Gert (AGM 3.3, 5.4, 7.4, 9.4, Backes & Müller BM 6, 20, Abacus C-Box 3, 4)

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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Liebe Freunde,

vielen Dank für Eure schönen Berichte von unserem Treffen. Gerne will ich noch ein paar Eindrücke von mir ergänzen. Dazu kommen Jürgens Fragen genau richtig:
h0e hat geschrieben:Ich habe nicht verstanden, warum ihr Arfi und G-Dac auf 96kHz limitiert habt.
Das war für den Direktvergleich notwendig. Im Minimserver kann man ja einstellen, welche Files er wie rausgeben soll. Aber wenn man die Samplingrate umstellen will, muss man einen Rescan machen und die Playlist neu laden. Das dauert ca. 4min. und lässt ein direktes Umschalten nicht zu. Zu den verschiedenen Samplingraten komme ich aber gleich noch.
h0e hat geschrieben:Mich würde interessieren, wie die Spdif Schnittstelle am G-Dac eingestellt war? Nativ oder auf upsampling?
Nativ, "raw" heißt die Einstellung bei Linn.
h0e hat geschrieben:Der Linn macht intern meines Wissens nach immer ein Upsampling, spielt also nie 96kHz nativ ab, oder Gert?
Inzwischen, seit einem der letzten Firmware-Updates immer mit 384kHz, vorher je nach Samplingraten-Familie mit 352,8kHz oder 384kHz.
h0e hat geschrieben:Bei mir konnte ich feststellen, dass der Arfi Dac mit 176 bzw. 192 kHz upgesampleten Material viel besser spielt. Damit auch mit mehr Musikfluss als mein /1 G-Dac.
Der G-DAC verwendet den gleichen DAC-Chip wie der Arfi-DAC. Bei Linn wird das Upsampling im Xilinx-Rechenknecht gemacht, beim Arfi im DAC-Chip selbst. Man beachte beim Vergleich, dass auch Harald bei sich Vorteile des Arfi gegenüber dem G-DAC hört. Bedenke aber, ihr habt beide den G-ADS1 DAC. Dass hier der G-Linn leichte Vorteile gegenüber dem Arfi hatte, liegt höchstwahrscheinlich daran, dass es ein G-ADS2 DAC war, der dem Einser überlegen ist. Aber, ganz ehrlich, groß waren die Unterschiede nicht.

Überhaupt fand ich, dass die drei Zuspielerketten auf Augenhöhe waren. Fujaks Kette nenne ich jetzt einfach kurz "Dante". Die Dante punktete für mein Empfinden mit einer etwas tieferen Raumabbildung. Das leichte Anschärfen von Transienten, das Harald bereits angesprochen hat, ist dabei Geschmackssache. Ich könnte mit jeder der drei Ketten gut leben. Das ist oberstes Niveau. Wir probierten eine Menge rum mit MS oder ohne MS. Die direkte MS-Konvertierung im G-DAC zeigt dabei leichte Vorteile gegenüber der externen Übertrager-Lösung, aber das verwundert nun auch niemanden.

Diese Unterschiede zwischen den Ketten waren aber für mein Empfinden gar nicht die Hauptunterschiede, die wir am Samstag gehört haben. Etwas für mich viel Erstaunlicheres passierte beim Vergleich von Haralds vorbereiteten Testfiles. Wie schon erwähnt, ließen wir den Minimserver auf meiner NAS alles auf 96kHz umrechnen, weil Fujaks relativ einfache Dante-Receiverkarte nicht mehr kann. Wir gingen nun wieder auf den G-DAC, schalteten MS ab und stellten den Minimserver auf direkten Durchgang, also keine Samplingratenkonvertierung und keine Wandlung flac nach wav. Harald hatte selbst aufgenommene Beispiele dabei, z. B. einen Satz aus einer Mozartsonate, gespielt von seiner Frau und aufgenommen mit der bereits erwähnten Addition aus MS-Mikrofonierung und Decca-Tree, aber was zum Testen der verschiedenen Varianten super geeignet war, war einfach eine ebenso aufgenommene chromatische Tonleiter vom untersten bis zum höchsten Ton des Flügels. Dabei wandern die Töne präzise abgebildet von rechts nach links, so, wie die Saiten angeordnet sind, wenn man vor der Flügelbucht steht.

Diese Tonleiter liegt vor mit 192kHz und 24bit. Nun hatte Harald mit fünf verschiedenen Samplingraten-Konvertern daraus 96kHz/24bit-Varianten erstellt, immer aus der 64bit-float-Variante auf der Audio-Workstation, immer mit Dithering am Ende vor der 24bit-Konvertierung. Fujak hatte gerade nicht richtig mitbekommen, was der nächste Testinhalt war, weil er gerade mit Rudolf schwatzte, während Harald und ich die Files reinluden. Die Tonleiter läuft nur 15s, und so hat man die Klangtextur noch ganz genau im Ohr, wenn die nächste kommt. Zuerst lief die originale 192er, dann die erste 96er. Fujak, schräg rechts vor mir sitzend, dreht sich um zu mir. Was ist denn jetzt passiert, fragt er mich. Das ist 192 zu 96, sage ich. Ihm klappt die Kinnlade runter. Leute, ich sag Euch, dieser Unterschied war der größte, den wir bis dahin an diesem Tag zwischen zwei Setups gehört hatten. 192k zu 96k, das wird doch wohl nicht viel ausmachen, denkt so mancher Leser bestimmt. Macht es dann nicht, wenn das Quellmaterial nicht mehr hergibt! Aber wenn man eine perfekte Aufnahme wie hier in 192k hat, dann ist der Unterschied gewaltig. Die Anschläge des Flügels werden verschliffen, das Körperhafte der Anschläge verschwindet. Wir waren geplättet.

