Hans-Martin (verrät uns noch womit er hört)

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Hans-Martin
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Hans-Martin (verrät uns noch womit er hört)

Beitrag von Hans-Martin »

Rudolf hat geschrieben:Hallo Hans-Martin,

ich heiße dich willkommen als einen der versiertesten Raumkorrektur-Gurus, die man im www antreffen kann - und der überdies mit klar verständlichen Worten zu formulieren weiß.
...
Viel Spaß im Forum!
Lieber Rudolf,

danke für die freundliche Begrüßung im Forum.

Der Begriff Raumkorrektur-Guru gebührt sicherlich Uli, dessen wissenschaftliche Herangehensweise uns in der Vergangenheit schon so manches Tool zur Behebung von TacT-Raumkorrektur- Schwachpunkten beschert hat, und der die Konsequenzen gezogen hat, die wir als Acourate kennen. Mit "uns" meine ich die Mitglieder diverser internationaler Foren, die sich mit Raumkorrektur und Digitalverstärkern oder HiFi im weitesten Sinne beschäftigen, wo Uli und ich uns immer wieder seit vielen Jahren begegnen.

Ich werde später darauf eingehen, wie ich zum aktiven Hörer wurde, wobei die Doppeldeutigkeit des Begriffs mich eines vorwegnehmen lässt: Mit 10 Jahren konnte ich es nicht ertragen, wenn beim Küchenradio der Sender nicht richtig sauber eingestellt war. Ich wurde dann immer Radio-aktiv.

Momentan beschäftige ich mich praktisch mit Ripping und Streaming, mit absolute polarity der Aufnahmen und mit den Erkenntnissen von deBoer, Klaus Wendt, Griesinger, Theile, Sengpiel (einige Namen ausgelassen) hinsichtlich der Lokalisation von Schallereignissen als virtuelle Quelle zwischen den Lautsprechern.

Zum letzten Punkt: Hier gibt es gute Gründe, die Woofer weiter auseinander zu stellen als die Hauptlautsprecher. Hier findet man auch Gründe, warum Woofer durchaus bis 700Hz eingesetzt werden können. Wie Peter Lyngdorf in München einst demonstrierte, kann das durchaus gut klingen. Zum Einsatz kommt 70 Jahre altes Wissen um die Lokalisationsmechanismen des Gehörs, welches mit dem Ohrabstand und der diesem entsprechenden Wellenlänge einen Übergang zwischen Phasen- (Laufzeit-) und Intensitäts-Ortung macht.

Klaus Wendt hat 1963 in seiner Dissertation "Das Richtungshören bei der Überlagerung zweier Schallfelder bei Untensitäts- und Laufzeitstereophonie" folgende Schlußfolgerungen gezogen (s.88f):
Klaus Wendt hat geschrieben:Da durch die Schallfeldüberlagerung solche interauralen Pegel- und Phasenunterschiede gemeinsam auftreten können, die bei einer einzigen Schallquelle niemals entstehen, ermöglichten die Hörversuche die folgenden Schlüsse auf ihre gegenseitige Bedeutung für die Lokalisation:

1. Bei tiefen Frequenzen bis etwa 1000 Hz spielt der interaurale Intensitätsunterschied als Ortungskriterium praktisch keine Rolle. Selbst stark gegensinnig wirkende Intensitätsunterschiede vermögen den durch den interaurale Phasenunterschied erzeugten Lokalisationsreiz nicht wesentlich abzuschwächen.
2. Bei Schallimpulsen mit breitem Frequenzspektrum ist eine sehr deutlich ausgeprägte Wirkung des interaurale Intensitätsunterschiedes auf die empfundene Schallrichtung vorhanden.
3. Impulsartige Schallsignale geringer Bandbreite werden vom Gehör wie Dauertöne lokalisiert.

