Aktiver Vinyl-Genuss - für die Unverbesserlichen ...

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
llucki
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Beitrag von llucki »

Den Titel 'Turmalin' habe ich jetzt gerade erst gehört. Geil! Habe mal ordentlich aufgedreht und den Titel neu gestartet. Das könnte glatt von 'Der Plan' aus den frühen 80ern stammen. Sowas habe ich damals geliebt. Und inzwischen einiges davon auf Vinyl wiederbeschafft (höre es derzeit aber selten).

Fast schade, dass der wilde Auftakt von 'Turmalin' nur so kurz ist. :wink:

Viele Grüße
Ludger
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo,

was haben wir denn hier? Noch einen singenden Postboten?

Hakon Kornstad - Tenor Battle

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https://www.jpc.de/jpcng/jazz/detail/-/ ... um/8513544

Nun ja, jedenfalls endet die Schlacht nicht als hemmungsloses Gemetzel.

Darum also geht es: Um ein Jazz-Klassik Crossover-Projekt, bei dem ein Jazzinstrumentalist, vorzugsweise Saxophon, zusätzlich die Stimmbänder fliegen lässt. ;) Dabei beschränkt er sich weise auf das lyrische Fach. Denn für das dramatische Fach wird die Stimme kaum tragfähig genug sein. An sich sehr schön bietet sie sich bei mir dar, aber ist hoffentlich noch ausbaufähig, da noch nicht wirklich gefestigt. Daher ist es eine kluge Entscheidung des Interpreten, sie zunächst an einem solchen Projekt zu erproben. Auf einer handfesten Opernbühne ginge er gewiss noch unter.

Ein Flopp also? Nein keineswegs. Die Mischung ist für meinen Geschmack durchaus gelungen. Zudem auch klanglich schön eingefangen im Rainbow-Studio in Oslo (ECM winkt generös herüber).

Insgesamt etwas für empfindsame Naturen, sowohl Wagnerfans als auch Freejazzer werden damit kaum glücklich. ;)

Übrigens sei bewusst die LP empfohlen. Zumindest bei mir klingt sie wieder einmal "runder" als das Qobuz-Streamingangebot, das in meinen Ohren nüchterner, distanzierter wirkt. Nun ja, Anlagenschicksal. Ich trage es mit Fassung. ;)

Gruß

Jochen
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo,

wie war das doch? DGG und Dynamik = zwei Welten begegnen sich? Dann höre man auch einmal diese Aufnahme:

Dvoraks 9. mit Giulini am Pult des Chicago Symphony Orchestra

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Ein Kracher! Wahnsinnsdynamik und ausgelebte ;) Klangfarben. Läuft bei mir als exakt diese Club-Sonderausgabe:

https://www.discogs.com/de/Anton%C3%ADn ... se/1510652

Beim Haupteintrag finden sich viele zusätzliche Angaben zur Produktion:
https://www.discogs.com/de/Anton%C3%ADn ... se/2561357

OK, eine alte Decca wäre vielleicht im unteren Frequenzbereich ausgeprägter, aber ansonsten hält die DGG tapfer mit.

Gruß

Jochen
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Salvador
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Beitrag von Salvador »

Hallo Jochen,

auf diesem Wege wünsche ich Dir noch nachträglich, schöne Weihnachten gehabt zu haben! Und nochmals ein ganz großes Lob für die tollen Plattenrezenzionen! Ich freue mich schon auf einen regen Austausch zum (analogen) Musikhören!

