media Player, Samplitude, ProTools). Es kann sein, daß durch diese ganzen Windows/Betriebssystemupdates, bzw. DAW softwareupdates auch da was verändert/verbessert (und vereinheitlicht) wurde. Aufgrund der Uneindeutigkeit meiner Tests kann ich schwerlich jetzt ein Urteil fällen.

Ergebnis

Klar, analog klingt besser in vielerlei Hinsicht. Neulich wieder eine Cassette drin gehabt, ich dachte, das darf nicht wahr sein - wie gut und natürlich! Den gleichen Effekt gibts bei Platte. Doch nach einigem Hören, hört man halt wieder "Cassette" (Rauschen, Muff, geringer Dynamikumfang = flacher Klang, etc.), und Platte (Holpern, Knacken, geringer Dynamikumfang, etc.). Doch digital hat auch Vorteile (kein Rauschen an sich, hoher Dynamikumfang, manche Instrumente kommt "digital" sehr zu gute, z.B. manche Snares).

Für mich stellt sich dieser Themenkomplex wie folgt dar: Der Lehrer (technischer und wirtschaftlicher Fortschritt) nimmt die Ölfarben (Analog) aus der Hand der Kinder (Musikhörer) wieder zurück und teilt Wasserfarben oder von mir aus Filzstifte (Digital) aus und sagt: jetzt malt mit diesen!

Für Hifi als Kunstgenuß möchte man bestimmt Ölfarben noch haben, für das produzierende Gewerbe ist dies insgesamt uninteressant: jetzt sind halt die Filzstifte dran! Ende der Debatte. Und: letztenendes geht es um die MUSIK, oder die Sprache (AUDIO!) und nicht um den Musikträger allein..... (Inhalt über Form, wobei man die Form nicht vernachlässigen brauch. Jedoch OHNE Inhalt: neue Musik gibt's halt fast nur auf Digital, was macht man dann.....????????????????).

Persönlich sind für mich die Würfel gefallen: Weil ich semi-professionell aufnehmen will und das Handling von Digital (iPhone & co., iTunes, etc. ) so viel besser ist, ist das keine Entscheidung, sondern ein frohes Annehmen! Selbst CDs finde ich bereits "albern". In einigen Jahren, spätestens unsere Kinder, werden sagen: "Stell dir vor, damals, Anfang des Jahrtausends, da hat man noch digitale Scheiben in ein Gerät stecken müssen um Musik zu hören!" ("Ja, und stell dir vor, da gingen nur 80 Minuten drauf..."). Und ob MP3 oder WAV oder höhere Auflösung, die bleiben sich vom CHARAKTER her sowieso gleich: Digital! Wenn höhere Raten angeboten werden, warum nicht, wenn die Prozessoren schnell genug sind diese darzustellen (und nicht so viele Fehler machen, wie bei diesen hochauflösenden Wandlern, wonach die geringere Rate BESSER klingt!!!)
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DoctorG
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Beitrag von DoctorG »

Bernd Peter hat geschrieben:wenn ich es richtig verstehe, bist Du

- Nahfeldhörer
Das Nahfeld hat bei Bewertungen von Aufnahmen den Vorteil, daß Raumeinflüsse minimiert werden. Es sind im Grund große Kopfhörer. Man hört sprichwörtlich direkter und man hat dadurch mehr Einblick was "Sache ist" auf der Aufnahme. Dadurch daß die ganze Bassproblematik (fast jeder Raum hat Resonanzen die man mühsam rauskonstruieren muss) ausgeblendet ist, ist dies eine einfache, kostengünstige Art richtig zu hören. Nicht um sonst spielt das Nahfeld im professionellen Recording, dort vor allem beim Mischen eine sehr große Rolle. Für's Mastering (Endpolitur der Musik) setzt man dann eher große Boxen und einen guten Hörraum ein.

Es ist schön beides zu haben. Einige paare aktive Midfeld Boxen stehen bei mir im Moment Schlange.
- die Teile sind zum Teil älterer Bauart
Oh ja.
- die Kombination deiner Kette führt insgesamt zu einem für Dich sehr guten Ergebnis.
Ich denke es gibt da keinen anderen Weg. Es gibt da noch die Quellentheorie (je besser die Quelle, umso besser alles), und obwohl es Aufstellungen gibt wo diese Theorie scheinbar zutrifft ist es doch wirklich die Kette die alles letztenendes bestimmt.

