vielen Dank für Eure schönen Berichte von unserem Treffen. Gerne will ich noch ein paar Eindrücke von mir ergänzen. Dazu kommen Jürgens Fragen genau richtig:
Das war für den Direktvergleich notwendig. Im Minimserver kann man ja einstellen, welche Files er wie rausgeben soll. Aber wenn man die Samplingrate umstellen will, muss man einen Rescan machen und die Playlist neu laden. Das dauert ca. 4min. und lässt ein direktes Umschalten nicht zu. Zu den verschiedenen Samplingraten komme ich aber gleich noch.h0e hat geschrieben:Ich habe nicht verstanden, warum ihr Arfi und G-Dac auf 96kHz limitiert habt.
Nativ, "raw" heißt die Einstellung bei Linn.h0e hat geschrieben:Mich würde interessieren, wie die Spdif Schnittstelle am G-Dac eingestellt war? Nativ oder auf upsampling?
Inzwischen, seit einem der letzten Firmware-Updates immer mit 384kHz, vorher je nach Samplingraten-Familie mit 352,8kHz oder 384kHz.h0e hat geschrieben:Der Linn macht intern meines Wissens nach immer ein Upsampling, spielt also nie 96kHz nativ ab, oder Gert?
Der G-DAC verwendet den gleichen DAC-Chip wie der Arfi-DAC. Bei Linn wird das Upsampling im Xilinx-Rechenknecht gemacht, beim Arfi im DAC-Chip selbst. Man beachte beim Vergleich, dass auch Harald bei sich Vorteile des Arfi gegenüber dem G-DAC hört. Bedenke aber, ihr habt beide den G-ADS1 DAC. Dass hier der G-Linn leichte Vorteile gegenüber dem Arfi hatte, liegt höchstwahrscheinlich daran, dass es ein G-ADS2 DAC war, der dem Einser überlegen ist. Aber, ganz ehrlich, groß waren die Unterschiede nicht.h0e hat geschrieben:Bei mir konnte ich feststellen, dass der Arfi Dac mit 176 bzw. 192 kHz upgesampleten Material viel besser spielt. Damit auch mit mehr Musikfluss als mein /1 G-Dac.
Überhaupt fand ich, dass die drei Zuspielerketten auf Augenhöhe waren. Fujaks Kette nenne ich jetzt einfach kurz "Dante". Die Dante punktete für mein Empfinden mit einer etwas tieferen Raumabbildung. Das leichte Anschärfen von Transienten, das Harald bereits angesprochen hat, ist dabei Geschmackssache. Ich könnte mit jeder der drei Ketten gut leben. Das ist oberstes Niveau. Wir probierten eine Menge rum mit MS oder ohne MS. Die direkte MS-Konvertierung im G-DAC zeigt dabei leichte Vorteile gegenüber der externen Übertrager-Lösung, aber das verwundert nun auch niemanden.
Diese Unterschiede zwischen den Ketten waren aber für mein Empfinden gar nicht die Hauptunterschiede, die wir am Samstag gehört haben. Etwas für mich viel Erstaunlicheres passierte beim Vergleich von Haralds vorbereiteten Testfiles. Wie schon erwähnt, ließen wir den Minimserver auf meiner NAS alles auf 96kHz umrechnen, weil Fujaks relativ einfache Dante-Receiverkarte nicht mehr kann. Wir gingen nun wieder auf den G-DAC, schalteten MS ab und stellten den Minimserver auf direkten Durchgang, also keine Samplingratenkonvertierung und keine Wandlung flac nach wav. Harald hatte selbst aufgenommene Beispiele dabei, z. B. einen Satz aus einer Mozartsonate, gespielt von seiner Frau und aufgenommen mit der bereits erwähnten Addition aus MS-Mikrofonierung und Decca-Tree, aber was zum Testen der verschiedenen Varianten super geeignet war, war einfach eine ebenso aufgenommene chromatische Tonleiter vom untersten bis zum höchsten Ton des Flügels. Dabei wandern die Töne präzise abgebildet von rechts nach links, so, wie die Saiten angeordnet sind, wenn man vor der Flügelbucht steht.
