Hallo Oliver,
zunächst freut es mich, dass dieser alte Thread sich wieder so großer Besucherzahlen erfreuen darf - ist doch die Sensorregelung von Aktivlautsprechern eines der Kernthemen, die zumindest die Kerntruppe hier zusammengebracht hat.
Nun ist der Inhalt in den letzten Beiträgen jedoch etwas vom Thema abgedriftet. Zunächst kam von mir als Anwender der Regelungstechnik im Lautsprecherbau keine Reaktion, weil ich mir ob mancher offener und mancher versteckter Polemik nicht ganz sicher war, ob es Dir wirklich um die Sache geht oder nur darum, andere als weniger vom Herrn Gesegnete dastehen zu lassen. Das will ich nun aber nicht unterstellen. Mit Harald (nihil.sine.causa), einem unserer Moderatoren, hatte ich einen kleinen Austausch per PN. Er hatte sich die Mühe gemacht, Deine Thesen zusammenzufassen. Mit seinem Einverständnis möchte ich sie gerne der Reihe nach diskutieren. Lass uns mit der ersten beginnen:
These 1 (Kolbenförmige Membranbewegung):
O.Mertineit hat geschrieben:Die Regelung wirkt von der Sensorik her nur im Bereich der kolbenförmigen Membranbewegung.
Das ist völlig richtig. Wenn man sich tiefer damit beschäftigt, merkt man jedoch schnell, dass man durch Messungen des Sensorsignals dazu erzogen wird, sich die Membranbewegungen viel genauer anzuschauen, als man das ohne Sensor müsste. Ein Beispiel: Nehmen wir einen 10cm-Mitteltöner. Egal, von welchem Hersteller, wenn man sich die veröffentlichen Frequenzgangschriebe ansieht, könnte man meinen, es gibt für den Bereich bis 2kHz keinerlei Probleme. Kauft man sich dann ein Exemplar und hält ein Mikrofon davor, wundert man sich, warum man selbst bei ca. 1kHz einen Einbruch im Frequenzgang misst und der Hersteller nicht. Erkenntnis: Wenn man nur genügend glättet, kann man auch den Sternenhimmel auf eine Gerade zwingen. Denkt man etwas nach, wird klar, dass der gemessene Einbruch die erste Membranresonanz darstellt, bei der also die kolbenförmige Bewegung verlassen wird. Zwar schwingt das ganze Gebilde über den Umfang betrachtet noch gleichförmig, aber der Rand der Membran, am Übergang zur Sicke, bewegt sich nicht mehr genauso wie das Innere. Die Membran folgt dem Antrieb also nicht mehr kolbenförmig. Man kann sich das schwingende Gebilde nun vorstellen wie eine Tulpe, die sich öffnet und schließt. Der verminderte Membranhub außen wird aber teilweise dadurch kompensiert, dass das Innere dafür etwas mehr Hub macht - der Antrieb trifft auf weniger Widerstand, weil die Membran außen nicht mehr mit will und weniger Strahlungswiderstand darstellt. Der gemessene Frequenzgangeinbruch wird sich also in Grenzen halten, typisch sind 2-3dB, die dann gerne dem Glättungsverfahren zum Fraß vorgeworfen werden. Diesen Frequenzgangeinbruch "sieht" ein Sensor an der Schwingspule jedoch als Überhöhung - innen bewegt sich die Membran ja mehr! Angeschlossen an eine Regelschleife wird der Einbruch also sogar noch verstärkt.
Ist man soweit vorgedrungen, könnte man natürlich die Flinte ins Korn werfen und sagen, ach, das Gewabbel der nicht ideal steifen Membran bringt einen besseren Frequenzgang hervor als meine geregelte Membran, lassen wir's also. Oder man hört unterhalb von 1kHz auf mit dem Übertragungsbereich, den man dem Chassis gibt - kein Zufall, dass die ganz alten B&M dem geregelten Mitteltöner nur bis 880Hz Futter gaben. Oder aber - man steigt soweit ein, das man Gegenmaßnahmen ergreifen kann und die Membran bis zu höheren Frequenzen steif kriegt. Friedrich Müller hat damals in den 80ern deshalb dicke Alumembranen genommen, die er später (als erster!) zu Keramik gebacken hat. Was ziemlich ideal steif ist. Man kann aber auch einer dünneren Alumembran die erste Resonanz aberziehen, indem man beispielsweise außen am Übergang zur Sicke entlang einen Karbonfaden einklebt, der Aufweitung und Zusammenziehen wie bei einer Tulpe einfach unterbindet. Und schon läuft unser Beispiel-Chassis recht gut kolbenförmig bis 2kHz.