Für die praktische Anwendung bezüglöich der Übertragung der Richtungsinformation gilt folgendes:
4. Die Abhängigkeit der empfundenen Schallrichtung von der Kopfhaltung ist bei der Intensitätsstereophonie geringer als bei der Laufzeitstereophonie.
5. Die Abhängigkeit der empfundenen Schallrichtung ist bei der Intensitätsstereophonie geringer als bei der Laufzeitstereophonie.
6. Die Fehlerbreite der Lokalisationist bei der Intensitätsstereophonie geringer als bei der Laufzeitstereophonie. Dies gilt insbesondere für hohe Frequenzen.
7. Die Steilheit der Ortungskurven von Tonimpulsen für Qp=0° und hohe Frequenzen ist bei der Intensitätsstereophonie sehr groß; bei der Laufzeitstereophonie dagegen sehr klein.

Daraus ergeben sich nachstehende Schlußfolgerungen

für die praktische Anwendung:
Die ist bei der Intensitätsstereophonie ist der Laufzeitstereophonie in allen Punkten überlegen. Punkt 7 zeigt, daß sich bei hohen Frequenzen durch Verbindung beider Prinzipien vielleicht die beste Wirkung erzielen läßt.

für die Theorie des Richtungshörens:
Die Summenlokalisation ist geeignet, Aufschlüsse über das Richtungshören von Tönen tiefer und mittlerrer Frequenzen sowie von Schallimpulsen mit breitem Spektrum zu liefern.
Wer mit Raumkorrektur vertraut ist, schätzt vermutlich den Zugewinn an Fokussierung und Luft zwischen den Instrumenten. Mancher sucht "Räumlichkeit", ich schätze Fokus höher. Aus den Kurven von Wendt et al lässt sich schließen, dass die Bässe breiter aufgestellt werden müssen, die Hochtöner enger. Das ist eine Beobachtung, die ich in meinem ersten Aktivsystem 1980 schon gemacht habe: 2 Bailey Transmissionlines mit Isophon PSL320, Magneplanar MG1, Ionofane 601(Plasmahöchtöner), Pioneer D23 Aktivweiche.

Für mich ist dieses Kapitel noch nicht abgeschlossen, ich stecke mittendrin. Stellt sich doch die Frage, warum seit Jahrzehnten die Lautsprecher immer wieder falsch gebaut werden. Ich erinnere mich an einen Artikel zur Anfangszeit der CD "Wieviel Kanaltrennung braucht der Mensch" in einer unserer Audio-Gazetten, den ich leider nicht mehr wiederfinden konnte.

Das zweite Thema ist die auf vielen Tonträgern verpolte Information, die, sobald sie invertiert wird, besser fokussiert, mehr Tiefenstaffelung, besseren Impuls, mehr Lebendigkeit, entspannteres Hören bei besserer Überschaubarkeit bringt. Als ich die CD-Liste im Forum sah, mit den Empfehlungen (Zwischenfrage Bach Orgelwerke, was ist damit gemeint?), fand ich viele Aufnahmen, die durch Invertieren korrekter wiedergegeben werden können. Für die Genauigkeitsfanatiker mit membranregulierten Aktivlautsprechern ist das Thema eigentlich ein Muss.

Findet man dann bei Klassik alle (oder ein Großteil) Decca (auch Loiseau-Lyre etc), Deutsche Grammophon, RCA (bis zu Living Stereo zurück), viele Harmonia Mundi, Opus3, Proprius, bei Pop WarnerBros und Unterlabels, Triloka, etc... invertiert vor, hilft nur noch der Druck auf die Invert-Taste der Fernbedienung ...

... oder die Datei auf der Festplatte mit WAV Editor oder SOX einmal zu invertieren. :roll:

Dann kann ich endlich auch Deutsche Grammophon entspannter ertragen, die mir von Anbeginn der CD-Ära Unbehagen auslösten. Von der Festplatte bietet spezielle Chancen.

Ich denke, damit habe ich mich zunächst hinreichend vorgestellt.