Diese Tonleiter liegt vor mit 192kHz und 24bit. Nun hatte Harald mit fünf verschiedenen Samplingraten-Konvertern daraus 96kHz/24bit-Varianten erstellt, immer aus der 64bit-float-Variante auf der Audio-Workstation, immer mit Dithering am Ende vor der 24bit-Konvertierung. Fujak hatte gerade nicht richtig mitbekommen, was der nächste Testinhalt war, weil er gerade mit Rudolf schwatzte, während Harald und ich die Files reinluden. Die Tonleiter läuft nur 15s, und so hat man die Klangtextur noch ganz genau im Ohr, wenn die nächste kommt. Zuerst lief die originale 192er, dann die erste 96er. Fujak, schräg rechts vor mir sitzend, dreht sich um zu mir. Was ist denn jetzt passiert, fragt er mich. Das ist 192 zu 96, sage ich. Ihm klappt die Kinnlade runter. Leute, ich sag Euch, dieser Unterschied war der größte, den wir bis dahin an diesem Tag zwischen zwei Setups gehört hatten. 192k zu 96k, das wird doch wohl nicht viel ausmachen, denkt so mancher Leser bestimmt. Macht es dann nicht, wenn das Quellmaterial nicht mehr hergibt! Aber wenn man eine perfekte Aufnahme wie hier in 192k hat, dann ist der Unterschied gewaltig. Die Anschläge des Flügels werden verschliffen, das Körperhafte der Anschläge verschwindet. Wir waren geplättet.
Es gab fünf verschiedene Varianten in 96k, alle mit einer anderen Software erstellt. Kenne ich alle nicht und kann deshalb dazu nichts sagen, aber sie klangen alle leicht unterschiedlich, die vierte konvertierte Datei gefiel uns dabei am besten. Wobei der Verlust gegenüber 192k bei allen in die gleiche Richtung ging. Können wir denn jetzt mal checken, wie sich der eingebaute Minim-Konverter gegen diese Datei Nr. 4 schlägt, kam der Vorschlag. Hm, nach kurzem Grübeln hatte ich eine Lösung dafür parat: Wir lassen den Minim wieder alles auf 96k konvertieren und spielen die originale 192er vom Minimserver ab (dadurch konvertiert auf 96k) und die offline konvertierte Datei Nr. 4 vom Synology-Medienserver, der keine Konvertierung macht. Überraschung! Der Minim klang besser! Wir wären nicht wir, wenn wir nicht sofort den Versuchsaufbau hinterfragt hätten: Klingt denn vielleicht ganz grundsätzlich eine Datei besser, wenn sie über den Minimserver abgespielt wird gegenüber dem eingebauten Medienserver? Also, Minimserver wieder auf direkten Durchgang und die originale 192er Datei über beide Medienserver reingeladen. Da fällst Du vom Glauben ab, die klingen unterschiedlich! Und zwar klingt der Minimserver besser als der Synology-Medienserver. Beide auf der gleichen NAS, beide mit denselben Daten!
Wir haben uns noch niedrigere Samplingraten erspart, weil wir irgendwann zum gemütlichen Teil (Mutter-Bluray) übergehen wollten, aber Harald hatte alle möglichen Samplingraten vorbereitet und ich habe das für mich angehört. Das wird immer schlechter, je niedriger die Abtastrate gewählt wird, aber wenn man dann von 44,1/24 auf 44,1/16 geht, wird's geradezu lächerlich, wie schlecht das klingt. Matschig, verwaschen, diffus.
Noch etwas war interessant. Harald führte uns die Teilaufnahmen vor, aus denen die Tonleiter aufgebaut war. MS klingt flach wie ein Brett, aber mit präziser Fokussierung, Harald hat das ja schon erzählt. Hühner auf der Stange oder Wäscheleine, an die die einzelnen Töne mit Klammern drangehängt sind. AB diffus mit Loch in der Mitte, aber mordsräumlich, der Decca-Tree ohne das Loch in der Mitte, aber immer noch ohne präzise Fokussierung. MS plus Decca-Tree, das ist es. So, und jetzt führte uns Harald drei Varianten davon vor. Er muss ja die Stereo-Datei, gewonnen aus der MS-Mikrofonierung, mit der Stereo-Datei vom Decca-Tree addieren. Diese Addition, sollte man meinen, ist ja wohl das Einfachste, was einem so begegnen kann in der Digitaltechnik, (L1+L2)/2 und (R1+R2)/2, fertig. Aber je nach Programm, mit dem er diese Operation erledigte, klingt das unterschiedlich! Ziemlich abgefahren. Wie die drei Programme hießen, weiß ich nicht mehr, es gab A, B und C, B klingt am besten, waren wir uns einig, C am schlechtesten. Vielleicht mag Harald ja bei Gelegenheit schreiben, wie die heißen.
Was hier jetzt vielleicht nicht so rauskommt, wenn man kurz über Ergebnisse berichtet: Wir hatten ein Riesentestprogramm absolviert, als wir um 2 Uhr morgens ins Bett fielen. Das hat einen Riesenspaß gemacht, vielen Dank für Euer Kommen und die tolle Vorbereitung!
Viele Grüße
Gert