Gert (AGM 3.3, 5.4, 7.4, 9.4, Backes & Müller BM 6, 20, Abacus C-Box 3, 4)

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Rudolf
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Rezertifizierungsbericht

Beitrag von Rudolf »

Werte Freunde,

fast auf den Tag genau vier Jahre sind seit der Erstzertifizierung von Gerts Hörraum vergangen - ein nach highendigen Maßstäben fast unendlich langer Zeitraum. So haben denn auch die wichtigsten Protagonisten zwischenzeitlich gewechselt: Die vormaligen Hauptlautsprecher AGM 7.4 sind ins neue Wohnzimmer gewandert und haben den vom Forumstreffen bekannten 9.4 sowie einem Pärchen 5.4 als Rears Platz gemacht.

Da ich bekanntermaßen nicht so sehr für die Technik zuständig bin, haben Harald und Fujak den Part der technischen Abnahme übernommen. Die beiden werden bestimmt noch detailliert berichten. Ich habe mich da lieber aufs Schäkern mit Annette sowie das Fotografieren verlegt.

Hörzimmer

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Teamfähig: AGM 9.4 und Dante-PC

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Penibel: Pegelabgleich aller Zuspieler

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Abgetaucht: Gert und Harald beim Verkabeln

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Gesetzt: Forums-Playlist

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Glänzend: AGM 5.4 als Rears

Ohne den Urteilen meiner Mittester vorgreifen zu wollen, darf ich sagen, dass die AGM 9.4 im Vergleich zum Forumstreffen akustisch nicht wieder zuerkennen sind. Hatten sie in Pommelsbrunn noch erheblich unter der mangelhaften Raumakustik zu leiden, dürfen sie bei Gert nun zeigen, was sie drauf haben. Ohne jegliche Anstrengung präsentierten sie unsere vertrauten Teststücke und ließen uns Unterschiede hören, von denen wir nicht geglaubt hätten, dass es sie überhaupt geben kann. Dazu später mehr.

Wohnzimmer

Wie bereits erwähnt, sind die AGM 7.4 in Gerts neues Wohnzimmer gewandert. Dort hat er eine gemütliche Kuschelecke mit digitalem Kaminfeuer und 4K-Bildschirm eingerichtet:

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Gemütlich: Hör- und Fernsehecke

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Energiesparend: digitales Kaminfeuer

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Versteckt: G-Oppo und Playstation

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Hochauflösend: AGM 7.4 und 4K-Display von Samsung

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Konzentriert: AH-Auditoren

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Begeistert: AH-Moderatoren

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Vielfältig: Gert erläutert die Haussteuerung

Esszimmer

Gerts Esszimmer wird neuerdings von Alexa regiert. Wer sich mit ihr gut versteht, kann sich einen Witz erzählen lassen. Oder den Wetterbericht. Oder sogar das ganze Haus steuern. Alexa betreut auch Gerts alte Eigenbauten:

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Urig: Vorläufer der heutigen AGMs

Au Backe

Wie ihr seht, jagte ein Superlativ den anderen, und man könnte meinen, die Zertifizierung sei eine reine Formsache. Denkste, denn den kritischen Augen der AH-Auditoren entgeht nichts! Im Wohnzimmer, schamhaft versteckt hinter den AGM 7.4, entdeckten wir ein - :shock: - passives(!) Wiedergabesystem:

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Übeltäter: passiver(!) Sonos Connect:AMP

Auf diesen Fauxpas angesprochen, war selbst Gert um eine schlüssige Antwort verlegen und brummelte etwas von "Gartenbeschallung". Nur Gerts untadelige Vorgeschichte sowie das Versprechen, bis zur nächsten Auditierung für eine standesgemäße Aktivierung zu sorgen, ließen uns von einem vorzeitigen Abbruch der Zertifizierung absehen.

Das anschließend von Annette kredenzte, vorzügliche Abendessen in Verbindung mit einer Verkostung diverser Obstschnäpse aus Gerts Hausbar halfen diese Kalamität jedoch schnellstens zu vergessen.

Den audiovisuellen Höhepunkt des Abends bildete schließlich die Blu-ray The Club Album mit Anne-Sophie Mutter:

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Cool: Anne-Sophie Mutter in der "Neuen Heimat"

Nach einer intensiven, nächtlichen Diskussion von analogem versus digitalem Mixing durfte ich mein müdes Haupt dann selig auf Gerts Hörsofa betten. Ein toller Tag war leider viel zu schnell zu Ende gegangen!

Viele Grüße
Rudolf
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frmu
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Beitrag von frmu »

Moin,


ganz schön oberflächlich die Auditoren ... :mrgreen: - diese Reflexionen des TV, auch wenn 4K, an den AGMs - das geht gar nicht ... :mrgreen:

Oder waren es zuviele hausgemachte Obstbrände?????

gespannt wartend auf die nächsten Zeilen.

Gruß
Frank
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nihil.sine.causa
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Beitrag von nihil.sine.causa »

Hallo zusammen,

nun will ich ein paar meiner Eindrücke vom Treffen bei Gert schildern. Vor allem und erst einmal herzlichen Dank für die Gastfreundschaft an Gert und seine liebe Frau! Das waren insgesamt unvergessliche Eindrücke. Klar, die Höreindrücke waren fantastisch gut und interessant – dazu gleich mehr. Unvergesslich ist für mich aber vor allem das Menschliche – die Gespräche und Diskussionen mit den Freunden hinterlassen einen so schönen, positiven Nachklang. Dafür herzlichen Dank!

Was also haben wir gehört? Das war sehr vielfältig und ich will versuchen, meine Eindrücke zu skizzieren. Zunächst möchte ich kurz die drei Ketten beschreiben, die wir gehört haben. Anfang aller Ketten war Gerts Synology NAS und sein Netzwerk. Von da aus hat es sich verzweigt – am Ende zusammengekommen ist alles über die von Gert aufgezeigte Umschaltanlage im XLR-Stecker von wo aus es über eines meiner Lautsprecherkabel (big black 5 solid core mit der Farbcodierung braunC → farblosC) zu den AGM 9.4 Lautsprechern ging. Die 9.4 spielten wie immer bei Gert im virtuellen Gegenbass-Betrieb.