"Ich grüße alle, die mich kennen" ;-)
Hans-Martin

P.S.
Die Stationen zur Hörmenschwerdung über "A concrete corner horn", dem fehlerbehafteten Bauplan von Toneburst aus Wireless World ca 1972, und später K-Horn mit für mich ebenfalls deutlich hörbaren Timingfehlern, Bose 901Nachbau mit Isophon PSL130, KEF124/B110/T27 DIY in Bailey Transmissionline, Eckkorn aus Gasbetonsteinen mit ParEQ haben mich vieles lernen lassen, aber wer gibt schon gern seine Irrtümer und Fehler preis? :oops:
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Franz
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Beitrag von Franz »

Hans-Martin hat geschrieben:Das zweite Thema ist die auf vielen Tonträgern verpolte Information, die, sobald sie invertiert wird, besser fokussiert, mehr Tiefenstaffelung, besseren Impuls, mehr Lebendigkeit, entspannteres Hören bei besserer Überschaubarkeit bringt. Als ich die CD-Liste im Forum sah, mit den Empfehlungen (Zwischenfrage Bach Orgelwerke, was ist damit gemeint?), fand ich viele Aufnahmen, die durch Invertieren korrekter wiedergegeben werden können. Für die Genauigkeitsfanatiker mit membranregulierten Aktivlautsprechern ist das Thema eigentlich ein Muss.
[...]
hilft nur noch der Druck auf die Invert-Taste der Fernbedienung.
Interessant. Welche Taste der Fernbedienung macht eine Invertierung des Tonträgerinhalts denn möglich? Würde das gern mal ausprobieren.

Gruß
Franz
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axxxxx

Beitrag von axxxxx »

Franz hat geschrieben:Welche Taste der Fernbedienung macht eine Invertierung des Tonträgerinhalts denn möglich?
Vorzugsweise die Taste rechts/mittig an der FB für Deinen DAC/CDP.
Der muß das dann nur noch können. :mrgreen:

Der Wadia kann's, aber ich muß gestehen, daß ich bislang noch keinen detektierbaren Unterschied wahrgenommen habe. Ich werde es jetzt aber nochmal etwas genauer untersuchen.

Gruß
Kai
tinnitus
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Beitrag von tinnitus »

Hallo Hans-Martin,

willkommen bei den "Faltern". In welchem System hast Du denn deinen "Acourateur" im Einsatz?
Hans-Martin hat geschrieben:Das zweite Thema ist die auf vielen Tonträgern verpolte Information, die, sobald sie invertiert wird, besser fokussiert, mehr Tiefenstaffelung, besseren Impuls, mehr Lebendigkeit, entspannteres Hören bei besserer Überschaubarkeit bringt.
Und wie erkenne ich "Holzohr" ob der Tonträger verpolt ist. :? Gibt es da ein eindeutiges Erkennungsmerkmal?

Gruß Roland
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Fujak
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Beitrag von Fujak »

@Roland: Wenn Du probeweise invertierst und nimmst eine Verbesserung oder Verschlechterung wahr, kannst Du Dich daran orientieren, und hörst Du keinen Unterschied, dann ist es eh egal. ;)

Grüße
Fujak
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Rudolf
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Beitrag von Rudolf »

Hallo Hans-Martin,
Hans-Martin hat geschrieben:Zwischenfrage Bach Orgelwerke, was ist damit gemeint?
damit ist der gleichnamige Sampler mit Helmut Walcha, erschienen bei der Deutschen Grammophon, gemeint.

Ist diese Aufnahme etwa auch verpolt? :shock: Ich vermisse da jedenfalls nichts.

Viele Grüße
Rudolf
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Franz
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Beitrag von Franz »

Ich weiß leider immer noch nicht, wie ich die Verpolung des Tonträgerinhalts an meinem DAC feststellen kann. Da ist nichts von einer Signalinvertierungsmöglichkeit zu lesen in der BDA. Ich glaub zudem, daß ich da wohl auch eher ein Hozohr bin. :mrgreen:

Gruß
Franz
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Rudolf und Franz,

bei Weitem nicht alle DACs haben die Invertierfunktion, meine auch nicht. :roll:

Aber zur "Notwendigkeit" der Invertierung; es ist wie mit den vielen, vielen kleinen Verbesserungen am "oberen Ende" (und Ihr echten High-Ender wisst das eigentlich besser als ich) .......