Ich vertrete die Theorie des 100:100. Alle Teile der Kette sollten möglichst an die (imaginäre) 100% rankommen. Es hilft, wenn man sich ein Wasserrohr vorstellt. 100mm (100%) maximale Größe. Je mehr Wasser am Schluss rausfliesst, durch die ganzen Einzelkomponenten hindurch umso besser die Anlage (mit ein Grund warum ich DIREKT von Wandler in Endstufe gehe... ein ganzer möglicher eingrenzender Faktor weniger... wobei auch hier wieder es Ausnahmen gibt).

Ja, es gibt Kompatibilitätsprobleme (die Anschlüsse der Rohre sind verschieden), sprich, dem hart klingenden Wandler tut eine (oft) weich klingende Röhrenvorstufe gut. Doch das ist böse Kompensation. Der hart klingende Wander ist schlecht, die weich klingende Röhrenvorstufe genauso! In geringem Maße ist dies noch zu vertreten und bestimmt mit Grund einer guten Anlage. Wenn es mehr wird ist das ganze nur ein Kompensationsgeschäft und meist klingt das einfach nicht richtig. Allerdings, vorraussagen kann man Ketten so gut wie nicht, bzw. ich bin soweit noch nicht (kenne auch niemand der dies kann! Kennt jemand von Euch so jemand? Mit dem möchte ich sprechen!). Somit ist die ganze Kette Empirie, ausprobieren! Bzw. wenn man (oft nach Jahren) mal gute Komponenten gefunden hat (bei mir die Kabel), so bleib ich eben bei denen.
Liege ich richtig, wenn Du damit sagen möchtest, es muss nicht alles vom Neusten und Teuersten sein, die richtige Mischung machts?
1. Das Neuste: Die gleiche Problematik der Elektronik existiert selbstverständlich bei der Aufnahme, nur dort geht es beim Mikrofon und Tonabnehmer los und endet beim Musikträger. Aber im Prinzip immer das gleiche: Kabel, Verstärker, Bewertung durch Monitore, etc. sprich Ketten. Geht doch mal auf YOUTUBE, ja, YOUTUBE und hört euch die ganzen Lieder aus den 70ern an (1973-1981), die DEUTSCHEN Schlager (Katja Ebstein, etc.), Abba, Boney M, etc. ALLES aus dieser Zeit. Da es damals noch keine Chips gab, bzw. die noch nicht in der Aufnahmeelektronik eingesetzt wurden. Alles schön diskret aufgebaut mit einfachen Transistoren (und noch gelegentlich Röhren). Die Musik klingt echt, natürlich, kräftig, 3D, etc. SELBST durch MP3 von Youtube und SELBST durch die ganzen Chipanlagen die die meisten von Hifijünger besitzen. Dann geht weiter in die Mitte der Achtziger, die ganze Musik, Hits, Tina Turner etc. und hört wieder: es klingt wesentlich flacher, lebloser, charakter und farbloser, zwar breiter aber insgesamt einfach schlechter (in den einschlägigen Recording Foren heulen viele den 70er nach...). Der "modernen" Elektronik sei dank. Ergo, das Gleiche bei der Elektronik der Wiedergabekette. Heute hat man zwar mehr Möglichkeiten, doch in den meisten Entwicklungsabteilungen, wird halt entwickelt aufgrund der neu erfundenen und angebotenen Elektronik (man gibt den Kindern neue Farbstifte, dann malen die halt mit denen). Diese hat wieder Vor und Nachteile.....je nach dem.... Um es auf den Punkt zu bringen, in HighEnd Zirkeln verlautet oft der Satz, daß eine Spitzenanlage von damals ebenbürtig einer heutigen Spitzenanlage ist. Meines Erachtens aber leidet der Realismus der Musik extrem unter den heute oft eingesetzten Chips in der Elektronik (wobei auch dies eine Überpauschalisierung ist, denn es gibt selbstverständlich Anwendungen wo es nicht nur Sinn macht, sondern auch gut klingt), wonach ältere Anlagen (ohne Chips) oder heutiges HighEnd (ohne Chips) zum Teil einfach echter und in meinen Ohren somit besser klingen.

