Tipps mit interessanten Trompetern

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
tp
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Tipps mit interessanten Trompetern

Beitrag von tp »

Nachdem Rudolf nach Hinweisen für Aufnahmen mit Trompetern fragte, möchte ich gerne eine (erste) Liste einstellen. Ich möchte mich auf einige wenige Namen beschränken, die zumindest teilweise nicht allbekannt sind, aber trotzdem aus meiner Sicht zu den ganz Großen ihres Faches zählen. Genre-seitig versuche ich ein möglichst breites Spektrum darzustellen, da nicht jedem z.B. Jazz gefällt, die Trompete jedoch in den unterschiedlichsten Kunstformen verwandt wird. Trotz alledem liegt mein Schwerpunkt auf der modernen und jazzigen Seite. Mit der trompeterischen "hard core" Facette möchte ich Euch ebenfalls nicht strapazieren, das stößt erfahrungsgemäß viele Hörer ab, die keine eingefleischten Trompetenfans sind.

Im Jazzbereich oftmals eher belächelt und als JazzPop abqualifiziert wird ein Flügelhornist (Flügelhorn ist rein von der Spieltechnik ein der Trompete eng verwandtes Instrument mit sehr weichem, sanftem und hornigen Klang), der durch eine Filmmusik-Komposition (The Children Of Sanchez) einem breiten Publikum bekannt wurde. Er spielte mit Größen des Modern Jazz wie Dizzie Gillespie oder Herbie Hancock, spielte mit Big Bands und Orchestern und hatte über einen recht langen Zeitraum eine eigene, feine Band mit der er sich dem Fusion-Jazz widmete. Ein emfpehlenswertes Album dieser Band wäre:
--> Chuck Mangione: "Feels So Good"
Aufnahmetechnisch für die damalige Zeit glasklar und sehr präsent. Insbesondere die A&M-LP ist eine wirkliche Empfehlung. Musikalisch sehr laid back und virtuose Eigenkompositionen die die improvisatorische Leistung aller Bandmitglieder sehr schön in den Vordergrund stellen. Wunderschöne Musik.

Aus einem Genre für das es meines Erachtens keinen passenden Namen gibt kommt der zweite Tip. Es geht um einen jungen, österreichischen Trompeter der sich seine Sporen beim Vienna Art Orchestra als Lead-Trompeter verdiente und mittlerweile mit verschiedenen Ensembles unterwegs ist (hochinteressant z.B. seine Band "Gansch & Roses"). Gemeint ist Thomas Gansch, nicht zu verwechseln mit (ich glaube) seinem Bruder Hans Gansch, der in der klassischen Trompeterwelt einen wohlklingenden Namen hat. Thomas hatte mit einigen Studienkollegen ein Brass-Ensemble aufgebaut, das von Walzern, über Polkas, Märsche bis hin zu Broadway-Musical-Themen so gut wie alles verarbeitet. Die Live-Performance ist einzigartig. Es sind keine Konzerte im üblichen Sinne, vielmehr opernhafte Gesamtkunstwerke die die sieben Musiker zum Besten geben. Die konkrete Empfehlung wäre:
--> Mnozil Brass "Wenn der Kaiser groovt"
Dies ist eher ein Querschnitt der Arbeit des Ensembles. Die Aufnahmetechnik ist als wirklich gut zu bezeichnen, die Instrumente sind üblicherweise gut zu orten (bei Live-Aufnahmen ist dies oft schwierig, weil die Musiker ziemlich weite Fußstrecken auf der Bühne zurücklegen). Beispielsweise der Florentinermarsch in der Mnozil Brass Version bringt mich immer wieder zum schmunzeln.