Beste Grüße,
Andi
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Melomane hat geschrieben:Ein Kracher! Wahnsinnsdynamik und ausgelebte ;) Klangfarben. Läuft bei mir als exakt diese Club-Sonderausgabe:
https://www.discogs.com/de/Anton%C3%ADn ... se/1510652
Hallo Jochen,
Giulini spielte mit Tempo- und Dynamikabstufungen, die ich in den späten 1970er Jahren als spektakulär bezeichnet hatte. Es war der Tip eines guten Freundes, und brachte mir Weihnachten 1978 diese Platte Glanz in die kleine WG-Bude.
https://img.discogs.com/652a0d3oBx2Zkzm ... 7.jpeg.jpg
Andere Interpretationen habe ich dagegen stehen gelassen.
In der CD-Era musste ich Tisch und Bett einmal durchsägen, die Platte bieb bei meiner besseren(?) Hälfte. Hatte ich doch gerade nach einer Empfehlung eines britischen Magazins die CD mit Libor Pešek unter Virgin mit Royal Liverpool Philharmonic Orchestra gekauft (invertiert, wie ich später feststellte, das galt wohl für Giulinis Einspielung ebenso). Eine LP-Ausgabe gibt es davon nicht.
Pešek kostet die Grenzen von Tempo und böhmischer Emotionalität für mein Gefühl mindestens genauso intensiv aus, gefiel mir auch besser als die Einspielungen von Neumann. Das bewog mich zu der Annahme, dass die östlichen Komponisten auch besser von Dirigenten gleichen Ursprungs nachempfunden und interpretiert werden können (in Abgrenzung zur Schule deutsch/östereichischer Komponisten).

Lieber Jochen, ich freue mich schon auf deine Beiträge im neuen Jahr, sie sind immer wieder eine schöne Inspiration zur Auseinandersetzung mit neuer und vielleicht schon wieder vergessener Musik, untergegangen in der Flut, die einen täglich überrollt.
Grüße Hans-Martin
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Lieber Andi, lieber Hans-Martin,

ich suhle mich geradezu in eurem Lobe. ;) Und bekunde meinen heißesten Dank!

Zu Dvoraks 9.: Eine meiner absoluten Lieblingseinspielungen ist die mit Karel Ancerl. Die genauen Angaben habe ich gerade nicht zur Hand. Und ich wette, er hat die Symphonie mehrfach eingespielt. Also überlasse ich dem Interessenten das Terrain zur weiteren Erforschung.

Viele Grüße

Jochen
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Marbello
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Beitrag von Marbello »

Ich höre eher selten mal Dvorak aber neugierig gemacht, habe ich mir gestern schnell die Giulini Platte und zum Vergleich die Fricsay mit den Berliner Philharmonikern besorgt.
Mal sehen ob es mir gefällt.
Falls mal bestimmte Klassikplatten gesucht werden, kann ich nur bestens das
Klassikschallplattencafe Horenstein
in Berlin empfehlen <www.horenstein.de>
da werde ich eigentlich immer fündig und das zu sehr günstigen Preisen.

Gruß Fritz
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Melomane hat geschrieben: Zu Dvoraks 9.: Eine meiner absoluten Lieblingseinspielungen ist die mit Karel Ancerl.
Hallo,

und hier haben wir sie:
https://img.discogs.com/F9tm0iqmLM_F_CT ... 6.jpeg.jpg

https://www.discogs.com/Dvorak-Orchestr ... se/2869060

Wenn auch mit anderem Cover als westdeutsche Supraphon Clubausgabe.

Liegt gerade an an den Ohren. Und es ist für mich immer noch die Nr. 1. Zumal für den, der Dvorak hören möchte und nicht nur den CSO-Kracher von oben. ;)

Viele Grüße

Jochen
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llucki
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Beitrag von llucki »

Hier aktiver Vinyl-Genuss mal für andere Sinnesorgane:

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Viele Grüße
Ludger
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo,

​und nun wieder etwas für die Ohren, und zwar ein wenig Hardcore-Klassik. Es geht bekanntlich aber noch weitaus heftiger im Bereich Contemporary. Die hier vorgestellte Produktion ist nun genretypisch nicht gerade eingängig, aber für mein Empfinden durchaus hörenswert und nicht unmelodisch.

Es handelt sich um einen Orchesterliederzyklus von Hans Abrahamsen: let me tell you heißt der Zyklus nach dem gleichnamigen Roman von Paul Griffiths.