O.Mertineit hat geschrieben:Die Regelung kann also den Bereich eines LS "korrigieren", wo es bei Chassis mit handwerklich nach Stand der Technik ausgelegten Antriebssystemen und Membranaufhängungen ohnehin kaum Probleme gibt.
Oh doch, da gibt es so manche Probleme wie zum Beispiel oben. Wie gesagt, so ein Sensor erzieht dazu, genauer hinzuschauen.
These 2 (Beugungserscheinungen):
O.Mertineit hat geschrieben:Regelung ist bezüglich des enstehenden Schalldruckverlaufs prinzipiell machtlos gegen:
- Partialschwingungen der Membran
- Beugungserscheinungen am Gehäuse
- Eigenschwingungen des Gehäuses
- Hohlraumresonanzen des Gehäuses, welche durch Gehäuse und oder Partialschwngungen der Membran
abgestrahlt werden können.
Das ist doch alles klar, hat aber mit dem Thema der Membranregelung herzlich wenig zu tun. Es sind schlicht die Grundregeln im Lautsprecherbau zu beachten. Mit der Sensorregelung versucht man, ein möglichst ideal schwingendes Chassis zu kriegen, was naturgemäß nur in einem begrenzten Frequenzbereich klappt. Wer wird denn so blöd sein, den Aufwand einer Membranregelung zu betreiben, und dann das geregelte Chassis in eine Pappschachtel stecken? Schauen wir uns mal einen von mir konstruierten geregelten Aktivlautsprecher genauer an, die AGM 7.4. Die Chassis sind symmetrisch zum Hochtöner angeordnet - ich nenne das bewusst nicht d'Appolito, weil zu d'Appolito auch eine spezielle Frequenzweichenauslegung gehört. HT und MT sitzen asymmetrisch zur Schallwandmitte und sind nach innen gewinkelt, das minimiert Beugungserscheinungen sehr gut. Das Gehäuse ist aus 40mm MDF und damit recht massiv. Im Inneren des Gehäuses findet sich eine Vielzahl von eigenen Kammern für die verschiedenen Töner, die im Fall der MT so gestaltet sind, dass sich keine parallelen Wände mit stehenden Wellen bilden. Die Elektronik hat eine eigene geschirmte Kammer, und die vier Bässe arbeiten paarweise nach dem Boxerprinzip zur Minimierung des Impulseintrags auf das Gehäuse. Etc., was ich damit sagen will ist: Es wäre töricht, den getriebenen Aufwand beim Chassis und seiner Regelung enden zu lassen.
These 3 (Nichtlinearitäten innerhalb der Sensorik):
O.Mertineit hat geschrieben:Auch die Sensorik selbst hat natürlich ebenfalls in allen Fällen mit Nichtlinearitäten zu kämpfen.
Ja klar. Aber bei vertretbarem Aufwand kriegt man den Sensor besser als den Antrieb. Die von Dir aufgezählten Sensorprinzipien
O.Mertineit hat geschrieben:Eine Regelung mit kapazitiver oder anderweitiger Gegenkopplung bezieht sich auf verschiedene Bewegungsgrößen der Membran, nämlich
- den "Membranhub" (durchschittlicher Membranhub ?), bei kapazitiver Gegenkopplung durch Metallgitter über leitender Membranoberfläche
- den "Schwingspulenhub" bei optoelektronischer Erfassung mittels an der Schwingspule befestigtem "Schattenkeil" (T&A hat oder hatte m.E. so ein System)
- die lokale "Beschleunigung einer Membranzone" z.B. bei Anbringung eines Sensors (piezoelektrisch) u.a. auf der Staubschutzkappe eines Tieftönersftöners (z.B. Phillips "MFB" Motional Feedback)
haben allerdings alle Nachteile, die sie bei tieferer Beschäftigung damit als untauglich entpuppen. Was man eigentlich regeln will, ist die Beschleunigung der Membran, denn sie ist es, die beim Kolbenstrahler proportional zum gewünschten Schalldruck ist. Das Signal der kapazitiven Gegenkopplung wie das all der anderen Verfahren, die die Auslenkung messen, muss also zweimal differenziert werden, um die gewünschte Beschleunigung zuerhalten. Wer das, egal, ob auf analoger oder digitaler Ebene, schon mal gemacht hat, weiß, was ich mit "viel Vergnügen dabei" meine.