Es gab fünf verschiedene Varianten in 96k, alle mit einer anderen Software erstellt. Kenne ich alle nicht und kann deshalb dazu nichts sagen, aber sie klangen alle leicht unterschiedlich, die vierte konvertierte Datei gefiel uns dabei am besten. Wobei der Verlust gegenüber 192k bei allen in die gleiche Richtung ging. Können wir denn jetzt mal checken, wie sich der eingebaute Minim-Konverter gegen diese Datei Nr. 4 schlägt, kam der Vorschlag. Hm, nach kurzem Grübeln hatte ich eine Lösung dafür parat: Wir lassen den Minim wieder alles auf 96k konvertieren und spielen die originale 192er vom Minimserver ab (dadurch konvertiert auf 96k) und die offline konvertierte Datei Nr. 4 vom Synology-Medienserver, der keine Konvertierung macht. Überraschung! Der Minim klang besser! Wir wären nicht wir, wenn wir nicht sofort den Versuchsaufbau hinterfragt hätten: Klingt denn vielleicht ganz grundsätzlich eine Datei besser, wenn sie über den Minimserver abgespielt wird gegenüber dem eingebauten Medienserver? Also, Minimserver wieder auf direkten Durchgang und die originale 192er Datei über beide Medienserver reingeladen. Da fällst Du vom Glauben ab, die klingen unterschiedlich! Und zwar klingt der Minimserver besser als der Synology-Medienserver. Beide auf der gleichen NAS, beide mit denselben Daten!

Wir haben uns noch niedrigere Samplingraten erspart, weil wir irgendwann zum gemütlichen Teil (Mutter-Bluray) übergehen wollten, aber Harald hatte alle möglichen Samplingraten vorbereitet und ich habe das für mich angehört. Das wird immer schlechter, je niedriger die Abtastrate gewählt wird, aber wenn man dann von 44,1/24 auf 44,1/16 geht, wird's geradezu lächerlich, wie schlecht das klingt. Matschig, verwaschen, diffus.

Noch etwas war interessant. Harald führte uns die Teilaufnahmen vor, aus denen die Tonleiter aufgebaut war. MS klingt flach wie ein Brett, aber mit präziser Fokussierung, Harald hat das ja schon erzählt. Hühner auf der Stange oder Wäscheleine, an die die einzelnen Töne mit Klammern drangehängt sind. AB diffus mit Loch in der Mitte, aber mordsräumlich, der Decca-Tree ohne das Loch in der Mitte, aber immer noch ohne präzise Fokussierung. MS plus Decca-Tree, das ist es. So, und jetzt führte uns Harald drei Varianten davon vor. Er muss ja die Stereo-Datei, gewonnen aus der MS-Mikrofonierung, mit der Stereo-Datei vom Decca-Tree addieren. Diese Addition, sollte man meinen, ist ja wohl das Einfachste, was einem so begegnen kann in der Digitaltechnik, (L1+L2)/2 und (R1+R2)/2, fertig. Aber je nach Programm, mit dem er diese Operation erledigte, klingt das unterschiedlich! Ziemlich abgefahren. Wie die drei Programme hießen, weiß ich nicht mehr, es gab A, B und C, B klingt am besten, waren wir uns einig, C am schlechtesten. Vielleicht mag Harald ja bei Gelegenheit schreiben, wie die heißen.

Was hier jetzt vielleicht nicht so rauskommt, wenn man kurz über Ergebnisse berichtet: Wir hatten ein Riesentestprogramm absolviert, als wir um 2 Uhr morgens ins Bett fielen. Das hat einen Riesenspaß gemacht, vielen Dank für Euer Kommen und die tolle Vorbereitung!

Viele Grüße
Gert
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h0e
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Beitrag von h0e »

Hallo Gert,

danke für Deine Erläuterungen.

Das Minim besser klingt als Synology-Mediaserver ist für mich schon ein alter Hut. Beim Minim ist KEIN Rescan notwendig, wenn man die Samplerate im MinimStreamer umstellt, man muss das File nur neu in die Playlist laden, so jedenfalls beim Linn. Kurioser Weise kann man damit aus der Playlist Files mit unterschiedlichen Einstellungen spielen, offensichtlich hat der Minim die Files noch im Cache.

Bei mir spielt MinimStreamer mittels separat zu installietendem FFMPEG Paket für das Upsampling, welches nach meinen Ohren besser klingt als das Standard Paket. Das klingt bei mir besser als wenn das der Linn macht. Bei Ausgabe an den Arfi fand ich Raw als sehr schlecht, mein Spdif steht auf fixed Upsampling für den Fall, dass mal die Musik nicht von Minim upgesampled wurde.

Ich hatte den Master 1 auch mal und selbst bei meinem damaligen Setup festgestellt, daß der G-Dac alleine noch etwas besser spielt. Deshalb habe ich dann bei mir diesen "Flaschenhals" beseitigt, das geht dann aber nicht mehr in der Preisregion des Master 1, der für mich immer noch ein Top VV für den Preis ist.

Auch gibt es noch recht krude Dinge, die sich zu testen lohnen. So profitieren nicht nur Dante Verbindungen von guten LAN Kabeln, sondern natürlich auch der G-Dac und auch der Arfi Dac, wenn man die serienmäßigen Ethercon austauscht. Ralf wird sich wahrscheinlich jetzt die Haare raufen, weil wir Highender mal wieder mit so Voodoo Zeug um die Ecke kommen.