2. Teuerste: Eine gute Anlage hängt vom Genie des Konstrukteurs, also von dem richtigen Verständnis und Anwendung der Physik UND DEM GESCHMACK und VERSTÄNDNIS des REALISMUS der MUSIK der beteiligten Konstrukteure/Produktentwickler ab. Der dazu benötigte finanzielle Aufwand, bzw. der Verkaufspreis des Geräts kommt da zunächst nicht zum tragen. Sehr oft half der Zufall, bzw. die zur Verfügung stehenden Teile ein Gerät zu konstruieren, lief auf gute Produkte hinaus, weil die Teile an sich und deren Einsatz in der Konstruktion viel vom Charakter der Musik weitergaben.

In London vor vielen Jahren in einer Hifi Show im Hotel direkt beim Flughafen Heathrow, waren bestimmt fast 100 Zimmer voller Hifi. Mehrere Ein-Quadratmetergroße Amps mit Kinderarmdicken Kabeln, übermannsgroße Betonboxen, etc. das alles mit Preisen die ich damals gerne in Lire gehabt hätte und nicht in englischen Pfund. Ich machte mir die Mühe in JEDES Zimmer zu gehen und jede Anlage zu hören und so viel wie möglich Demos mitzumachen. Zwar ist dieser Vergleich nicht ganz fair, aber für einen Überblick hat es gereicht. Ich ging weg und dachte, meine damaligen TDL Studio 3 mit biwiring zweier Rotel Endstufen, hingen da insgesamt nicht sonderlich nach, sondern waren als "vergleichbar" einzuordnen, bei wenigen Tausenden Mark.

3. "Die Mischung macht es". Wie oben, die Theorie von 100:100. Ein gutes Teil sollte zumindest in dieser Theorie in jeder Kette gut klingen. Um Ausprobieren kommt man nicht herum. Einfach mal 5-10 CD-Player, (z.B.) kaufen oder ausleihen verschiedener Gattung (Technologie), verschiedenen Alters und vergleichen, wenn man keinen Unterschied hört: das billigste nehmen. Dann hört man schlecht, dann braucht man keine gute Anlage. Ich habe es tatsächlich erlebt wie ein Hifijünger KEINEN Unterschied zwischen einem Vollröhrenverstärker und einem Transistor hörte, trotz mehrfacher A/B/A/B Tests. Der Vollröhren klang emotional, lebendig, 3D, weich, der Transistor klang tot und langweilig - ein Unterschied wie Tag und Nacht. Nun, wer da nicht empfindsam ist, sollte sparen und sich einfach was einfaches kaufen und sich an der Musik erfreuen.
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Bernd Peter
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Beitrag von Bernd Peter »

Hallo DoctorG,

wäre Dir dankbar für deinen Namen zwecks Anrede.

Freund Friedemann hat in den 80zigern eine TDL mit dem ovalen Bass gebaut, kann mich noch gut erinnern, was das gedauert hat, bis die Transmissionline sauber abgestimmt war.

Vielleicht kennst Du ja diese sehr gute Adresse:

http://www.aos-lautsprecher.de/deutsch/aosintern.html

Gruß

Bernd Peter
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KlausR.
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Beitrag von KlausR. »

DoctorG hat geschrieben:Als ich auf dem großen Linn dann eine Test LP mit einem 1khz Ton laufen lies und es eierte (und ich diesen Test in Hifi Studios mit Linn und anderen wiederholte) wurde mir bewußt, daß sehr viel was vom Klang her Plattenspielern zugeschrieben wird, einfach auf diese leichten Tonhhöhenveränderungen zugeschrieben werden MUSS!
MUSS ist vielleicht ein bischen zu forsch! Hab' dies gerade mal mittels diverser Testplatten überprüft (1 kHz, 3 khz), da eiert nix. Der Antriebsriemen ist allerdings neu, beim alten (10 Jahre alt) fing die Tonhöhe bei gehaltenen Tönen wahrnehmbar an zu schwanken.
Einfach mal 5-10 CD-Player, (z.B.) kaufen oder ausleihen verschiedener Gattung (Technologie), verschiedenen Alters und vergleichen, wenn man keinen Unterschied hört: das billigste nehmen. Dann hört man schlecht, dann braucht man keine gute Anlage. Ich habe es tatsächlich erlebt wie ein Hifijünger KEINEN Unterschied zwischen einem Vollröhrenverstärker und einem Transistor hörte, trotz mehrfacher A/B/A/B Tests. Der Vollröhren klang emotional, lebendig, 3D, weich, der Transistor klang tot und langweilig - ein Unterschied wie Tag und Nacht. Nun, wer da nicht empfindsam ist, sollte sparen und sich einfach was einfaches kaufen und sich an der Musik erfreuen.
Andere Leute, andere Ohren, andere Trommelfellfrequenzgänge, die Unterschiede können beträchtlich sein, hat mit gutem oder schlechtem Hören absolut nichts zu tun. In seinem Buch "Recording Studio Design" berichtet Philipp Newell im Kapitel "Chacun son oreille", wie er bei einem Detail einer Abmischung räumlich was völlig anderes hörte als der Besitzer des Studios.

