frankl hat geschrieben:
Ich kann Dir versichern, dass ich bei mir nicht mit angenageltem Kopf höre. Es ist schon so, dass das Klangbild regelrecht einrastet, wenn man sich an den vorgesehenen Sweetspot setzt, übliche Bewegung, sagen wir 20 cm vor oder neben dem gemessenen Platz, sind aber klanglich kein Problem.
Hallo Frank
Es ging nicht um Zweifel an deiner Darstellung, auch bei mir war das klangliche Ergebnis auf den ersten Eindruck überragend, aber der Sweetspot war bei mir beim genaueren Hinhören sehr sehr klein. Ein Dilemma.
Die Frage nach dem Korrektursystem war eigentlich die Frage nach der vorgegebenen oder selbstgestalteten Zielkurve. Es ging auch nicht um 20cm, sondern erstaunlicherweise um 2cm Kopfbewegung. Die Wahrnehmung fand ich eindeutig - und ich habe nach Erklärungen und Lösungen gesucht. Ein Dilemma zwischen Perfektion und praktischer Ohrhabkarkeit, das nach Lösung sucht.
Eine einfache Lösung ist die Deaktivierung der Korrektur oberhalb 2kHz, wobei ich auch schon in anderen Fällen bis unter 600Hz* gegangen bin. Ich möchte aber hier ab 2kHz betrachten. Zufällig (?) divergiert ab dieser Frequenz die Kalibrierkurve auf Achse und unter 90°. Zufällig (?) verlangt man bei Lautsprechern ein höheres Bündelungsmaß ab dieser Frequenz, weil sonst die Seitenwandreflexionen Überhand nehmen und den Klang verfärben. Zufällig (?) hat das Außenohr eine stärkere Ausrichtung zur Seite ab dieser Frequenz. Vielleicht lassen sich noch mehr Aspekte auflisten. Die Deaktivierung der Korrektur oberhalb 2kHz scheint mir ein probates Mittel, unbeherrschte Aspekte vor falscher, weil pauschaler Korrektur zu bewahren.
Bei der Korrekturberechnung geht die Zielkurve und die Kalibrierung rechnerisch gleichermaßen mit ein, die Messung wird als Grundlage stillschweigend als gegeben ohne Einschränkung akzeptiert. Die Frage nach dem Korrektursystem war eigentlich die Frage nach der Messauswertung, wie das Zeitfenster gesetzt ist, wie geglättet wird.
Die Frage nach dem Korrektursystem war eigentlich die Frage nach der Zahl der Filtertaps bei der Korrektur. Ich meine, dass eine optimale Kalibrierdatei dem Rechnung trägt, wie die Glättungsalgorithmen der Messauswertung auch.
Eigentlich weiß ich nicht, was ich gemessen habe (früher habe ich immer geschrieben:
wir wissen nicht, was wir wirklich messen, aber das ist nicht angemessen). Wenn jemand mehr darüber weiß - er sei hiermit aufgefordert, sein Wissen hier einzubringen.
Wenn schon eine ergänzende Kalibrierdatei zur unabdingbaren axialen Kalibrierung mitgeliefert wird, dann doch bitte auch eine bezogen auf 30°. Dann könnte man an einem Punkt messen, ausgerichtet auf die Stereomitte, und hat die Kalibrierung für die Boxenposition. Das hat einen Vorteil, die erste Seitenwandreflexion würde schon etwas ausgeblendet.
Diskutiert werden sollte die Beschrängung auf einen Messpunkt gegenüber 2 Punkten, den Ohrpositionen entsprechend. Letztere wird bei Kopfbewegung hinfällig. Erstgenannte ist sowieso irrelevant, weil da kein Ohr ist, schon gar nicht gleichberechtigt beide. Ein Dilemma, das nach Lösung sucht. Die Messung an 2 Punkten führt zur Korrektur dieser Punkte. Nicht zur Korrektur der Nachbarschaft. Die Bewegung in diesem Bereich verlagert die Hörposition beider Ohren um einen gleichen Schwenkwinkel bei Neigung und/oder um einen gleichen seitlichen Versatz.