Der Piezokristall dagegen liefert tatsächlich eine Beschleunigung. Aber das Signal ist so fehlerbehaftet, dass man damit keine hochwertige Regelung aufbauen kann. Wer schon einmal einen dieser kratzig-spitzig klingenden Piezo-Hochtöner gehört hat, weiß, was ich meine. Es gibt aber inzwischen auch Beschleunigungsmesser in Chipform. Mit diesen habe ich etwas experimentiert - sie haben ein viel zu schlechtes Signal-Rauschverhältnis.
Deshalb hat sich bei den wenigen Herstellern, die eine Membranregelung machen, die Sensorspule durchgesetzt, die das Geschwindigkeitssignal liefert. Sie ist an der Schwingspule befestigt und liefert die Geschwindigkeit der Membran, solange sie sich kolbenförmig bewegt - siehe oben. Eine gute Sensorspule zu fertigen ist aber ein recht hoher Aufwand. Er ist vergleichbar mit der Fertigung eines MC-Tonabnehmers.
O.Mertineit hat geschrieben:Hier stellt sich sicher gelegentlich die Frage "was ist in der Herstellung billiger":
- z.B. ein Magnetsystem mit "Underhung Coil" (ersatzweise die Patentgebühren für eine andere Motortopologie mit vergleichbaren Eigenschaften) oder eine Regelung.
- was kann man publikumswirksamer (je nach Zielgruppe) vermarkten ?
Den Aufwand treibt ganz sicher niemand, um Geld am Chassis zu sparen.
These 4 (Nichtlinearitäten des Chassis):
O.Mertineit hat geschrieben:Regelungen könnte man allerdings verwenden, um nichtlineare Verzerrungen zu dämpfen, wenn ein Chassis bis in den Bereich betrieben werden soll, wo der Hub deutlich nichtlinear wird.
Das gilt nicht nur im Bereich des nichtlinearen Hubs. Zu Beginn dieses Therads habe ich Messungen an meiner guten alten BM20 gezeigt, bei denen geregelte Chassis ungeregelte im
Klirr weit hinter sich lassen, egal, bei welchem Pegel. Gute geregelte Töner kriegt man unter -60dB runter im
Klirr für K2-K5. Damit liegt man im
Klirr in einem Bereich, den man sonst nur von der ansteuernden Elektronik kennt.
These 5 (Strahler nullter Ordung):
O.Mertineit hat geschrieben:Eine Regelung der Ausprägung wie oben beschrieben macht aus einer Membran/Gehäuse Konfiguration keinen "Strahler nullter Ordnung" (ideale Punktschallquelle oder Kugelstrahler), wenn eine Konfiguration im jeweils betrachteten Frequenzbereich dem nicht ohnehin schon nahekommt.
Wie schon oben erwähnt, und da sind wir uns glaube ich völlig einig: Die Grundprinzipien des Lautsprecherbaus werden durch die Membranregelung nicht geändert.
These 6 (Aperiodische Bedämpfung):
O.Mertineit hat geschrieben:Aperiodische Bedämpfung eines (auch eingebauten) LS-Chassis ist sowohl mit- als auch ohne Regelung zu erreichen.
Ja, das stimmt. Man kann die Schwingungsdifferenzialgleichung zweiter Ordnung, die das Masse-Feder-System des eingebauten Lautsprechers darstellt und durch die Thiele-Small-Parameter ausgedrückt werden kann, auf verschiedene Weise versuchen zu beeinflussen. Analoge Vorsteuerung à la Linkwitz, Pfleid oder die Doppelintegrierermethode von mir, digitale Entzerrung (bringt aber erhebliche Latenzzeiten bei FIR mit) oder rein passive intelligente Auslegung. Letzteres kämpft aber immer mit der Quadratur des Kreises, der sich um Frequenzgang (wie weit runter und wie linear?), Gehäusegröße und Ein-/Ausschwingverhalten zieht. Die Membranregelung zieht nicht nur den Frequenzgang bis zur gewünschten Tiefe gerade wie einen Strich, sondern damit einhergehend auch das Ein-/Ausschwingverhalten. Die Größe des Gehäuses ist erst einmal zweitrangig. Verträgt das Chassis genug Leistung, kann man es mit der Regelschleife auch unterhalb der Resonanzfrequenz zwingen, das zu tun, was es soll.