Ist bestens dokumentiert, z.B. in Shaw. “Earcanal pressure generated by a free sound field”, J. of the Acoustical Society of America 1965, vol. 39, no.3, S.465 (wie üblich, pdf auf Anfrage).

Klaus
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Winfried Dunkel
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Beitrag von Winfried Dunkel »

Hallo DoctorG,

aus meiner persönlichen Sicht möchte ich ganz allgemein vor der "Internetmusikeuphorie" warnen.

Möglich, daß unsere Kinder sagen werden "...früher mußte man noch so eine Scheibe in ein Gerät legen..." - dieselben Kinder werden allerdings mit "Musikversorgungsunternehmen" (MVU) konfrontiert sein. Hier, wie überall sonst auch, geht's ums Geschäft, um Verdienstspanne und Rendite. Wenn, analog zu den Stromversorgungsunternehmen oder den Erdölmultis, sich das entsprechende Oligopol gebildet hat, findet der Endverbraucher nur noch wirtschaftlich orientierte "Musikware"; wer wenig nachgefragte Exotica liebt, dürfte ins Leere klicken. Und selbst bei der Massenware wird es Qualitätsverluste geben: Zeit ist Geld, Neueinspielungen leiden mit Sicherheit darunter: "Jungs, heute nachmittag Strauss-Gesamtwerk, haut rein, denkt an die Produktionskosten!" Ob die MVU, einmal etabliert, die heutzutage noch beobachtbaren Kleinlabel im Web dulden werden, ist eine Gretchenfrage... In der Wirtschaft geht's um Angebot und Nachfrage - kritische Blicke auf die Situation(sentwicklung) lassen divergierende Schlußfolgerungen kaum zu; und die Musikindustrie wird sich nicht anders verhalten, aus welchem Grunde auch? Kultur? Interessiert doch keinen, kostet nur und bringt nix ein. Die paar audiophilen Spinner? Sind kein Markt! Hier - wie überall - steht der Gewinn im Fokus! Apropos: Gewiß wird sich der Musikhörer der Zukunft mit Musikminutenpreisen konfrontiert sehen - á la Spritpreise: "... gaben die Vertreter der internationalen Musikanbieter die Erhöhung der Hör- und Downloadgebühren bekannt..."

Warum engagiere ich mich überhaupt zu diesem Thema? Rein emotionale Gründe, denke ich. Denn mich betrifft die obige Problematik nicht, bin Jahrgang 48, werde die "schöne neue Welt" schlimmstenfalls partiell mitbekommen; außerdem verfüge ich über hinreichend analoge wie digitale Scheiben und Bänder ... sollen doch alle machen, was sie wollen ... aber die nächsten Generationen...? Nach uns die Sintflut?

Zu Deinen Plattenspieler-Anmerkungen: Richtig, Riementriebler leiden unter Longitudinalschwingungen, Direkttriebler sind der Gefahr der rotatorischen Anregung ausgesetzt. Problemlösungen existierten (kann heute wohl niemand mehr, und wenn doch, wird's extrem teuer), siehe (Direktantrieb) EMT 948 und 950.

Gruß: Winfried
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musikgeniesser
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Beitrag von musikgeniesser »

Moin DoctorG,

ein herzliches Willkommen auch von mir!