Ich hatte bei meinem Tests immer versucht, jedes Gerät nach seinem Optimum zu betreiben. So spielte der G-Dac beim großen Linn Kontest auch mit M/S, Klimax etc. entsprechend ohne. Denn sonst ist es wie mit angezogener Handbremse und platten Reifen Auto fahren. Aber gut, ihr hattet euch auf gleiche Basis geeinigt, das schafft dann eine andere Vergleichbarkeit.

Jedenfalls hattet ihr ein umfangreiches Programm. Ich weiß gut, wieviel Arbeit das macht, das ordentlich vorzubereiten, durchzuführen und nachzubereiten, um davon zu berichten.

Danke Jürgen
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Fortepianus hat geschrieben:MS klingt flach wie ein Brett, aber mit präziser Fokussierung, Harald hat das ja schon erzählt. Hühner auf der Stange oder Wäscheleine, an die die einzelnen Töne mit Klammern drangehängt sind. AB diffus mit Loch in der Mitte, aber mordsräumlich, der Decca-Tree ohne das Loch in der Mitte, aber immer noch ohne präzise Fokussierung. MS plus Decca-Tree, das ist es. So, und jetzt führte uns Harald drei Varianten davon vor.
Hallo Gert,

die Sache betrachtet man unter einem anderen Licht, wenn man mal ein Richtscheit über die Saiten legt, um festzustellen, welche Saite eine Abweichung in der Höhe aufzeigt, nämlich keine. Bei einer Führung durch eine Pianoforte-Produktion erfuhr ich, dass die CNC-Fräse im wesentlichen nur 2 Teile präzisionsfräst, darunter die Stege, über die die Saiten nebeneinander in gleichmäßigen Abständen gezogen werden.

"Flach wie ein Brett" ist genau das, was man von einer unverfälschten Wiedergabe der Situation erwarten sollte! Bei meinem Klavier überkreuzen sich die Bass- und Diskant-Saiten in unterschiedlichen Ebenen aus Platzgründen, aber die Distanz der Ebenen kann auch angenähert als flach wie ein Brett aufgefasst werden. Wer hier "mordsräumlich" erwartet, möge bitte mal erläutern, womit das erklärt werden könnte. Ich meine, das Gegenteil (flach, wie eine Resonanzboden) wäre korrekt. :cheers:

Damit keine Missverständnisse aufkommen: ich freue mich über den von euch getriebenen Aufwand und eure Berichte darüber, möchte aber die Leser vor Fehlinterpretationen bewahren (wieviel "Räumlichkeit" ist angemessen, wieviel war davon tatsächlich am Aufnahmeort?).

Meine erste Begegnung mit "Depth of Image", einer LP von opus3 mit AKG C24 (Blumlein /gekreuzte 8en), zeigt, dass Raumtiefe sehr wohl damit übertragen werden kann, auch die alten Chesky Records (MS) und Sheffield Direktschnitte (AKG C24 =Blumlein), bis hin zur Waterlily Aufnahme von Mahlers 5, die zugleich auch eine schöne (glaubwürdige) Räumlichkeit hat. Für mich persönlich erscheint die koinzidente Mikrofonaufstellung gerade bei Klavier besonders gerechtfertigt, weil das Timbre nicht auseinanderfällt (wie bei AB der Fall).

Grüße Hans-Martin
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Salvador
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Beitrag von Salvador »

Hallo zusammen,

bzgl. Minimserver war es bei USB-Audio ja so, dass ein Auslagern der Rechenarbeit/Prozessorlast durch das Upsampeln dem Klang zuträglich war. Bei AoIP könnte das anders sein und Minimserver direkt vom Audio-PC sogar nochmal besser klingen. Fujak, das gälte es auszuprobieren.

Grüße,
Andi
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Fujak
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Beitrag von Fujak »

Hallo miteinander,

hier meine (mittlerweile nur noch ergänzenden) Eindrücke von unserem Treffen. In der Tat: es war ein richtiges Arbeitspensum, was wir uns im Vorfeld auferlegt und dann am Samstag bearbeitet hatten. Aber zugleich ein Pensum, das riesig viel Spaß gemacht hat. Im einzelnen:


Vergleich Wiedergabeketten

Für mich besonders spannend natürlich war die Frage, wo steht meine Wiedergabekette im Vergleich zum G-ADS2 DAC, der meiner Meinung nach immer noch das bestklingende All-in-one-Gerät (Streamer-DAC-Ausgangsstufe) darstellt.

Gert hat ja bereits sehr ausführlich dargelegt, was die limitierenden Faktoren bei diesem Vergleich sind - allen voran die Tatsache, dass das Digimedia Dante-Board auf 88.2/96.0 kHz begrenzt ist. Ein Upsampling von 44.1/16-Dateien war also für alle Zuspieler nur bis zu dieser Marke möglich, wie auch leider höhere Auflösung downgesampelt werden mussten. Sowohl der G-ADS2 DAC also auch mein Audio-GD-DAC kommen hier nicht in die Region, wo sie am besten spielen, nämlich bei 24/192kHz bzw. 32/384kHz.

Georg (Schorsch) hat gerade heute aktuell das Thema in einem Thread behandelt: AoIP jenseits von 96 kHz. Unter anderem zitiert er einen Vergleich von zwei Danteboards mit 96kHz vs. 192kHz und von hier zum Ergebnis kommt, dass der klangliche Unterschied eher in Geschmacksregionen zu finden ist. Dennoch hat der Unterschied aus meiner Sicht auch viel mit dem nachfolgenden DAC zu tun: Nicht jeder DAC spricht gleichermaßen auf ein Upsampling an.