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https://www.jpc.de/jpcng/classic/detail ... /8430408​​

Die Barbara Hannigan ist eine Hausnummer in der Szene und hat auch sonst interessante Sachen gemacht.​

Die LP ist klanglich hervorragend. Ärgerlich nur, wenn sich ausgerechnet zum gesungenen hush ein paar Störgeräusche aus der Rille bemerkbar machen. Na ja, auch früher waren solche Werke presskritisch. ;)

In der Summe gibt es für die ca. 32 Minuten (kann man also aushalten ;) ) eine Empfehlung von mir

Gruß

Jochen
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo,

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Werke und Interpreten:
https://www.jpc.de/jpcng/classic/detail ... um/1765807

Und ja, bei mir läuft daraus das 1. Konzert als LP. Kein audiophiles Highlight. Empfohlen deswegen, weil die Interpretation mich zumindest berührt. Kein brillantes Feuerwerk, eher eine intim-persönliche Sichtweise, so als unterhielten sich alte Freunde entspannt des Abends am Kamin. Gefällt sehr.

Was davon Intention, Anlagenbedingungen oder Tagesform des Rezipienten zu verantworten haben, bleibe dahingestellt. ;)

Gruß

Jochen
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Jochen,
ich habe ältere Aufnahmen von Helene Grimaud, deren emotionales Spiel mich zu der Frage bewog, ob Frauen anders spielen als Männer.
OK, es ist ein anderes Genre, wo Oscar Peterson, George Winston, Keith Jarrett, oder Richard Claydermann oder Victor Borge dem Instrument ihren Willen aufzwingen und einen unverkennbaren, wiedererkennbaren Stil haben. Aber einen Artur Rubinstein kann man von Glenn Gould (gibt es auch Aufnahmen ohne seinen Singsang? aber abgesehen davon) oder von Alexis Weissenberg (dessen Bach Transkriptionen bei mir damals ständig auf dem Teller lagen) oder von Alfred Brendel (immer wieder gern bei Beethoven) deutlich unterscheiden.
Aber Helene?
Kann man ihr Spiel so sicher wiedererkennen, wie das das bei anderen männlichen Kollegen möglich ist?
Grüße Hans-Martin

Hinweis, um dem Klischee gerecht zu werden:
Kein audiophiles Highlight
Höchstvermutlich invertiert, wie bei DG üblich.
Ein Flügel ist sehr schwer so aufzunehmen, dass die Aufnahme als authentisch angenommen wird.
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo Hans-Martin,

ehrlich gesagt ist es mir ziemlich egal, ob man HGs Spiel eindeutig identifizieren kann. Kenner können das bestimmt. Und ich erfreue mich einfach nur daran.

Gruß

Jochen
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Ich hätte es anders formulieren sollen: Können Pianistinnen mehr Emotionen wecken als ihre männlichen Kollegen?
Grüße Hans-Martin
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hehe, das wäre dann noch allgemeiner zu beantworten: Jede(r/m) das, was beliebt.

Im Ernst: Ich kenne Menschen, die würden diese deine Frage eindeutig mit Ja beantworten. Leider gleitet eine Diskussion oft sehr schnell ab in rollen- und geschlechterklischeebehaftete Argumentationslinien.

Der Rubinstein kann mich - übertragener Sinn - auch durchaus zum Heulen bewegen. Andere seiner Kollegen eher weniger. Und ich zumindest mag Pianistinnen andererseits auch nicht generell emotionsbefördernde Händchen attestieren. Um wenigstens noch eine auch nicht generell haltbare Aussage loszulassen: Ich habe den Eindruck, dass Pianistinnen weniger dazu neigen, die Pranke des Klaviervirtuosen auf die Klaviatur loszulassen. Das mag dann als der Emotionerzeugung förderlich angesehen werden.

Aber ich schätze, das Thema sollte besser seinen eigenen Thread bekommen.

Gruß

Jochen
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