Bevor ich zu einigen Jazz-Tips komme, möchte ich eine Sonderform des Jazz ansprechen, die meinem persönlichen Musikgeschmack am nahesten kommt. Gemeint ist damit JazzRock oder RockJazz wie immer man es aussprechen mag. Unter dieser Bezeichnung tummelt sich vieles, unter anderem auch einige hochinteressante Bands mit potenter Bläsersection. Aus Bands wie Chicago, Lighthouse oder Chase möchte ich die sicherlich allen bekannte Band Blood, Sweat & Tears heraus heben. Dies aus ihrer frühen Phase, in der Lew Soloff die Lead- und Solo-Trompete spielte.
--> Blood, Sweat & Tears "2nd Album"
Die Aufnahme gibts in fast jeder erdenklichen Form. Als LP, als half-speed-master-LP, als CD, als Gold-CD, als SACD und als MFSL-Master-SACD. Sie hat eine gewisse Patina, ist aber trotzdem ein gut gelungenes Beispiel für direkte Bläseraufnahme. Vom Spektrum her werden klassische Motive (Satie) über sehr rockbetonte Themen bis hin zu bluesig-improvisierten Titel geboten. Als Gesamtwerk eigentlich ein Muß in jeder Plattensammlung. Insbesondere das Solo das Lew Soloff zu Spinning Wheel spielt ist als epochal zu bezeichnen. (PS. Für Freunde des tiefen Blechs sei die Live-Aufnahme von "And When I Die" empfohlen - Dave Bargeron läßt hier ein Tuba-Solo vom Stapel, das in den amerikanischen Musikhochschulen zur aboluten Meßlatte für Tuba-Examina erkoren wurde.)

Nirgends findet man so viele Trompeter und so interessante Spielweisen und Stilistiken wie in der Big Band Musik. Für einen Blechbläser das pure Mekka. Es gibt auch eine außerordentliche Vielzahl von Bands, die alle der Erwähnung mehr als wert wären. Trotzdem möchte ich hier nur eine einzige vorstellen, die (bei uns in Europa) kaum bekannt ist - und das ist schon schade genug. Eine kanadische Band, die in nahezu unveränderter Besetzung schon seit über 30 Jahren zusammen spielt - auch heute noch. Es gibt kaum eine zweite Big Band, die so homogen zusammen spielt, bei der aus 17 Musikern eine Klangeinheit wird, als ob nur ein einziger Musiker zeitgleich alle Instrumente spielen würde. Mein Tip hierzu:
--> Rob McConnell, "Sassy & Brassy"
Höchst anspruchsvolle Arrangements, höchst musikalische Darbietung, kongenieales Zusammenspiel, perfekte Soloarbeit. Wunderbar durchhörbare Aufnahme. Und ehe ich's vergesse: Guido Basso an der Trompete läßt einen förmlich dahinschmelzen (er ist übrigens auf der einen und/oder anderen Aufnahme von Holly Cole ebenfalls zu hören).

A little bit Jazz - drei Trompeter mit unterschiedlichen Ausrichtungen. Zuerst und sicherlich für niemanden unbekannt DIE Ikone des Cool-Jazz, Chet Baker. Warum nennt er uns den? Weil man im Cool Jazz an Chet einfach nicht vorbei kann (auch nicht an Miles Davis, auch nicht an Gerry Mulligan, etc.) und weil es aus meiner Sicht keinen gibt der so sehr mit der Musik verschmelzt die er gerade spielt wie C.B. Alben gibt's unter seinem Namen Dutzende. Ich möchte zu einer anraten, die nicht unter seinem eigenen Namen erschien, sondern unter dem Namen eines sehr lyrischen Gitarristen:
--> Jim Hall, "Concierto"
Die Aufnahme ist (trotz remasterter MFSL-SACD) recht dumpf und grundsätzlich leicht verrauscht. Stört aber nicht. Die Stimmung, das Feeling, der Groove den die Band bei jedem der Titel erzeugt läßt einen die Aufnahmequalität vergessen. Gerade beim Concierto di Aranjuez fühlt man sich direkt vor der Bühne - sobald man die Augen schließt.

Das krasse Gegenteil von Chet Baker könnte man Jon Faddis nennen. Der Protegee Dizzie Gillespies, der bereits mit 17 Jahren in Montreux frenetisch bejubelt wurde, ist DER Studiotrompeter in den USA. Wer immer einen stabilen Trompetensound mit einer stratosphärischen Höhe und eine extreme Perfektion in dieser extremen Höhe braucht kommt an Jon Faddis nicht vorbei. Dabei ist das Höhenspiel bei ihm nicht effekthascherisch wie oftmals beim (späten) Maynard Ferguson, er spielt Notationslinien in der 4. Oktave, als wäre es Chet Baker in der 2. Oktave. Man hört seinem Spiel die immense Anstrengung die diese Höhe mit sich bringt definitiv nicht heraus. Er ist auf hunderten von Plattenaufnahmen als Sideman dabei und hat nur einige wenige unter eigenem Namen veröffentlicht. Einen sehr schönen Einblick in die Kunst seines Spiels kann man sich auf
--> Jon Faddis, "Hornucopia"
verschaffen. Ein relativ bunter Stilmix den er darauf anbietet. Jeder Titel ein Bravourstück für Trompete. Aufnahmetechnisch durchaus gut.

