Schaltungsfehler beim Behringer ECM8000?

uli.brueggemann
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Schaltungsfehler beim Behringer ECM8000?

Beitrag von uli.brueggemann »

dietert hat geschrieben:Zur Information: Unsere Messmikrofone Behringer ECM8000 und Superlux ECM999 sind baugleich und enthielten beide denselben grauenhaften Schaltungsfehler. Die Schaltung enthält einen Transistor als Symmetrierer, von den beiden Ausgangsstufen ist aber nur eine angeschlossen, d.h. das Mikrofon liefert keine zwei Signale + und - sondern nur eins von beiden und auf der anderen Leitung nichts (bzw. ein kleines Rauschen).

Dasselbe Mikrofon, d.h. exakt gleiches Gehäuse in silber oder schwarz, sieht man unter etwa 10 verschiedenen Handelsbezeichnungen zu stark unterschiedlichen Preisen, ist aber vermutlich alles derselbe Hersteller (Chinaware), d.h. die haben alle diesen Mangel.

Man muss das aber nicht korrigieren, wie gesagt: nur zur Information.
Ich hab es bisher nicht wirklich versucht. Trotzdem, weiss jemand wie man das ECM8000 öffnet, um an das Innenleben zu gelangen?

Und sieht die Innenbeschaltung so aus oder anders?

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Grüsse
Uli
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

dietert hat geschrieben:Zur Information: Unsere Messmikrofone Behringer ECM8000 und Superlux ECM999 sind baugleich und enthielten beide denselben grauenhaften Schaltungsfehler. Die Schaltung enthält einen Transistor als Symmetrierer, von den beiden Ausgangsstufen ist aber nur eine angeschlossen, d.h. das Mikrofon liefert keine zwei Signale + und - sondern nur eins von beiden und auf der anderen Leitung nichts (bzw. ein kleines Rauschen).
Hallo Dieter

Die Beschaltung verlangt positive Betriebsspannung am Auskoppelpin. Bei Phantomspeisung beschaltet man Pins 2 und Pin 3 über Vorwiderstand positiv, Pin 1 Masse. Nach Ulis Schaltbild lässt sich das leicht nachvollziehen.
Dasselbe Mikrofon, d.h. exakt gleiches Gehäuse in silber oder schwarz, sieht man unter etwa 10 verschiedenen Handelsbezeichnungen zu stark unterschiedlichen Preisen, ist aber vermutlich alles derselbe Hersteller (Chinaware), d.h. die haben alle diesen Mangel.
In China haben Plagiate Hochkonjunktur, da denkt man schnell, es handelt sich um dasselbe Produkt aus demselben Haus, tatsächlich hat einen vom anderen abgeguckt, oder alle anderen vom Marktführer. Das Kunststück besteht vermutlich nur darin, das Innenleben möglichst billig herzustellen. Allein eine im Foto identisch erscheinende Form des Griffkörpers lässt keinerlei Schlussfolgerungen zu, man kann noch nicht einmal von einer optisch identischen Mikrofonkapsel auf gleichen Frequenzgang schließen.

Allgemein wird geraten, wegen der Beschädigungsgefahr von Mikrofonen die Phantomspeisung erst einzuschalten, wenn die Verbindung gesteckt ist, vorm Trennen erst abschalten. Es soll Fälle gegeben haben, wo Mikrofone mit einseitiger Versorgung beschädigt wurden, beim Behringer würde ich das nach dem vorliegenden Schaltbild nicht erwarten.

Grüße Hans-Martin
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dietert
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Beitrag von dietert »

Also nochmal: Es handelt sich keineswegs um ein Missverständnis. Auf der kleinen Platine in unserem Behringer ECM8000 fehlte ein Kondensator, um das zweite Signal auf die betreffende Ausgangsstufe zu bringen. Es handelt sich nicht um einen Bestückungsfehler, sondern dieses Bauteil ist beim Abzeichnen des Schaltbilds oder beim Zeichnen der Platine verloren gegangen. Dieses Mikrofon konnte daher niemals zwei Ausgangssignale abgeben, sondern immer eins, egal wie man es anschließt.