Bevor man "Es" nicht selbst gehört hat, weis man (meist) nicht, dass man "Es" vermisst hat! :mrgreen: :cheers:

Gruss,
Winfried
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Franz
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Beitrag von Franz »

Also, ich hab da an mehreren Geräten, wo man invertieren konnte, schon mal sowas ausprobiert. Dabei ist mir nie irgendwas aufgefallen. Wird also wohl nichts Gravierendes dabei rauskommen. Und was andere hören können oder nicht, hilft mir ja nicht. Gibt wohl Wichtigeres. :lol:

Gruß
Franz
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Kienberg
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Beitrag von Kienberg »

Hallo Freunde,

Hans-Martin hat mit seinem Vorstellungsthread (besten Dank Hans-Martin) ein "uraltes" Thema angeschnitten, es ist die Frage, soll man beim Abspielen von CDs Invertieren oder nicht Invertieren ?

Nun, wie Kai oben schon anführte, die Wadia-Player haben dafür auf der FB einen Button "Phase Invert" (siehe Bild der FB meines 850):

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Der Player zeigt dann auch mit einer LED an, ob die Phase invertiert wurde. Ich benutze (heute muss ich sagen: benutzte) diesen Player rund 10 Jahre und habe immer mal mit dem Invertierungs-Knopf gespielt.

Dabei ergab sich bei vielen (den meisten?) CDs schon eine Klangänderung, die aber nicht immer, zumindest in meinen Ohren, eine Verbesserung darstellte. Bei einigen CDs wurde tatsächlich der Raum etwas tiefer, die Bühne breiter, die Instrumente waren eine Spur besser voneinander getrennt, es klang realistischer. Bei anderen Aufnahmen trat aber das Gegenteil ein, das Klangbild wurde diffuser, es entstand so ein wenig Klangbrei, wie man ihn von Matrix-Mehrkanalaufnahmen kennt, man kann die Instrumente nicht mehr so gut fokusieren, der Klang "schwebt" irgendwie undefiniert im Raum.

Bei den angesprochenen Werken der DG gelang es mir nie, die "scharfen Geigen", z.B. bei fast allen Aufnahmen, die Klaus Scheibe als TI auswiesen, zu "bändigen". Ich habe dann einfach keine mehr gekauft und mich auf das Können der Decca/CBS/RCA etc. TI's verlassen. Da klingen selbst uralte Einspielungen aus der Anfangszeit von Stereo mit Jascha Heifetz an der Violine besser als so manche DG-Aufnahme aus den späten 80er Jahren.

Aber:
Gerippte CD's via Teac bzw. Linn klingen allesamt wesentlich besser als durch Invertieren optimierte Wiedergabe via CD-Player. Mit dieser Methode wird die Frage von oben Invertieren oder nicht Invertieren? m.E. nun endgültig irrrelevant.

Gruss
Sigi
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Hans-Martin,

auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum. Mir scheint, dass Dich viele bereits aus anderen Foren kennen - entschuldige bitte meine Ignoranz, ich habe nämlich längst aufgehört, andere Foren zu lesen, mit Ausnahme des Ami-DIY, da findet man manchmal gute Tipps. Die Kombi aus aktiver Hörpräferenz und tiefem Verständnis raumakustischer Zusammenhänge prädestiniert Dich geradezu für dieses Forum! Ich bin gespannt auf Deine Anlage - übrigens habe auch ich viel Lehrgeld gezahlt beim Eigenbau von allem Möglichem. Ich bin auf Deine aktuelle Anlage gespannt!