Worin sich die drei Ketten unterschieden, waren folgende Komponenten:
  • G-Linn analog: G-Linn ADS/2 mit zuschaltbarem MS-Dekodierer (O.K. Diese Kette ist erfrischend kurz)
  • G-Linn digital mit arfi-DAC: G-Linn ADS/2 digital out (BNC) → arfi Umsetzer auf RJ 45 mit RJ45 auf RJ45 arfi Standard-Kabel → arfi dac2 → optional per XLR Kabel (braunC→orangeC) in einen MS-Dekodierer wie ihn Fujak verwendet, Rufname „G-ästchen“ → per XLR Kabel braunC → orangeC in Preamp Audio GD Master 1
  • Audio-PC & Dante mit Audio GD Master HE 7: Audio-PC mit Dante Virtual Soundcard → AudioGD Master HE 7 Singularity mit Dante-Netzwerkkarte Digimedia DIO und 27Mhz Referenzclock NewClassD Neutrino 2 → optional per XLR Kabel (braunC→orangeC) wieder in den MS-Dekodierer → per XLR Kabel (braunC→orangeC) in Preamp Audio GD Master 1
Details zu dritten Kette – bereitgestellt von Fujak – könnt Ihr am besten hier nachlesen. Damit hatten wir alles am Start, um unter möglichst guten Bedingungen, das Thema Dante zu beleuchten und einzuordnen. Spielt die Dante-Kette auf dem gleichen Niveau wie die beiden anderen? Eine Einschränkung gibt es grundsätzlich zu machen bei der verwendeten Dante Netzwerkkarte: sie spielt nur bis max. 96 kHz Samplingrate. Um hier ordentlich vergleichen zu können, haben wir allen Zuspielern per MinimServer die gleiche Samplingrate von 88,2 kHz (später auch 96 kHz) zu „fressen“ gegeben. Genauer: dem MinimServer wurde beigebracht, alle Dateien entsprechend up- oder downzusampeln auf 24 Bit 88,2 kHz mit anschließenden Convolving zur Phasenkorrektur in der Hörraumsituation und abschließendem Dithering.

Wie waren also die Höreindrücke? G-Linn analog und G-Linn digital mit arfi-DAC spielten in ganz ähnlicher Signatur und für meine Ohren auf einem Niveau. Ein wenig fehlte der Kette mit dem arfi-dac der Grip, den ich sonst gewohnt bin. Ich führe das auf den leichten Unterschied zwischen der analogen Ausgangsstufe des G-Linn und dem Audio-GD Vorverstärker zurück, während ich zu Hause einen G-HA 1 als Vorverstärker nutze. Bei MS-kodiertem Material konnte der G-Linn analog noch einen Tick zulegen, weil der Übertrager zur MS-Dekodierung direkt eingebaut ist, während die Kette G-Linn digital plus arfi-dac mit dem G-ästchen externe Übertrager benötigte. Aber alles auf sehr hohem Niveau.

Dann haben wir G-Linn analog gegen den Audio-PC mit Dante-Kette verglichen. Die Klangsignatur der Dante-Kette war einen Tick anders. Hoch auflösend wie der Linn brachte sie bei manchen Passagen einen Tick mehr Körperhaftigkeit als der G-Linn analog. Über diesen Effekt haben wir lange diskutiert. Für meine Ohren war das nicht immer „richtig“, etwa wenn Transienten stärker „herausgemeißelt“ erschienen. Aber andererseits bei straffen Bass-Passagen hatte ich meine Freude an der Dante-Kette.

Wir haben sehr viel hin- und hergeschaltet. Die unterschiedlichsten Varianten verglichen vor allem mit der NAS-Software. Hierzu sollten am besten die Kollegen etwas schreiben, denn ich bekomme nicht mehr alle Varianten zusammen. Am Ende hat mich der G-Linn analog überzeugt gegenüber der Dante-Kette, wenn eben wieder MS-Dekodierung im Spiel war. Also da hätte man noch vieles hören, vergleichen und sich trefflich streiten können. Feststellen möchte ich: die Dante-Kette spielt auf einem sehr hohen Niveau und muss sich vor dem G-Linn analog nicht verstecken. Ich habe an diesem Wochenende zum ersten Mal eine solche Dante-Kette gehört und bin einigermaßen beeindruckt davon. Das hätte ich persönlich so nicht erwartet. Chapeau! Wermutstropfen für mich ist die derzeit eingeschränkte Samplingrate, aber da geht ja vielleicht noch etwas...