Zu guter Letzt nochmals einen der großen Namen des Modern Jazz, des Free Jazz, des Latin Jazz, des Cool Jazz, des Fusion Jazz, usw..... Einer der mit allen Großen der Jazzwelt zusammenspielte und einer mit dem jeder der Großen der Jazzwelt zusammen spielen wollte. Ob Art Blakey, ob Cannonball Adderley, ob Miles Davis, die Liste könnte man seitenweise fortführen. Genauso lang wäre dann auch seine Diskographie - gemeint ist Freddie Hubbard. Er verbindet trompetentechnische Brillianz mit höchster Musikalität zu bemerkenswerten Improvisationen. So gut wie jede seiner Platten ist eine Empfehlung wert, ich möchte hier eine benennen, die weniger bekannt wurde.
--> Freddie Hubbard, "Mistral"
Ich habe sie als 180g Vinyl von East Records. Musikalisch unangreifbar und wunderschön, aufnahmetechnisch gehört sie zu den besten 20 meiner Sammlung.

Gerne hätte ich Bilder der Plattencover hier mit eingestellt, es gelang mir leider nicht - sorry, liegt an meinem computertechnischen Unvermögen. Vielleicht kann ich das noch nachholen.

Gruß Fredi
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Zeno Cosini
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Trompeten-Tips

Beitrag von Zeno Cosini »

Hallo Fredi,

ganz große Klasse Deine Zusammenstellung von Trompeten-Tips! Ich werde mir mal "Gansch & Roses" näher zu Gemüte führen, wäre jedoch auch an ein paar trompeterischen "Hard-core"-Empfehlungen interessiert. Positiv werte ich, dass Du erst einmal und bisher keinen Tip zu Till Brönner abgegeben hast - kann ja aber noch kommen.

Willkommen hier im Forum

Axel
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tp
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Beitrag von tp »

Hallo Axel,

danke für die Blumen.
Von Gansch und Roses gibt's bislang nur zwei Platten. Die erste heißt schlicht und einfach "Gansch & Roses" und die zweite ebenso einfach nur "2". Die erste kommt vom audiophilen Quinton-Label und ist klanglich zu bevorzugen (musikalisch würde ich von keiner der beiden abraten). Ist allerdings schwer zu bekommen und wenn man sie kriegt oft recht teuer. Viel Glück bei der Suche.

Gruß Fredi
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Franz
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Beitrag von Franz »

Tolle Tipps, bitte mehr davon. :D

Gruß
Franz
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tp
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Beitrag von tp »

Hallo Ingo,

danke für den Hinweis zum Bilder einstellen. Habe mal gesucht und kann zumindest für einen Teil meiner obigen Tips die Plattencover noch "nachliefern":

Chuck Mangione "Feels So Good"
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Mnozil Brass "Wenn der Kaiser groovt"
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Blood, Sweat & Tears "2nd Album"
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Rob McConnell "Sassy & Brassy"
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Jim Hall "Concierto"
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Jon Faddis "Hornucopia"
habe ich leider kein Bild gefunden

Freddie Hubbard "Mistral"
habe ich leider ebenfalls kein Bild gefunden

Weitere Tips gebe ich gerne (freut mich zu lesen, daß daran Interesse besteht), nehme mir aber etwas Zeit zur Auswahl. Insbesondere die "Hard Core" Empfehlungen möchte ich mir gut überlegen.