Nun zur "Sau durchs Dorf" Signalinvertierung:

Ich habe einen solchen Invertierungsschalter an meinem DAC. Ich hör' da nix, offensichtlich bin ich bzgl. dieser Geschichte unempfindlich. Ich werde aber bei Gelegenheit nochmal einen Versuch unternehmen, angespornt durch Deine Ausführungen. Ich erinnere mich an ein Episode vor ein paar Jahren bei der Audio: Joachim Pfeiffer, damals Chefredakteur, war penibel darauf bedacht, dass am Accuphase-VV die Phase invertiert wurde, wenn etwas anderes als ein Accuphase-Quellgerät angeschlossen war - Accuphase belegt die XLR-Stecker anders als der Rest der Welt, was zu einer Signal-Invertierung führt bei Fremdfabrikaten. Das machte das anwesende Leserforum neugierig, und man hörte also richtig und invertiert im Vergleich. Pfeiffer mit seinem Ansehen in HiFi-Kreisen und seiner rhetorischen Begabung hatte keinerlei Mühe, die Zuhörerschaft zu Ooohs und Aaaahs bei dem Vergleich zu bewegen. Ich allerdings konnte genau keinen Unterschied hören und wagte auch, das zu sagen. Da ging sicher bei manchem die Schublade "Holzohr" auf - ich bin mir aber nicht sicher, welches der Goldöhrchen da was gehört hätte, wenn niemand erzählt hätte, was gerade spielt.

Theoretisch kann ich mir schon vorstellen, dass es einen Unterschied machen könnte, ob die erste Welle einen Einschwinger nach Plus oder Minus, vorne oder hinten macht. Weißt Du gerade eine Einspielung, bei der auffällige Unterschiede hörbar sind? Wie drückt sich das aus - Fokus, Raumtiefe, Bühnenbreite, oder irgendwie tonal?

Viele Grüße
Gert
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Sigi, Gert und alle, die auf diesen Thread geantwortet haben.

Auch ich habe früher am Knopf gespielt und fand viele Aufnahmen zu schlecht, um einen Unterschied zu hören, einige Aufnahmen profitierten von der Massnahme, der größere Teil wurde schlechter.

Hört man keinen Unterschied, kann es am heute modernen Komprimieren der Musik liegen, wenn schon leisere Pegel angehoben werden, wird der Unterschied zwischen Anschwingen und dem Weiterschwingen im Negativen verwässert.

Der Betrag, um den gute Aufnahmen sich mit Invertieren verschlechtern, ist auch der Gewinn, den man bekommt, wenn eine ansonsten gute Aufnahme leider invertiert geliefert wurde aber nun durch Invertieren korrigiert wurde.
Kienberg hat geschrieben:... Dabei ergab sich bei vielen (den meisten?) CDs schon eine Klangänderung, die aber nicht immer, zumindest in meinen Ohren, eine Verbesserung darstellte. Bei einigen CDs wurde tatsächlich der Raum etwas tiefer, die Bühne breiter, die Instrumente waren eine Spur besser voneinander getrennt, es klang realistischer. Bei anderen Aufnahmen trat aber das Gegenteil ein, das Klangbild wurde diffuser, es entstand so ein wenig Klangbrei, wie man ihn von Matrix-Mehrkanalaufnahmen kennt, man kann die Instrumente nicht mehr so gut fokusieren, der Klang "schwebt" irgendwie undefiniert im Raum.

Bei den angesprochenen Werken der DG gelang es mir nie, die "scharfen Geigen", z.B. bei fast allen Aufnahmen, die Klaus Scheibe als TI auswiesen, zu "bändigen". Ich habe dann einfach keine mehr gekauft und mich auf das Können der Decca/CBS/RCA etc. TI's verlassen. Da klingen selbst uralte Einspielungen aus der Anfangszeit von Stereo mit Jascha Heifetz an der Violine besser als so manche DG-Aufnahme aus den späten 80er Jahren.
Ich habe bald meine komplette Sammlung gerippt und stelle ebensolche Unterschiede fest wie bei der CD, finde manchmal sogar, dass wegen der gewonnenen Auflösung und Genauigkeit der Zugewinn beim Invertieren einer gerippten Aufnahme nach dem Streaming sogar größer wurde.