Ein zweites Mikrofon mit exakt demselben Gehäuse hatte denselben Mangel. Insofern steht zu vermuten, dass alle diese Mikrofone (exakt gleiches Gehäuse wie Behringer ECM8000 in silber oder in schwarz), genau diesen Mangel haben, egal ob sie Presonus oder sonstwie heißen.
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dietert
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Beitrag von dietert »

Das gepostete Schaltbild zeigt tatsächlich den Fehler, von dem ich gesprochen habe, man muss nur hinschauen. Der zweite Kondensator C6 fehlt anscheinend nicht, ist aber an der falschen Stelle angeschlossen, nämlich an Masse statt an dem Emitter des Symmetrierers. Deswegen wird XLR Pin 3 niemals ein Audio-Signal abgeben.
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KSTR
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Beitrag von KSTR »

Praktisch alle übertragerlosen Meßmikrofone die ich kenne sind single-ended, d.h. nur impedanzsymmetriert, nicht signalsymmetriert. Und, nebenbei, nicht alle sind in der korrekten Polarität, ältere Gefells z.B. invertieren. Musste ich auf die harte Tour lernen, leider (weil damit rechnet man ja nun wirklich nicht).
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Klaus

Und dann entstand der Thread Betreff: Absolute Polarität hörbar?

Bei der automatischen Raumkorrektur oder bei der Sprungantwort/Step-Response ist es schon wichtig, Ulis Acourate zeigt es auch auf, ob das Micro invertiert. Kennst du ein einfaches Prüfverfahren für die Absolute Polarität des Mikrofons?

Grüße Hans-Martin
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Hans-Martin hat geschrieben:Ulis Acourate zeigt es auch auf, ob das Micro invertiert.
Nein, es ist zwar zu erkennen, ob die Pulsantwort negativ startet. Aber nicht der Grund. Das kann am Mikro, am Mikro-VV, an der Soundkarte und am invertierten Hochtöner liegen. Alles schon erlebt.
dietert hat geschrieben:Das gepostete Schaltbild zeigt tatsächlich den Fehler, von dem ich gesprochen habe, man muss nur hinschauen. Der zweite Kondensator C6 fehlt anscheinend nicht
Das gepostete Schaltbild enthält leider zwei Kondensatoren mit der Bezeichnung C6. Das ist definitiv falsch.

Ich würde gerne selbst mal in ein ECM8000 reinschauen, befürchte aber, dass schnell was defekt ist, so man es unsachgemäß öffnet. Wie geht es richtig?

Grüsse
Uli
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cay-uwe
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Beitrag von cay-uwe »

uli.brueggemann hat geschrieben:Das gepostete Schaltbild enthält leider zwei Kondensatoren mit der Bezeichnung C6. Das ist definitiv falsch.
Dafür gibt es kein C4. :mrgreen:
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

C4 ist ganz links
Grüße Hans-Martin
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cay-uwe
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Beitrag von cay-uwe »

Hans-Martin hat geschrieben:C4 ist ganz links
Grüße Hans-Martin
Jetzt wird es blöd :?

OK, genug OFF TOPIC, aber mal ehrlich, ein bisschen Spaß muss sein. :mrgreen:
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dietert
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Beitrag von dietert »

Vor dem Öffnen des Mikrofons würde ich erstmal die Haube an der XLR Kupplung öffnen und messen, ob mein Mikrofon das beschriebene Symptom zeigt, nämlich kein Audio auf XLR Pin 3. Dann gibt es am Mikrofon in der Nähe des Anschlusses drei kleine Schräubchen, damit löst sich der Anschluss und die Platine im Innern. Wenn man Glück hat, sind die Drähte zur Mikrofonkapsel lang genug und man kann die Platine rausziehen und untersuchen. Die Mikrofonkapsel und die Metallhaube mit dem Rost davor sind geklebt. Das löst sich nur mit Hitze, danach braucht man eine neue Kapsel.