Auch der Audio-GD Master 1, über den alle analogen Signal liefen und an die beiden AGM 9.4 verteilt wurden, stellt natürlich relativ gesehen ebenfalls einen limitierenden Faktor dar, angesichts klenglich besserer (und preislich teurerer) Vorverstärler. Doch ohne VV wären die drei so unterschiedlichen Zuspieler-DAC-Ketten nicht vergleichbar gewesen.

Das konkrete Setup wurde hier von Harald und Gert bereits dargestellt; noch eine Ergänzung meinerseits zur Dante-Kette: Da mein eigentlicher Audio-PC leider nicht rechtzeitig fertig geworden ist, habe ich meinen normalen Office-PC mitgebracht, auf dessen Laufwerk ich eine VHD mit Windows-Server 2016 und der Dante-Funktionalität kopiert hatte. Ich hege die Vermutung, dass der AudioPC mit optimierter Stromversorgung, Windows im RAM, Niedrig-Latenzen des RAM und weiteren Schmankerln hier noch das ein oder andere Pfund (oder vielleicht auch nur Gramm?) drauflegen könnte.

Nun zu meinem Klangeindruck:
Beim Vergleich zwischen G-ADS2 DAC als Standalone-Zuspieler und G-ADS2 DAC als digitalen Datenlieferanten für den AFIS-DAC empfand ich den G-ADS2 DAC als Standalone-Zuspieler einen Tick sauberer, die Instrumentierung besser lokalsierbar. Hinsichtlich der Tonalität konnte ich keinen Unterschied feststellen.

Beim Vergleich zwischen G-ADS2 DAC und der "Dante-Kette" fand ich den Unterschied deutlicher - und zwar zugunsten der Dante-Kette.
Wir hatten den G-ADS2 DAC und die Dante-Kette mit den gleichen Stücken nahezu zeitgleich gestartet, sodass man am Master 1 on-te-fly umschalten konnte.

Detailauflösung:
Der Unterschied in der Auflösung war für mich sofort hörbar: Mit der Dante-Kette hörte es sich in meinen Ohren offener und transparenter an, mit dem G-ADS2 DAC eher ein wenig stumpf.
Bekanntlich steht die Detailauflösung in einem unmittelbaren Zusammenhang zur Raumdarstellung: Je mehr Details, desto mehr öffnet sich der Raum, wird luftiger, die Lokalisationsschärfe nimmt zu. Das habe ich sehr deutlich zu Gunsten der Dante-Kette wahrnehmen können.

Übrigens mag an der Tatsache, dass Harald die Dante-Kette als "stärker herausgemeißelt und nicht immer als richtig" und Gert dies als "leichtes Anschärfen von Transienten" empfand, deutlich werden, dass bei der persönlichen Einordnung des von uns übereinstimmend Gehörten durchaus subjektive Geschmacksfragen eine Rolle spielen.

Tonalität:
Ja, es gab auch einen tonalen Unterschied, den ich mehr dem DAC zuschreibe als der Dante-Topologie: Ich konnte ein tiefer ausgeleuchtetes Bassfundament bei der Wiedergabe mit der Dante-Kette wahrnehmen (Harald bezeichnete dies in seinem Bericht als "körperhafter").
Da war mir mit dem G-ADS2 DAC bei manchen Stücken zu wenig zu hören bzw. manchmal gar nicht - z.B. Schostakowitsch Jazz-Suite No.5, das einige sicher noch vom Forumstreffen kennen. Da gibt es Passagen, bei denen ein Rhythmus aus gezupftem Kontrabass und Schlagwerk unterlegt ist, der an manchen Stellen beim G-ADS2 DAC im Bassbereich kaum zu hören war, während er bei der Dante-Kette klarer zu Tage trat. Angesichts der Dynamik im Hochton-Bereich, den die Bläsereinsätze dem Stück verleihen, beschert die Dante Kette dem Stück durch eine bessere Ausleuchtung des Bassbereiches eine für meinen Geschmack stimmigere Balance.
Übrigens auch für die anderen gehörten Stücke (z.B. Misa Criolla mit M.Sosa) gilt dieser Eindruck der stimmigeren tonalen Balance.

Fazit:
Die Unterschiede sind auch aus meiner Sicht alle auf einem insgesamt sehr hohen Wiedergabe-Niveau zu sehen. Mit jeder der gehörten Wiedergabeketten kann man glücklichund zufrieden Musik hören. Und zugleich kann beim Lesen unserer Berichte durchaus den (zutreffenden) Eindruck gewinnen, dass jeder von uns seine eigene Kette am besten fand. Das finde ich insofern ganz schön, als sich jeder von uns ganz zufrieden wieder vor seine heimische Anlage setzen und Musik genießen kann. :-)


Hörvergleich Resampling, Digital Mixing, Mikrofonierung, Server-Software

Hier hat sich Harald mit der ihm eigenen akademischen Systematik und Genauigkeit hochinteressanten Themen gewidmet, die wirklich überraschende Ergebnisse zu Gehör brachten.

Am meisten beeindruckt hat mich der Unterschied zwischen diversen Resampling-Softwares bzw. Einstellungen derselben. An der Stelle wurde deutlich, wie wichtig hier der Einsatz höchstwertiger Resampler ist. Bei einer Produktion kann man an der Stelle eine Menge unwiederbringlich zerstören.

Ein anderes Thema war ebenso geeignet, um an der digitalen Welt zu (ver)zweifeln: Man sollte doch annehmen, dass das Zusammenmischen zweier digitaler Tonquellen auf der digitalen Ebene ein Kinderspiel sein müsste (siehe z.B. Totalmix von RME) - die von Harald mit drei unterschiedlichen Softwares (z.T. auf Mixing spezialisiert) zusammengemischten Signale in drei Dateien jeweils präsentiert, zeigten jedoch derart große qualitative Unterschiede, dass man sich fragt, wie das sein kann. Wir haben darüber lange diskutiert, ohne am Ende eine wirklich schlüssige Erklärung zu bekommen. Eines ist klar: Die Firma, die diese spezielle Mixing-Software entwickelt hat, und mit der das qualitativ beste Mixing-Ergebnis zustande kam, kennt ganz offenkundig die klangentscheidenden Parameter.