Deutsche Grammophon ist ein Thema für sich. Wie wenige Mikrofone eine gute Aufnahme braucht und wie ein einziges Mikrofon zu viel lästige Kammfiltereffekte einbringt, hat man bei DG wohl nie begriffen. Nach einigen DG-CDs der frühen 80er habe auch ich DG tunlichst vermieden. Mit Einführung der 4D Technik, Digitalisierung am Mikro und digitale Übertragung zum Mischpult fand ich nicht unbedingt eine Steigerung der Erträglichkeit.

Aber auch Decca-Aufnahmen können vom Invertieren profitieren. Umsonst aber nicht vergeblich.
Fortepianus hat geschrieben:... auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum. Mir scheint, dass Dich viele bereits aus anderen Foren kennen - entschuldige bitte meine Ignoranz, ich habe nämlich längst aufgehört, andere Foren zu lesen, mit Ausnahme des Ami-DIY, da findet man manchmal gute Tipps.

Hallo Gert, entschuldigen dafür, dass Du nicht in jedem Forum weltweit herumlurkst, halte ich für unangemessen. Danke (auch an die anderen) für das herzliche Willkommen. Ich sehe, dass hier ein friedlicher kultivierter Umgangston herrscht, und auch so manches fachliches hochgestochenes Gespräch geführt wird, wie ich es vielen anderen deutschen Foren vermisse.

Ich bin hier nun schon ein Jahr angemeldet, und wenn ich nicht eine PM bekommen hätte, wäre ich wohl kaum beim Lyngdorf RP Thema eingestiegen.

Wie gesagt, der Begriff Genauigkeitsfanatiker und invertierte CD korrigieren, das gehört zusammen. Hier noch einmal eine Liste der Wohltaten, wenn eine invertierte Aufnahme durch Invertieren korrigiert wird. Zugegeben, der Fehler ist lange bekannt, ebenso die Korrekturmassnahmen, jedoch Im Zeitalter des Streaming gibt es die Möglichkeit der einmaligen Korrektur auf der Festplatte mit WAV-Editor oder per Stapelverarbeitung mit SOX (GNU Software).

Wenn eine invertierte Aufnahme korrigiert wird, kann / können (gleichzeitig mehrere möglich)...

...die Solostimme voller und körperhafter klingen und mehr nach vorn treten..
...die Raumtiefe sich mehr ausbilden...
...die Fokussierung einzelner Instrumente schärfer werden...
...die Breite der Instrumente etwas zurückgehen...
...die Plastizität des Stereobildes zunehmen...
...S-Laute sich besser einfügen...
...impulshafte Klänge prägnanter wirken...
...bei gleichem Pegel die Wiedergabe als lauter empfunden werden...
...die Deutlichkeit gesteigert werden...
...die Authentizität und Glaubwürdigkeit steigen und entspannteres Hören stattfinden.

Wenn ich höre, sorge ich für Ungestörtheit. Ich schalte bevorzugt per Fernbedienung und blind hin und her, dann ist das bessere Signal klar und ich entscheide mich. Pfeifer steht nicht neben mir und ich werde nicht Opfer von Suggestion, bilde mir auch nicht nicht ein, eventuell manipukiert worden zu sein. Ich kenne den McGurk-Effekt und schließe beim Hören die Augen.

Brothers in Arms (1985), Track 4 Your Latest Trick ist invertiert, nach Korrektur wird...

...die Solostimme voller und körperhafter klingen und mehr nach vorn treten...
...die Raumtiefe sich mehr ausbilden...
...die Fokussierung einzelner Instrumente schärfer werden...
...die Plastizität des Stereobildes zunehmen...
...die Authentizität und Glaubwürdigkeit steigen und entspannteres Hören stattfinden.

Brothers in Arms wurde 1996 übel komprimiert und jetzt gibt es schon wieder ein Remaster, das soll noch schlimmer sein. Hört man Track 6 etwas lauter, fällt sogar nach der Flöte ein Rauschen auf, das mit der Original-CD 1985 auch vorhanden ist, jedoch viel leiser an der Hörschwelle. Besonders schlecht kommt hier die XRCD Version weg.