Im weiteren Verlauf haben wir verschiedene Dateien verglichen, die ich mitgebracht hatte. Vielleicht bringe ich ja die eine oder andere davon in einem eigenen Thread. Ich habe ähnliche Unterschiede auch zu Hause hören können. Aber in Gerts Hörraum mit den 9.4 hat man einfach nochmals eine bessere Detailauflösung. Auch wollte ich wissen, was Rudolf, Fujak und Gert zu meinen Beispielen sagen würden und ob wir zu ähnlichen Einschätzungen kommen würden. Ich will das hier aber nicht zu sehr in die Länge ziehen und zähle daher nur kurz auf um was es ging und was wir gemeinsam festgestellt haben.
  • Verschiedene Digitalmischungen aus demselben Ausgangsmaterial: Im Rahmen meiner Aufnahmeaktivitäten gehe ich mehr und mehr zu Mehrkanalaufnahmen, die ich anschließend zu Stereo-Aufnahmen abmische. Dabei habe ich – mit der Unterstützung von Ralf Koschnicke, der mir hier immer wieder wertvolle Tipps gibt – festgestellt, dass die Mischungen aus unterschiedlichen Mischprogrammen (natürlich unter sonst penibel kontrollierten gleichen Bedingungen) unterschiedlich gut klingen. Ergebnis: Harrison Mixbus besser als WaveLab besser als Sonar Professional.
  • Verschiedene Resampler: Da wir ja „eh“ auf 96 kHz gehen wollten wegen der Dante-Kette, habe ich im Vorfeld verschiedene Resampler verwendet und zum Vergleich vorgeführt. Hierzu habe ich eine 15s Aufnahme in 192 kHz Samplingrate von einer chromatischen Tonleiter am Flügel verwendet und in der Ausgangssituation auf 64Bit float gebracht. Von dort ausgehend habe ich sie resampelt, auf 24Bit integer heruntergebrochen und auf immer gleiche Weise mit Dither versehen. Verglichen haben wir den in WaveLab 8.5 eingebauten Resampler und das Steinberg Crystal Resampler Plugin. Am besten abgeschnitten hat dann Chrystal in der Qualitätsstufe „hoch“.
  • Laufzeitdifferen-, Pegeldifferenz- und Äquivalenzstereofonie Schließlich habe ich eine Aufnahme mitgebracht, bei der ich eine Mozart-Sonate von unserem Flügel mit vier Mikrofonen aufgenommen habe. Das war vor einigen Wochen wo mir Winfried (darwols) geholfen hat und die Mikrofone dezimeterweise und später centimeterweise verschogen hat, während ich in meinem Hörraum das Ergebnis abgehört habe und über Talkback ins Wohnzimmer kleine Anweisungen übertragen habe. Zwei Mikrofone in der Mitte der Flügelbucht und ziemlich nah am geöffneten Flügeldeckel habe ich als MS-Stereosystem aufgestellt (Neumann Kugel KM 183 für den M-Kanal, Neumann Acht KM 120 für den S-Kanal). Zwei weitere Kugel-Mikrofone (Neumann KM 183 mit Schallbeugungskugeln) habe ich in Groß-AB Aufstellung etwa im Abstand von 1,50 m voneinander und im Abstand von ca. 1,60 m von der Kugel für den M-Kanal aufgestellt. Groß-AB und M-Kanal zusammen ergaben damit einen sog. Decca-Tree. Damit konnten wir vergleichen. Das MS-Stereosystem liefert ein reines Pegeldifferenz-Stereosignal. Die Bühne ist flach wie Papier, die Lokalisationsschärfe ist phänomenal gut. Das Decca-System liefert in guter Näherung ein reines Laufzeitdifferenz-Stereosignal. Die Bühne hat eine schöne Tiefe und der Gesamtklang eine gute Räumlichkeit (trotz eigentlich ungeeignetem Wohnzimmer als Aufnahmeraum) aber ohne besondere Lokalisationsschärfe. Das schönste Klangerlebnis ergibt sich, wenn MS und Groß-AB 1:1 zusammengemischt werden. Es resultiert ein Mikrofon-System aus vier Mikrofonen mit einer guten Lokalisationsschärfe ererbt vom MS-System und einer feinen Räumlichkeit des Decca-Systems.
  • MS- vs. LR kodierte Digitalisierung: Schließlich hatte ich noch etwas Digitalisierung vom Tonband dabei. Das Stück aus dem Ravel-Streichquartett, dass Ihr vom vorletzen Forumstreffen her kennt. Ich hatte es mehrfach digitalisiert sowohl in LR-Kodierung als auch mit MS. Beim Abspielen haben wir den Linn analog mit MS Dekodierung verwendet (natürlich dann wieder 192 kHz). Die vor der Digitalisierung in MS kodierten Versionen klangen schlanker und von der Lokalisationsschärfe her einen Tick besser. Den Cleaner-Effekt für Aufzeichnungen hatte ich schon früher einmal vorgestellt. Das RME Fireface UC hat davon profitiert. Bei meinem arfi adc habe ich mir aber bisher immer die Ohren gebrochen, ohne eine Verbesserung zu hören. Nun ist mit meiner optimierten Digitalierungsstation unter Verwendung meiner XLR Kabel doch eine Verbesserung zu hören bei MS Kodierung vor der Digitalisierung.
Der fetzige Ausklang am Ende mit Anne-Sophie Mutter hat mich dann zum Nachdenken gebracht. Zwar waren Mikrofone im Video zu sehen aber das konnten unmöglich die Mikrofone sein, mit denen die Audio-Aufnahme gemacht wurde. Na ja – es gibt eben noch viel zu lernen.

Viele Grüße
Harald
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h0e
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Beitrag von h0e »

Hallo Harald,

danke für Deinen Bericht.

Ich habe nicht verstanden, warum ihr Arfi und G-Dac auf 96kHz limitiert habt. Mich würde interessieren, wie die S/PDIF-Schnittstelle am G-DAC eingestellt war? Nativ oder auf Upsampling? Bei mir konnte ich feststellen, dass der Arfi Dac mit 176 bzw. 192 kHz upgesampleten Material viel besser spielt. Damit auch mit mehr Musikfluss als mein /1 G-Dac. Der Linn macht intern meines Wissens nach immer ein Upsampling, spielt also nie 96kHz nativ ab, oder Gert? Bei mir spielt aber auch der G-Dac mit Upsampling-Material besser als z.B nativ 44,1.

Sicher war es ein vergnügliches und interessantes Wochenende, da ist euch der Neid der Foristen gewiß.
Allein Gerts Raum ist schon toll, selbst wenn es auf den Fotos immer ein wenig an Sauna erinnert, so ist es doch live ein Schmaus für Aug und Ohr.

Grüsse Jürgen

PS: Ich hoffe ihr habt vor lauter Begeisterung die Zertifizierung nicht vergessen.
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Liebe Freunde,