These 7 (Esoterik):
O.Mertineit hat geschrieben:Es ist mir schon häufig und über Jahrzehnte hinweg aufgefallen, daß im Bereich der Regelung von LS-Chassis viele esoterische Argumentationsweisen gedeihen, deren Absurdität der Argumentation einiger "Kabelklang Fetischisten" in keiner Weise nachsteht.
Lass uns sachlich bleiben
.
These 8 (Abstrahlverhalten):
O.Mertineit hat geschrieben:Bei den klanglich sehr hervortretenden Aspekten sind u.a. Rundstrahlverhalten und Diffraktion am Gehäuse zu nennen. Was die Glattheit oder Rauhigkeit von (Freifeld-) Frequenzgängen (in der Feinstruktur) betrifft, die ebenfalls klanglich sehr relevant ist
Siehe oben, hat nichts mit der Regelung zu tun. Das Abstrahlverhalten wird allerdings auch durch die Frequenzweiche verhunzt, wenn man nicht aufpasst, dass die Wege zueinander phasenstarr gekoppelt sind.
These 9 (Impusverhalten):
[Nach allerlei Diagrammen von verschiedenen Abstrahlcharakteristiken]
O.Mertineit hat geschrieben:Wer möchte denn bei dieser Gegenüberstellung des Impulsverhaltens noch über die Einflüsse von aktiver Regelung diskutieren?
Ich gerne, wenn es gewünscht wird. Ich gehe wie viele andere hier einen ganz anderen Weg, den wir hier im Forum aber schon ausgiebig diskutiert haben: Das DBA (Double Bass Array) bzw. VBA (virtuelle Bass Array). Ich sorge also dafür, dass in meinem Raum unter der Schröderfrequenz, die bei ca. 100Hz liegt, sich im Bass nur eine möglichst ebene Welle in Längsrichtung des Raumes bewegt. Das erreicht man durch die verteilte Anordnung mehrerer Tieftöner, mindestens vier braucht man dazu. Kommt die Welle nach Durchlauf zweimal der Raumlänge wieder beim Lautsprecher an, wird das Basssignal um die Schalllaufzeit verzögert und invertiert auf die Bass-Chassis gegeben. Das alles spielt sich nach der Weiche ab, damit die Phasenbezüge stimmen, und unterdrückt Raumresonanzen wirkungsvoll.
These 10 (Erkenntnishorizont):
O.Mertineit hat geschrieben:ch kenne keinen Lautsprecher, der mit den o.g Essentials so makelos dasteht, daß es sich ansatzweise lohnen würde über Regelung überhaupt zu reden.
Komm vorbei!
These 11 (Persönliche Einschätzung):
O.Mertineit hat geschrieben:Für mich ist der Einsatz einer Regelung vom Effekt her nicht viel mehr als die Veränderung der Parameter eines ungeregelten Chassis. Für den Hörer ist es vollkommen gleichgültig, wie ein bestimmtes Aussschwingverhalten zustande kommt.
Die Summe macht's Ergebnis.
These 12 (Manifestation der Regelung):
O.Mertineit hat geschrieben:Die hauptsächliche Manifestationsebene der Regelung ist das Ein-/Ausschwingverhalten von Einzelchassis (bzw. deren Membranen) im Eigenresonanzbereich. Dies kann "gut" oder "schlecht" sein, ganz unabhängig davon, ob ein System ein bestimmtes Einschwingverhalten "geregelt" oder "ungeregelt" erreicht.
Ich versuch's mal mit einem Analogon, das wie immer etwas hinken wird. Nehmen wir an, wir würden beide die Aufgabe gestellt kriegen, oben am Berg eine unbemannte Seifenkiste runterrollen zu lassen und unten durch ein Tor zu treffen. Als Randbedingung gelte, dass der Weg, eine geteerte Straße mit Spurmarkierung, unterwegs nicht verlassen werden darf.