Ebenso erstaunlich wie unerklärbar war die Tatsache, dass es eine derart großen Unterschied bedeutet, ob man seine Musikbibliothek über die Serversoftware "Synology-Audiostation" oder über den MinimServer streamt. Wie Gert schon berichtet hat: Der MinimServer ist klanglich klar überlegen und stellt damit ein Musthave für jede NASe dar, mit der die Musikbibliothek gestreamt wird.


Zertifizierung

Ja und dann war da ja noch der offizielle Anlass für unseren Besuch bei Gert: Die Zertifizierung seiner Audio-Anlagen. Ich muss sagen, wir haben es uns dieses Mal mit der Beurteilung nicht leicht gemacht. Der vollzogene Um- und vor allem Ausbau des Gertschen Klangpalastes bedeutete für uns dieses Mal, dass wir nicht nur den eigentlichen Hörraum in Augenschein nehmen mussten. Denn was bei anderen Forumsmitgliedern bereits eine veritable Musikanlage darstellt, findet sich bei Gert irgendwo in einer kleineren Sitzecke, in der Werkstatt oder am Essplatz, oder im Schlafzimmer als Zweit-, Dritt oder gar Viertanlage. Und wer denkt, dass hier in puncto Elektronik oder Raumakustik geschlampt wurde, der wird sehr schnell eines besseren belehrt. Selbst in der Werkstatt, in der unsereiner ein kleines Radio oder einen Ghettoblaster betreibt, findet sich ein Setup, bei dessen Klängen man durchaus vergessen kann, was man eigentlich in der Werkstatt erledigen wollte.

Wir haben wirklich alles unter die Lupe genommen: jeden Winkel des Hauses, der irgendwie mit Musikwiedergabe in Zusammenhang steht, selbst jedes Detail der Installation - einfach alles. Bereitwillig öffnete er auf Nachfrage jeden Schaltschrank, jeden Technikraum, und jedes Panel, hinter dem wir irgendeine audiorelevante Elektroinstallation vermuteten. Dabei kamen auch Dinge zum Vorschein, an die selbst wir nicht gedacht hätten, dass so etwas möglich ist, wie zum Beispiel diese kleinen Quellen-Umschalter, die in den XLR-Buchsen, die zu den AGM-Lautsprechern führen, untergebracht sind und per Funkfernsteuerung betätigt werden können. Auch die Tatsache, dass am Fuße beider Front-Lautsprecher eine Mess-Einheit für den Pegelabgleich unterschiedlicher Zuspieler platziert ist, macht deutlich, dass hier wirklich an alles gedacht wurde.

Eine besondere Erwähnung verdient die beeindruckend komplexe wie effiziente Haussteuerung mit der auf Knopfruck bestimmte Szenen abgerufen werden können. Eine Szene beinhaltet mit einem Knopfdruck eine ganze Armada von Schaltbefehlen, die für diesen Zweck bestimmte elektrische Geräte ein- oder ausschalten bzw. auf eine bestimmten Sollwert regeln. Die Szene "Musikhören" schaltet nicht nur die entsprechenden Audio-Komponenten ein, sie schließt das Dachfenster, dimmt das Licht, schaltet eine spezielle Beleuchtung bei den Audio-Geräten zur besseren Bedienbarkeit an, und es würde mich nicht wundern, wenn ein Sensor die Anzahl der Anwesenden misst und daraus einen Steuerbefehl an die Espressomaschine generiert für die Anzahl an benötigten Heißgetränken.

Aber zurück zur Zertifizierung: Natürlich haben wir auch durch geschickte investigative Fragetechniken versucht, eventuelle verborgene Schwachstellen aufzuspüren, die unweigerlich zum Punktabzug führen würden. Auf jedes Detail seiner Antwort haben wir geachtet, ob es technisch fundiert, schlüssig und widerspruchsfrei Bezug auf unsere Fragen nimmt. Genau haben wir darauf geschaut, ob sich bei seinen Antworten nicht vielleicht ein Zögern oder eine Unsicherheit zeigt, was auf eine Schwachstelle hindeuten könnte. Aber nichts da: Wie es so seine Art ist, erteilte er uns jederzeit bereitwillig und ohne Umschweife mit der größtmöglichen Detailtiefe kompetente Auskunft über sein audiophiles Gesamtkunstwerk.

Man kann es also drehen und wenden wie man will: Auch dieses Mal kommt unser lieber Gert nicht an einer Zertifizierung vorbei - und zwar für einen Hörraum der absoluten Spitzenlasse mit der höchsten Punktezahl, die wir je vergeben haben. Tja, und so kam es, wie es kommen musste:

Gert durfte am Morgen von Rudolf als dienstältestem Vorsitzenden des Forums die wohlverdiente Urkunde in Empfang nehmen. Auf dem Foto kann man Gert förmlich ansehen, wie die Anspannung der letzten Wochen einer großen Erleichterung und Freude über die begehrte Auszeichnung wich.

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Lieber Gert, es war wieder einmal ein wunderbares Treffen, zu dessen Gelingen nicht zuletzt die Gastfreundschaft von Dir und Deiner Frau beigetragen hat.
Herzlichen Dank dafür. :cheers:

Fujak
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Schorsch
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Beitrag von Schorsch »

Hallo zusammen,

vielen Dank für die spannenden Berichte! Macht Spaß, das zu lesen.