vielen Dank für Eure schönen Berichte von unserem Treffen. Gerne will ich noch ein paar Eindrücke von mir ergänzen. Dazu kommen Jürgens Fragen genau richtig:
h0e hat geschrieben:Ich habe nicht verstanden, warum ihr Arfi und G-Dac auf 96kHz limitiert habt.
Das war für den Direktvergleich notwendig. Im Minimserver kann man ja einstellen, welche Files er wie rausgeben soll. Aber wenn man die Samplingrate umstellen will, muss man einen Rescan machen und die Playlist neu laden. Das dauert ca. 4min. und lässt ein direktes Umschalten nicht zu. Zu den verschiedenen Samplingraten komme ich aber gleich noch.
h0e hat geschrieben:Mich würde interessieren, wie die Spdif Schnittstelle am G-Dac eingestellt war? Nativ oder auf upsampling?
Nativ, "raw" heißt die Einstellung bei Linn.
h0e hat geschrieben:Der Linn macht intern meines Wissens nach immer ein Upsampling, spielt also nie 96kHz nativ ab, oder Gert?
Inzwischen, seit einem der letzten Firmware-Updates immer mit 384kHz, vorher je nach Samplingraten-Familie mit 352,8kHz oder 384kHz.
h0e hat geschrieben:Bei mir konnte ich feststellen, dass der Arfi Dac mit 176 bzw. 192 kHz upgesampleten Material viel besser spielt. Damit auch mit mehr Musikfluss als mein /1 G-Dac.
Der G-DAC verwendet den gleichen DAC-Chip wie der Arfi-DAC. Bei Linn wird das Upsampling im Xilinx-Rechenknecht gemacht, beim Arfi im DAC-Chip selbst. Man beachte beim Vergleich, dass auch Harald bei sich Vorteile des Arfi gegenüber dem G-DAC hört. Bedenke aber, ihr habt beide den G-ADS1 DAC. Dass hier der G-Linn leichte Vorteile gegenüber dem Arfi hatte, liegt höchstwahrscheinlich daran, dass es ein G-ADS2 DAC war, der dem Einser überlegen ist. Aber, ganz ehrlich, groß waren die Unterschiede nicht.

Überhaupt fand ich, dass die drei Zuspielerketten auf Augenhöhe waren. Fujaks Kette nenne ich jetzt einfach kurz "Dante". Die Dante punktete für mein Empfinden mit einer etwas tieferen Raumabbildung. Das leichte Anschärfen von Transienten, das Harald bereits angesprochen hat, ist dabei Geschmackssache. Ich könnte mit jeder der drei Ketten gut leben. Das ist oberstes Niveau. Wir probierten eine Menge rum mit MS oder ohne MS. Die direkte MS-Konvertierung im G-DAC zeigt dabei leichte Vorteile gegenüber der externen Übertrager-Lösung, aber das verwundert nun auch niemanden.

Diese Unterschiede zwischen den Ketten waren aber für mein Empfinden gar nicht die Hauptunterschiede, die wir am Samstag gehört haben. Etwas für mich viel Erstaunlicheres passierte beim Vergleich von Haralds vorbereiteten Testfiles. Wie schon erwähnt, ließen wir den Minimserver auf meiner NAS alles auf 96kHz umrechnen, weil Fujaks relativ einfache Dante-Receiverkarte nicht mehr kann. Wir gingen nun wieder auf den G-DAC, schalteten MS ab und stellten den Minimserver auf direkten Durchgang, also keine Samplingratenkonvertierung und keine Wandlung flac nach wav. Harald hatte selbst aufgenommene Beispiele dabei, z. B. einen Satz aus einer Mozartsonate, gespielt von seiner Frau und aufgenommen mit der bereits erwähnten Addition aus MS-Mikrofonierung und Decca-Tree, aber was zum Testen der verschiedenen Varianten super geeignet war, war einfach eine ebenso aufgenommene chromatische Tonleiter vom untersten bis zum höchsten Ton des Flügels. Dabei wandern die Töne präzise abgebildet von rechts nach links, so, wie die Saiten angeordnet sind, wenn man vor der Flügelbucht steht.

Diese Tonleiter liegt vor mit 192kHz und 24bit. Nun hatte Harald mit fünf verschiedenen Samplingraten-Konvertern daraus 96kHz/24bit-Varianten erstellt, immer aus der 64bit-float-Variante auf der Audio-Workstation, immer mit Dithering am Ende vor der 24bit-Konvertierung. Fujak hatte gerade nicht richtig mitbekommen, was der nächste Testinhalt war, weil er gerade mit Rudolf schwatzte, während Harald und ich die Files reinluden. Die Tonleiter läuft nur 15s, und so hat man die Klangtextur noch ganz genau im Ohr, wenn die nächste kommt. Zuerst lief die originale 192er, dann die erste 96er. Fujak, schräg rechts vor mir sitzend, dreht sich um zu mir. Was ist denn jetzt passiert, fragt er mich. Das ist 192 zu 96, sage ich. Ihm klappt die Kinnlade runter. Leute, ich sag Euch, dieser Unterschied war der größte, den wir bis dahin an diesem Tag zwischen zwei Setups gehört hatten. 192k zu 96k, das wird doch wohl nicht viel ausmachen, denkt so mancher Leser bestimmt. Macht es dann nicht, wenn das Quellmaterial nicht mehr hergibt! Aber wenn man eine perfekte Aufnahme wie hier in 192k hat, dann ist der Unterschied gewaltig. Die Anschläge des Flügels werden verschliffen, das Körperhafte der Anschläge verschwindet. Wir waren geplättet.

Es gab fünf verschiedene Varianten in 96k, alle mit einer anderen Software erstellt. Kenne ich alle nicht und kann deshalb dazu nichts sagen, aber sie klangen alle leicht unterschiedlich, die vierte konvertierte Datei gefiel uns dabei am besten. Wobei der Verlust gegenüber 192k bei allen in die gleiche Richtung ging. Können wir denn jetzt mal checken, wie sich der eingebaute Minim-Konverter gegen diese Datei Nr. 4 schlägt, kam der Vorschlag. Hm, nach kurzem Grübeln hatte ich eine Lösung dafür parat: Wir lassen den Minim wieder alles auf 96k konvertieren und spielen die originale 192er vom Minimserver ab (dadurch konvertiert auf 96k) und die offline konvertierte Datei Nr. 4 vom Synology-Medienserver, der keine Konvertierung macht. Überraschung! Der Minim klang besser! Wir wären nicht wir, wenn wir nicht sofort den Versuchsaufbau hinterfragt hätten: Klingt denn vielleicht ganz grundsätzlich eine Datei besser, wenn sie über den Minimserver abgespielt wird gegenüber dem eingebauten Medienserver? Also, Minimserver wieder auf direkten Durchgang und die originale 192er Datei über beide Medienserver reingeladen. Da fällst Du vom Glauben ab, die klingen unterschiedlich! Und zwar klingt der Minimserver besser als der Synology-Medienserver. Beide auf der gleichen NAS, beide mit denselben Daten!

