Carlo (aktiv mit Braun LV 720, passiv mit Maggies)

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carlo
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Carlo (aktiv mit Braun LV 720, passiv mit Maggies)

Beitrag von carlo »

In meiner Jugendzeit, das war in den 70ern, ergriff mich irgendwann das Popmusik-Fieber. Damals war die Popmusik das entscheidende Kernstück der Jugendkultur. Natürlich waren die "Anlagen" da ganz wichtig...

Ich blieb zunächst auf Distanz, denn was man so zu hören bekam im Freundes- und Bekanntenkreis war i.d.R. bescheiden, ich erinnere mich an grausige Bumsbässe... Bis ich meinen Freund Kurt kennenlernte: Der hatte eine hochwertige Braun-"Anlage" mit den aktiven (!) LV 720. Das war toll, irgendwann hatte ich auch welche.

Mein Musikgeschmack entwickelte sich weiter, zu Jazz und klassischer Musik, das wäre ohne Hifi sicher nicht passiert, denn der Musikunterricht in der Schule hatte keinerlei Wirkung erzielt und ich kam aus einem amusischen Elternhaus.

Die LVs wurde lange Jahre benutzt, bis sie dann doch irgendwann zugunsten von Infinity ausrangiert wurden, aktuell höre ich mit Magnepan, mein Hörraum eignet sich wunderbar für frei aufgestellte Dipole. Leider passiv, ich hoffe, Ihr verzeiht...

Die LVs waren aber noch da und nachdem einige Kondensatoren ausgetauscht wurden auch wieder voll einsatzfähig. Kürzlich besorgte ich mir sogar ein weiteres Paar incl. einem weiteren 4-Kanal-Vorverstärker aus den goldenen 70ern. Diesen steuere ich über einen Tact RCS 2.0 zweikanalig mit unserem Bu-Ray-Recorder an, der Vorverstärker generiert nach alter Sitte ein Pseudo-Quadro-Signal für die LVs. Im Bass verbessert das Tact den Klang der LVs erheblich, in den Mitten finde ich sie nach wie vor wunderbar, die Höhen sind ok, ich behaupte mal ketzerisch, dass in diesem Bereich eher durch alternative Wandlerprinzipien (Folien) Verbesserungen zu erzielen wären, denn durch (geregelte) Aktivtechnik, oder?

Auch in meiner "ernsten" Anlage mit den Maggies mag ich nicht auf Mehrkanal verzichten, Stereo ist im Vergleich ein wenig langweilig...

Beim Surfen zum Thema Braun LVs stiess ich auf dieses Forum und es war so ähnlich, wie damals in den 70ern als ich erstmals Aktivlautsprecher hörte: Endlich angekommen, viel besser als das zuvor gekannte, großes Kompliment für das sehr beachtliche Niveau hier, da möchte man dazu gehören...
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Rudolf
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Beitrag von Rudolf »

Hallo Karl (?),

willkommen im Kreis der Braun-Fans, auch wenn er sich in unserem Forum derzeit auf ganze zwei aktive Mitglieder beschränkt (dich und mich).

Die Mittenwiedergabe (= saftiger Sound) ist in der Tat eines der Highlights der LV 720. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man mit den drei Pegelstellern schon recht weit kommt. Der TacT bietet da natürlich ganz andere Möglichkeiten. Es ist immer wieder frappierend, wie Raumkorrektursysteme (die ja eigentlich Hörplatzkorrektursysteme sind) vor allem durch den Paarabgleich für eine stabile Mitte sorgen. Das ist, wenn man manuell mit Pegelstellern abgleicht, nicht ganz einfach. Da kann es schon mal passieren, dass trotz vermeintlicher Optimierung die Phantommitte - je nach Frequenzbereich - zu wandern beginnt.

Viel Spaß bei uns!

Viele Grüße
Rudolf
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Ciao Carlo

Willkommen im Club! Ich sehe, du hast 2 Lautsprecherkonzepte, die verschiedener nicht sein könnten. Sind denn bei diesen aktiven Urgesteinen die Kondensatoren schon mal ausgetauscht worden?

Hier (m)einige Erfahrungen: Früher waren viele Lautsprecher mit Pegelstellern versehen und die boten eine Chance, nach Geschmack den Klang zu verbiegen. Aber auch die Lokalisation kann als Einstellhilfe herangezogen werden, ich habe eine Tenorstimme halbrechts oder halblinks gewählt, dann die Regler so gestellt, dass die Fokussierung maximale Abbildungsschärfe bekommt. Die Klangfarbe ist dann etwas dunkler, aber das entspannte Hören verbessert. Ganz extrem war das bei den Infinity Kappa 9, wobei man sich an der Werksempfehlung nicht sonderlich gut orientieren konnte.