Schöne Grüße
Fredi
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tp
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Beitrag von tp »

@Axel

vorab schon mal eine Scheibe aus der "hard core" Ecke. Herbert Joos und Frank Kuruc - Trompete/Flügelhorn und Gitarre. Sonst nichts. Sehr gefühlvolle Musik. Die beiden verstehen sich, als hätten sie nur ein gemeinsames Gehirn. Das ist wirklich zum dahinschmelzen. Aufnahmetechnisch wirklich sehr gut. Man hat den Eindruck, mit den beiden Musikern auf einer Couch zu sitzen. Hört jedes Atemgeräusch von Herbert - der ohnehin einen außerordentlich luftigen Ton hat. Herbert Joos kommt aus Süddeutschland, aus Baden und war in den 70-ern einer der deutschen Protagonisten des FreeJazz und des NewJazz. In einem Zug mit Eberhard Weber (bass) oder Joe Koinzer (drums) zu nennen.
Die Platte hat den Titel "Seven Duets"
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Gruß Fredi
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jsjoap
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Beitrag von jsjoap »

Hallo Fredi,

interessanter Thread. "Sassy and Brass" und "Wenn der Kaiser groovt" werd ich mal versuchen zu bekommen.

Für mich ebenfalls ein Ausnahemtrompeter ist Wynton Marsalis. Er spielt den Jazz ebenso Virtous wie die klassische Trompete.

Zwei Werke von ihm möchte ich hier mal besonders aufzeigen:

1) Black Codes (From The Underground) http://www.wyntonmarsalis.org/discograp ... ack-codes/

Diese CD hat die Eigenart, dass dort ein siebter Titel drauf ist, der nicht in der Playlist steht (zumindest bei der die ich habe). Und da geht "echt die Post ab"..... Duett zwischen Trompete und Contrabass. Absolut genial. Der LSP der bei dem Trompetenspiel im Hochtonbereich nicht scheppert, darf sich zu recht "High-End" nennen. Wie schon in einem anderen Thread angesprochen haben wir damals mit der CD bei Markus Spatz den defekten Hochtöner in der BM 40 detektiert.

2) Baroque Duet mit der Sopranistin Kathleen Battle http://www.wyntonmarsalis.org/discograp ... oque-duet/

Bei dem Baroque Duett zwischen Trompete und Sopran kann man sehr gut erahnen wie flexibel eine Trompete in der Tonalenwiedergabe, wenn sie gut gespielt wird, sein kann.

Ich werde jedenfalls beide CD`s zum B&M Workshop am 23.2 mitbringen. Bin schon in großer Spannung, wie diese sich dann auf der BM 35 anhören...

Gruß
Jürgen


PS: Die Black Code würd ich sagen, geht schon etwas in Richtung Hardcore Trompete (zumindest das 7 Stück)
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Zeno Cosini
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Beitrag von Zeno Cosini »

Hallo Fredi,

vielen Dank für Deine Hinweise. Herbert Joos sagt mir durchaus etwas, und zwar aus meiner hohen Zeit des Free Jazz aus den siebziger Jahren. Zu der Zeit haben mich allerdings mehr die Saxophonisten interessiert: Braxton, Brötzmann und Konsorten.

Axel
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strauch
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Beitrag von strauch »

Hallo,

vielen Dank für die Tipps, ich habe bei Napster mal in einiges reingehört, leider trifft es nicht meinen Geschmack. Ich mag lieber so "Trompetenklänge" wie Chris Botti bei Stings "...all this time". Oder wenns auch richtig rund gehen soll auch gerne mal eine Skatrompete, wobei das eher nichts für den ruhigen Abend ist.

Also eher die flotteren Varianten, hast du da vielleicht auch noch Tipps?

Grüße

strauch
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tp
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Beitrag von tp »

@strauch

"Schmusetrompeter" wie Chris Botti oder Till Brönner liegen nicht so ganz auf meiner persönlichen Linie. Bitte nicht falsch verstehen, die beiden sind wirklich großartige Trompeter und Musiker. Ich würde viel dafür geben so spielen zu können wie einer der beiden. Nur wenn ich so spielen könnte, würde ich mich stilistisch auf anderen Gebieten tummeln als diese beiden. Auch Ska ist so ein Musikstil, mit dem ich mich sehr wenig befasst habe, daher kann ich dazu eigentlich keine ernst gemeinten Tips geben - sorry.
Etwas das entfernt an Ska-Trompeten erinnern könnte, ist der typisch obertonlastige Sound von Mariachi-Trompeten. Ein interessantes Beispiel geben hier Calexico - sehr relaxt, sehr entspannend, manchesmal wie ein Italo-Western ohne Film. Die Calexico-Platten sind aufnahmetechnisch allesamt absolut makellos. Da hat der Aufnahmeleiter wirklich perfekte Arbeit abgeliefert. Eine der schönsten Aufnahmen aus meiner Sicht ist:
--> Bild Calexico, "Hot Rail"