Wir haben uns noch niedrigere Samplingraten erspart, weil wir irgendwann zum gemütlichen Teil (Mutter-Bluray) übergehen wollten, aber Harald hatte alle möglichen Samplingraten vorbereitet und ich habe das für mich angehört. Das wird immer schlechter, je niedriger die Abtastrate gewählt wird, aber wenn man dann von 44,1/24 auf 44,1/16 geht, wird's geradezu lächerlich, wie schlecht das klingt. Matschig, verwaschen, diffus.

Noch etwas war interessant. Harald führte uns die Teilaufnahmen vor, aus denen die Tonleiter aufgebaut war. MS klingt flach wie ein Brett, aber mit präziser Fokussierung, Harald hat das ja schon erzählt. Hühner auf der Stange oder Wäscheleine, an die die einzelnen Töne mit Klammern drangehängt sind. AB diffus mit Loch in der Mitte, aber mordsräumlich, der Decca-Tree ohne das Loch in der Mitte, aber immer noch ohne präzise Fokussierung. MS plus Decca-Tree, das ist es. So, und jetzt führte uns Harald drei Varianten davon vor. Er muss ja die Stereo-Datei, gewonnen aus der MS-Mikrofonierung, mit der Stereo-Datei vom Decca-Tree addieren. Diese Addition, sollte man meinen, ist ja wohl das Einfachste, was einem so begegnen kann in der Digitaltechnik, (L1+L2)/2 und (R1+R2)/2, fertig. Aber je nach Programm, mit dem er diese Operation erledigte, klingt das unterschiedlich! Ziemlich abgefahren. Wie die drei Programme hießen, weiß ich nicht mehr, es gab A, B und C, B klingt am besten, waren wir uns einig, C am schlechtesten. Vielleicht mag Harald ja bei Gelegenheit schreiben, wie die heißen.

Was hier jetzt vielleicht nicht so rauskommt, wenn man kurz über Ergebnisse berichtet: Wir hatten ein Riesentestprogramm absolviert, als wir um 2 Uhr morgens ins Bett fielen. Das hat einen Riesenspaß gemacht, vielen Dank für Euer Kommen und die tolle Vorbereitung!

Viele Grüße
Gert
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h0e
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Beitrag von h0e »

Hallo Gert,

danke für Deine Erläuterungen.

Das Minim besser klingt als Synology-Mediaserver ist für mich schon ein alter Hut. Beim Minim ist KEIN Rescan notwendig, wenn man die Samplerate im MinimStreamer umstellt, man muss das File nur neu in die Playlist laden, so jedenfalls beim Linn. Kurioser Weise kann man damit aus der Playlist Files mit unterschiedlichen Einstellungen spielen, offensichtlich hat der Minim die Files noch im Cache.

Bei mir spielt MinimStreamer mittels separat zu installietendem FFMPEG Paket für das Upsampling, welches nach meinen Ohren besser klingt als das Standard Paket. Das klingt bei mir besser als wenn das der Linn macht. Bei Ausgabe an den Arfi fand ich Raw als sehr schlecht, mein Spdif steht auf fixed Upsampling für den Fall, dass mal die Musik nicht von Minim upgesampled wurde.

Ich hatte den Master 1 auch mal und selbst bei meinem damaligen Setup festgestellt, daß der G-Dac alleine noch etwas besser spielt. Deshalb habe ich dann bei mir diesen "Flaschenhals" beseitigt, das geht dann aber nicht mehr in der Preisregion des Master 1, der für mich immer noch ein Top VV für den Preis ist.

Auch gibt es noch recht krude Dinge, die sich zu testen lohnen. So profitieren nicht nur Dante Verbindungen von guten LAN Kabeln, sondern natürlich auch der G-Dac und auch der Arfi Dac, wenn man die serienmäßigen Ethercon austauscht. Ralf wird sich wahrscheinlich jetzt die Haare raufen, weil wir Highender mal wieder mit so Voodoo Zeug um die Ecke kommen.

Ich hatte bei meinem Tests immer versucht, jedes Gerät nach seinem Optimum zu betreiben. So spielte der G-Dac beim großen Linn Kontest auch mit M/S, Klimax etc. entsprechend ohne. Denn sonst ist es wie mit angezogener Handbremse und platten Reifen Auto fahren. Aber gut, ihr hattet euch auf gleiche Basis geeinigt, das schafft dann eine andere Vergleichbarkeit.

Jedenfalls hattet ihr ein umfangreiches Programm. Ich weiß gut, wieviel Arbeit das macht, das ordentlich vorzubereiten, durchzuführen und nachzubereiten, um davon zu berichten.

Danke Jürgen
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Fortepianus hat geschrieben:MS klingt flach wie ein Brett, aber mit präziser Fokussierung, Harald hat das ja schon erzählt. Hühner auf der Stange oder Wäscheleine, an die die einzelnen Töne mit Klammern drangehängt sind. AB diffus mit Loch in der Mitte, aber mordsräumlich, der Decca-Tree ohne das Loch in der Mitte, aber immer noch ohne präzise Fokussierung. MS plus Decca-Tree, das ist es. So, und jetzt führte uns Harald drei Varianten davon vor.
Hallo Gert,

die Sache betrachtet man unter einem anderen Licht, wenn man mal ein Richtscheit über die Saiten legt, um festzustellen, welche Saite eine Abweichung in der Höhe aufzeigt, nämlich keine. Bei einer Führung durch eine Pianoforte-Produktion erfuhr ich, dass die CNC-Fräse im wesentlichen nur 2 Teile präzisionsfräst, darunter die Stege, über die die Saiten nebeneinander in gleichmäßigen Abständen gezogen werden.

"Flach wie ein Brett" ist genau das, was man von einer unverfälschten Wiedergabe der Situation erwarten sollte! Bei meinem Klavier überkreuzen sich die Bass- und Diskant-Saiten in unterschiedlichen Ebenen aus Platzgründen, aber die Distanz der Ebenen kann auch angenähert als flach wie ein Brett aufgefasst werden. Wer hier "mordsräumlich" erwartet, möge bitte mal erläutern, womit das erklärt werden könnte. Ich meine, das Gegenteil (flach, wie eine Resonanzboden) wäre korrekt. :cheers:

Damit keine Missverständnisse aufkommen: ich freue mich über den von euch getriebenen Aufwand und eure Berichte darüber, möchte aber die Leser vor Fehlinterpretationen bewahren (wieviel "Räumlichkeit" ist angemessen, wieviel war davon tatsächlich am Aufnahmeort?).