Und herrlich - so ein "Aktives Lächeln" auf dem Foto im letzen Beitrag. :cheers:

Viele Grüße
Georg
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StreamFidelity
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Beitrag von StreamFidelity »

Hallo zusammen,

auch von meiner Seite ein großes Lob für diese beeindruckende und vor allem humorvolle Berichterstattung. :D

Danke und Grüße Gabriel
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Liebe Forumsfreunde,

da bin ich jetzt aber schon mächtig stolz drauf, auf dieses Zertifikat. Es hängt jetzt direkt neben der Tür zum Hörraum, so dass eventuelle Besucher schon gleich beim Betreten dessen wissen, was Sache ist:

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En détail:

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Viele Grüße
Gert
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Wohlverdient, oder wohl verdient, meinen Glückwunsch dazu!
Grüße Hans-Martin
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Sathimas
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Beitrag von Sathimas »

Hallo Gert,

ich habe diesen Thread bereits vor einigen Jahren begeistert gelesen und in nun selbst an den Punkt angekommen, endlich ein Haus zu bauen.

Dort wird es auch einen Hörraum geben, der aber erstmal gar keine so große Prioriät hat - mir geht es aktuell um die Optimierung der Akustik im dann sehr großen offenen Wohnzimmer mit Küche/Esstisch und Galerie.

Ich will auch gerne Elemente von Ligno verwenden, finde aber kaum Informationen zu z.B. Preisen und wer das verarbeitet.

Woher hast du die Elemente damals bezogen?

Gruß
Matthias
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Matthias,
Sathimas hat geschrieben:ich habe diesen Thread bereits vor einigen Jahren begeistert gelesen und
in nun selbst an den Punkt angekommen, endlich ein Haus zu bauen.
das bringt so manches graue Haar hervor, falls bei Fertigstellung des Bauwerks noch welche übrig sind, aber wenn's dann fertig ist, ist's einfach toll. Ich wünsche gute Nerven!
Dort wird es auch einen Hörraum geben, der aber erstmal gar keine
so große Prioriät hat - mir geht es aktuell um die Optimierung der Akustik
im dann sehr großen offenen Wohnzimmer mit Küche/Esstisch und Galerie.

Ich will auch gerne Elemente von Ligno verwenden, finde aber kaum
Informationen zu z.B. Preisen und wer das verarbeitet.

Woher hast du die Elemente damals bezogen?
Ich habe einen Zimmermann, der am Fuße des nahen Schwarzwalds einen großen Betrieb hat und unglaublich vernetzt ist mit anderen Handwerkern in der Region. Ihm sagt man, was man will, und er macht ein Komplettangebot für einmal alles und organisiert alles. Das hilft Dir jetzt allerdings wenig weiter. Aber so als Anhaltspunkt: Lignotrend ist ziemlich teuer. Ich hatte mich zuerst dafür interessiert, die Decke im neuen Wohn-Essbereich aus weiß lackierten Lignotrendplatten zu machen, aber mit Montage war die Lignotrend-Decke ca. Faktor 3,5 im Preis im Vergleich zu der Knauf-Akustikplatten-Decke, die ebenfalls sehr gut ihren Zweck erfüllt. Wenn Du alle Wände und die Decke wie in meinem Hörraum aus Lignotrend machst und die dann auch noch freischwingend als zweite Schale (Raum im Raum) ausführen lässt, haut das ein ordentliches Loch in die Kasse. Aber ich würde da einfach mal bei Zimmermannsbetrieben in Deiner Nähe ein Angebot einholen.

Viele Grüße
Gert
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Siriuslux
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Beitrag von Siriuslux »

Hallo Matthias,

ich möchte nicht Gerts Thread kapern. In meinem Thread kannst Du sehen, wie das bei mir aussieht im Hörraum. Verwendet habe ich dazu Evolution Panel, das hat ein Freund in Italien designt, der auch meinen Raum designt hat. Vertrieben wird das durch Virag: http://www.virag.com/en/floorings/evolution-panel.html. Anhören tut sich's sehr gut. Der Preis ist deutlich niedriger als der des Lignotrend.

Gruss, Jörg
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Sathimas
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Beitrag von Sathimas »

Danke an euch beide für die Kommentare!

Dass Ligno jetzt nicht gerade die günstigste Lösung ist, war mir schon aufgefallen... Es war halt schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben. :oops:

Auf das Evolutionpanel war ich auch schon gestoßen, hatte das aber wieder aus den Augen verloren - jetzt habe ich's als Lesezeichen gespeichert. :)

So wie es aussieht, bekomme ich noch vor Ostern einen Termin beim lokalen Bauphysiker, mit dem ich die Sache erstmal grundsätzlich durchgehen kann.
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Liebe Forumskollegen,

"wie ich zum aktiven Hören kam" ist ja schon im Titel rückwärts gewandt zu den Anfängen eines jeden Mitglieds hier. Animiert durch Rudolfs Reise zurück in die 80er habe ich mal in meinen Regalen gekramt. Vorverstärker meiner ersten Anlage mit CD-Player, dem Grundig CD7500 mit Tuner T7500, war damals 1985 der Kenwood Basic C2, den ich zusammen mit den beiden Grundig-Geräten erstanden hatte und der meine Selbstbau-Aktiven ansteuerte. Den Kenwood Basic C2 von 1985 fand ich also vor ein paar Tagen irgendwo in einem Regal wieder. Vom Staub und Dreck befreit habe ich ihn in meine Hörraum-Anlage eingeschleift - Leute, das geht heute ja gar nicht mehr. Aber ich finde, er sieht irgendwie gut aus und er hat meinen Ehrgeiz geweckt, eine gute Anlage aus 80er/90er-Bausteinen aus meinem Fundus zum Spaß in meiner Werkstatt wieder aufzubauen. Irgendwie mag ich dieses gute alte 43cm-Anlagenformat.