Für "etwas flottere Varianten" versuche ich mich auch einmal. Nach Deiner Beschreibung liegen Dir die typischen Jazz-Sounds nicht so sehr, daher bewege ich mich ein wenig außerhalb.
Aus dem Bereich der Pop-Musik gab es (ich meine es war in den 80-ern) eine Schweizer Band, die mit einem Song für Furore sorgte weil darin ein extrem hörenswertes tp-Solo enthalten war. Eine Art der Instrumentierung die in der damaligen Disco-Welle so gut wie nicht zu finden war. Der Song hieß "On My Way To L.A." und er war von Phil Carmen. Wurde damals auf dem Album "Walking The Dog" veröffentlicht, das ich selbst auch habe und uneingeschränkt empfehlen würde. Leider konnte ich dazu kein Cover-Foto finden - den Song findest Du aber z.B. auch auf diesem Album:
--> Bild

Ebenfalls aus dem popularmusikalischen Lager kommt die Band US3, die mit einem Herbie Hancock Song aus den 50-ern einen Cover Hit in die Discos warf. Cantaloop Island ist in der Originalversion mit Herbie H. schon ein Kracher (Freddie Hubbard an der tp), doch auch die US3-Version ist sehr hörenswert. Ein sehr poppiges Trompetensolo, gespielt von Gerard Prescencer (übrigens Professor an der Berliner Musikhochschule), das ausgezeichnet in den Stil passt - unbedingt anhören, wenn Du's nicht bereits kennst.
--> Bild

Nochmals ein "Randgebiet" mit bläserlastiger Besetzung kann man in der Soulmusik finden. Eine weiße Band (wird ja immer gerne behauptet, nur Schwarze könnten Soul so spielen wir er klingen muß), die seit vielen Jahren auf allerhöchstem Niveau unterwegs ist. Habe die Jungs schon mehrfach live gehört, die Performance haut einen förmlich um. Da knistert die Energie im Saal, die kann man förmlich fassen. Die Band heißt Tower Of Power und es gibt reichlich Platten von ihnen. Das Live-Konzert das mich am meisten mitgerissen hatte wurde mit dem Album "T.O.P." verkauft - insbesondere der Titel "Soul With A Capital-S" ist ein richtiger Ohrwurm.
--> Bild

@Axel

zwei weitere Titel würden mir ich unter der "hard core" Rubrik spontan noch einfallen - vielleicht sind sie ja schon bekannt (was mich bei unserem Forums-Alters-Durchschnitt nicht überraschen würde).
Zum einen gab es da während der Hochzeit des JazzRock eine Formation, die eigentlich zu Unrecht nie so richtig den Durchbruch schaffte. Alexis Korner war der eigentliche Motor der Band und er scharte etwa 10 - 12 hochinteressante Musiker und davon beinahe die Hälfte Bläser um sich. Als Trompeter möchte ich daraus lediglich den Namen Kenny Wheeler herausheben, der ja lange Zeit als Solist in Deutschland tätig war. Die Band hatte kaum eigene Kompositionen, sie verwendete gerne die damaligen HardRock-Erfolgstitel und packte sie in ein Bläserarrangement. Und dies gelang ihnen eigentlich verdammt gut. Beispielsweise Led Zeppelins "Hole Lotta Love" mit Querflöten-Intro hat schon was besonderes - unten hinten raus rocken die Jungs dann ganz anständig ab. Die Band nannte sich seinerzeit CCS und meines Wissens gibt es lediglich drei Platten davon. Die erste hieß wie der Bandname "CCS", die zweite wurde mit "II" benannt und bei der dritten ging ihnen wohl "der Gaul durch" und sie nannten sie "The Best Band In The Land". Sind eigentlich alle drei gut (auch aufnahmetechnisch kann man die remasterten CD's gut anhören), empfehlen würde ich jedoch - für diejenigen die nicht alle drei haben wollen - die erste:
--> Bild