Zum Thema Kalibration:
In DE ist gesetzlich definiert, was eine Kalibration ist, und die Physikalische-Technische Bundesanstalt in Braunschweig legt die konkreten Vorgehensweisen fest. Wenn man sich da erkundigt, bekommt man die eindeutige Auskunft, dass solche Elektretmikrofone nicht kalibriert werden. Ein richtiges 1/2" oder 1" Kondensatormikrofon mit eingebauter Heizung kann man kalibrieren lassen, und zwar nicht dort bei der PTB sondern bei bestimmten Firmen. Die PTB kalibriert die Standards in diesen Firmen.

Fazit:
Es ist sinnvoll, ein Elektretmikrofon gelegentlich mit anderen Mikrofonen zu vergleichen und das darf auch was kosten, aber Kalibration darf man das eigentlich nicht nennen. Nach kurzer Suche im Web habe ich eine Seite gefunden, wo man liest: Diese Haun Mikrofone sind dieselben wie die Behringer Mikrofone. Und zwar nicht nur wegen des exakt gleichen Gehäuses, sondern auch wegen der gemessenen Frequenzgänge, tendenziell mit einer Überhöhung von 3 - 6 dB oberhalb von 10 KHz. Dort wurde vermutet: Jeder Kunde bekommt eine Fotokopie von demselben schönen glatten Frequenzgang. Deswegen hatte ich auf den charakteristischen Schaltungsfehler hingewiesen, weil das eigentlich ein eindeutiges Erkennungsmerkmal ist, was man vor sich hat.

Vor einigen Tagen hat mir jemand empfohlen: Kaufen Sie sich fünf Kondensatormikrofone MC-700 und suchen sie sich das Beste davon aus, das kostet ungefähr soviel wie ein gutes Messmikrofon. Fakt ist auch, dass es Behringer ECM8000 Exemplare mit einem wunderschönen glatten Frequenzgang gibt.
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

dietert hat geschrieben:Fazit:
Es ist sinnvoll, ein Elektretmikrofon gelegentlich mit anderen Mikrofonen zu vergleichen und das darf auch was kosten, aber Kalibration darf man das eigentlich nicht nennen.
[...]
Fakt ist auch, dass es Behringer ECM8000 Exemplare mit einem wunderschönen glatten Frequenzgang gibt.
Also ich kenne da zwei Begriffe: eichen und kalibrieren. Eichen darf nur das Eichamt. Wohingegen eine Kalibrierung eben nun per Vergleich mit einem anderen Vergleichsnormal erfolgt. Je besser das Normal ist umso besser sollte auch die Kalibrierung sein.

In diesem Sinn kalibriere ich dann die ECM8000 im Vergleich zu einem vom Hersteller kalibrierten Earthworks M50 Mikro. Und zwar jedesmal mit beiden Messungen M50 und ECM8000. Es zeigt sich, dass die Mikros streuen und tatsächlich findet sich ab und zu eines dabei, welches relativ glatt ist.

Grüsse
Uli
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Fujak
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Beitrag von Fujak »

Hallo zusammen,

mein ECM8000 habe ich bei Hifiselbstbau.de für 30,- € sowohl für Direkt- als auch Diffusfeldmessung kalibrieren lassen (damals ein B&K Mikrofon als Referenz). Die mit diesem ECM8000 gemessenen Sweeplogs produzieren klanglich einwandfreie Filter. Ob dies trotz oder wegen des möglichen Schaltungsfehlers möglich ist, bleibt eine offene Frage.