Nun gehen wir also unterschiedlich drauf los. Du entscheidest Dich für die passive Lösung, machst 200 Versuche, in welchem Winkel Du starten musst, und baust noch allerlei Mechanik ein, die bei Neigung der Straße ein passives Gegenlenkverhalten Deiner Seifenkiste hervorruft, damit du die Spur nicht verlässt. Du schaffst es nach langen Nächten des Tüfftelns, zehnmal hintereinander das Tor zu treffen und fühlst Dich gut für den Tag des Wettbewerbs gerüstet.
Ich dagegen baue eine aktive Lenkung ein, versehe meine Kiste mit einem optischen Spurerkennungssystem und mache ebenfalls 200 Versuche, bis ich die Regelung im Griff habe.
Am Tag der Prüfung kommt eine steife Brise auf, Deine Karre fährt in den Graben und meine ins Ziel.
Fragestellung
O.Mertineit hat geschrieben:Eine weitere Frage wäre, ob das Anklemmen eines gewöhnlichen LS-Chassis an einen Verstärker
bei üblicher Spannungssteuerung nicht ebenfalls schon ein "geregeltes System" herstellt
Schon, aber wir wollen doch die Membranbeschleunigung regeln. Die induzierte Spannung ist proportional zur Geschwindigkeit.
Beweislastumkehr 1:
O.Mertineit hat geschrieben:Wer behauptet, daß eine "aktive Regelung" durch eine unabhängig von der Schwingspule eines Chassis zu erfassende Regelgröße (Membranhub, -geschwindigkeit, -beschleunigung, ...) einen signifikanten Vorteil gegenüber anderen bekannten Maßnahmen (z.B. Auslegung des Antriebs, Anpassen des Dämpungsfaktors) bereitstellt, der sollte unabhängige Messungen hierzu vorlegen, die das Behauptete belegen.
Abgesehen davon, dass der Thread schon etwas älter ist und Messungen hier schon diskutiert wurden: Ich poltere doch auch nicht in ein Forum von sagen wir Langstreckenläufern und sage, Ihr Deppen, wisst ihr nicht, wie ungesund das ist? Rhythmische Sportgymnastik ist viel besser! Beweist mir, dass Laufen gut ist!
These 13 (Absenkung der unteren Grenzfrequenz):
O.Mertineit hat geschrieben:eine Absenkung der unteren Grenzfrequenz ist durch simple aktive Entzerrung zu bewerkstelligen:
Dazu benötigt man "aktive Regelung" wirklich nicht.
Wie oben schon erwähnt, geht das analog wie digital. Die Regelung macht das eben ganz nebenbei.
Beweislastumkehr 2:
O.Mertineit hat geschrieben:Und hier ist mein Standpunkt: Nein. Liefert bitte Beweise, wenn ihr andere überzeugen wollt.
Wir wollen Dich nicht überzeugen.
These 14 (Rolloff):
O.Mertineit hat geschrieben:Heute verfügt auch jeder ernstzunehemende aktive Studiomonitor über feinfühlige Anpassungsmöglichkeiten insbesondere des Rolloff- Verhaltens im Tiefton zur Anpassung an Raum und Aufstellungssituation.
Mit den groben Reglern kann man bestenfalls ein bisschen am Klang rumparfümieren. Resonanzstellen kann man damit nicht gezielt angehen. Oder man kann halt das Kind mit dem Bade ausschütten und den Bass ganz weglassen, wenn's dröhnt.
Ergänzungen zu These 11 (persönliche Einschätzung):
O.Mertineit hat geschrieben:Ich habe schon viele "aktiv geregelte" LS gehört und keine spezifischen Vorteile dieser Gruppe gegenüberv anderen "Design Paradigmen" feststellen können: Es waren für mich persönlich positivere aber auch sehr negative Beispiele z.B. hinsichtlich Tonalität und Neigung zu Verfärbungen dabei.
Welche Lautsprecher waren das? Lautsprecherhersteller, die nicht nur im Bass regeln, kann man nämlich an einer Hand abzählen.
These 15 (Divergenz von Parametern):
freezebox hat geschrieben:Was für mich jedoch den Vorteil einer Regelenung ausmacht ist das quasi TSP (und damit Lautstärke-) unabhängige Ein- und Ausschwingverhalten. Wer schon einmal die TSP eines Tieftöners bei Kleinsignalen und bei höheren Pegeln verglichen hat, erkennt hier teilweise recht große Unterschiede.
O.Mertineit hat geschrieben:hier sprichst du m.E. einen Punkt an, der mit Regelung tatsächlich sinnvoll angegangen werden kann.