Mit Staunen habe ich Deine Ausführungen mit zunehmender Begeisterung gelesen und überlegt, was es ist, das mich letztlich so fasziniert. Nach einigem Nachdenken ist es mir klar geworden: die Unterordnung des Mittels unter den Zweck. Oder, etwas weniger abstrakt: letztlich soll die Musik, der wiedergegebene Schall allgemein, gefallen. Natürlich gibt es gute und schlechte Geräte. Aber gute Geräte müssen nicht notwendigerweise übermäßig teuer (ganz billig geht natürlich nicht, Qualität hat immer seinen Preis) sein, wie die Stiftung Warentest nachgerade gebetsmühlenartig wiederholt; und unter den guten Geräten ist es häufig -- nicht immer -- neben der Qualität auch -- ich sage auch -- eine Frage des persönlichen Geschmacks, was gefällt.

Dies vorausgeschickt, entspannt sich die Diskussion sehr. Aufgabe der einschlägigen Fachblätter ist, Auflage zu machen; die Versuchung, immer neue Referenzen zu küren, ist daher groß. Da man unvermeidlich die Technik, also das Prinzip und seine Umsetzung, mithört, entsteht beim Leser der Eindruck, die Fachwelt gewönne fortwährend neue Erkenntnisse, weil jeden Monat mit einem neuen Lautsprecher ein neues Prinzip als neue Referenz aus der Taufe gehoben wird. Gerade bei Lautsprecherboxen sind die unterschiedlichsten Prinzipien sichtbar, so dass der (leicht)gläubige geneigte Leser schnell versucht ist, die Welt so sehen zu müssen: ich lese dieses Magazin, weil ich mich informieren möchte; das Magazin schreibt, dass nun dieser Lautsprecher der beste sei; dann wird es wohl so sein; dann muss das Prinzip dieses Lautsprechers gut, ja, das beste, sein; ich bin begeistert und finde jetzt nur noch Lautsprecher dieses Prinzips interessant. Und mit dem nächsten Heft beginnt das Spiel von neuem, denn der Artikel zum neuen Referenzlautsprecher liest sich wie ein grundstürzender Grundsatzartikel über Musikwiedergabe. So funktioniert Psychologie, behaupte ich als Diplom-Kaufmann und Küchenpsychologe jetzt mal.

Ich habe bis 2004 stereoplay und stereo gelesen, nein, gekauft (und archiviert), denn gelesen habe ich die Hefte die letzten Jahre kaum noch, die Schallplattenrezensionen ausgenommen. Ich fand, dass irgend etwas nicht stimmte, ohne es genau benennen zu können. In diesem Sinne finde ich Deine Erfahrungen richtungweisend. Wir Forenten suchen Qualität, keine Perfektion. Die Zeitschriften suchen Perfektion, also sind darauf angewiesen, den Eindruck zu erwecken und aufrecht zu erhalten, sie suchten sie: diese Suche endet nie und so bleiben die Leser bei der Stange, denn es gibt keine Perfektion. Qualität gibt es und sie zu finden macht wirklich Spaß. Aber Qualität ist immer auch relativ, was sie in keiner Weise schmälert, im Gegenteil. Im Mittelpunkt steht der Mensch und die Technik hat ihm zu dienen.

Ich habe das früher umgekehrt gesehen, ich gebe es zu: ich hätte der Technik zu dienen, einmal überspitzt formuliert: das Aktivprinzip als das überlegene erkannt, habe ich begonnen, meinem Umfeld mit dieser Erkenntnis auf die Nerven zu gehen. Keiner hat mir zugehört, niemanden hat es interessiert. Das hat mich früher gekränkt, wenn ich es überhaupt verstanden habe, verstehen wollte. Was man halt so macht, wenn man jung ist. Anders herum wird ein Schuh daraus: wer keine Qualität will, soll sparen. Wem Qualität gefällt, die sich in meine damalige, enge Sicht nicht einfügen ließ, soll jene genießen. Ich genieße so lange die Qualität, die mir gefällt. Jedem das seine. An der Spitze ist immer Platz für Qualität, egal, wie sie aussieht.

Die Jagd nach immer neuen Referenzen ist also abgeblasen. Was mir an diesem Forum gefällt, ist, dass jeder jedem die Freude an seinem individuellen Genuss lässt. Genau das ist es, was Du mir mit Deiner Vorstellung hier so richtig klar gemacht hat. Und beim Hören sollte es -- jetzt auch nach meiner Überzeugung -- nur darum gehen: um individuellen Genuss. Erst danach kommt -- für manche jedenfalls -- der Versuch, diesen Genuss zu verstehen. Zu verstehen, um Wege zur Verbesserung zu finden, gar keine Frage.

Herzliche Grüße

PETER
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