Bei den LV fällt der Kalottenmittelton auf, der besonders breit abstrahlt, was in großen Räumen eine große Bühne macht, aber der Raumkorrektur die Arbeit nicht vereinfacht, weil sich viel Diffusschall einmischt. Da hilft dann nur, ab 1000 Hz die Zielkurve der Messung nachzuzeichnen, weil die Raum-Interaktion für das System zu komplex wird und bei Kopfbewegungen schon nicht mehr stimmt. Bei solchen Boxen fragt man sich dann, ob eine Messposition für 2 Ohrpositionen korrekte Ergebnisse liefern kann. Da gibt es das Average-Feature, wo man eine prozentuale Gewichtung einstellen kann, aber Vorsicht, es sind nach meinem Wissen 3 Positionen durch Softwarebug nicht wirksam, wenn dann sollte man zur Sicherheit alle belegen. Das Nachzeichnen der Kurve scheint mir da einfach sinnvoller.

Da sind die Maggies völlig anders, mit ihrem gerichteten Abstrahlen und der weitgehenden Auslöschung seitlich abgestrahlter Schallanteile. Ich habe meine ersten Maggies immer noch (nicht repariert, Drähte haben sich von der Membran gelöst). Wenn du auch die Hochtonstreifen innen betreibst und ein Freund scharfer Abbildung bist, schau mal hier, bei FLOW. Und hier, was allerdings bei Mehrkanalwiedergabe schwer umzusetzen ist.

Grüße Hans-Martin
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carlo
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Beitrag von carlo »

Hi Rudolf, hi Hans-Martin;

besten Dank für Eure netten Antworten. Sorry, dass ich erst jetzt dazu komme, Eure interessanten und anspruchsvollen Statements zum Thema Ortungssgenauigkeit zu beantworten:

Ja, ich kenne das Problem, es ist in meiner Hifi-Biografie je nach Hörraum und Lautsprecher mal mehr, mal weniger aufgetreten. Aktuell ist es so, dass die LVs sehr in dem Raumecken stehen (auch die beste Ehefrau hat Grenzen der Toleranz), dazu noch viel zu weit auseinander. Das Tact korrigiert zwar die Überhöhungen im Bass, aber Mitten und Höhen haben sicher noch - wie von Dir, Rudolf, beschrieben - Verbesserungspotential. Demnächst muss sowieso neu eingemessen werden...

Bei den Maggies sieht das anders aus, die stehen optimal... und trotzdem: Wenn ich Beethovens Violinkonzert höre, klingt die DG-SACD zwar beeindruckend realistisch, trotzdem wandert Anne-Sophie Mutter bei höheren Tonlagen nach außen, ganz wie in Hans-Martins Beitrag beschrieben. Jedoch bin ich skeptisch, ob man das einfach durch eine Art Hi-Blend (falls ich die Sache richtig verstanden habe...) bekämpfen sollte. Denn ich nehme an, das der Effekt im Freifeld nicht auftreten würde, da er m.E. durch Reflektionen an den Seitenwänden verursacht wird. Bei impulsartigen Klangereignissen nehme ich diesen Fehler nämlich nicht war, wohl aber bei getragenen Klängen, wie eben dem einer Geige. Setzen wir uns doch gedanklich mal einen Kopfhörer auf: Jetzt gibt es keine Raumreflektionen mehr, gleichzeitig ist die Übersprechdämpfung enorm, da das akustische Übersrechen eliminiert ist und was geschieht: Die Stereoabbildung ist jetzt superexakt, keine Spur von Nach-außen-wandern...

Ich spiele manchmal mit dem Gedanken, diese transparenten Absorptionsfolien an den Seitenwänden anzubringen, jedoch fürchte ich, endgültig als Hifi-Freak geächtet zu werden und tröste mich mit dem Gedanken, dass die scharf abgebildete Stereobühne etwas Künstliches ist, die man so im Konzertsaal nicht hat. Gleichzeitig fehlt bei der Stereoreproduktion auch bei sehr aufwendigen Anlagen i.d.R. ein angemessener Raumeindruck. Mit stereophoner Wiedergabe läßt sich zwar eine gewisse Tiefenstaffelung des Klangs erreichen (meist auf Kosten der Präzision in der Breite), jedoch hat man dann noch immer keinen Eindruck von den im Konzertsaal schwingenden Klang. Ihr seht also, jeder hat andere Präferenzen und Ideen. Auf weitere Denkanstöße von Euch bin ich gespannt.

Herzliche Grüße bis dahin

Carlo
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Carlo

Mein Tip: Lautsprecher stark einwinkeln, dass der Schnittpunkt der Achsen vor dem Sitzplatz liegt (Hörplatz eventuell 5° von der Lautsprecherachse). Damit vermeidet man Seitenwandreflexion, engt die Hochtonprojektion ein, die breite Aufstellung sorgt ja für eine breitere Grundtonwiedergabe, und der Frequenzgang des Lautsprechers wird nicht beschnitten. RCS macht die Entzerrung im problematischen Bassbereich, ansonsten wie früher beantwortet.

Grüße Hans-Martin
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