Audioviele Grüße
Hans-Martin
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JOE
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Beitrag von JOE »

Hans-Martin hat geschrieben:Auch ich habe früher am Knopf gespielt und fand viele Aufnahmen zu schlecht, um einen Unterschied zu hören, einige Aufnahmen profitierten von der Massnahme, der größere Teil wurde schlechter. (...)

Hört man keinen Unterschied, kann es am heute modernen Komprimieren der Musik liegen, ...

Deutsche Grammophon ist ein Thema für sich. (...)

Wie gesagt, der Begriff Genauigkeitsfanatiker und invertierte CD korrigieren, das gehört zusammen. (...)

... wurde 1996 übel komprimiert und jetzt gibt es schon wieder ein Remaster, das soll noch schlimmer sein. (...) Besonders schlecht kommt hier die XRCD Version weg.
Hallo zusammen,

ich muss Euch so nebenbei mal was gestehen: Diese und andere Probleme haben bei mir inzwischen ein beinahe paradoxes Resultat gezeitigt. Ich habe bemerkt, dass mir durch das quasi lupen- oder mikroskopartige Reinhören in solche technischen Seiten während der Musikwiedergabe der Blick für das Ganze der Musik nicht gerade verloren ging, er aber doch abgelenkt wurde.

Nach einer gewissen Latenzzeit habe ich mich erinnert, dass man weit früher mit viel geringeren Mitteln ja durchaus auch Musik mit ihrem künstlerischen und emotionalen Gehalt genossen hat - es gab/gibt ja nur den jeweiligen Stand der Technik. Ferner ist ja festzustellen, dass wir ab einem "Mindestniveau" generell weder durch den technischen Fortschritt noch durch wachsenden Wohlstand glücklicher werden, die Zufriedenheit oft sogar wieder abzunehmen beginnt.

Kurz und gut, ich bin dabei gelandet, dass ich beim Musikhören auf nichts Technisches mehr gezielt achte, sondern mich einfach nur dem Gesamteindruck einschließlich der musikalischen Feinheiten hingebe. Wenn das nicht geht - egal, ob mich das Musikstück als solches nicht ausreichend anspricht oder technische Mängel dies behindern - dann wird das Produkt ausgesondert.

Ich will damit jetzt keineswegs eine vom eigentlichen Thema des Threads abschweifende Thematik/Diskussion einführen (sollte sich doch eine Diskussion ergeben, so bitte ich Rudolf um rechtzeitiges Verschieben), aber doch kurz mitteilen, dass es zwei grundsätzlich verschiedene Einstellungen geben kann, die von der gleichen Problematik ausgelöst werden. Vermutlich gehöre ich hier aber zu der verschwindend kleinen MInderheit. Für mich hat sich aber auf dem skizzierten Weg der Musikgenuss gesteigert.

Gruß
Joe
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Franz
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Beitrag von Franz »

Nein Joe, du zählst mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zu einer Minderheit. So wird die Mehrheit das auch sehen. Musik spricht einen an oder nicht, manches muß man sich dabei erarbeiten. Mir geht es z.B. auch immer nur um einen Gesamteindruck, will auch dabei keine Erbsen zählen. Entweder die Musik packt mich bzw. erregt mein Interesse oder sie berührt mich nicht. Ob da ein Signal invertiert ist oder nicht, das weiß ich überhaupt dabei nicht. Musik entsteht im Kopf und wirkt.

Gruß
Franz
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Ich bin ja tenziell (leider? :oops: ) ein eher "technischer" Hörer, weil ich selbst Hand anlege (immer auf der Suche: ist das was da kommt auch "richtig"?) und wechsele, auch je nachdem wie stark mich die Musik anspricht, sehr häufig ins "Genusshören". Ich habe auch schon beobachtet, dass dieser Wechsel vom einen ins andere "Hören" von der Wiedergabequalität und -charaktereistik abhängen kann. Manche nennen das vielleicht "Emitionalität der Wiedergabe".

Gruss,
Winfried
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