Da bei Stereowiedergabe viele Phantomquellen zwischen den Boxen möglichst scharf geortet werden sollen, und Raumkorrektursysteme dieses idR deutlich verbessern, der Protagonist, Solist, Mittenposition von Gleichphasigkeit und Pegelgleichheit dominiert wird, bringt eine Verschiebung der Hörposition vom Sweetspot weg eine Menge von geänderten Interferenzmustern im realen Schallfeld von 2 kohärenten Quellen (Lautsprecher, Gleichphasigkeit bei der Abstrahlung, nicht gemeint mögliche Phasendifferenzen in der Aufnahme) und deren Wandreflexionen.
Ich meine nun nach meiner Beobachtung, dass die Messung an 2 Punkten eben diese lokalen Interferenzmuster korrigiert, was sich als kontraproduktiv erweist (meine Wahrnehmung), weil die natürliche Bewegung des Hörers im Schallfeld unbewusst vollzieht, um besser zu orten, hier aber neben den raumbezogenen Mustern noch die auf den anderen Punkt bezogenen Korrekturen lasten, die zum neuen Locus nicht passen. In den Interferenzmustern gibt es Minima und Maxima. Misst man an einem Punkt auf Stereomitte, also identischem Abstand zu beiden Boxen, ist der Abstand des Mikrofons zu den reflektierenden Flächen des Raum identisch. Bei der 2-Punkt-Messung kommen an dieser Stelle Abweichungen zwischen den Kanälen hinzu, die die Korrekturen dekorrelieren.
Und da sind es gerade die lästigen Zischlaute, bei denen eine seitliche Bewegung zum Auf beim einen Ohr, zum Ab beim anderen führte, wie ich es von der Messung am gemeinsamen Mikrofonstandort nicht kannte. Dann lieber oberhalb 2kHz nicht korrigieren, sage ich.
Da mit digitaler Raumkorrektur vorrangig der Bassbereich vorausentzerrt wird, erreicht man eine schlankere Basswiedergabe. Da fällt eine Höhenanhebung der Korrektur zunächst nicht so sehr auf. Weil die Messung, mit Mikro auf Stereoachse (und nicht auf den jeweiligen Lautsprecher) ausgerichtet, tatsächlich nicht mehr die Linearität wie auf 0°enthält. Der Höhenabfall am Mikrofon wird bei Korrektur (über-)kompensiert, wenn man die Zielkurve nicht entsprechend abknicken lässt. Dann lieber oberhalb 2kHz nicht korrigieren, sage ich.
Die Frage nach dem Korrektursystem war eigentlich die Frage nach dem Korrekturfrequenzbereich, es gibt Systeme, die sich auf den Grundtonbereich beschränken.
Auch wenn dieser Thread den Schwerpunkt Mikrofonkalibrierung hat, sind die anderen Aspekte unmittelbar damit verknüpft, wie Ausrichtung des Mikrofons und damit verkoppelte Probleme, Messauswertung / Glättung, Korrekturbereich/Zielkurve und Richtwirkung des Lautsprechers mit den reflektierten Schallanteilen, die das Mikrofon erreichen und die Messung anders beeinflussen als die Ohrausrichtung des Hörers bewertet. Kugelcharakteristik gilt bei (bis)1kHz, darüber hat das Mikrofon eine eigene Charakteristik. Will man bis 20kHz korrigieren, wird man sich zwangsläufig im Detail mit der Mikrofonmesstechnik beschäftigen müssen, um eine überzeugende Korrektur erreichen.
Grüße Hans-Martin
*) Ich habe immer wieder festgestellt, dass ab einer Frequenz * aufwärts von beiden Lautsprechern sehr ähnliche FG gemessen wurden. Unterhalb * divergierten Raum-/LS-Platzierungs-bedingt die Frequenzgänge. Warum bei einer Mikrofonposition am Sitzplatz der Hochtonbereich beider Kanäle sich so (relativ zum Bass/Mitteltonbereich) gleichartig verhält, obwohl der Schall aus verschiedenen Richtungen (eben von den beiden LS) eintrifft, entspricht nicht der landläufigen Erwartung. Wenn hier keine große Verbesserung hinsichtlich Kanalgleichheit zu erwarten ist, kann man auch darauf verzichten. Man könnte auch die Frage stellen, was die Messung am Sitzplatz so dominiert, wie eine solche Gleichheit beider Kanäle zustande kommt. Wo man doch etwas Dämpfungsmaterial im Signalweg sofort hört ...