Allerdings kenne ich aus eigenen Messungen sehr unterschiedliche Beispiele zur Divergenz von Paramern zw. Kleinsignal- und Großsignalverhalten.
Bei vielen im HiFi Bereich eingesetzten (guten) Chassis ist diese Parameterdrift überhaupt kein Problem, wenn ich von Tieftönern und Mitteltönern in traditioneller Nawi- bzw. Konusform mit Sicke und Zentrierspinne zur Bereitstellung der Rückstellkraft spreche. Aber es sind z.B. nicht alle Sickenformen und Materialien gleich gut in dieser Hinsicht.
Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass ein gutes geregeltes Chassis sich bis zu einer Frequenz, bei der die Membran ihr Eigenleben entwickelt und bis zu einem Hub, der einigermaßen linear vom Antrieb gestellt werden kann, ziemlich ideal benehmen wird. Der Rest des Lautsprecherbaus ist business as usual. Vielleicht davon abgesehen, dass das Volumen für den Bass nicht so kritisch ist.
These 16 (Form der Sicke):
O.Mertineit hat geschrieben:Auch bei Hochtönern bestehen sehr große Unterschiede in Material uns Formgebung der Sicke. Ich habe früher u.a. viel mit den Focal Hochtönern der T120 Serie gearbeitet, die eine flache relativ breite Sicke aus Schaumgummi aufweisen, die an die eigentliche Kevlar (Invers-) Kalotte angeklebt ist.
Diese Konstuktion verhielt sich z.B. diesbezüglich sehr anständig. Von der Tendenz her ist die "Billiglösung", die Sicke einfach aus dem gleichen Material wie die Membran zu machen und bloß "ein paar Falten einzuprägen", m.E. keine gute Lösung. Es braucht eine deutlich ausgeformte Sicke, aus einem geeigneten geschmeidigen Material, dann klappt es bei einem Hochtöner auch mit dem Kleinsignalverhalten, das habe ich immer wieder beobachtet.
Kalotten haben für meinen Geschmack ganz prinzipiell den Nachteil, dass sie ungerichtet in die vordere Halbkugel strahlen, wenn man Beugungs- und Bündelungseffekte für diese Betrachtung mal außer Betracht lässt. Das ist in meinem Fall völlig ungeeignet, denn es bricht mit dem bis zum Ende der MT-Arbeitsfrequenz gebildeten Zeilenstrahler, der sich durch die Anordnung aus mehreren Chassis bildet. Deshalb kommt für mich im HT-Bereich nur ebenfalls ein Zeilenstrahler in Frage - die besten Erfahrungen habe ich mit AMTs. Sie sind, abgesehen von der Abstrahlcharakteristik, Kalotten auch im Impulsverhalten überlegen.
These 17 (Bassreflex):
O.Mertineit hat geschrieben:Mit die beste Maßnahme - und ich weiß jetzt wird es gleich hageln - zur Verbesserung der Linearität ist die Reduktion des Membranhubs. Das geht bei gegebener Membranfläche am besten mit einer vernünftigen Bassreflex Abstimmung und ist besonders vom Regal- bis zum mittleren Standlautsprecher m.E. das Mittel der Wahl.
Bevor ich mir so ein röchelndes Loch in die Lautsprecher bohre, nehme ich lieber ein paar Chassis mehr.
Thema Push/Pull Betrieb
dietert hat geschrieben:Ebenso wäre ich interessiert, wenn jemand ein fertiges Gerät weiß, welches ohne Regelung die Asymmetrie im Motor eines Subs korrigiert. Mit Asymmetrie meine ich hier den Unterschied zwischen Einziehen und Ausdrücken der Antriebsspule, messbar als D2.
O.Mertineit hat geschrieben:Bei dieser konkreten Ursache von Verzerrungen (Asymmetrien durch Antrieb und Aufhängung bedingt) habe ich durch Push/Pull Betrieb zweier (oder mehrerer) Woofer gute Erfahrung gemacht. Daher setze ich diese Betriebsart auch in einigen meiner Dipol Subwoofer gezielt ein: Leichte Asymmetrien kompensieren sich so auf natürliche Weise.
Push/Pull Betrieb ist auf so ziemliche jede Gehäusekonfiguration anwendbar, wenn man das möchte.