Meine erste Begegnung mit "Depth of Image", einer LP von opus3 mit AKG C24 (Blumlein /gekreuzte 8en), zeigt, dass Raumtiefe sehr wohl damit übertragen werden kann, auch die alten Chesky Records (MS) und Sheffield Direktschnitte (AKG C24 =Blumlein), bis hin zur Waterlily Aufnahme von Mahlers 5, die zugleich auch eine schöne (glaubwürdige) Räumlichkeit hat. Für mich persönlich erscheint die koinzidente Mikrofonaufstellung gerade bei Klavier besonders gerechtfertigt, weil das Timbre nicht auseinanderfällt (wie bei AB der Fall).

Grüße Hans-Martin
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Salvador
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Beitrag von Salvador »

Hallo zusammen,

bzgl. Minimserver war es bei USB-Audio ja so, dass ein Auslagern der Rechenarbeit/Prozessorlast durch das Upsampeln dem Klang zuträglich war. Bei AoIP könnte das anders sein und Minimserver direkt vom Audio-PC sogar nochmal besser klingen. Fujak, das gälte es auszuprobieren.

Grüße,
Andi
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Fujak
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Beitrag von Fujak »

Hallo miteinander,

hier meine (mittlerweile nur noch ergänzenden) Eindrücke von unserem Treffen. In der Tat: es war ein richtiges Arbeitspensum, was wir uns im Vorfeld auferlegt und dann am Samstag bearbeitet hatten. Aber zugleich ein Pensum, das riesig viel Spaß gemacht hat. Im einzelnen:


Vergleich Wiedergabeketten

Für mich besonders spannend natürlich war die Frage, wo steht meine Wiedergabekette im Vergleich zum G-ADS2 DAC, der meiner Meinung nach immer noch das bestklingende All-in-one-Gerät (Streamer-DAC-Ausgangsstufe) darstellt.

Gert hat ja bereits sehr ausführlich dargelegt, was die limitierenden Faktoren bei diesem Vergleich sind - allen voran die Tatsache, dass das Digimedia Dante-Board auf 88.2/96.0 kHz begrenzt ist. Ein Upsampling von 44.1/16-Dateien war also für alle Zuspieler nur bis zu dieser Marke möglich, wie auch leider höhere Auflösung downgesampelt werden mussten. Sowohl der G-ADS2 DAC also auch mein Audio-GD-DAC kommen hier nicht in die Region, wo sie am besten spielen, nämlich bei 24/192kHz bzw. 32/384kHz.

Georg (Schorsch) hat gerade heute aktuell das Thema in einem Thread behandelt: AoIP jenseits von 96 kHz. Unter anderem zitiert er einen Vergleich von zwei Danteboards mit 96kHz vs. 192kHz und von hier zum Ergebnis kommt, dass der klangliche Unterschied eher in Geschmacksregionen zu finden ist. Dennoch hat der Unterschied aus meiner Sicht auch viel mit dem nachfolgenden DAC zu tun: Nicht jeder DAC spricht gleichermaßen auf ein Upsampling an.

Auch der Audio-GD Master 1, über den alle analogen Signal liefen und an die beiden AGM 9.4 verteilt wurden, stellt natürlich relativ gesehen ebenfalls einen limitierenden Faktor dar, angesichts klenglich besserer (und preislich teurerer) Vorverstärler. Doch ohne VV wären die drei so unterschiedlichen Zuspieler-DAC-Ketten nicht vergleichbar gewesen.

Das konkrete Setup wurde hier von Harald und Gert bereits dargestellt; noch eine Ergänzung meinerseits zur Dante-Kette: Da mein eigentlicher Audio-PC leider nicht rechtzeitig fertig geworden ist, habe ich meinen normalen Office-PC mitgebracht, auf dessen Laufwerk ich eine VHD mit Windows-Server 2016 und der Dante-Funktionalität kopiert hatte. Ich hege die Vermutung, dass der AudioPC mit optimierter Stromversorgung, Windows im RAM, Niedrig-Latenzen des RAM und weiteren Schmankerln hier noch das ein oder andere Pfund (oder vielleicht auch nur Gramm?) drauflegen könnte.

Nun zu meinem Klangeindruck:
Beim Vergleich zwischen G-ADS2 DAC als Standalone-Zuspieler und G-ADS2 DAC als digitalen Datenlieferanten für den AFIS-DAC empfand ich den G-ADS2 DAC als Standalone-Zuspieler einen Tick sauberer, die Instrumentierung besser lokalsierbar. Hinsichtlich der Tonalität konnte ich keinen Unterschied feststellen.

Beim Vergleich zwischen G-ADS2 DAC und der "Dante-Kette" fand ich den Unterschied deutlicher - und zwar zugunsten der Dante-Kette.
Wir hatten den G-ADS2 DAC und die Dante-Kette mit den gleichen Stücken nahezu zeitgleich gestartet, sodass man am Master 1 on-te-fly umschalten konnte.

Detailauflösung:
Der Unterschied in der Auflösung war für mich sofort hörbar: Mit der Dante-Kette hörte es sich in meinen Ohren offener und transparenter an, mit dem G-ADS2 DAC eher ein wenig stumpf.
Bekanntlich steht die Detailauflösung in einem unmittelbaren Zusammenhang zur Raumdarstellung: Je mehr Details, desto mehr öffnet sich der Raum, wird luftiger, die Lokalisationsschärfe nimmt zu. Das habe ich sehr deutlich zu Gunsten der Dante-Kette wahrnehmen können.

Übrigens mag an der Tatsache, dass Harald die Dante-Kette als "stärker herausgemeißelt und nicht immer als richtig" und Gert dies als "leichtes Anschärfen von Transienten" empfand, deutlich werden, dass bei der persönlichen Einordnung des von uns übereinstimmend Gehörten durchaus subjektive Geschmacksfragen eine Rolle spielen.