Die nächste Platte die ich vorstellen möchte geht in eine völlig andere Richtung. Die Besetzung ist eigentlich ein klassisches Bläser-Quintett mit zwei Trompeten, Posaune und Tuba. Gespielt wird jedoch nicht Klassik oder Barockmusik, sondern Jazz. Ausschließlich eigene Kompositionen bei denen die vier Instrumentalisten mit ihren Instrumenten nicht nur die Melodien spielen, sondern auch rhythmische Elemente einbringen. Höchst interessante Arrangements. Für Freunde der Bläsermusik ein absolutes MUSS. Sehr außergewöhnlich, wurde meines Wissens nur von den Vieren so dargeboten. Die vier Musiker muß man eigentlich nicht vorstellen, jeder Name ist ein Begriff in der europäischen und internationalen Jazz- und insbesondere Big Band Welt. Es handelt sich dabei um den Vater des Ganzen, den Trompeter und Flügelhornisten Allan Botschinsky, dessen melodiöse und lyrische Improvisationslinien schlicht perfekt sind (erinnert in seinem Spiel sehr an z.B. Art Farmer oder Ack van Rooyen). Als weiterer Trompeter ist der englische Lead-Spezialist Derek Watkins an Bord. Was der für High-Notes aus dem Horn kitzelt ist schon beeindruckend. Übrigens, Derek Watkins ist für alle Trompeteneinspielungen der James Bond Filme verantwortlich. Dann kommen noch die beiden van Lier-Brüder, Eric und Bart dazu. Bart spielt Tenorposaune wie J.J. Johnson oder Frank Rossolino und Eric Bassposaune und Tuba in absoluter Perfektion.
Die Band und die Platte nennt sich
--> "First Brass"
Die Aufnahmequalität kann als durchaus gut bezeichnet werden. Leider habe ich im Netz kein Bild des Covers gefunden.

Gruß Fredi
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strauch
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Beitrag von strauch »

Hallo Fredi,

vielen Dank da werde ich dieses Wochenende mal schauen ob ich mal reinhören kann. Ja die eigenen Scheiben von Chris Botti liegen mir auch nicht, ist mir auch zu Schmusig, es darf auch durch aus jazzig oder besser improvisiert klingen. Ich kann mir auch immer gut Flea anhören wenn er bei den RHCP mal seine Trompete zum Besten gibt.

Danke

strauch
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tp
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Beitrag von tp »

ich möchte mal wieder das "alte" Thema mit Musikempfehlungen zu Trompeten und Trompetern aufnehmen und zwei Platten präsentieren, die mir persönlich sehr gut gefallen.

Ziemlich aktuell auf dem Markt ist ein Album des Pianisten/Gitarristen der sicherlich vielen wohlbekannten Band Oregon, Ralph Towner, der zusammen mit dem italienischen Jazztrompeter Paolo Fresu

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unter dem Titel "Chiaroscuro" diese intime Duett-Aufnahme eingespielt hat. Musikalisch verspielt wie melodiös bis technisch hoch versiert und trotzdem immer eingänglich. Aufnahmetechnisch fühlt man sich den beiden Instrumentalisten sehr nahe. Man hört die Musik ganz unmittelbar mit allen Nebengeräuschen (wie das Gleiten der Finger über die Saiten oder die Atmung des Trompeters) ohne, daß diese lästig würden. Nach kurzer Zeit des Hörens lehnt man sich entspannt zurück und taucht in die musikalische Welt ab.