Das ist ein bisschen OT, Push/Pull braucht man bei einer geregelten Anordnung nicht.
These 18 (Hubverdopplung)
dietert hat geschrieben:Wenn ich aus demselben Lautsprecher mit einem Regler mehr machen kann, dann ist das eine angemessene Lösung. Und zwar schon seit etwa 30 Jahren, viele Patente in diesem Bereich sind ja schon abgelaufen. Kann nur allen Protagonisten hier empfehlen, endlich mal diese Patente zu lesen, bevor sie sich in der Öffentlichkeit zu dem Thema äußern. Man kann nicht immer wieder an derselben Stelle kapitulieren.
O.Mertineit hat geschrieben:Bis jetzt beruht Dein Standpunkt auf der unbewiesenen Pauschalaussage, mittels Regelung lasse sich der "nutzbare Hub" eines Chassis (immer) verdoppeln und damit die Ausgangsleistung vervierfachen.
Denn nur unter bestimmten Voraussetzungen kann diese "wundersame Hubverdopplung" gelingen: Das (ungeregelte) Ausgangschassis muß schlecht genug sein, um es einfach zu formulieren. Es ist auch klar, daß bei Deiner Herangehensweise jegliche Pufferzone zwischen "bevorzugtem Betriebsbereich" und "Zerstörungsgrenze" immer dünner wird.
Man kann das "weiche" Erreichen einer Hub- Begrenzung auch als natürliches "Soft Clipping" verstehen, als einen Betriebsbereich aus dem man sich heraushält, der aber noch keine Schäden verursacht.
"Kratzt" man hier mit einer Regelung das Letzte heraus, so daß das Chassis bis kurz vor dem Anschlagen der Schwingspule oder strukturellen Veränderungen z.B. an Sicke und Membran noch "fast normal" klingt, könnte man das auch einfach als "schlechte Auslegung" betrachten: Die Haltbarkeit leidet. Für ein Gerät zum Musikgenuss ist das "Fahren auf Verschleiß" absolut nicht angebracht.
Ach darum geht's doch gar nicht. Wenn ich mal ausrechne, welches Verschiebevolumen meine Frontlautsprecher im Bass können und welcher Schalldruck daraus bei 16Hz (!) resultiert, komme ich auf 116dB. Damit werde ich mir doch nicht Gehör und Verdauungsorgane ruinieren, indem ich die Membranen an den Anschlag fahre.
These 19 (Schröderfrequenz)
O.Mertineit hat geschrieben:Bei Frequenzen unterhalb der Schröderfrequenz üblicher Wohnräume (oft um 120Hz), ist das Impulsverhalten am Hörplatz hauptsächlich von
- Geometrie und Bedämpfung des Raums
- Positionierung und Anzahl der Schallquellen (und des Hörplatzes)
- Abstrahlcharakteristik der Schallquellen (z.B. Monopol/Dipol/Kardioid)
abhängig.
Das Impulsverhalten der Schallquellen selbst hat natürlich immer noch einen Einfluss - besonders im Nahfeld - jedoch sind die aus den vorgenannten Parametern resultierenden Resonanzgüten wesentlich hoher - mithin die daraus resultierenden Einschwingvorgänge wesentlich ausgeprägter - als dies bei den vergleichsweise geringen Güten typischer LS der Fall ist ( ...selbst wenn z.B. die Güte einer geschlossenen Box mal Qt=1 erreichen oder leicht übersteigen sollte, liegt hier das Problem eher in einem überhöhten Frequenzgang als im Einschwingverhalten selbst, welches vom Raum weitestgehend dominiert wird.)
Wieder einmal sind wir uns einig - der Hörraum ist nicht zu unterschätzen. Habe ich einen guten Hörraum, werde ich aber ganz sicher nicht schlechte Lautsprecher reinstellen wollen. Wie oben schon erwähnt, gibt es viel intelligentere Methoden (DBA, VBA), die Raumresonanzen zu behandeln, als sich das Zimmer mit Resonatoren vollzustellen.
Auf Deine Anmerkungen zu PA-Chassis gehe ich nun bewusst nicht ein, denn das gehört hier nicht in den Thread.
Vielleicht wird nun für Dich etwas klarer, dass Entwickler, die eine Membranregelung verwenden, nicht deshalb zwangsläufig den Rest der Physik über Bord werfen.
Viele Grüße
Gert