vielleicht wird es Dich interessieren, daß Siegfried Linkwitz, der ja bisher einer der Verfechter von LEDE war dies mittlerweile völlig anderes sieht. Darauf kam er, als er zwei Boxen mit völlig unterschiedlichem Abstrahlverhalten - einer mehr Direktstrahler, der anderen Dipol mit rückwärtigem HT - in einem Raum verglich und verblüfft feststellte, das sich diese zwar messtechnisch erheblich unterschieden, aber klanglich kaum. Also hinterfragte es das Ganze und propagiert mittlerweile fast genau das Gegenteil - hier sein Ergebnis:
Quelle: http://www.linkwitzlab.com/AES123-final2.pdfSiegfried Linkwitz hat geschrieben:Previous observations from having designed different types of loudspeakers and having listened to them in a variety of rooms, and when combined with the most recent findings about reflections, have led us to a novel hypothesis about an optimum loudspeaker- room-listener interaction.
The two loudspeakers and the listener should be set up symmetrically with respect to the room boundaries and with the listener at the apex of a symmetrical triangle.
Reflections generated by the two loudspeakers should be delayed copies of the direct sound to the listener. The delay should be greater than 6 ms. The high frequency content of the reflections should not be intentionally attenuated.
Under these conditions the direct sound from the loudspeakers dominates perceptually. The room interferes minimally with the spatial, temporal and timbral cues embedded in the direct sound and with the creation of a phantom sound stage between and behind the loudspeakers.
Under these conditions the cognitive faculty of the brain is better able to separate the static listening room acoustics from the acoustics embedded in the recording which are presented dynamically by the two loudspeakers.
Ich hab jetzt drei Boxen bei Dir gehört. Nach meiner Meinung passten die YGs am besten zu Deinem Raum. Die Zingalis waren für einen eingeschränkteren Hörbereich etwas besser (in manchen Bereichen auch deutlich besser). Die Horns hab ich nur kurz gehört und im noch nicht optimalen Setup, aber nach Meiner Erfahrung passen die nicht so recht zu Deinem Raum und Deinen Hörvorlieben. Die YGs hatten ein erstaunlich breites Abstrahlverhalten - auch hinter der Box „fehlte“ eigentlich nichts.
Interessant finde ich, daß Du angefangen hast mit „Raum-Tuning“ seit Du die Zingalis hattest, also als Du Boxen mit eine etwas „schmalerem“ Abstrahlverhalten (im Sinne von Linkwitzs AES-Paper). Und jetzt, bei Boxen die offenbar ein noch „schmaleres“ bzw. ungleichmäßigeres Abstrahlverhalten haben, kommt der Versuch mit dem „Totdämmen“ deines Raumes. Du hoffst damit den Raum an die Boxen anpassen zu können, bzw. Nur noch „Direktschall“ zu hören… das wird nichts. Es widerspricht den Grundlagen des Hörens.
Rainers Anmerkung mit der ersten Wellenfront die das „unverfälschte“ Signal enthält stimmt ja so nicht -solch eine modellhafte Vorstellung gibt es nur in der Messtechnik oder bei Speziellen Versuchen. Dieses Hörmodell funktioniert nicht bei 99% unserer Hörsituationen ... schon gar nicht bei Musikwiedergabe wenn mehrere Instrumente gleichzeitig spielen und auch nicht bei Wiedergabe in Räumen. An den Ohren kommen keine „ersten Wellenfronten“ an. Es kommt immer ein kontinuierlicher Schallverlauf an, der immer (!) alle möglichen Schallanteile enthält ... auch und vor allem Reflexionen des Raumes.
Was wohl in diesem an den Ohren ankommenden Schallverlauf ist, sind Schallanteile z. B. eines momentan einsetzenden Instrumentes. Von diesem Schallanteil wird das Gehör einen neuen auditiven Stream bilden und diesen auditiven Stream im später eintreffenden Schall nach Schallanteilen (dessen Reflexionen) suchen. Wenn das dann als Reflexionen dieses neuen auditiven Streams erkannt wird, passt das (im Wahrsten Sinne des Wortes). Je besser das gelingt, desto "vollkommener" wird dieser auditive Stream die Informationen dieses Instrumentes enthalten ... hörbar am immer besser werdenden Klang dieses Instrumentes ... und aller anderen, da dieses Prinzip ja auch für alle anderen Schallanteile und deren Reflexionen im kontinuierlichen Schallverlauf gilt.
Um die Schallanteile voneinander separieren zu können nutzt das Gehör Reflexionen - folglich braucht es diese auch bei Schallwiedergabe über Boxen in einem Raum. Reflexionen sind nötig und wichtig! Genau das hat (mittlerweile) auch Linkwitz erkannt (und auch messtechnisch untersucht).
Grüße Joachim