Schon etwas länger auf dem Markt ist die Platte eines guten Freundes von mir. Ein grandioser Trompeter der schlichtweg alles spielen kann. Man kann ihn zu Recht als "musicians musician" bezeichnen. Der großen Öffentlichkeit ist er vermutlich nicht unbedingt bekannt, aber in Musikerkreisen ist sein Name Programm - und überall dort, wo bei Konzerten oder Aufnahmen ein Ausnahmetrompeter gebraucht wird, wird der Ruf nach Joachim Kunze laut. Am bekanntesten dürfte eine Band sein, die er jahrelang mitgestaltete, die Rodgau Monotones (um die soll es hier jetzt aber nicht gehen. Aktuell betreibt er ein extrem heißes Bandprojekt unter dem Namen "Firehorns" - wer Gelegenheit hat diese Band live zu hören, sollte unbedingt hingehen!!! Aber auch hierüber soll es hier nicht gehen. Was ich vorstellen möchte ist ein Trompeten-Solo-Programm das er unter dem Namen "TZA WA" aufgenommen hat mit dem Titel "Deep Blue Sea":

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Alles was auf dieser Scheibe zu hören ist, ist authentisch nur mit der Trompete eingespielt, keinerlei elektronische Effekte, keine anderen Instrumente - Jo Kunze mit seiner Trompete pur. Die Geräuschkulissen entstammen der tp-Mechanik oder werden dadurch erzeugt, daß die tp als Perkussionsinstrument verwandt wird. Durch das Blasen ohne Ton entstehen Wind-ähnliche Geräusche, etc. Ihr merkt, ich tue mich schwer, diese Musik zu beschreiben. Sie fällt sicherlich aus manchem Rahmen und ist kaum klassifizierbar. Am ehesten würden Begriffe wie "Programmmusik", oder "Meditationsmusik" dem Werk gerecht. Was ich aber versprechen kann, ist der Hörgenuss eines immer abwechslungsreichen, stimmungsvollen und außergewöhnlichen Albums, dessen Aufnahmequalität als durchaus audiophil einzustufen ist. Viel Spaß damit - sollte sich jemand die Platte anhören, würde ich mich über ein kurzes Feedback sehr freuen.

Schöne Grüße
Fredi
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tinnitus
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Beitrag von tinnitus »

Hallo Blasmusikfreunde,

hier könnt Ihr mal reinschnuppern: http://www.myspace.com/joachimkunze

Ein Verweis auf Hörproben im "Netz" sollte heutzutage doch dazugehören. :?

Gruß Roland
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Kienberg
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Beitrag von Kienberg »

Hallo Fredi,

habe eben mal kurz in die Produktionen von Joachim Kunze, den ich bisher nicht kannte, reingehört (besten Dank für den link dazu, Roland :cheers: ).

Die Firehorn-Tracks sind ganz hervorragend, fetziger Swingrythmus, absoluter Fusswipper, und der Mann hat ja Höhe "bis zum Abwinken", das macht ihm so schnell kein Trompeter nach. Beide Scheiben werde ich bestellen, danke für Deinen Hinweis.

Aber, Deep Blu Sea halte ich, das sage ich als Blechbläser, für eine akustische Zumutung, die meisten Tracks sind meilenweit entfernt von Musik wie ich sie verstehe, hier wird aus meiner Sicht nur Lärm erzeugt. Ich verstehe gut, dass er dabei alles allein einspielen musste, jeder Begleiter hätte schon während des ersten Tackes Reissaus genommen. :oops:

Wenn er das Live bringen würde, wäre ich nach 5' raus aus dem Saal, kannst ihm als guter Freund ruhig so sagen.

Gruss
Sigi
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Ralph
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Beitrag von Ralph »

Hallo Leute,

ich bin neulich der Plattenvorstellung vom Deutschlandradio Kultur" gefolgt und habe mir eine absolute
hardcore Blasmusikaufnahme gegönnt:

Boban i Marko Markovic Orkestar heißt die Zigeunerkapelle, dessen Mitglieder sich rühmen, die Schnellsten an der Trompete zu sein. Das Album trägt den verdächtigen Namen Devla - Blown Away to Dancefloor Heaven.

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Also gut, mehr Noten pro Zeit geht anscheinend nicht und es klingt wie die Oberkrainer auf Extacy. Der Versuch geht so: wenn Besuch kommt und die Stimmung heiter wird, dann trifft diese Scheibe die Entscheidung. Entweder die Leute gehen, oder sie tanzen auf dem Tisch.

Ich finde den zappaesken Humor wirklich klasse und habe herzhaft über die stilistische Achterbahnfahrt lachen können. Die Virtuosität ist schier unglaublich.

Vorsicht: nicht für zarte Gemüter!

Viele Grüße,
Ralph

PS: do not try this at home
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