Ich fand dann heraus, dass Richard (broesel02) auch schon dieses alte Kenwood-Schätzchen restauriert und verbessert hat. Wie er tauschte ich erstmal alle Elkos, diverse sonstige Cs, Widerstände und das Mutingrelais. Kontakte reinigen, auch klar. Im Netz findet man kostenlos das Service-Manual mit Schaltplan, und so habe ich mich da mal eingearbeitet. Nach ein paar Tagen Beschäftigung damit sah das dann so aus:

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Was ganz besonders auch jedem technisch nicht so Versierten ins Auge sticht, sind die billigen Cinchbuchsen im Original. Ich habe die alle ausgelötet. Es gibt in der passenden Bauart auch vergoldete, aber eine gute Cinch-Buchse ist nochmal etwas anderes. Ich habe für die Tape-Eingänge diese zu den originalen Printbuchsen kompatiblen genommen, denn durch irgendwas muss die Platine hinten gehalten werden - sie wird nämlich nur durch diese RCA-Buchsen und deren Verschraubung in der Rückwand stabilisiert. Tape, dachte ich, werde ich wohl bei einem eventuellen Wiedereinsatz dieses Vorverstärkers am unwahrscheinlichsten brauchen. Das sieht von hinten dann jetzt so aus:

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Rechts von den Ausgangsbuchsen sieht man noch zwei qualitativ recht hochwertige 3,5er-Klinkenbuchsen mit Schaltausgängen - man weiß ja nie, wofür man sowas mal brauchen kann (alte BM? Oder Silbersand? Oder doch eine AGM?). Und auch ganz übel beim Original: Der Klingeldraht mit Eurostecker, der 230V anliefert. Ich habe mir deshalb die Mühe gemacht, einen passenden Ausschnitt für eine Kaltgerätebuchse zu feilen. Erdung ist ja bei einem Vorverstärker ziemlich wichtig - er sollte diesbezüglich die Zentrale der Anlage sein. In einem zweipoligen Rasierapparatkäbelchen ist aber kein Platz für Erde.

Hier nochmal die neuen Anschlüsse hinten:

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Weiter geht's zur Lautstärkeregelung. Ein ALPS-Poti mit vier Ebenen, geregelt wird vor und hinter dem Line-Verstärker, deshalb zwei Ebenen pro Kanal:

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Nun, die ALPS-Potis kennt man ja gut, vor allem ihre immer wieder gern genommene Kanalabweichung, speziell im unteren Bereich. 3db Kanalabweichung sind da keine Seltenheit und nicht zu gebrauchen. Ich habe deshalb die Kanalabweichung gemessen:

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Die x-Achse ist die Stellung des Lautstärkereglers, gemessen von 0dB bis runter zu Stellung -58dB, was ungefähr Stellung 8 Uhr entspricht. Die schwarze Kurve ist die Abweichung zwischen der Skala am Drehknopf und tatsächlicher Abschwächung der Lautstärke im Vergleich zu voll aufgedreht. Das weicht max. -1,5 bis +1,0dB ab von der Anzeige - geschenkt, das ist egal und ok. Viel wichtiger ist die blaue Kurve, das ist die gemessene Kanalabweichung links zu rechts in dB. Das ist insofern erfreulich, als es max. 0,5dB sind. Ich habe dann die Verstärkung des linken Kanals geringfügig angehoben (rote Kurve). So ist im meist genutzten Bereich zwischen 9 Uhr und 12 Uhr (-50 bis -24dB) die Kanalabweichung unter 0,1dB. Das ist für ein solches Poti top und daran ändere ich weiter gar nichts. Falls jemand anmerken möchte, dass die blaue und die rote Kurve ja eigentlich genau parallel verlaufen müssten und das in meinem Diagramm nicht immer genau der Fall ist: Messtoleranz.

Nun zum Line-Verstärker, im folgenden Bild mit FLAT AMP auf der Platine gekennzeichnet. Der Schaltplan eines Kanals:

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Der OP ist ein Dual-OP vom Typ NJM 2041. Ein lausig schlecht klingendes Exemplar seiner Gattung, klanglich knapp hinter dem Urvater der OPs, dem µA 741 angesiedelt, muffig und flach. Ihm wird hier Beine gemacht durch einen vorgeschalteten FET-Differenzverstärker (Q5), kaskodiert durch die bipolaren Q7/Q9. Eins ist klar: Sowas macht heute gar keinen Sinn mehr, soviel Mühe sich die Kenwood-Ingenieure damals auch mit der Schaltung gemacht haben mögen. Ich löte alle Transistoren mit den zugehörigen Widerständen und Dioden einfach raus und überbrücke sie auf der Platinenunterseite (für Nachahmer: Achtung, der originale Differenzverstärker invertiert, deshalb über Kreuz brücken). Das Ergebnis sieht recht aufgeräumt aus:

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Statt des NJM 2041 kommt ein moderner LME49720 zum Einsatz. Der braucht das ganze Gerümpel davor nicht, das rauscht und verzerrt nur unnötig. Wer genau hinschaut: Den beiden Keramikkondensatoren in der Gegenkopplung des OPs (C21/22) habe ich hier ein Beinchen durchgezwickt, so dass sie unwirksam sind. Durch C21/22 wird der Frequenzgang des originalen VV auf 300kHz begrenzt und hält dort die Gegenkopplung stabil, zu deutsch sorgt das dafür, dass das ganze Gebilde aus Transistoren und OP nicht schwingt. Das macht sich aber auch schon deutlich weiter unten etwas bemerkbar, also bei 50-100kHz, und verschleift die Flanken eines zum Test eingespielten steilen Rechtecksignals entsprechend. Ohne die Cs spielt die Kiste mit dem modernen IC deutlich schneller und geht erst bei 1MHz weg, ohne auch nur den Hauch eines Überschwingers im Rechteckverhalten zu zeigen. Auf der Platinenunterseite habe ich noch die Versorgungsspannungs-Pins des OP mit jeweils 100nF Folie nach Masse gebrückt. Kurios: Der originale OP ist ebenso wie der LME 49720 für eine Versorgungsspannung von max. +-18V spezifiziert. Kenwood füttert ihn ungerührt mit +-18,8V. Verantwortlich für das Spannungsniveau ist eine Zenerdiode mit 20V in der Stabilisierung davor - ich habe sie gegen ein 18V-Exemplar getauscht, so dass jetzt +-16,8V anliegen.

Das Gesagte über die FET-Schaltung gilt auch für den Phonoverstärker. Er hat wirklich tolle Features, man kann die Eingangswiderstände sowohl bei MM (47k oder 100k) wie bei MC (100, 30 oder 10 Ohm) variieren. Die Eingangskapazität ist ein bisschen hoch, die nehme ich auf einen kleinen Bruchteil der originalen ca. 300pF runter. Ich selektiere alle Widerstände und Kondensatoren, um präzise Kanalgleichheit und geringste RIAA-Abweichung zu erreichen. Ich beginne mich zu fragen, wozu - ich habe doch gar keinen Plattenspieler mehr und habe eigentlich auch nicht vor, das zu ändern. Aber wer weiß, und außerdem, wenn ich mich schon um das Schätzchen kümmere, dann richtig. Also auch hier die FETs und Kaskoden-Transis raus und einen ordentlichen modernen OP mit FET-Eingang rein, einen OPA 1642. Den gibt's nur in SMD, also mit Adapter:

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Ich habe mit ein paar OPs rumprobiert, weil im Phonoeingang ja u. a. Rauscharmut zählt, und da gewann der OPA 1642 das Rennen unter den OPs, die ich in der Werkstatt habe. Insgeheim ist aber mein gedanklicher Favorit hier der AD797. Der ist aber ein Single-Op, und den habe ich nur in bedrahteter Ausführung da. Also habe ich mir mal welche in SMD bestellt, die ich auf einen Adapter löten kann, der aus zwei Singel-OPs einen Dual-OP macht. Mal sehen, ob damit noch mehr geht. Ist aber eher akademischer Natur, das Unterfangen, solange man keinen Plattenspieler daran anschließt (magst Du mal mit einem vorbeikommen, Rudolf?).

Auf der Klangregelplatine und der Filter-Ausgangsplatine habe ich natürlich auch die Elkos und den OP entsprechend getauscht - solange man die Klangregelung abgeschaltet hat, ist sie aber überbrückt. Die meisten Elkos im Signalweg übrigens, also eigentlich alle außer nach dem Phonoverstärker, habe ich gebrückt, weil die modernen OPs so wenig Offset haben, dass man sich die sparen kann. Kein C im Signalweg ist nämlich immer besser als der beste C im Signalweg. Entscheidend für den Klang ist aber noch etwas ganz anderes:

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Die kleine schwarze Platine beherbergt eine klassische G-Ausgangsstufe. Ohne Über-Alles-Gegenkopplung, massiv Stromlieferfähigkeit und nur 8 Ohm
Innenwiderstand. Das bringt den VV mit Sicherheit nach vorne.

Eine ganz üble Sache aber ist die Stromversorgung dieses klassischen Vorverstärkers, ausgehend von diesem mickrigen einfachen Trafo:

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Der Trafo hat nur zwei Wicklungen, 13V und 22V. Daraus wird in übler Wild-West-Manier 2x12V und 2x20V gemacht. Genau so, wie hier hier im Blockschaltbild angedeutet:

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Eine Wicklung und dann eine Diode auf einen Elko und eine andersrum gepolt auf noch einen Elko gibt Plus/Minus der Versorgungsspannung. Ganz übel. Während der Periodenhälfte des 50Hz-Sinus, in der die eine Diode leitet, sperrt die andere, und in diesen ziemlich langen 10ms wird der Elko leergesaugt. Das gibt einen Ripple am Eingang des recht einfach gestrickten Reglers jenseits von Gut und Böse. Die drei Regler sind eigentlich gar keine Regler, sondern nur Stromquelle aus FET, Zenerdiode und Emitterfolger. Auf sowas stehe ich eigentlich, aber wenn, dann nach einem guten Regler. Dass das also besser geht, ist irgendwie klar. Der Trafo muss raus und ein ordentliches Netzteil dafür rein, soweit eben die Platzverhältnisse es zulassen. Die Bauteile sind bestellt, demnächst mehr auf diesem Kanal.

Viele Grüße
Gert
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Rudolf
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Beitrag von Rudolf »

Lieber Gert,

es freut mich außerordentlich, dass ich dich mit meinem Disco-Fieber infizieren konnte. Wie man sieht, treibt es dich zu erneuten Höchstleistungen, ob derer Geschwindigkeit ich nur kopfschüttelnd mitlesen kann. Wo ich zwei Abende brauche, um einen lumpigen Tangentialtonarm mechanisch zu justieren, jagt bei dir im Minutentakt eine elektronische Verbesserung die nächste. Unfassbar! :cheers:

Viele Grüße
Rudolf
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