Grüße
Fujak
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

dietert hat geschrieben:Nach kurzer Suche im Web habe ich eine Seite gefunden, wo man liest: Diese Haun Mikrofone sind dieselben wie die Behringer Mikrofone. Und zwar nicht nur wegen des exakt gleichen Gehäuses, sondern auch wegen der gemessenen Frequenzgänge, tendenziell mit einer Überhöhung von 3 - 6 dB oberhalb von 10 KHz. Dort wurde vermutet: Jeder Kunde bekommt eine Fotokopie von demselben schönen glatten Frequenzgang. Deswegen hatte ich auf den charakteristischen Schaltungsfehler hingewiesen, weil das eigentlich ein eindeutiges Erkennungsmerkmal ist, was man vor sich hat.
Hallo Dieter

Ich habe vor vielen Jahren das Behringer ECM8000, RadioShack SoundLevelMeter, LinearX M31, 2 TacT, Prefer, Panasonic WM61A solo und das PMB550 unter identischen Bedingungen mittels Dirac-Pulsmessung verglichen. Da mir ein Referenzmikrofon fehlte, habe ich sie relativ aneinander verglichen. Ich käme nicht im Entferntesten auf die Idee, dass hier dasselbe Äußere samt identischem Innenleben unter unterschiedlichen Labels verkauft wird.
Vor einigen Tagen hat mir jemand empfohlen: Kaufen Sie sich fünf Kondensatormikrofone MC-700 und suchen sie sich das Beste davon aus, das kostet ungefähr soviel wie ein gutes Messmikrofon. Fakt ist auch, dass es Behringer ECM8000 Exemplare mit einem wunderschönen glatten Frequenzgang gibt.
Wer stellt das MC-700 her?

Hier die Vielfalt der ECM8000:

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Ich würde das Augenmerk nicht ausschließlich auf Linearität richten (die Messung kann man durch Kalibrierdatei korrigieren), sondern auf eine möglichst hohe Resonanzfrequenz, damit haben wir doch prinzipiell besseres Timimg, oder nicht? Viele Behringer Mikros haben offensichtlich nur 10kHz als Resonanz, darüber geht es ab in den Keller, mit ca 3dB/oct.

Bei einem Projekt mit Ultraschallsensoren für KFZ-Einparkhilfe brauchte ich ein Mikrofon für den 55kHz Bereich. Also fragte ich bei Herrn Haun nach, ob man mit dem 550 auch 55kHz messen kann, bei entsprechend reduziertem Pegel gemäß FG, aber er wusste es nicht, wird wohl zu selten gefragt... Wir fanden eine andere Lösung, weil Richtwirkung, Reflexionen und Beugungserscheinungen unvorhersehbare Probleme bereiteten. Mit dem Sinusgenerator am Abstandssensor wurde dann ein Pegel bei 19°C eingestellt, bis unter reflexionsfreien Bedingungen in 10cm Abstand am Mikrofon 80dB erreicht wurden. Wie ich es schaffte, bei der amtlichen Stelle diesen Kalibrator zu justieren, bleibt mein Geheimnis. Gebraucht wurde er für das Projekt dann schließlich doch nicht.

Der RadioShack SoundLevelMeter hat eine seitlich zugängliches Pegelabgleichpoti, der B&K Pegelkalibrator passt glücklicherweise genau auf den Kragen um das Mikro. Mit einer vollen 9V Batterie habe ich nun ein genaues Instrument für definierten Pegel (aber sein FG ist bekanntermaßen schlecht), und einen Referenzpegelerzeuger für 55kHz. Der Rest folgt, wenn ich dafür Zeit habe.

Grüße Hans-Martin
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Ralph Berres
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Beitrag von Ralph Berres »

Es kann sein das die Behringer Mikrofone dieselben sind wie die Haun Mikrofone. Ich habe mich mit der Fa. diesbezüglich unterhalten.

Die meinten, das die Behringer Mikrofone unkalibrierte Mikrofone sind. Haun korrigiert den Frequenzgang nochmals zusätzlich durch Variieren eines Kondensators. Mein Messschrieb geht übrigens bis 25kHz, auf 1,5db linear. Das würd es nicht tun, wenn die Resonanzfrequenz bei nur 10KHz liegen würde.

Ralph Berres
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