Tonalität:
Ja, es gab auch einen tonalen Unterschied, den ich mehr dem DAC zuschreibe als der Dante-Topologie: Ich konnte ein tiefer ausgeleuchtetes Bassfundament bei der Wiedergabe mit der Dante-Kette wahrnehmen (Harald bezeichnete dies in seinem Bericht als "körperhafter").
Da war mir mit dem G-ADS2 DAC bei manchen Stücken zu wenig zu hören bzw. manchmal gar nicht - z.B. Schostakowitsch Jazz-Suite No.5, das einige sicher noch vom Forumstreffen kennen. Da gibt es Passagen, bei denen ein Rhythmus aus gezupftem Kontrabass und Schlagwerk unterlegt ist, der an manchen Stellen beim G-ADS2 DAC im Bassbereich kaum zu hören war, während er bei der Dante-Kette klarer zu Tage trat. Angesichts der Dynamik im Hochton-Bereich, den die Bläsereinsätze dem Stück verleihen, beschert die Dante Kette dem Stück durch eine bessere Ausleuchtung des Bassbereiches eine für meinen Geschmack stimmigere Balance.
Übrigens auch für die anderen gehörten Stücke (z.B. Misa Criolla mit M.Sosa) gilt dieser Eindruck der stimmigeren tonalen Balance.

Fazit:
Die Unterschiede sind auch aus meiner Sicht alle auf einem insgesamt sehr hohen Wiedergabe-Niveau zu sehen. Mit jeder der gehörten Wiedergabeketten kann man glücklichund zufrieden Musik hören. Und zugleich kann beim Lesen unserer Berichte durchaus den (zutreffenden) Eindruck gewinnen, dass jeder von uns seine eigene Kette am besten fand. Das finde ich insofern ganz schön, als sich jeder von uns ganz zufrieden wieder vor seine heimische Anlage setzen und Musik genießen kann. :-)


Hörvergleich Resampling, Digital Mixing, Mikrofonierung, Server-Software

Hier hat sich Harald mit der ihm eigenen akademischen Systematik und Genauigkeit hochinteressanten Themen gewidmet, die wirklich überraschende Ergebnisse zu Gehör brachten.

Am meisten beeindruckt hat mich der Unterschied zwischen diversen Resampling-Softwares bzw. Einstellungen derselben. An der Stelle wurde deutlich, wie wichtig hier der Einsatz höchstwertiger Resampler ist. Bei einer Produktion kann man an der Stelle eine Menge unwiederbringlich zerstören.

Ein anderes Thema war ebenso geeignet, um an der digitalen Welt zu (ver)zweifeln: Man sollte doch annehmen, dass das Zusammenmischen zweier digitaler Tonquellen auf der digitalen Ebene ein Kinderspiel sein müsste (siehe z.B. Totalmix von RME) - die von Harald mit drei unterschiedlichen Softwares (z.T. auf Mixing spezialisiert) zusammengemischten Signale in drei Dateien jeweils präsentiert, zeigten jedoch derart große qualitative Unterschiede, dass man sich fragt, wie das sein kann. Wir haben darüber lange diskutiert, ohne am Ende eine wirklich schlüssige Erklärung zu bekommen. Eines ist klar: Die Firma, die diese spezielle Mixing-Software entwickelt hat, und mit der das qualitativ beste Mixing-Ergebnis zustande kam, kennt ganz offenkundig die klangentscheidenden Parameter.

Ebenso erstaunlich wie unerklärbar war die Tatsache, dass es eine derart großen Unterschied bedeutet, ob man seine Musikbibliothek über die Serversoftware "Synology-Audiostation" oder über den MinimServer streamt. Wie Gert schon berichtet hat: Der MinimServer ist klanglich klar überlegen und stellt damit ein Musthave für jede NASe dar, mit der die Musikbibliothek gestreamt wird.


Zertifizierung

Ja und dann war da ja noch der offizielle Anlass für unseren Besuch bei Gert: Die Zertifizierung seiner Audio-Anlagen. Ich muss sagen, wir haben es uns dieses Mal mit der Beurteilung nicht leicht gemacht. Der vollzogene Um- und vor allem Ausbau des Gertschen Klangpalastes bedeutete für uns dieses Mal, dass wir nicht nur den eigentlichen Hörraum in Augenschein nehmen mussten. Denn was bei anderen Forumsmitgliedern bereits eine veritable Musikanlage darstellt, findet sich bei Gert irgendwo in einer kleineren Sitzecke, in der Werkstatt oder am Essplatz, oder im Schlafzimmer als Zweit-, Dritt oder gar Viertanlage. Und wer denkt, dass hier in puncto Elektronik oder Raumakustik geschlampt wurde, der wird sehr schnell eines besseren belehrt. Selbst in der Werkstatt, in der unsereiner ein kleines Radio oder einen Ghettoblaster betreibt, findet sich ein Setup, bei dessen Klängen man durchaus vergessen kann, was man eigentlich in der Werkstatt erledigen wollte.

Wir haben wirklich alles unter die Lupe genommen: jeden Winkel des Hauses, der irgendwie mit Musikwiedergabe in Zusammenhang steht, selbst jedes Detail der Installation - einfach alles. Bereitwillig öffnete er auf Nachfrage jeden Schaltschrank, jeden Technikraum, und jedes Panel, hinter dem wir irgendeine audiorelevante Elektroinstallation vermuteten. Dabei kamen auch Dinge zum Vorschein, an die selbst wir nicht gedacht hätten, dass so etwas möglich ist, wie zum Beispiel diese kleinen Quellen-Umschalter, die in den XLR-Buchsen, die zu den AGM-Lautsprechern führen, untergebracht sind und per Funkfernsteuerung betätigt werden können. Auch die Tatsache, dass am Fuße beider Front-Lautsprecher eine Mess-Einheit für den Pegelabgleich unterschiedlicher Zuspieler platziert ist, macht deutlich, dass hier wirklich an alles gedacht wurde.

Eine besondere Erwähnung verdient die beeindruckend komplexe wie effiziente Haussteuerung mit der auf Knopfruck bestimmte Szenen abgerufen werden können. Eine Szene beinhaltet mit einem Knopfdruck eine ganze Armada von Schaltbefehlen, die für diesen Zweck bestimmte elektrische Geräte ein- oder ausschalten bzw. auf eine bestimmten Sollwert regeln. Die Szene "Musikhören" schaltet nicht nur die entsprechenden Audio-Komponenten ein, sie schließt das Dachfenster, dimmt das Licht, schaltet eine spezielle Beleuchtung bei den Audio-Geräten zur besseren Bedienbarkeit an, und es würde mich nicht wundern, wenn ein Sensor die Anzahl der Anwesenden misst und daraus einen Steuerbefehl an die Espressomaschine generiert für die Anzahl an benötigten Heißgetränken.

Aber zurück zur Zertifizierung: Natürlich haben wir auch durch geschickte investigative Fragetechniken versucht, eventuelle verborgene Schwachstellen aufzuspüren, die unweigerlich zum Punktabzug führen würden. Auf jedes Detail seiner Antwort haben wir geachtet, ob es technisch fundiert, schlüssig und widerspruchsfrei Bezug auf unsere Fragen nimmt. Genau haben wir darauf geschaut, ob sich bei seinen Antworten nicht vielleicht ein Zögern oder eine Unsicherheit zeigt, was auf eine Schwachstelle hindeuten könnte. Aber nichts da: Wie es so seine Art ist, erteilte er uns jederzeit bereitwillig und ohne Umschweife mit der größtmöglichen Detailtiefe kompetente Auskunft über sein audiophiles Gesamtkunstwerk.

Man kann es also drehen und wenden wie man will: Auch dieses Mal kommt unser lieber Gert nicht an einer Zertifizierung vorbei - und zwar für einen Hörraum der absoluten Spitzenlasse mit der höchsten Punktezahl, die wir je vergeben haben. Tja, und so kam es, wie es kommen musste:

Gert durfte am Morgen von Rudolf als dienstältestem Vorsitzenden des Forums die wohlverdiente Urkunde in Empfang nehmen. Auf dem Foto kann man Gert förmlich ansehen, wie die Anspannung der letzten Wochen einer großen Erleichterung und Freude über die begehrte Auszeichnung wich.

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Lieber Gert, es war wieder einmal ein wunderbares Treffen, zu dessen Gelingen nicht zuletzt die Gastfreundschaft von Dir und Deiner Frau beigetragen hat.
Herzlichen Dank dafür. :cheers:

Fujak
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Schorsch
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Beitrag von Schorsch »

Hallo zusammen,

vielen Dank für die spannenden Berichte! Macht Spaß, das zu lesen.

Und herrlich - so ein "Aktives Lächeln" auf dem Foto im letzen Beitrag. :cheers:

Viele Grüße
Georg
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StreamFidelity
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Beitrag von StreamFidelity »

Hallo zusammen,

auch von meiner Seite ein großes Lob für diese beeindruckende und vor allem humorvolle Berichterstattung. :D

Danke und Grüße Gabriel
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Liebe Forumsfreunde,

da bin ich jetzt aber schon mächtig stolz drauf, auf dieses Zertifikat. Es hängt jetzt direkt neben der Tür zum Hörraum, so dass eventuelle Besucher schon gleich beim Betreten dessen wissen, was Sache ist:

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En détail:

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Viele Grüße
Gert
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Wohlverdient, oder wohl verdient, meinen Glückwunsch dazu!
Grüße Hans-Martin
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Sathimas
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Registriert: 22.10.2012, 22:53

Beitrag von Sathimas »

Hallo Gert,

ich habe diesen Thread bereits vor einigen Jahren begeistert gelesen und in nun selbst an den Punkt angekommen, endlich ein Haus zu bauen.

Dort wird es auch einen Hörraum geben, der aber erstmal gar keine so große Prioriät hat - mir geht es aktuell um die Optimierung der Akustik im dann sehr großen offenen Wohnzimmer mit Küche/Esstisch und Galerie.

Ich will auch gerne Elemente von Ligno verwenden, finde aber kaum Informationen zu z.B. Preisen und wer das verarbeitet.

Woher hast du die Elemente damals bezogen?

Gruß
Matthias
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Matthias,
Sathimas hat geschrieben:ich habe diesen Thread bereits vor einigen Jahren begeistert gelesen und
in nun selbst an den Punkt angekommen, endlich ein Haus zu bauen.
das bringt so manches graue Haar hervor, falls bei Fertigstellung des Bauwerks noch welche übrig sind, aber wenn's dann fertig ist, ist's einfach toll. Ich wünsche gute Nerven!
Dort wird es auch einen Hörraum geben, der aber erstmal gar keine
so große Prioriät hat - mir geht es aktuell um die Optimierung der Akustik
im dann sehr großen offenen Wohnzimmer mit Küche/Esstisch und Galerie.

Ich will auch gerne Elemente von Ligno verwenden, finde aber kaum
Informationen zu z.B. Preisen und wer das verarbeitet.

Woher hast du die Elemente damals bezogen?
Ich habe einen Zimmermann, der am Fuße des nahen Schwarzwalds einen großen Betrieb hat und unglaublich vernetzt ist mit anderen Handwerkern in der Region. Ihm sagt man, was man will, und er macht ein Komplettangebot für einmal alles und organisiert alles. Das hilft Dir jetzt allerdings wenig weiter. Aber so als Anhaltspunkt: Lignotrend ist ziemlich teuer. Ich hatte mich zuerst dafür interessiert, die Decke im neuen Wohn-Essbereich aus weiß lackierten Lignotrendplatten zu machen, aber mit Montage war die Lignotrend-Decke ca. Faktor 3,5 im Preis im Vergleich zu der Knauf-Akustikplatten-Decke, die ebenfalls sehr gut ihren Zweck erfüllt. Wenn Du alle Wände und die Decke wie in meinem Hörraum aus Lignotrend machst und die dann auch noch freischwingend als zweite Schale (Raum im Raum) ausführen lässt, haut das ein ordentliches Loch in die Kasse. Aber ich würde da einfach mal bei Zimmermannsbetrieben in Deiner Nähe ein Angebot einholen.

Viele Grüße
Gert
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